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Testbericht: Kinetic plus Jacket von Rab

Testbericht: Kinetic plus Jacket von Rab

Das Kinetic plus Jacket ist eine Hybridjacke und vereint laut Rab die Eigenschaften eines Softshells und eines Hardshells gleichermaßen in sich. Firmen starten immer mal wieder den Versuch die „eierlegende Wollmilchsau“ auf den Markt zu bringen, wobei der Erfolg meist wechselhaft ist. Umso mehr war ich darauf gespannt, was die wasserdichte Softshelljacke im Gebirge wirklich leisten kann – schiebe aber direkt vorneweg, dass ich bei diesem Test mit „Seil und doppeltem Boden“ gearbeitet habe, da ich zusätzlich mein altgedientes Hardshell als verlässliches Wetterbollwerk im Rucksack versteckt gehalten habe … für den Fall der Fälle.

Das unscheinbare Kinetic Plus Jacket von Rab steckt voller Technik, welche die Eigenschaften eines Softshells und eines Hardshells gleichermaßen erfüllen soll. Das zweilagige Außenmaterial ProflexTM ist aus 100 % Polyester gefertigt und hat bezüglich Haptik und Optik absoluten Softshellcharakter. Darin versteckt ist eine Membran aus 100 % Polyurethan, die für die Hardshellfunktion steht. Mit einer Wassersäule von 10.000 mm entspricht sie den Werten gängiger leichter Wetterjacken und mit einem Wasserdampfdurchgang von 35.000 ml/m²/24 h punktet sie am absolut oberen Ende der Skala, ist ganz weit im Softshellbereich und ruft förmlich nach bewegungsintensiven Aktivitäten. Aller Stoff zusammen bringt gerade mal 270 Gramm auf die Waage. Natürlich sind, wie bei Regenjacken üblich, alle Nähte verschweißt und der Frontreißverschluss ist ein wasserdichter YKK® AquaGuard® VISLON®. Auch die beiden hoch angesetzten Seitentaschen sind mit wasserabweisenden Reißverschlüssen ausgestattet. Der hinterlegte Frontreißverschluss hat einen Kinnschutz. Die Kapuze rahmt das Gesicht mit einem effektiven Gummizug und einem verstärkten Schild passgenau ein und lässt sich am Hinterkopf noch über ein Klettband verstellen. Die für Rab typische taillierte und schmale Schnittform passt perfekt zum bewegungsfreudigen Charakter der Jacke und wird durch die asymmetrisch geschnittenen Ärmelbündchen, die weit über das Handgelenk reichen, ideal abgerundet.

Ich habe die Jacke in der UK 10 getragen. Die Jacke hat mich im Auf- und Abstieg bei Temperaturen zwischen 10 und 0 °C begleitet. Dabei ging beständig Wind und es war nebelig feucht. Drunter trug ich eine lange dünne Merinounterwäsche und eine dünne Fleecejacke von Ternua, das Berla Jacket Women. Obendrauf saß der 15-kg-Rucksack. Am dritten Tag, als ich schon dachte, ich müsse die Regendichtigkeit unter der Dusche zu Hause testen, hatte der Wettergott ein Einsehen und schickte uns beständigen, dichten Landregen, in welchem wir zwei Stunden vom Morskie Oko runter zum Parkplatz gelaufen sind – natürlich wieder mit Rucksack.

In der UK 10 saß die Jacke fast wie eine zweite Haut. Mehr als das wirklich dünne Fleecejäckchen passt dann nicht mehr drunter. Soll es für mich aber auch nicht, da ich das Kinetic Plus Jacket für mich als Jacke für drei Jahreszeiten begreife, die definitiv Winterschlaf hält. Durch das sehr elastische Material ist die Bewegungsfreiheit in der Jacke, auch mit darunter gezogener Jacke, voll gegeben. Begeistert war ich von der Passform der Ärmel, die mit dem angeschnittenen Bündchen punktgenau auf dem Handrücken gesessen haben. Ebenso beeindruckt hat mich die Kapuze, die mit einfachsten Mitteln effektiv vor Wind und Wetter geschützt hat. Bei den Wetterbedingungen im Aufstieg habe ich mich mit dem Kinetic Plus Jacket absolut richtig angezogen gefühlt. Mir war weder kalt noch warm und der Feuchtigkeitstransport nach außen hat super funktioniert. Beweis dafür (neben der Tatsache, dass ich nicht nassgeschwitzt war) war die mit Reif überzogene Außenseite, da der Wasserdampf nach Verlassen der Jacke direkt angefroren ist. Sobald wir zum Stillstand kamen und unter den verschärften Bedingungen warten mussten, erwies sich die hohe Wasserdampfdurchlässigkeit jedoch als Nachteil, weil damit auch jede Menge Körperwärme entweichen konnte. Wärme, die ich dringend gebraucht hätte. Das also war der Fall der Fälle, um meine mitgeschmuggelte Regenjacke aus dem Rucksack zu zaubern. So konnte die Wärme sich besser halten, wobei ich später auch noch die Daunenjacke angezogen habe, da Wind, Wetter, Anstrengung und zu wenig Essen zwischendrin ganz schön an der Substanz genagt hatten. Zu diesen klassischen Softshellbedingungen sage ich also ganz klar: Ja! Funktioniert super in Frühjahr, Sommer und Herbst, wenn die Temperaturen nicht unter 0 °C fallen.

Fehlt nun noch die Wasserdichtigkeit. Die durfte ich in zwei Stunden mit Rucksack oben drauf testen und war echt gespannt. Zwischendrin habe ich innerlich Wetten abgeschlossen, wo das Wasser durchkommen würde und war mir sicher, dass die Oberseite der Arme nass war, weil diese sich ganz schön kühl angefühlt haben. Aber: alles trocken! Am Rücken, wo der Rucksack gesessen hat, war leichte Kondensfeuchte im Inneren, aber alles andere war trocken. Also kann ich zu diesen klassischen Hardshellbedingungen sagen: Ja! Funktioniert super bei mehrstündigen Regenfällen.

Tja, ist das Kinetic Plus Jacket nun die „eierlegende Wollmichsau“? Hat Rab es geschafft, einen Alleskönner auf den Markt zu bringen? Auf Tour habe ich gesagt: Wenn sie jetzt auch wirklich noch wasserdicht ist, kaufe ich sie! Als überzeugter Hardshellfan fand ich, dass die Softshelljacke sich unheimlich angenehm trägt, so leicht, so elastisch und mit einer Passform, die sie im Schichtenprinzip zum Allrounder macht. Egal ob drunter oder drüber, mit Rucksack, mit Klettergurt … alles fühlt sich angenehm an und funktioniert tadellos trotz einfacher Mittel wie der Kapuzenlösung, den Ärmelbündchen oder der hohen Taschen. Die hervorragende Wasserdampfdurchlässigkeit prädestiniert die Jacke für bewegungsintensive Aktivitäten und setzt damit gleichzeitig Grenzen bei der Anwendung im Winter (wobei ich mir sportliches Skilanglaufen, Laufen oder eine Trainingsrunde auf dem Rennrad wiederum gut vorstellen kann, aber nur ohne geplante Pausen, da müsste dann etwas Warmes zum Drüberziehen dabei sein). Diese tollen Softshelleigenschaften toppt Rab nun mit einer tatsächlichen Wasserdichtigkeit. Das haut mich ein bissel um! Also: Alle Softshellfans werden diese Jacke lieben! Und allen zögerlichen Hardshellfans sei gesagt: Vertraut der Jacke, die kann es wirklich! Und alle, die bei wirklich harten oder kalten Bedingungen unterwegs sind: Die „eierlegende Wollmichsau“ gibt es nicht! Wer Spezielles oder Extremes macht, der braucht auch spezielle Kleidung, die genau das kann.

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