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Testbericht: Daypack mal anders – Fimmafäng und Big Attendant

Testbericht: Daypack mal anders – Fimmafäng und Big Attendant

Es gibt was auf die Hüften! Seit einiger Zeit zeichnet sich in der Wanderwelt ein Trend ab, der einem ziemlich guten Gedanken entspringt: Anstatt sich den Tagesrucksack mit Essen, Wasser und sonstigen Notwendigkeiten auf die geplagten Schultern zu packen und den ganzen Tag im eigenen Rückenschweiß zu baden, verstauen wir alles in einer komfortabel großen Tasche und wickeln das Gepäck einfach um die Körpermitte. Ob das wirklich zur besseren Bewegungsfreiheit beiträgt und das Konzept „Hüfttasche“ wahrhaftig praktikabel ist, haben wir für euch getestet.

 

Was meinen Rucksack oder mein Reisegepäck angeht, würde ich mich eher als Maximalist bezeichnen. Nicht, weil ich so gerne viel rumschleppe, sondern weil ich gerne auf jede mögliche Situation vorbereitet sein möchte und dabei manchmal ein bisschen übervorsichtig bin. Das Testen der Fimmafäng als Tagesgepäck ist für mich also gleichzeitig ein Crashkurs in Minimalismus und eine kleine persönliche Herausforderung.

In typischer Klättermusen-Manier gibt es zahlreiche Details, mit denen sich der Einsatz der Hüfttasche individualisieren lässt. Seien es die D-Ringe an beiden Seiten oder das Loch-Webband auf dem Deckelfach. Dass die klassische Steckschließe von einem Einhaksystem mit Metallkomponente ersetzt wird, bringt bei mir Bonuspunkte – zum einen, weil eine Komponente, die gern kaputtgeht, eingespart wird, und zum anderen, weil die Einklemmgefahr für Finger und Kleidung stark minimiert wird und der Verschluss deutlich flacher aufliegt. Als Hauptmaterial kommt robustes 400D-Polyamid und an besonders stark beanspruchten Stellen mit Kevlarfasern verstärktes Hardur-Material zum Einsatz, sodass ich mir auch bei kleineren Kletterpartien keine Gedanken machen muss. Die Tasche ist zwar aufgrund ungetapter Nähte und der Reißverschlüsse nicht wasserdicht, das Material aber dank der Beschichtung stark wasserabweisend und der Reißverschluss abgedeckt, sodass ich auch bei einem kleinen Schauer keine Sorge um den Inhalt der Tasche habe.

Für zusätzliche Sicherheit, vor allem im Stadtgebrauch, sorgt reflektierendes Material oberhalb der Netztasche. Dass es die Tasche nun noch in dem wunderschönen kräftigen Rotton „burnt russet“ zu testen gibt, rundet die Sache ab. Denn eins ist man am Berg mit der Fimmafäng sowieso nicht: unauffällig.

Dass die Fimmafäng im Alltag, beim Spazierengehen und für einen Ausflug an den See funktioniert, lässt sich leicht vorstellen. Aber ob in die 7 Liter alles für eine Tageswanderung in den Alpen mit einem Anstieg auf über 1600 m reinpassen würde, galt es herauszufinden. Als ich die Hüfttasche meinem Wanderpartner präsentierte, erhielt ich einen skeptischen Blick und die Frage: „Und was soll ich dann alles von dir einpacken?“ Meine Antwort: „Nichts! So zumindest der Plan …“

Also ging es ans Packen: Im Hauptfach wurden eine leichte Regenjacke, eine dünne Fleecejacke, meine 1-Liter-Nalgeneflasche, die Brotdose, ein Basecap und ein paar zusätzliche Snacks verstaut. Die großzügige Stretchtasche außen wurde mit Buff und Sonnenbrillenetui bestückt und in der kleinen Reißverschlusstasche im Inneren haben dann noch Taschentücher, Geld, Handy und Ausweis Platz gefunden. Die Faltstöcke konnte ich schließlich mithilfe der elastischen Bänder auf dem Deckel befestigen.
Alles drin und los geht’s? Ganz so einfach war es dann leider doch nicht. Ich musste am Anfang einige Male umpacken, um den Sitz der Tasche auf der Hüfte richtig auszutarieren. Auf zukünftigen Touren werde ich in jedem Fall die Brotdose gegen wiederverwendbare Ziploc-Tüten ersetzen, da die zwei festen, nicht formbaren Gegenstände in Form von Dose und Flasche das bequeme Packen erschwert haben. Etwas anderes wird beim Packen auch klar: Die eigene Ausrüstung muss relativ klein verpackbar sein, um die Tasche auch für Touren nutzen zu können und es muss auf dem Weg eine Möglichkeit geben, die Flasche wieder aufzufüllen. Da Tour und Ausrüstung beides erfüllen, kann es losgehen.

Besonders am Anfang war das Tragen sehr ungewohnt und ich musste mehrfach anhalten und die Tasche und ihren Inhalt herumrücken, bis alles gepasst hat. Aber wenn erstmal alles richtig sitzt, werden die Vorteile, die die Fimmafäng mit sich bringt, sehr schnell deutlich. Auf den meisten Touren sind die Rucksäcke, die ich dabei habe, eigentlich viel zu groß. Häufig ist das nicht nur dem benötigten Volumen des Rucksacks – Stichwort: Maximalismus – geschuldet, sondern dem Umstand, dass es einfach kaum kleine Rucksäcke gibt, die ihr Gewicht auf die Hüften übertragen. Bei der Fimmafäng ist das natürlich anders. Dass wirklich das gesamte Gewicht auf den Hüften liegt, sorgt nicht nur dafür, dass Schultern und Rücken nicht ermüden, sondern auch für ein enormes Plus an Bewegungsfreiheit. Ich hatte das Gefühl, super dynamisch unterwegs zu sein, egal, ob beim Aufstieg, kleineren Kraxeleien oder im Abstieg. Dabei sorgen die breiten Gurte und die großzügige Polsterung für einen super Sitz ohne Druckstellen. Und apropos Kraxeleien: Der robuste Eindruck bewährt sich! Felskontakt und den eher unfreiwilligen Besuch des Restschnees hält die Hüfttasche super aus. Ein weiterer Vorteil: Geschwitzt wird nur noch am unteren Rücken und nicht mehr auf der ganzen Fläche und unter den Schultergurten.

Auch die Handhabung unterwegs war kein Problem, denn über die Dreistegschnallen lässt sich die Tasche leicht lockern und vor den Körper ziehen, um an ihren Inhalt zu kommen. Und wenn man den Dreh erstmal raus hat, rutscht die Tasche danach auch problemlos wieder in die richtige Position.

Mit der Fimmafäng 4.0 hat Klättermusen einen zuverlässigen, robusten Begleiter geschaffen, der nicht nur super sitzt und viel Bewegungsfreiheit mit sich bringt, sondern auch überraschend viel Platz bietet. Dass die Hüfttasche so viel mehr kann als Stadtgebrauch und unter den richtigen Umständen eine prima Alternative zum klassischen Tagesrucksack ist, hat sie im Test bewiesen. Darüber hinaus hat sie mir gezeigt, dass Minimalismus richtig Spaß machen kann und es okay ist, auch mal was zu Hause zu lassen.

Die Fimmafäng von Klättermusen ist natürlich nicht die einzige Option, wenn es um Hüftgepäck geht. Viele Hersteller haben mittlerweile eigene Ideen, wie das Konzept bestmöglich funktionieren kann und es gibt, wie so oft, für jeden Anwendungsbereich spezifisch ausgestattete Varianten. Vaude hat zum Beispiel mit dem Attendant ein Modell mit extra Trinkflaschenfach herausgebracht. Dadurch verringert sich zwar das Gesamtvolumen der Tasche, sie ist aber für kürzere Touren, beim Trailrunning oder zum Inlineskaten um den nächsten See eine fantastische Option, um rucksackfrei unterwegs sein zu können. Auch den großen Bruder, den Big Attendant mit 4 Litern Volumen und zig Verstaumöglichkeiten, haben wir im Sortiment und gerade für die dunkle Jahreszeit und alle, die gern in den Abendstunden unterwegs sind, gibt es mit extra Reflektoren und auffälligen Farben einen Pluspunkt in Sachen Sichtbarkeit.

+ super Bewegungsfreiheit

+ Gewicht wird wirklich auf der Hüfte getragen

+ kein schwitziger Rücken am Berg

+ sehr robust

0 um die Tasche als Tagesgepäck zu verwenden, bedarf es leichter, gut packbarer Ausrüstung

– richtiges Packen erfordert ein bisschen Übung

Fimmafäng 4.0 Lumbarpack

Fimmafäng 4.0 Lumbarpack

149€

Big Attendant

Big Attendant

50€

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