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Testbericht + Update: Der Peak Light 38 S von Ortovox

Testbericht + Update: Der Peak Light 38 S von Ortovox

Achtung, eine vorsätzliche Testung am Thema vorbei (oder vielleicht doch nicht? Jetzt gibt’s ein Update mit Wintertestung! – siehe Nachtrag)

Wer macht denn soetwas und warum? Die Testtour steht an, „klein“ (40 Liter-Rucksack) und „leicht“ (also nix über 15 kg) sind die Stichworte, unter der 4 Tage durch das Altmühltal gewandert werden soll. Der Blick ins heimische Ausrüstungsdepot zeigt einen sehr leichten 70-Liter-Rucksack und einen verhältnismäßig schweren 35-Liter-Rucksack – beides Mist für obenstehendes Thema. Also Augen auf in der tapir-Rucksackecke und da springt mir, als leidenschaftlich bekennende Liebhaberin der Farbe „rot“, direkt der Peak Light 38 S von Ortovox ins Auge. Dass das ein ausgewiesener Kletter- und Hochtourenrucksack ist, ist technischer Schnickschnack, der mich in meinem Kaufverhalten nicht im Mindesten umstimmen kann. Er ist sooo schön rot! Er ist sooo schön leicht! Er passt mit 38 Litern sooo genau in die Testtour-Vorgabe und er passt sooo perfekt auf meinen kurzen Rücken, dass die paar technischen Gegebenheiten, die ihn für Hoch- und Klettertouren spezialisieren und nicht eben zum Wandern und Pilgern, mir völlig schnurz sind – das kann ja für die spätere Nutzung zu genau diesem Zweck nur vorteilhaft sein.

Um für vier Tage im Herbst mit allem Drum und Dran unterwegs zu sein, kommt einiges an notwendiger Ausrüstung zusammen. Da das Thema „super leicht“ noch nie in meinem Ausrüstung- und Reisefokus stand, habe ich zwar absolut passendes Equipment für den Herbst, aber eben nicht das kleinste und leichteste dafür. Der Schlafsack könnte kleiner und leichter sein, die Isomatte selbstredend auch, beim Zelt hilft tapir mit einem absoluten Leichtgewicht für zwei Personen. Meine Regenjacke ist ein robustes, alpintaugliches Exemplar und könnte ebenfalls weniger ins Gewicht fallen und so geht es immer weiter. Im Ergebnis kommen diverse Gramm und zu packende Materialmengen zusammen, die schon ahnen lassen, dass die 15 kg Zielgewicht illusorisch sind. Die Krone setze ich dem aber ganz bewusst auf, da ich mich standhaft weigere, Tütenessen zu essen, sondern mein Abendessen selbst kochen möchte. Damit sind die maximal 15 kg inklusive Nahrungsmittel und Getränke nicht zu schaffen und auch das maximale Packvolumen meines 38-Liter-Rucksacks ist am Ende seines Fassungsvermögens angelangt.

Den Weg zum Bahnhof lege ich am Samstagmorgen also mit einer kleinen Packvolumenerweiterung meines Rucksacks (einer 2 Liter fassenden Eisschraubentasche, die ich aus meinem Fundus hervorkramen konnte), die das Zelt beherbergt, und einem Gesamtgewicht von 16,5 kg (inklusive Verpflegung für die komplette Zeit und 3 Litern Getränke) zurück. Unter meinen nicht ganz optimalen Bedingungen eigentlich ganz gut – finde ich!!!

Ein absoluter Kaufgrund war, wie oben schon kurz angedeutet, die super Passform des Peak Light 38 S auf meinen kurzen Rücken. Mit 1,56 m Körperkürze und dabei einer quadratisch-praktisch-gleichmäßigen Verteilung von Bein- und Oberkörperlänge ist da nicht viel von „Länge“ zu sprechen. Einen Rucksack zu finden, der richtig gut auf der Hüfte sitzt und bei dem als Zugabe auch noch die Schultergurte anliegen und so breit geschnitten sind, dass mein wohlgestalteter Trapezmuskel Handlungsspielraum übrig hat, ist mir bisher noch nicht gelungen. Bei allen bisher probierten Frauenmodellen sind entweder die Schultergurte zu schmal im Nacken und schneiden ein oder die Rückenlänge ist doch zu lang und ich bekomme die Last nicht über Schulter und Hüfte platziert. Beim Peak Light 38 S hatte ich das Gefühl, dass mein Rücken und das SWISSWOOL-TEC-KNIT-Rückensystem geradezu aufeinander gewartet haben. Da passt kein Millimeter Luft dazwischen!
„Wie angegossen“ und „keine Luft dazwischen“ heißt im Umkehrschluss aber auch, dass das Thema Belüftung nicht positiv existent ist. Ortovox schreibt, das SWISSWOOL-TEC-KNIT vor allem für eine exzellente Temperaturregulation sorgt – aber Hand aufs Herz: Jeder, der bei 18 Grad intensiv mit schwerem Rucksack und einem Vollkontaktrückensystem wandert, der schwitzt! Und jeder, der etwas anders behauptet, der schwindelt! Ich habe geschwitzt und zwar genau so flächig, wie mein Rucksack im vollen Kontakt an meinem Rücken, meinen Schultern und meiner Hüfte angelegen hat. Das war aber keine Überraschung, sondern schon vorher klar! Nicht ganz so klar war mir die Tatsache, dass die harten Schäume – die ich persönlich bei all meinen Rucksäcken sehr mag, da sie den Druck besser und gleichmäßiger verteilen als zu weiche Schäume – sich beim Peak Light am seitlichen Übergang der Rückenplatte zum abnehmbaren Hüftgurt doch arg bemerkbar machen würden. Nach den ersten 15 km habe ich den Hüftgurt aufgemacht und ein bissel still vor mich hin gelitten. Am zweiten Tag hatte sich mein „Dilemma“ schon ein wenig im Kollegium herumgesprochen und die nächsten Kilometer hat mein Rucksack dankenswerterweise auf einem anderen Rücken das Altmühltal durchwandert. An Tag drei hat es mir die tapir-Ehre geboten, den Rucksack wieder selbst zu tragen: Der Übergang war noch immer da und auf dem ersten Kilometer hatte ich den Hüftgurt offen. Dann wurde mir das als Dauerlösung aber auf der Schulter zu schwer und ich habe ihn einfach ordnungsgemäß geschlossen … Klar habe ich die beiden Stellen rechts und links der Wirbelsäule gemerkt, aber bei weitem nicht so arg wie an Tag eins. Fortan war es kein Thema mehr: Rücken und Rückensystem sind sich einig geworden und können sich weitere gemeinsame und angenehme Tourentage vorstellen. Die Lastverteilung trotz grenzwertiger Zuladung war sehr gut – der Rucksack steht quasi auf der Hüfte. Dabei ist eine absolute Armfreiheit gegeben, was für Kletter- und Hochtourenrucksäcke ein Muss ist.

All die technischen Spezifikationen des Peak Light 38S wie Pickel- und Skihalterung, Materialschlaufen, Helmnetz etc. sind natürlich nicht zum Einsatz gekommen, da all das Equipment ja gar nicht dabei war und ich ja vorsätzlich am Thema vorbei getestet habe. Aus langjähriger Erfahrung damit kann ich aber sagen, dass all diese Dinge zweckmäßig aussehen und ich ihre Tauglichkeit für den jeweiligen Einsatzbereich als gegeben annehme. Einzig die Signalpfeife habe ich bei trödelnden Wandertapiren zum Einsatz gebracht und das hat super funktioniert … Über das Rückensystem habe ich mich schon breit ausgelassen. Ergänzend sei noch gesagt, dass der Hüftgurt überzeugend gut auf der Hüfte sitzt und mit der kleinen Netztasche auch Stauraum für ein Messer, eine kleine Geldbörse oder den Riegel zwischendurch bietet. Seitentaschen hat das Modell ob seiner Spezifikation als Hochtourenrucksack nicht. Die vermisse ich aber auch nicht, da ich sowieso mit Trinksystem unterwegs bin und dieses wird mit einer kleinen Schnalle lose ins Hauptfach eingehangen. Den umlaufenden Reißverschluss ins Hauptfach habe ich nicht genutzt, da mein Essen und die Regenjacke oben aufgepackt waren und ich tagsüber an Schlafsack und Isomatte nicht herankommen musste. Absolut zu schätzen weiß ich geräumige Deckeltaschen und der Peak Light hat eine solche!!! Der Abbau von Deckeltasche und Hüftgurt ist super einfach und selbsterklärend und kann den Rucksack um gut 400 g leichter machen, als er ohnehin schon ist. Auch voll an seinem Packlimit von 38 Litern hat mich die Gesamthöhe des Packsacks in der Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt. Trotz Zopf am Kopf gab es keinerlei begrenzende Berührungspunkte.

Am Ende der Tour wog mein Rucksack noch 11,5 kg und davon waren 1,5 Liter immer noch Getränke … heißt also, dass vier Tage Futter + eine volle Tagesration Getränke in meinem Fall 6,5 kg gewogen haben. Damit komme ich inklusive Rucksack auf ein Ausrüstungsgewicht von 10 kg. Da lässt sich mit der passenden Leichtgewichtausrüstung sicher noch einiges wegreduzieren und wenn ich mich dann noch zum Tütenessen überwinde, könnte auch ich in die Nähe von 12 kg zum Start der Tour kommen. Damit bin ich nun wirklich zufrieden und finde, dass ich beim Thema „leicht“ nicht ganz schwer danebengelegen habe.

Winterzeit ist Skitourenzeit und darauf habe ich ja sehnsüchtig gewartet: Jetzt kann ich den Peak Light 38 S voll im Thema testen. Und ich bin begeistert! Schon beim Packen der Lawinenausrüstung hat mein Herz einen kleinen Hüpfer getan: Alles ist übersichtlich an seinem Platz und durch den umlaufenden Reißverschluss direkt erreichbar. Beim Verschüttungstraining hat eine Minute ausgereicht, um den Rucksack abzusetzen, die Schaufel und Sonde herauszunehmen und alles einsatzfertig zusammenzustecken (natürlich mit Handschuhen). Zwei Thermosflaschen, der Biwaksack, die Felle und Harscheisen, das Erste-Hilfe-Päckchen und ein wasserdichter Packsack mit einem extra Paar Handschuhen und einer dünnen Daunenjacke für Pausen oder Notfälle – und schon ist alles Skitourengepäck beieinander. Noch die Sonnencreme, ein Paar Müsliriegel, Schokolade und Nüsse in die Deckeltasche und schon geht’s los! Ach nee, der Skihelm ist bei -2 Grad, Windstille und praller Sonne im Aufstieg viel zu warm, also schnell noch das Helmnetz angebaut und den Helm sicher außen am Rucksack verpackt.

Da wir im Gletschergebiet unterwegs sind, muss natürlich der Klettergurt schon beim Start auf der Hüfte sitzen und auch das ist in Kombination mit dem Peak Light problemlos möglich. Habe ich im Sommer mit T-Shirt ein bissel mit der Härte des Rückensystems gehadert, ist das im Winter mit der Skitourenbekleidung und auch dem Klettergurt überhaupt kein Thema mehr. Der Rucksack sitzt wie angegossen und macht jede Bewegung ohne Zusatzwackler mit. Wichtig, wenn die Hangneigung steiler und der Schnee immer tiefer oder schwerer zu fahren wird. Ich bin vom Rucksack restlos begeistert!

+ geile Farbe!!! (gilt auch für alle anderen Farben …)
+ sehr schlank am Rücken mit sehr guter Lastverteilung
+ perfekte Passform für kurze Rücken
+ alle technischen Details durchdacht und absolut auf die Nutzung im Hochtouren- und Kletterbereich fokussiert

+/- harte Schäume für optimale Druckverteilung, am Übergang der Rückenplatte zum Hüftgurt recht präsent – ausprobieren!!!
+/- frei hängendes Trinksystem war bei meiner kompakten Packweise absolut okay, wie es sich beim Klettern darstellt, wo im Hauptfach tagsüber deutlich mehr Bewegung ist, vermag ich leider nicht einzuschätzen

– die Netztasche auf dem Hüftgurt hat einen kleinen Klettverschluss, dem würde ich bei Telefonen und anderem wichtigem Kram beim Klettern etc. nicht vertrauen – entweder nur Riegel rein oder ein besserer Verschluss

Peak Light 38 S

Peak Light 38 S

240€

Peak Light 40

Peak Light 40

240€

Peak Light 32

Peak Light 32

124.95€199.95€

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