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Den Experten über die Schulter geschaut: Outdoor-Lernreise nach Irland / Teil 2 – Bei Bach in Kilkenny

Den Experten über die Schulter geschaut: Outdoor-Lernreise nach Irland / Teil 2 - Bei Bach in Kilkenny

Carsten und Anne waren im Mai auf Outdoor-Lernreise in Irland. Gleich zu Beginn besuchten wir den Fertigungsstandort von Bach in Kilkenny. Dabei sollte es vor allem darum gehen, durch eigenes Ausprobieren nachzuvollziehen, wie viel Know-how und Handwerk in einem Rucksack steckt – ein spannendes Erlebnis vor allem für uns Näh-Novizen!

Fährt man durch das Hebron-Industriegebiet in Kilkenny – vor allem an einem Sonntagmorgen -, erscheint es schwer vorstellbar, dass dort die Rucksäcke gefertigt werden, die wir im tapir schon seit Jahren, ach was!, seit Jahrzehnten sehr wertschätzen. Die graue Werkshalle fügte sich ins Grau der Umgebung, nur ein unscheinbares Schild gab Auskunft über den Bestimmungsort. Understatement können sie! 😉
Empfangen wurden wir von 3 Bach-Mitarbeiterinnen, Bridget, Catrina und Nelly, sowie von Tony, der auch schon unzählige Jahre zum Team gehört, ja, quasi Inventar ist.

In Kilkenny werden nicht sämtliche Bach-Rucksäcke produziert, sondern nur ausgewählte Serien oder Einzelanfertigungen. Im nächsten Jahr wird das beispielsweise der Slim Mac sein, an dem dann auch das schöne „Made in Ireland“-Fähnchen prangt. Weiterhin können die insgesamt 6 Mitarbeiter_innen vor Ort schnell auf Anfragen reagieren. Benötigt beispielsweise ein Store in Europa binnen kürzester Zeit 50 Specialists, werden diese nicht erst am anderen Standort in Vietnam gefertigt und dann verschifft, sondern eben gleich in Irland – und das rasend schnell, denn das Team vor Ort ist einfach großartig und engagiert, wie wir später noch erfahren sollten. Der Produktionsstandard ist das natürlich nicht, denn die meisten Modelle werden im langjährigen Vertragswerk in Ho-Chi-Minh-Stadt hergestellt. Die Zusammenarbeit besteht seit über 20 Jahren. Einige Rucksackvarianten, vor allem aus dem Lifestyle-Segment, werden dann auch gleich von dort aus und ohne Umwege nach ganz Asien ausgeliefert – ein Markt, der auch für Bach zunehmend wichtig wird. Die komplette Europalogistik wird jedoch in Kilkenny abgewickelt, wo auch jedes Modell, das auf den europäischen Markt kommt, einer strengen Endkontrolle unterzogen wird. Ein wichtiger Pfeiler des Irland-Werks sind außerdem die Reparaturen. Zugegeben: Es kommt nicht oft vor, dass ein Bach-Rucksack kaputt geht, denn die Materialien sind nahezu unverwüstlich und die Verarbeitung allererste Sahne. Falls aber doch mal ein Schlitzer ins Gewebe kommt oder ein Teil ausgetauscht werden muss, ist das Kilkenny-Team zur Stelle. So konnten wir dann auch live vor Ort eine Reparatur mitverfolgen, denn einer der Teilnehmenden hatte einen Rucksack dabei, bei dem eine Querstrebe des Tragesystems das Gewebe (nach langjähriger Nutzung) nachhaltig zerstört hatte. Die OP wurde dann fachkundig vorgenommen und nun kann der Rucksack seinen Besitzer noch viele weitere Jahre beglücken. Das ist gleichzeitig auch Bachs Beitrag zum Thema „Nachhaltigkeit“: Rucksäcke und Taschen zu produzieren, die so stabil sind, dass sie auch wildeste Abenteuer überstehen, und im Schadensfall nahezu alles reparieren zu können. Es geht hier ganz klar nicht um Mode-Schnickschnack und fancy Optik ohne Gehalt, sondern um Praktikabilität und kompromisslose Zuverlässigkeit der Produkte. Toller Ansatz, der sich auch für uns seit vielen Jahren bestens bewährt.

 

Ran an die Maschinen!

Wichtigster Teil unseres Besuchs bei Bach war das eigene Ausprobieren. Ohne großes Vorgeplänkel wurden wir an die Nähmaschinen gesetzt und dann hieß es erst mal: „Was kannst du eigentlich?“ Jede*r musste ein paar Patches auf Stoff nähen, um sich mit den Geräten vertraut zu machen und damit die Bach-Nähcrew sehen konnte, wie es so um den Könnensstand bestellt ist. Sagen wir mal so… Wenn Bleifuß in Wanderschuh auf sensibles Nähmaschinenpedal trifft, dann hat die Naht ganz schnell mal 20 statt 5 cm Länge 😉 Erste Maßnahme also: Schuhe aus und in Socken weitermachen!
Die Ladies hatten dann schon verschiedene Ansichtsmodelle und die entsprechenden Schnittvorlagen zurechtgelegt. Entsprechend der zuvor evaluierten Fähigkeiten konnten wir uns dann aussuchen, ob wir einen Einkaufsbeutel (leicht), eine kleine Waschtasche (mittel) oder einen Rolltop-Rucksack (schwer) anfertigen wollten. Carsten ging gleich in die Vollen, während ich mich für die Variante „erst mal klein anfangen“ entschied. Die Stoffe und Farben konnten wir selbst aussuchen und zuschneiden und dann nach bestem Wissen und Gewissen ans Werkeln gehen. Die Profis standen uns dabei stets mit Rat und Tat zur Seite und griffen auch schon mal rettend ein, wenn man selbst nicht weiterkam. So manche Naht musste auch wieder aufgetrennt und erneut genäht werden. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen… Langsam wurden wir jedoch vertrauter mit den Maschinen und den Handgriffen und so konnten wir nach einer Snackpause sogar eigene Ideen verwirklichen. Zuerst gab’s Tabakbeutel, später spielte Carsten mit der Idee, sich ein paar Gamaschen zu nähen, die er jedoch bald wieder verwarf. Das wäre vielleicht doch etwas zu komplex geworden. Dafür entwickelten wir zusammen eine Umhängetasche, die am Ende sogar ganz passabel gelungen ist.
Was uns während der Zeit an den Nähmaschinen schnell bewusst wurde: Das erfordert ganz schön Konzentration und Geschicklichkeit – und da hatten wir uns gerade erst (im Schneckentempo) an den einfachsten Modellen versucht! Es ist also sehr wertzuschätzen, was das Team dort und in Vietnam Tag für Tag bei der Serienproduktion dieser wirklich komplizierten und vielteiligen Rucksäcke leistet.

Und jetzt mal echten Profis bei der Arbeit zusehen!

Während wir noch an unseren Taschen arbeiteten, war Tony schon schwer damit beschäftigt, die Stoff- und Schaumzuschnitte für einen Lite Mare vorzubereiten. Catrina, die früher einmal bei Bach gearbeitet hatte, nun jedoch seit 2 Jahren einem anderen Job nachgeht, bekam von Bridget noch einen kurzen Auffrischungskurs und dann setzten sich die drei an die Maschinen. Wir waren völlig baff, mit welcher Geschwindigkeit und Präzission da gearbeitet wurde! Arbeitsteilig nähte Tony die Rückseite, Bridget den Deckel und Catrina die Vorderseite des Rucksacks – natürlich alles aus dem Kopf und ohne auch nur einen Blick auf irgendeine Schnittskizze zu werfen. Gelernt ist gelernt! Vergessene oder ergänzende Teile reichte Nelly an und so entstand in einem beeindruckenden Tempo im gleichmäßigen Staccato der Nähmaschinen vor unseren Augen aus zahlreichen Einzelteilen ein kompletter Rucksack. Von Tony wurden die drei Partien am Schluss noch zusammengesetzt, ein echter Kraftakt, wie sich auch gut an seinen Oberarmen erkennen ließ.
Die 3 Profis benötigten für das Nähen eines – wie sie selbst sagten: verhältnismäßig einfachen – Lite Mare Lady eine gute Stunde. Für die Zuschnitte kommt etwa die gleiche Zeit hinzu, sodass der Rucksack in insgesamt 2,5 Stunden entstand. Eingerechnet ist noch nicht die Herstellungszeit für den Beckengurt. Dieser wird schon fertig genäht nach Irland geliefert. Ich denke, zu den Themen „Wertschätzung“ und „Preisrechtfertigung“ muss ich an dieser Stelle nichts mehr sagen.

Abends kochte das Bach-Team noch für uns ein reichhaltiges Mahl und wir saßen noch lange in Martins Garten bei Guiness und guten Gesprächen.

Jetzt seid ihr dran – Schätzt doch mal…

… aus wie vielen Einzelteilen so ein „verhältnismäßig einfacher“ Lite Mare Lady besteht!

 

 

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