Dein Abenteuer beginnt hier!

Boulderschuh für anspruchsvolle Projekte: Der Black Diamond Shadow im Test

Boulderschuh für anspruchsvolle Projekte: Der Black Diamond Shadow im Test

Zum Bouldern und Klettern gemacht: Der Shadow, seines Zeichens Flaggschiff des neuen Black Diamond Kletterschuh-Line-Ups, hat auf dem Papier einiges zu bieten: asymmetrischer Leisten mit Downturn, Velcroverschluss, hervorragender Gummi mit massig Grip. Wir wollten wissen wie sich der aggressive Schuh in der Praxis schlägt und haben ihn Hannes vom tapir Testteam mitgegeben. Lest selbst, ob Black Diamond im Boulderschuhbereich neue Maßstäbe setzt!

„Kletterschuhe von Black Diamond?“ – Ja, die gibt es. Der vor allen Dingen für die Herstellung von Kletterhardware bekannte Hersteller produziert diese seit 2017. Laut Firmenwebsite tüftelte ein kleines Team aus Designern und alten Hasen aus der Kletterbranche (Kasey Jarvis, Linh Nguyen) im Verborgenen an einer neuen Kletterschuhlinie. Nicht einmal die Black-Diamond-Chefs sollen davon gewusst haben. Als sie dann aber bei einem Meeting zufällig über die Skizzen der klandestinen Gruppe stolperten, sollen sie entzückt gewesen sein und sofort den Beschluss zur Herstellung der Schuhe gefasst haben. Das Ergebnis dieser rührenden Geschichte ist eine Serie von Kletterschuhen. Black Diamond unterteilt diese in 3 Gruppen – Neutral, Moderate und Aggressive. Ich testete den Shadow – den bislang einzigen Schuh aus der Gruppe Aggressive.

Der Black Diamond Shadow ist ein komplett schwarz gehaltener Single-Velcro-Schuh. Sowohl Vorspannung als auch Downturn sind nicht so stark ausgeprägt wie bei vergleichbaren Modellen dieser Kategorie. Besonderes Augenmerk wurde von den Herstellern unter anderem auf das Obermaterial des Schuhs gelegt. „Engineered Knit Technology“ nennt Black Diamond seine Erfindung. Es handelt sich dabei um ein Obermaterial, das nicht wie üblich aus Leder oder Kunstleder besteht, sondern aus einem speziellen Microfaser-Gewebematerial. Einerseits soll dadurch eine bessere Belüftung des Schuhs erreicht werden, andererseits soll so eine punktgenaue Flexibilität ermöglicht werden. Die minimalistisch gestaltete Zwischensohle des Shadow besteht aus äußerst robustem Pebax-Kunststoff. Sie und die anderen Gummiteile des Schuhs werden modelliert und nicht ausgestanzt. So soll erreicht werden, dass der Schuh auch über längeren Einsatz seine Passform behält. Auch eine detailliertere Ausgestaltung in Hinblick auf Gewicht, Dicke und Konsistenz spezieller Bereiche am Schuh soll so gewährleistet werden. Als Gummi wird ein aus dem Hause Butora stammender, weicher Neo-Fuse-Gummi verwendet. Die Dicke des Gummis erreicht stattliche 4,3 mm an den Rändern, im Mittelteil des Schuhs ist sie allerdings um einiges geringer. Das wird durch die oben erwähnte Herstellungsweise realisiert. An der Ferse und über den Zehen ist ausreichend Gummi zum Hooken angebracht.

Hält man den Shadow das erste Mal in der Hand, fällt auf, wie weich und flexibel der gesamte Schuh gestaltet ist. Er lässt sich aufgrund des flexiblen Obermaterials einfach anziehen und sitzt anschließend äußerst kompakt am Fuß. Der Schuh fällt eher klein aus. Ich trage normalerweise eine 45 – bei vielen Kletterschuhen ungefähr eine Größe kleiner. Mein Testschuh hat die Größe 45 und da ist keine Luft mehr. Anfänglich hatte ich Bedenken, dass der Schuh eine halbe Nummer zu klein sein könnte, da die Zehen nach zwei, drei Bouldern erheblich schmerzten. Allerdings dehnte sich der Schuh nach einer kurzen Weile ein wenig – ausreichend, um ihn gut tragen zu können. Es ist allerdings kein Big-Wall-Schuh. Black Diamond wirbt explizit mit einem Schuh für steile, überhängende Wände und harte Boulder.

Bisher trug ich in der Boulderhalle ein Paar äußerst eingekletterte 5.10 Anasazi VCS. Die Umstellung von diesen bequemen und vertrauten Schuhen zum Shadow bereitete mir anfänglich etwas Schwierigkeiten. Vor allem das sichere Stehen auf Reibungstritten brauchte ein wenig Eingewöhnungszeit. Das lag einerseits an den stark aufgestellten Zehen und andererseits an der Form der Sohle. Durch die starken Kanten im Vorderfußbereich der Sohle gelang es mir nicht, genügend Fläche aus dem Mittelbereich auf den Untergrund zu bekommen. Bemerkbar machte sich das beim Stehen auf Volumen oder beim Antreten an die senkrechte Wand. Umso besser, dass es mir nach einiger Zeit gelang auch sicher auf abschüssigen Volumen bzw. an der steilen Wand anzutreten. Ob es an einer gewissen Dehnung lag, die der Schuh nach einigem Klettern vollzog oder an der Umstellung meiner Trittgewohnheit, kann ich nicht genau sagen, vermutlich spielten beide Faktoren eine Rolle.

Im vorgeschlagenen Einsatzbereich arbeitete der Shadow von Anfang an perfekt. Besonders hervorzuheben ist die Trittfähigkeit auf kleinen Tritten im Dach. Schon beim ersten Antreten auf Dach-Kleinsttritte haftete der Gummi einwandfrei. Besonders fasziniert war ich auch vom Verhalten des Schuhs an Volumenkanten. Hier legte sich – dank der weichen Mittelsohle – der gesamte Schuh förmlich um die Kante und nutzte so viel Reibungsfläche wie möglich.
Ich hatte die Befürchtung, dass es aufgrund der stark aufgestellten Zehen Probleme beim Toe-Hook geben würde. Das war allerdings nicht der Fall, zumindest nicht, wenn der Hook präzise angesetzt wurde. Sowohl Heel- als auch Toe-Hook saßen dann perfekt. Dank der gummierten Seiten ist es auch möglich gewesen, genügend Halt bei abenteuerlichen Fußpositionen zu finden.

Da ich den Test im nassen und kalten November durchführte, hatte ich leider nur wenig Gelegenheit, den Schuh im Freien zu testen. Eine Boulderrunde in den nahe gelegenen Hohburger Bergen war aber möglich. Der Shadow stand in allen eingesetzten Bereichen perfekt! Das Spektrum der Tritte reichte dabei von abschüssiger bzw. senkrechter Wand über Klemmer in kleinen Rissen bis hin zu Leistentritten in der steilen Wand. Dass die Tritte an einigen, um nicht zu sagen: an den meisten Stellen auch eine gewisse Feuchte aufwiesen, kümmerte den Shadow nicht die Bohne. Der in der Boulderhalle eingekletterte Schuh konnte äußerst präzise auf kleinsten Leisten und Wandfurchen abgesetzt werden und rutschte keinen Millimeter.

Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit bin ich von Black Diamonds Shadow ein echter Fan geworden. Er übertrifft an Flexibilität, Sensibilität, Präzision und Haftungsvermögen alle von mir bis jetzt gekletterten Schuhe um ein Weites. Ein echter Vorteil ist die Geruchsneutralität. Gerade bei Schuhen, die zwei, drei Mal in der Woche in der Boulderhalle barfuß getragen werden, ist eine Vermeidung von Tierpark-Gerüchen ein echter Fortschritt. Ich finde den Shadow nicht übermäßig bequem. Das kann daran liegen, dass ich den Schuh einfach noch zu klein gewählt habe. Man sollte sich beim Anprobieren auf jeden Fall ausreichend Zeit lassen und gegebenenfalls eine halbe Größe größer anprobieren. Bequem genug für den Einsatz in der Halle bzw. zum Erarbeiten anspruchsvoller Projekten ist der Schuh allemal. Ob der Shadow seinen recht stattlichen Preis wert ist, wird die Zeit zeigen.

+ grandiose Haftung & Grip
+ sehr flexibel, sensibel und präzise
+ für einen Boulderschuh ziemlich geruchsarm
+/- fällt ziemlich klein aus, bis zu einer Nummer größer als sonst nehmen
–es gibt bequemere Schuhe

Shadow

Shadow

89.95€159.95€

Kommentar schreiben

Lesen: Boulderschuh für anspruchsvolle Projekte: Der Black Diamond Shadow im Test

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Weiterschmökern

Testbericht: Frühlingsgefühle für den Mad Rock Drone 2.0

Laurie 22. März 2024

Testbericht: Der Wunderheiler für‘s Reisefieber – BACHs Dr. Duffel im Praxistest

Josua 10. Mai 2022

Testbericht: Rundum wohlfühlen mit der Outdoor-Hose F208 von Looking For Wild

Celine 30. April 2022

Testbericht: Galaktisch geräumiger Black Hole Mini MLC von Patagonia

Fine 30. Dezember 2022

Testbericht: Der Rover HV von Mad Rock, ein Allrounder par excellence!

Michael 31. März 2023