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Mit dem Rad Richtung Osten

Mit dem Rad Richtung Osten

Mit dem Rad Richtung Osten

Ich hatte mir im April vorgenommen, auf dem Elberadweg durch Prag zur Elbquelle zu fahren, von dort aus nach Polen überzusetzen. Da hab ich mir ganz schön viel vorgenommen für eine Woche, und siehe da, ich habe es auch nicht geschafft. Bessere Vorplanung hätte hier viel geholfen, eine schöne Zeit hatte ich trotzdem.

Warum Tschechien

Tschechien war meine Wahl, weil es sprichwörtlich naheliegt. Ich wollte In Richtung Gebirge fahren, weil ich bisher nur im Flachland mit dem Fahrrad unterwegs war. Außerdem krabbelte das Thermometer zu der Jahreszeit in Tschechien manchmal noch zur 0°C Marke runter, bei den Temperaturen bin ich noch nie gereist und war neugierig.

Das Preisschild klebt heut noch an der Tasse. Superkleber!Fasanengekrächze und MorgentauRuntergekommen und schön, nicht zu betreten, aber... äh schön!

Was Sie schon immer über diese TOUR wissen wollten…

Deutschland
Ich bin in Leipzig Richtung Torgau gefahren, um dort auf den Elberadweg zu stoßen. Schon In Torgau fiel mir wieder ein, was ich schon in vorhergehenden Touren festgestellt habe: Ich mag Radwege eigentlich gar nicht. Da ich aber keine Karte von Deutschland dabei hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als den weißen Schildchen hinterherzutrotteln. Nach der ersten Übernachtung hinter einem Hochwasserdamm ging’s weiter Richtung Sächsische Schweiz, ich wütete durch Altkötzschenbroda, düste noch fix durch Dresden, ignorierte die Radfahrerkirche und kam in der Dämmerung in Bad Schandau an.
Plan war, eine Boofe zum schlafen zu finden. Das war ziemlich naiv, wie sich herausstellte. Die Touristeninfo war am Sonntag geschlossen. Entgegen irgendwelcher Sachen, die ich im Internet gelesen hab, sind die Boofen auch nicht einfach irgendwo ausgeschrieben. Es regnete in Strömen, wackere Wandersleute, mit Rat und Tat waren weit und breit nicht zu finden. Hotels und Campingplätze gibt’s genug, allerdings bin ich in Erwartung einer Lohnzahlung, die während der gesamten Reise nicht eintraf, losgefahren. Da stand ich nun da, mit 8€ in der Tasche, nüscht auf dem Konto und der falschen Pin meiner Visacard. Wild campen wollte ich mir verkneifen, die allgegenwärtigen Verbotsschildchen wirkten recht imponierend. Ich bin dann klitschnass in die Rezeption des nächsten Campingplatzes gefitschelt, der keine Visacard akzeptierte (absolut zu Recht, wie ich zugeben muss). Äußerst zuvorkommender Weise, und möglicherweise, weil ich der erste Camper des Jahres war, gab er mir Zelt-Asyl für eine Nacht.
Vielen Dank hierfür an „Ferdinands Homestay“, der mir wirklich aus der Patsche geholfen hat! Über Nacht hab ich übrigens versucht, meine leicht Klamme Hose im Schlafsack zu trocknen. Entgegen Rainer Höh und vielen anderen Spezialisten hat es bei mir nicht funktioniert.

Geduldigstes Fotomodel in ganz Bad Schandau.Ich suche es auf jeder Reise: das Windows-Hintergrundbildein ausgeschriebener tschechischer Radweg

Tschechien
Man hätte umdrehen können, aber ich bin davon ausgegangen, dass ich jederzeit auf Visacard ein Zugticket lösen kann und habe gehofft, in Tschechien Supermärkte zu finden, die meine „Ich kann auch ohne Geld einkaufen“-Karte wertschätzen. So gesehen kann ja nichts schiefgehen. Hinter Decin hab ich den Elberadweg nicht mehr zu bewusst verfolgt.
Bis Litomerice, einer beklemmenden Strecke mit vielen verlassenen Wehranlagen aus dem 2.Weltkrieg, bin ich nicht so recht davon losgekommen. Danach ist aber endgültig der Kompass mein bester Freund geworden und es ging wild Richtung Prag. In Melnik musste ich Benzin für meinen Kocher auftreiben. Obwohl meine mittlerweile schon abgegriffe Karte als akzeptiertes Zahlungsmittel an der Tanke ausgeschrieben war, wurde Sie an der Kasse (wo ich vorher noch mal vorsichtshalber nachgefragt habe) nicht angenommen.
Möglicherweise nahm man mir meine Nationalität etwas krumm, vielleicht gab es auch andere Gründe. Mir ist es irgendwie peinlich in fremden Ländern die Leute in meiner Heimatsprache anzusprechen, aber an besagter Tanke blieb mir nichts anderes übrig. Ich habe zwar immer versucht, mich in Englisch zu verständigen, man wird jedoch auf Deutsch oft besser verstanden. Vielleicht bilde ich mir ein angestrengtes Verhältnis der Tschechen zu den Deutschen auch nur ein, aber naja…. so ein Gefühl bleibt.
Viel Kontakt hatte ich ehrlich gesagt auch gar nicht. Auf einem Campingplatz konnte ich dann mein letztes Geld (2,40€) in Kronen umtauschen und war so in der Lage, meinen halben Liter Benzin bar zu bezahlen. Von Melnik aus ging es querfeldein Richtung Riesengebirge. Den ursprünglichen Plan, in Prag das Kunstmuseum zu besuchen, fiel der Zahlungsmoral meines Chefs zum Opfer. Ich schlug mich durch bis zu einem Ort names Semily. Hier wurde klar, dass es nicht weitergeht. Noch immer ohne Geld hatte ich keine Möglichkeit im Naturschutzgebiet Riesengebirge legal zu campen, die Überquerung wäre demzufolge eine ziemlich heiße Nummer geworden. Im Westen sah ich ein Gebirge, dass vielleicht tatsächlich aufziehende Wolken waren, und meine Landkarte schrieb in der Richtung einen großen Flecken Nichts mit dem Namen „Ralska Pahorkatina“ aus, da ging es dann hin.
Vor Mnichovo Hradiste hatte ich die Wahl zwischen Schnellstraße und ausgeschriebenem Fahrradweg. Ich hätte die Schnellstraße nehmen sollen. Tschechische Radwege sind scheinbar oft als Mountainbike-Routen gemeint. Da möchte man sich vorher genau informieren, wer mit viel Gepäck (und wie ich mit Rennradmänteln) unterwegs ist, sollte sich das Ausprobieren ersparen.
Ralska Pahorkatina entpuppte sich übrigens als herrlicher Mischwald, hier wird es mich sicherlich noch mal zum Wandern hin verschlagen. Zurück ging es dann über Altenberg, in Pirna stieß ich wieder auf den Elberadweg und in Riesa leistete ich mir gar ein Zugticket.
Mit den Temperaturen hatte ich übrigens keine Probleme, eigentlich war es ein herrliches Wetter um unterwegs zu sein. Eine einfache Evazotematte (die dünne von Trangoworld) hat mir ausgereicht. Beim Zelten hätte ich nachts auf bessere Belüftung achten müssen. In einer Nacht, in der mir das Wasser anfror, sammelte das Innenzelt soviel Feuchtigkeit durch Kondensat, dass ich es früh nass einpacken musste. Beim abendlichen Aufbau (und den gesamten Rest der Reise) roch es dann zart nach Büffel. Erfahrungen halt.

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