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Testbericht: Viel Wärme bei wenig Gewicht mit dem Spark -1°C

Testbericht: Viel Wärme bei wenig Gewicht mit dem Spark -1°C

Outdoor-Ausrüstung wird immer leichter, kompakter und … teurer. Nun kann man den ultraleichten Daunenschlafsack Spark -1° C von Sea To Summit auch nicht gerade als Schnäppchen bezeichnen – im Vergleich zur Konkurrenz in der gleichen Liga ist sein Preis mit unter 500,-€ aber moderat. Was bedeutet das für die Leistung? Das wollte ich bei einem 2-Nächte-Kurztest wenigstens in Ansätzen herausfinden. Ich fuhr also Mitte April mit dem Rad auf dem Grünen Band von Salzwedel nach Boizenburg.

Oh Schreck! Was ist denn das für ein Monster-Packsack, den mir tapir-Test-Fee Laurie da mit etwas unergründlichem Lächeln übergibt? Aber Entwarnung – ich bekam den Testschlafsack im Aufbewahrungssack überreicht und der ist dann wiederum so erstaunlich kompakt, dass ich ihn im ersten Moment für den Packsack hielt. Für den Transport spendiert StS dem Spark -1 °C einen 8-Liter-Kompressionssack – doch dazu später mehr.  Der Loft des Schlafsacks überzeugt sofort, der geschmeidige, weiche Griff des Innen- UND des Außenmaterials überrascht positiv. Das verspricht kuschelige Nächte! Und provoziert Fragezeichen bezüglich der Wasser abweisenden Eigenschaften. Etwas skeptisch blicke ich auch auf den nur 75 cm langen Reißverschluss – ein Schlafsack-Reißverschluss, der nicht bis in den Fußbereich geht, wird eine Premiere für mich.

Wer einen Schlafsack im Temperatur- und Gewichtsbereich des Spark -1°C will, bekommt als Füllung immer eine hochwertige Daune, die aufgrund ihrer Bauschfähigkeit (Loft) viel isolierende Luft einschließen kann. Um die Einhaltung grundsätzlicher Tierschutzstandards zu gewährleisten, verwendet Sea To Summit hier Gänsedaunen, die nach dem Responsible Down Standard (RDS) zertifiziert sind.  Die Daunen werden PFC-frei imprägniert, um Feuchtigkeitsaufnahme zu erschweren und den überdurchschnittlichen Loft von 850+ und damit die Isolation auch bei längeren Touren oder sehr feuchten Bedingungen zu erhalten.

Als Innen- und Außenmaterial nutzt StS ein 10D Nylon, das Leichtigkeit mit Abrieb- und Reißfestigkeit kombiniert. Der extrem dünne Faden lässt sich zu einem sehr dichten Gewebe verarbeiten, das den Austritt von Daunen durch das Material verhindert. Auf der Außenseite ist der Schlafsack PFC-frei imprägniert, um die Daune vor Feuchtigkeit zu schützen. Der Text auf der Sea to Summit Homepage vermittelt den Eindruck, dass das farblich abgesetzte Material von Kapuze und Fußbox extra stark Wasser abweist, ohne dass klar wird, wo der technische Unterschied zum Rumpfmaterial liegt.

Der Spark -1° C ist ein Mumienschlafsack mit kurzem, einklemm-gesichertem Reißverschluss, dessen breite Abdeckleiste Wärmeverluste vermeidet. Als UL-Schlafsack verzichtet er auf einen Wärmekragen, hat aber für den Wärmerückhalt eine sehr gut dimensionierte und konturierte Kapuze mit einem breiten, daunengefüllten Saum. Auch die Fußbox hat 3D-Schnitt und sichert so, dass die Daunen nicht durch die Füße zusammengedrückt und an diesen Stellen Kältebrücken provoziert werden. Im Brustbereich wird die Daune durch Längskammern am seitlichen Verrutschen gehindert.

Um es gleich vorweg zu sagen: Ich halte Kompressionspacksäcke schon immer für überwertet – ich stopfe lieber ohne Kompressionsgurt-Hilfe. Der für den Spark -1 °C passende Ultra-Sil-Packsack (3 L) wiegt etwa 40 g weniger als der mitgelieferte Kompressionspacksack und der Schlafsack lässt sich mit seiner Hilfe zudem noch deutlich kleiner zusammenpressen. Mit dieser Kombi „belastete“ der Schlafsack meine Fahrradtaschen mit 525 g (statt 568 g im Original-Kompressionspacksack) und nahm nicht viel mehr Platz ein als zwei 0,75 L-Trinkflaschen. Fand ich super.

Ich hatte Glück: Das Thermometer sank nachts auf 4 °C, also punktgenau auf die von Seat to Summit angegebene Komforttemperatur. Ein ISO-normgerechter, ruhiger Rückenschläfer im Zelt hätte bei dieser Temperatur garantiert selig durchgeschlafen. Ich schlief aber nicht im Zelt, lag meist auf der Seite oder auf dem Bauch und drehte mich viel im Schlaf – und zwar mit dem Schlafsack und nicht in ihm. Vor allem bei seitlicher, halb eingerollter „Embryo-Lage“ entstanden dann am Rücken und Po schon Kältebrücken – weil die Daune in den Querkammern am Rücken nach unten rutschen konnte oder weil ich sie zusammengedrückt habe. Am Ende habe auch ich selig durchgeschlafen, weil ich einfach über meine dünne Merino-Unterwäsche noch ein Po-bedeckendes Longsleeve gezogen habe. Den Schnitt des leichten Daunenschlafsackes habe ich als sehr ausgewogen empfunden – weit genug für gute Beweglichkeit, aber eng genug für effiziente Isolation. Vorsichtig wäre ich dagegen bezüglich der empfohlenen Körpergröße der Nutzer:innen. Ich messe 172 cm Länge und habe das Volumen des Schlafsackes von der Kapuze bis zur Fußbox so ausgefüllt, dass rundherum noch Luft war. Sea to Summit empfiehlt die Größe regular bis zu einer Länge von 185 cm – meiner Meinung nach, wird es ab 180 cm (im Wortsinn) eng und Daune im Fuß- oder Kopfbereich könnte zusammengedrückt und damit die Isolation beeinträchtigt werden. Aber für größere Menschen gibt es ja die Long-Variante des Schlafsackes. Sehr zufrieden war ich mit der Kapuze des Spark -1 °C, die sich zum Wärme-Rückhalt sehr schön schließen ließ und Drehbewegungen geschmeidig mitmachte, sodass ich meine Nase zwecks Frischluftzufuhr immer im Freien und nicht im Schlafsack hatte.

Da kann ich nahtlos an das Thema Isolation anschließen: Der Sea to Summit Spark -1 °C kann über eine Reihe von Druckknöpfen, dem Quilt-Lock-System, mit einem Quilt (einer Art „Halbschlafsack“) gepimpt werden. Dieser könnte auch als wärmender Umhang am Abend dienen. Ich finde ein Shirt oder zur Not die Regenjacke als Wärmebooster sinnvoller – habe ich eh beides dabei. Als Schlafsack-Designer hätte ich mir also die Quilt-Druckknöpfe gespart, genau wie den zweiten Reißverschluss-Schieber, mit dem sich der kurze Reißverschluss von unten öffnen lässt: Die Füße bekomme ich dieser Höhe zur nächtlichen Temperaturregulierung eh nicht raus aus der Daunentüte und im Nierenbereich will ich es sogar im Sommer warm haben. Eine Lüftung in der Mitte des Schlafsackes (und damit den zweiten Schieber auf dem Reißverschluss) halte ich also für überflüssig. Der Reißverschluss-Hauptschieber vermeidet auch bei ungeschicktem Agieren im Halbschlaf zuverlässig ein Einklemmen der dünnen Schlafsack-Außenhaut und ist zudem problemlos auch einhändig zu bedienen – keine Selbstverständlichkeit bei sehr leichten Schlafsäcken! Sehr gut bedienbar war auch der Kordelzug zum Verschießen der Kapuze, der zudem so im Daunen-gefüllten Kapuzenabschluss verläuft, dass dieser sich weich um den Kopf legt und das Austreten warmer Luft auf ein Minimum reduziert, was bei einem Schlafsack ohne Wärmekragen von einiger Bedeutung ist. Also auch hier volle Punktzahl! So hervorragend die Testbedingungen in Bezug auf die Temperatur waren, so erbärmlich waren sie bezüglich der Kondensfeuchtigkeit: Die Nächte waren knochentrocken! So musste ich mir nach der Tour mit einer Tasse Wasser und einer Zahnbürste behelfen, um Feuchtigkeit auf die Schlafsack-Außenhaut zu bekommen. Das Ergebnis: Die Wassertropfen blieben auf dem feinen Polyamid-Gewebe stehen, bis sie verdunsteten oder abgewischt wurden. Ein Unterschied zwischen den unterschiedlich gefärbten Stoffpartien war dabei nicht zu bemerken. Da sich aber das gelbe Gewebe von Kapuze und Fußbox etwas fester anfühlt, ist es denkbar, dass die Feuchtigkeit hier weniger gut zur Daune durchgedrückt werden kann, wenn der Schlafsack sich an der Zeltwand reibt, was ja an Kopf und Füßen schnell mal passieren kann.

Nun ja, der Spark -1 °C ist ja nicht gerade „viel Schlafsack“: sehr leichte Füllung, sehr leichtes Innen- und Außenmaterial und kaum Reißverschluss. Trotzdem kam mir der mitgelieferte Aufbewahrungssack doch etwas sehr platzsparend (sprich: klein!) vor. Das tut der Raumnutzung im „Outdoor-Schrank“ garantiert gut, aber auch der Daunenqualität bei längerer Lagerung? Da aber für ein Langzeitexperiment diesbezüglich die Zeit bis zur Fertigstellung dieses Testberichts nicht ausreichte, kann ich nur sagen: Ich bin größere Aufbewahrungssäcke gewöhnt und würde auch den Spark -1 ° C lockerer in einem großzügigeren Sack lagern, um die Isolationsqualität der wirklich hochwertigen Daune nicht zu beeinträchtigen.

525 g Pack-Gewicht und ein Packmaß von unter 3 L sind schon echte Ansagen für einen vollwertigen Schlafsack, mit dem man bei Außentemperaturen bis nahe an den Gefrierpunkt heran im Zelt wirklich SCHLAFEN (und nicht nur übernachten!) kann. Will man die Grenzbereiche des Sea to Summit Spark -1 °C außerhalb eines Zeltes ausloten, sollte man gedanklich und Ausrüstungs-technisch auf etwas Improvisation eingestellt sein. Material und Bedienkomfort des leichten Daunenschlafsackes sind hervorragend und garantieren dem guten Stück ein langes Leben zum Nutzen seiner ambitionierten Nutzerinnen und Nutzer.

+ sehr leicht und klein verpackbar
+ ausgewogener, nicht zu enger Schnitt
+ überzeugende Isolation bis an den Gefrierpunkt
+ nachhaltige Materialien
+ hohe Verarbeitungsqualität sichert Langlebigkeit
+ für die Leistung vertretbarer Preis

– Transport-Packsack zu groß und schwer
– Aufbewahrungs-Packsack zu klein
– nicht alle Details nützlich

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