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Wärmendes für Hände und Füße für Hundeschlittentouren im hohen Norden

Wärmendes für Hände und Füße für Hundeschlittentouren im hohen Norden

Neulich im tapir gab es mal wieder die Anfrage nach der perfekten Ausrüstung für eine Hundeschlittentour in Lappland. Dabei ging es vor allem um das Schuhwerk und den Wärmeschutz für die Hände. Beim Fachsimpeln kamen Erinnerungen auf an die Hundeschlittentour im vergangenen Winter in Schweden, an der drei tapire auf Einladung von Hilleberg und Bach teilnehmen konnten. Alle drei haben dabei so ihre eigenen Erfahrungen im Hinblick auf Ausrüstung und Bekleidung machen können, denn im Gegensatz zu vielen angebotenen, geführten Hundeschlittentouren schliefen sie bei ihrer Tour im Zelt – ohne wärmendes Hüttenfeuer, an dem Schuhe und Kleidung nachts aufgetaut und getrocknet werden könnten. Um dem derzeitigen Schneemangelfrust etwas entgegenzusetzen, haben wir mal wieder in unserem Schwedenalbum geblättert.

Auch wenn es bei uns hier in Deutschland nicht wirklich weiß werden will, behauptet zumindest der Kalender, es sei Winter. Ab kommenden Montag werden auch die Tage schon wieder länger – Wintersonnenwende. Wenn der Schnee nicht zu uns kommt, dann zieht es die Schneehungrigen in die Alpen oder bis nach Skandinavien. In den Norden lockt einige auch das Abenteuer Hundeschlittentour, die wohl ursprünglichste Art, den Norden im Winter zu durchqueren. Es ist ein intensives Erlebnis, in der Natur mit Huskies unterwegs zu sein, sich ihnen anzuvertrauen und gemeinsam mit ihnen durch oder auch über den Schnee zu gleiten.

Nach dem morgendlichen Aufbruchlärm, einem Spektakel, das ohrenbetäubende Ausmaße annehmen kann, ist es still auf Tour. Nur das Hecheln der Hunde, die mit einer unglaublichen Lauffreude den Schlitten über den unberührten Schneeteppich fliegen lassen, und die Kufen, die sich in den Schnee hineinarbeiten, sind zu hören. Die anfängliche Anspannung löst sich schnell beim Gleiten, fällt ab und man genießt das unendliche Weiß einfach nur noch. Die Huskies begeistern, ihre Leistung bleibt in Erinnerung.

Auch wenn es auf den Bildern von Hundeschlittentouren so aussieht, als ob man sich die ganze Zeit sich auf den Schlitten sitzend oder stehend nur von den Hunden ziehen lassen würde: Es gehört eine ganze Menge Arbeit dazu! Morgens und Abends die Hunde versorgen, die Schlitten in Position bringen und die Hunde anschirren. Und weil die Hunde unbedingt loslaufen wollen, zerren sie permanent am Geschirr, springen auf und ab, sodass man beim ersten Mal echt Mühe hat, den Schneeanker kontrolliert zu liften statt ihn einfach hochzureißen, und die Sicherheitsleine zu lösen. Dann auch noch alles ordentlich während der Fahrt im Schlitten verstauen. Adrenalin pur!

Ist man erst einmal ins Gleiten gekommen, ist es schlagartig ruhig geworden, folgen die Hunde dem führenden Musher und seinem Schlitten, dann geht es vorrangig darum, die Balance auf den Schlitten zu halten, zu bremsen, wenn es zu schnell wird oder auch schon mal den Schlitten mit anzuschieben, wenn der Schnee zu tief wird.

Wer es einmal gemacht hat, weiß, dass es definitiv schweißtreibend sein kann, neben dem Schlitten herzulaufen. Am Zwiebelprinzip bei der Bekleidung kommt man nicht vorbei, das gilt auch für Hände und Füße. Viele greifen auf Skikleidung und Thermounterwäsche zurück, zumeist aus Merinowolle, wegen des Schnuffelfaktors. Doch was ist mit den Füßen, welche Anforderungen sollten die Schuhe erfüllen? Und was ist mit den Händen? Man muss tagsüber viel hantieren, hat dabei auch Eisen und Aluminium in der Hand, was in der Kälte nicht so häufig mit nicht angepasster Haut in Berührung kommen sollte. Fragen wir doch mal die drei, wie sie das Zwiebelprinzip bei den Händen gelöst haben und wie sie ihre Füße warmhalten konnten.

Meine Hände zierten auf der Tour die Ortovox Naturtec Merino Gloves Tour. Diese Handschuhe haben sich durch diverse Eigenschaften qualifiziert: Zum einen bieten sie an den Hand- und Fingerinnenflächen robustes, aber zugleich geschmeidiges Ziegenleder. Selbst scharfkantige Schlittenkufen konnten diesem nichts anhaben und auch die Haptik wurde kaum eingeschränkt. Der Rest des Handschuhs besteht aus der Materialkombination von 63% Merinowolle und 37% Polyester. Der Woll-Anteil wird dabei zum Großteil auf den Innenseiten verarbeitet, wodurch optimale Isolation garantiert ist. Das softshellänliche Außenmaterial punktet schließlich mit seiner relativen Winddichtigkeit und – vor allem – durch seine hohe Feuchtigkeitstransportgeschwindigkeit. Gerade letzterer Punkt ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung, da Handschuhe im Schnee sehr schnell nass sind und es kaum etwas Schlimmeres gibt, als am frühen Morgen in nasse Handschuhe schlüpfen zu müssen. Ein wichtiger Zusatz: bei – 16 °C und viel Gegenwind (Schlittenhunde legen ordentlich los) ist ein Liner-Handschuh zwingend erforderlich, da die Naturtec Merino Gloves Tour einfach keine dick gefütterten Expeditions-Handschuhe sind. Aber in Kombination mit dem RealFleece Glove Liner von Icebreaker sind auch 2-stellige Minusgrade kein Problem.

Bezüglich der Schuhe kann ich lediglich ein Ausschluss-Kriterium liefern: Auch mit dicken Socken und guter Stoffwechsel-Konstitution sollten Träger ungefütterter Wanderschuhe auf Wintertouren eine hohe Leidensfähigkeit an den Tag legen können. Meine Meindl Lhasa Wanderschuhe sind feste Trekking-Stiefel für den alpinen Einsatz, aber bei eisigen Temperaturen können auch 600er-Wollsocken oder mehrere einfache Wollsocken die Eisfüße beim abendlichen Warten auf’s kochende Wasser in keiner Weise verhindern! Am frühen morgen hat man dann sowieso den Eisklotz am Fuß gebucht, da es sich aus Gründen des Schlafkomforts meiner Meinung nach einfach verbietet, diese Permafrost-Batzen zum Kuscheln mit in den Schlafsack zu holen.

Ist man im winterlichen skandinavischen Fjell mehrere Tage mit dem Hundeschlitten unterwegs, sind warme Hände natürlich existentiell wichtig. Ich bin für die Hundeschlittentour mit einer Kombination aus einem dickeren Powerstretch-Fingerhandschuh (Heavyweight Glove von BD) und einem mit Primaloft gefütterten, wasserdichten Fäustling (ebenfalls Black Diamond) sehr gut zurechtgekommen.

Den Powerstretch-Handschuh nutzte ich unterwegs immer bei Arbeiten, die Fingerfertigkeit benötigten, wie etwa bei dem Anspannen der Hunde, den Vorbereitungen des Schlittens, dem Zeltaufbau oder dem Fotografieren der beeindruckenden Landschaft. (Vor allem das Entwirren der Hunde nach einem Missgeschick oder beim Start macht sich mit Fäustlingen dann doch nicht so gut.) Dank des gut anliegenden Stretchfleeces nutzte ich den Heavyweight Glove auch als Unterziehhandschuh in meinem Fäustling.

Den Fäustling trug ich immer während der Fahrt auf dem Schlitten. Ohne ihn wären meine Hände in dem eisigen Fahrtwind wohl blitzschnell erfroren. Doch dank wasserdichter Membran konnte auch kein Wind eindringen und die Finger blieben dank Isolierung mit Primaloft schön warm. Wenn dann doch eine Situation die Freiheit all meiner Finger erforderte, zog ich einfach schnell die Fäustlinge von den Händen und war darunter immer noch durch meine Fingerhandschuhe geschützt.

Die Kombination aus gefüttertem Fäustling und Innenhandschuh kann ich für wirklich kalte Temperaturen sehr empfehlen, da ein Fausthandschuh durch die geringere Anzahl der Nähte deutlich weniger Kältebrücken im Vergleich zum Fingerhandschuh aufweist und so optimal isolieren kann.

Mit meiner Schuhwahl für die Tour hatte ich allerdings weniger Glück. Da ich keine wirklichen Winterschuhe besitze und mir keine extra anschaffen wollte, griff ich kurzerhand zu meinen Alpinschuhen der Kategorie D (Hanwag Eclipse GTX), die ja auch eine gewisse Isolierung besitzen. Für den schwedischen Winter waren Sie jedoch trotzdem nicht geeignet… Ich hatte zwar zum Glück nie komplett durchgefrorene Füße, meine Zehen waren aber auch nie wirklich auf Betriebstemperatur. Da habe ich mich schon teilweise wirklich auf die Stellen gefreut, wo ich, wegen zu steilen Geländes, als Schlittenführer absteigen und zur Entlastung der Hunde den Schlitten mit anschieben musste. Danach waren dann nämlich auch die Zehen für eine gewisse Zeit warm 😉
(Für die nächste Schlittenhunde-Tour werde ich dann wohl um richtig warme Schuhe nicht herumkommen.)

Die anderen beiden Frauen in der Gruppe hatten ein Gespann mit vier Hunden, ich wurde von 5 Hunden durch das Fjell gezogen. Damit hieß es für mich, öfter die Bremse zu betätigen und das Gleichgewicht auf den Kufen stehend zu halten. Nur an zwei Stellen musste ich mein Gespann unterstützen und hinter dem Schlitten herlaufen – und bin dabei gut in den Schnee eingesunken (Gamaschen oder Softshellhosen mit innenliegender Gamasche sind ein must-have auf Tour). Mein Nauders GTX hat sich bei den Temperaturen wärmetechnisch absolut bewährt, 400er-Wollsocken waren vollkommen ausreichend, auch beim abendlichen gemeinsamen Essen und Trinken im Gruppenzelt. Meine Schuhe durften mit in den Schlafsack. Für längere Touren würde ich aber auf einen Winterboot mit herausnehmbarem Innenschuh zurückgreifen, da das Leder des Schuhes immer steifer wurde. Wer mehr dazu wissen will, kann hier noch mal den Testbericht dazu nachlesen.

Ich hatte drei Paar Handschuhe mit, da ich zu Beginn der Skandinavientour keine wirkliche Vorstellung davon hatte, wie das mit dem Fahrtwind und der Feuchtigkeit bei der Huskytour sein würde. Als Unterzieher leistete ein Powerstretch-Handschuh von Black Diamond extrem gute Dienste. Wann immer ich etwas zu hantieren hatte – vom Zeltaufbau, über das Anspannen und die Versorgung der Hunde bis hin zum Fotografieren -, er hielt meine Finger warm dabei. Beim Fahren selbst wärmte ich meine Hände in der Sonne in der Mittagszeit ebenfalls nur mit dem Powerstretch-Handschuh (Heavyweight Glove von Black Diamond). War die Sonne weg oder wurde es kühler, dann trug ich einen Swisswool-Fäustling von Ortovox (ähnlich dem Mitten Freeride, allerdings in einer  Varinate ohne separaten Innenhandschuh). Mein Fäustling ist groß genug, dass ich ihn auch mit den Unterziehhandschuhen hätte nutzen können. Die Swisswoolfüllung (150 g/m2) ist einfach nur genial warm. Der Wetterschutz kommt von der Dermizax EV-Membran und das Ziegenleder auf der Innenseite bietet genau den Grip, den ich mir von so einem Handschuh wünsche. Zudem bleibt der Ortovox-Handschuh durch das Ziegenleder und auch die Dermizax-Membran auch bei großer Kälte geschmeidig. Meinen ganz dicken, wasserdichten und gefütterten Überhandschuh habe ich auf dieser Tour im Rucksack gelassen und durch die Gegend getragen beziehungsweise gefahren.

– Dünne Fingerhandschuhe, die vor Kälte schützen sollen, wenn man die darübergetragenen Fausthandschuhe für bestimmte Arbeiten abnehmen muss.

– Fingerhandschuhe aus Merinowolle sind nicht ganz so robust, wenn es an’s Hantieren geht. Wer aber mit seinen Überziehhandschuhen einen guten Grip hat, kann – wie Gabriel – sein Zwiebelsystem auch damit beginnen.

– Fäustlinge, groß genug damit sie über Unterzieher getragen werden können: aus wasserabweisendem, robusterem Material

– Winterschuhe: Nicht zu klein kaufen, damit auch beim Tragen von zwei Paar Socken die Durchblutung der Zehen nicht beeinträchtig wird!

– Winterboots mit herausnehmbarem Innenschuh (kann auch als Hüttenschuh genutzt werden) lassen sich am Abend leichter trocknen, man sollte in ihnen aber auch gut und lange gehen können

Und für alle, die es wie uns in den Schnee zieht, hier noch ein paar Impressionen aus unserem Bilderalbum:

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