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Reisebericht: Wandern auf der Grande Traversata delle Alpi (GTA) in Italien

Reisebericht: Wandern auf der Grande Traversata delle Alpi (GTA) in Italien

Die Alpen zu Fuß zu durchqueren, war schon immer einer meiner Wanderträume, daher habe ich lange nach passenden Wegen für mich gesucht. Neben den klassischen Routen stieß ich auf die Grande Traversata delle Alpi, eine wenig begangene und relativ unbekannte Tour auf der italienischen Seite des Alpenwestbogens, die in ca. 65 Etappen von der schweizerisch-italienischen Grenze bis ans Mittelmeer führt. Die GTA verläuft durch verlassene Landschaften, wird als urtümlich, einsam, wenig touristisch und kulinarisch interessant beschrieben. Noch dazu ist es eine Tour, die zwar konditionell anspruchsvoll ist, aber technisch keine besonderen Vorkenntnisse erfordert. Genau was ich wollte: eine neue Erfahrung abseits von ausgetretenen Pfaden und on top gutes italienisches Essen und ein bisschen dolce vita.

Da ich im Sommer eine großzügige Auszeit von meinem Job nehmen konnte, plante ich den gesamten August für meine Wanderung ein und hoffte, in dieser Zeit die Hälfte der GTA zu schaffen. Ich hatte vor, die meiste Zeit allein zu laufen, nur während jeweils einer Woche wollten mein Freund und später ein Kumpel mich begleiten. Da ich unterwegs jedoch krank wurde, kam es dann doch anders: Ich setzte meine Wanderung zwischendrin für zehn Tage aus und stieg danach an der Stelle wieder ein, die ich mit meinem Kumpel im Vorfeld vereinbart hatte. Somit habe ich die GTA an zwei recht unterschiedlichen Stellen für jeweils ungefähr zehn Tage begangen.

Ich startete alleine an der Schweizer Grenze und war damit gedanklich erst mal völlig überfordert. Gleich zu Beginn musste ich wegen einer Sperrung am Griespass einen langen Umweg laufen und hatte mir überlegt, die erste Nacht direkt zu zelten. Ich hatte mein Zelt, die Isomatte und den Kocher samt Essen eingepackt, denn trotz überschaubarer Outdoorerfahrung wollte ich die Chance nutzen, sie hier zu vertiefen. Und obwohl wildes Zelten in Italien streng genommen wie fast überall in den Alpen nicht erlaubt ist, dachte ich, bei der zu erwartenden Einsamkeit wäre es sicher kein großes Problem und eine gute Möglichkeit, etwas Geld zu sparen. Nur hatte ich die Rechnung ohne meinen Kopf gemacht. Neben höllischer Kopfschmerzen, weil ich natürlich zu wenig getrunken hatte, hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch, da ich mich einsam, ängstlich und verloren fühlte und bereute mein ganzes Vorhaben zutiefst. Den Nachmittag verbrachte ich damit, zu warten bis alle Wanderer aus dem Talkessel unterhalb des Passes, den ich zum Zelten auserkoren hatte, abgezogen waren und ich mein Zelt aufstellen konnte – und damit, mich selbst zu bemitleiden. Nun gut, ein holpriger Start kann ja nur heißen, dass es besser wird.

Der zweite Tag hielt sich dann auch an diese Regel und auf dem langen Aufstieg zum Pass des Tages traf ich zum ersten Mal auf andere GTA-Wanderer. Wahrscheinlich verhält es sich auf allen Fernwanderwegen dieser Welt gleich, vor allem wenn man alleine reist: Wir kamen ins Gespräch, tauschten uns aus und weil wir gemeinsam den gleichen Weg gingen, trafen wir uns am Abend wieder. Ich lernte an diesem Abend auf der Wanderhütte unter anderem Martin und Christian kennen, zwei Männer im Alter meines Papas, mit denen ich mich direkt hervorragend verstand. Am nächsten Tag trafen wir uns unterwegs wieder und nachdem ich schüchtern fragte, ob wir vielleicht gemeinsam wandern wollen, waren wir die nächsten anderthalb Wochen unzertrennlich. Zusammen mit einigen anderen wurden wir Teil einer kleinen eingeschworenen Gemeinschaft. Das war dann auch das vorläufige Ende meiner Zeltambitionen.

Die ersten Etappen der GTA sind unglaublich spektakulär, wenn man, wie wir, gutes Wetter hat. Die Ausblicke von den Pässen auf die umgebenden Gipfel und hin zum Monte Rosa oder auf den Monte Leone und auch die Blicke zurück auf die Wegstrecken, die man schon geschafft hat, lassen einen wirklich sprachlos werden. Martin und Christian zeigten mir außerdem eine weitere Freude, die neben dem Wandern so oft lockt: das Baden. Ich übernahm schnell die Rolle als Navigatorin für Sehenswürdigkeiten an der Strecke (während Martin mit seiner GPS-Uhr der Guide für die GTA-Wegfindung wurde) und lotste uns zu einem kleinen, eiskalten See, bei dem ich wirklich ernsthaft nach drei Schwimmzügen wieder raus musste, da ich meine Gliedmaßen nicht mehr spüren konnte. Tags darauf kamen wir zu einem See, der so klar und dunkel schimmerte, dass wir auch dort hineinspringen mussten und so viel trödelten, dass wir erst kurz vorm Abendessen an der nächsten Hütte ankamen. Eine Spezialität der beiden waren neben den Seen kleine Badegumpen, die man an Bachläufen häufig findet und die gerade so groß wie eine Badewanne sein können. Egal, hauptsache abkühlen. Dabei ist erstaunlich, wie unterschiedlich temperiert die Bademöglichkeiten waren. Keine jedoch war so kalt wie der erste See. Oder hatte ich mich an die Kälte gewöhnt?

Die GTA hat ihre Ursprünge als Projekt zur Förderung des lokalen Tourismus, woraus sich ihre Etappenführung und Infrastruktur ergibt. Damit die Täler nicht noch weiter aussterben, weil keine Arbeit zu finden ist, soll mit der GTA eine Einkommensmöglichkeit geschaffen werden. Deswegen ist die GTA auch keine Wanderung von Berghütte zu Berghütte, sondern führt stattdessen typischerweise von einem Dorf ins nächste, wo kleine Pensionen oder spezielle GTA-Unterkünfte auf den Wanderer warten. In der Unterkunft gibt es dann Halbpension und zum Abendessen wird typisch italienisch meist in drei Gängen aufgetafelt, sodass man nach einem langen Wandertag seine Essensspeicher wieder mehr als auffüllen kann. Ich habe bis zum Schluss nicht verstanden, wie es sein kann, dass nach dem ersten Gang, der irgendwie immer Pasta war, noch ein Hauptgang und ein Nachtisch serviert wird – wer kann denn bitte so viel essen?! In den Dörfern gibt es oft, aber nicht immer, einen kleinen Dorfladen mit regionalen Käse- und Fleischprodukten, sodass man sich für den Tag mit Proviant eindecken kann.
Erst während der Wanderung und vor allem in Bezug auf die Infrastruktur habe ich verstanden, warum die Gründungsväter der GTA die ersten zehn Etappen nur als Zustiegsetappen zur GTA ausweisen: Man übernachtet am Anfang entgegen der eben beschriebenen Philosophie dann doch in Berghütten, außerdem unterscheidet sich das Essen um Welten. Ich will nicht sagen, dass es anfangs schlecht war, aber mamma mia, der Mittelteil der GTA war doch mein Futter-Highlight. Dass man das Essen auf gar keinen Fall bei der Planung außer Acht lassen sollte, unterstreicht die Aussage einer Wandererin, die wir trafen und die bereits über mehrere Jahre die gesamte GTA gelaufen war: Wenn sie sich zurückerinnert, dann ist das, was im Gedächtnis geblieben ist, die schönen Unterkünfte, das gute Essen und die tollen Begegnungen – die Landschaft sieht ja überall gleich schön aus.

Seit ich zwei Sommer auf einer Alp gearbeitet habe, liebe ich Kühe. Aber eigentlich auch alle anderen Huftiere. Auf der GTA wurde ich tierisch wirklich nicht enttäuscht! So ziemlich jeden Tag konnten wir Haus- oder Wildtiere beobachten. Eine meiner liebsten Erinnerungen ist die an eine Kuhherde, der wir auf einem Hochplateau begegnet sind. Das Gras war saftig grün, ein Bach schlängelte sich durch die Landschaft, kleine Brücken aus Holz führten über das Wasser und alles wirkte schon ohne die Kühe wie eine Szene aus einem Heidi-Film. Dann sahen wir die Tiere: Kühe, Kälber, auch zwei Stiere, wie sie über die Ebene zogen. Wir standen bestimmt zwanzig Minuten und sahen zu, wie sie grasten, die kleinen tobten um die Erwachsenen, ärgerten die Teenager-Kühe, die schon zu cool zum Mitspielen waren, versteckten sich bei ihren Müttern, wenn Ärger drohte, tranken kurz Milch und sprangen dann wieder los. Ich habe noch nie zuvor eine echte, intakte Herde beobachten können und war wirklich tief beeindruckt. Ein anderes Mal und weiter hinten auf der GTA kamen mein Kumpel und ich zu einer Alp und wunderten uns über Glöckchen-Geräusche, konnten aber nicht ganz ausmachen, wer sie verursachte – bis wir in einem alten Stall zwei Mulis entdeckten, Kreuzung aus Pferd und Esel, die dort gelangweilt vor sich hin starrten. Und dann eines Tages kamen wir nach einem anstrengenden Aufstieg endlich oben auf dem Pass an, mein Kumpel ließ einen Freudenschrei los und hielt sich kurz darauf erschrocken die Hand vor den Mund, denn direkt unterhalb vom Pass standen fünf Steinböcke und grasten, ließen sich aber durch seinen Schrei nicht aus der Ruhe bringen. Wir schauten noch eine ganze Weile zu, wie sie fraßen und auch wie sie die Hörner im spielerischen Kampf gegeneinanderschlugen und der dumpfe Ton an den Hängen wiederhallte. Bis sie von der aufsteigenden Wolke verschluckt wurden und wir den Abstieg antraten.

Neben den Tieren faszinierte mich die ursprüngliche, alpine Lebensweise, deren Spuren man überall auf der GTA begegnet. Oft wandert man auf alten Verbindungspfaden, die früher der einzige Weg zwischen Dörfern oder Tälern waren und die wahrscheinlich sehr mühsam über die Jahrhunderte ausgebaut und gepflegt worden sind. Gepflasterte Wege, zum Teil durch Mauern eingerahmt, Steinstufen, die in den Fels geschlagen wurden, kleine Altäre mit Jesus und Maria, die in aller Regelmäßigkeit zu finden sind und die Religiosität der ehemaligen Bewohner aufzeigen. All das in unterschiedlichen Stufen des Verfalls. Am meisten aber beeindrucken ganze Geisterdörfer, aus deren alten, steinernen Wohnhäusern die Bäume wucherten. In manchen standen noch die rustikalen Möbel, denn der Hauptgrund, warum die Dörfer verfallen, ist der fehlende Straßenanschluss und wer würde schon sein Bett beim Auszug den Berg hinuntertragen? Ich fühlte mich seltsam ergriffen bei der Vorstellung, wie viel Leben dort einmal geherrscht haben muss, in der alten Dorfschule, die in den 1960ern noch in Betrieb war, in der kleinen Kapelle oder auf den Bergterrassen, auf denen jetzt statt Gemüse die nächste Generation Bäume heranwächst, die bereits so groß sind, das man genau hinschauen muss, um noch die alten Anbauflächen zu erahnen. Aber nicht nur die Bewohner haben sich hier verabschiedet – auch andere Wanderer kreuzten auf diesem Streckenabschnitt so gut wie nie unseren Weg. Einmal pausierten wir, als plötzlich eine Frau vorbei lief – die erste andere Person an diesem Tag. Ich habe mich richtig erschrocken.

Manche Siedlungen – die, die an eine Straße angeschlossen sind – blieben jedoch erhalten und sind heute vor allem Ferienhäuser, in die sich die Städter im Hochsommer zurückziehen, wenn es in der Ebene zu heiß wird. Ein Dorf sah so aus dem Ei gepellt aus, dass wir uns gar nicht trauten, irgendetwas zu berühren, aus Angst, die Kulisse könnte umfallen und wir wären schuld – und trotzdem oder auch gerade deswegen hat es einen tiefen Eindruck hinterlassen. Wahrscheinlich ist es vor allem die Abwechslung zwischen beidem, das Was-wäre-wenn?, das mich so in den Bann gezogen hat.

Auch abseits der eigentlichen GTA gab es viel Wunderschönes zu entdecken. Dank eines Tipps von Martin unternahmen wir am allerletzten Wandertag vor unserer Heimreise eine Tour in den Gran Paradiso Nationalpark. Zu diesem Zeitpunkt waren wir ziemlich k. o., da wir acht Tage ohne Pause durchgewandert waren, immer mit dem Vorsatz, dann aber am nächsten Tag doch mal nur eine kürzere Etappe zu laufen (was sich so irgendwie nie ereignete) und hofften auf eine kleine Spazierwanderung. Ein Shuttlebus fuhr uns aus dem Tal hinauf auf 2.600 Meter und wir planten, nur zu einem kleinen Pass zu wandern und von da in einer kleinen Runde zurück zum Bus. Nur, als wir am Pass angekommen waren, die Sicht in die felsige Landschaft so unglaublich beeindruckend und die 3.000 Meter so nah waren und ich meinte, ich wäre noch nie auf über 3.000 Meter gegangen, änderten wir den Plan dann kurzerhand doch. Wir stiegen auf den nächstgelegenen Gipfel bis auf 3.400 Meter, konstant im Nebel, aber unglaublich stolz auf unsere Fitness, denn nur mit Tagesrucksack war wandern plötzlich so leicht! Oben riss kurz die Nebelwolke auf und wir erhaschten einen Blick auf den Gletscher, der auf der anderen Seite des Bergkamms lag, den wir gerade erklommen hatten. Ich war so glücklich, alles war so unglaublich groß und magisch. Überhaupt, diese Landschaft toppte dann am Ende noch einmal alles. Und als wir abstiegen und die Sicht sich besserte und wir unter uns einen traumhaft blauen See und geradezu den Gran Paradiso erblicken konnten, war es um mich geschehen – ich konnte nicht anders als diesen Blick in mich aufsaugen, im Herzen ganz sicher den schönsten Berg der Welt vor mir zu haben. Mindestens eine Stunde standen wir so und mein Kumpel dachte wahrscheinlich: Das war’s jetzt mit ihr. Auf dem Rückweg fanden wir noch einen richtigen Teppich voll Edelweiß. Dieser Ausflug war wohl der krönende Abschluss unserer Tour.

Viele Menschen gehen die GTA in Abschnitten und kommen regelmäßig wieder, um dort weiterzugehen, wo sie im Vorjahr aufgehört haben. Anfangs musste ich lachen, als ich von einem Paar gelesen habe, dass diese Strategie über 10 Jahre durchgezogen hat. Ich dachte: „Wow, dazu wäre ich viel zu ungeduldig, ich will alles auf einmal.“ Nach meiner Erfahrung heute kann ich sagen: wie schlau, wie schön! Ein Urlaub, auf den man sich jedes Jahr freuen kann. Eine Rückkehr zu alten Bekannten. Ein Paar-, ein Freundschafts-, ein Lebensprojekt. Und ich kann nun mit Sicherheit sagen: Auch ich werde wiederkommen.
Denn all die Erlebnisse, die gigantischen Berge, Seen, Schneefelder, Steilwände, karge, steinige Pässe und saftige Hochebenen, blumenreiche Alpwiesen, Kühe, Murmeltiere, Steinböcke und Gämsen, verlassene Alpen und Bergdörfer, wunderschöne Weitblicke, Wolken, Wasserfälle, Badegumpen und eiskalte Bäder, Sonnenuntergänge, verwunschene Waldwege, jede Menge kleiner Kapellen, geschichtsschwere, heute menschenleere Saumpfade, Gemeinschaft, herzliche Gastgeber, kleine, rustikale Unterkünfte, italienische Küche und Wein – und das alles entspannt und wenig touristisch. All das hat die GTA für mich zu einem genialen Erlebnis gemacht, das ich nur jedem und jeder ans Herz legen kann. Aber psst! Geheimtipps sollten ein bisschen geheim bleiben! 🙂

Anreise

Um zur GTA zu gelangen, kann man, je nach Einstiegspunkt, leicht mit Bus und Bahn aus Deutschland anreisen, z. B. von Norden kommend über die Schweiz Richtung Domodossola oder für den Mittelteil der GTA über Turin. Der Großteil der Etappen ist mit dem ÖPNV zu erreichen – allerdings mit der Einschränkung, dass man teilweise nicht an einem Tag von zu Hause bis ins Tal hinter kommt, vor allem wenn Ferien sind und/oder Sonntag. Die Busfahrpläne kann man online auf den Seiten der Busunternehmen einsehen. Welches Unternehmen wo fährt, steht für jede Etappe im unten verlinkten Wanderführer. Die Regionalzüge und Busse sind in Italien sehr günstig und erstaunlich zuverlässig.

Beste Reisezeit

Die beste Reisezeit ist grundsätzlich Juni bis Ende September/ Anfang Oktober, aber es kommt natürlich auf das Jahr an (Wie viel Schnee gab es und wie schnell schmilzt er? Wann schneit es im Herbst wieder?) und wo genau auf der GTA man wandert. Da fast alle Abschnitte Passagen enthalten, die auf über 2.000 Höhenmetern liegen, ist es auch im südlichen Abschnitt nicht unbedingt im Juni schon komplett schneefrei. Eine Wandererin hat mir aber erzählt, dass sie die GTA von Süd nach Nord gegangen ist, da sie schon Anfang Juni startete und hat mit dieser Taktik hinsichtlich des Schnees gute Erfahrungen gemacht. Zu voll wird es auf der GTA eher nicht, daher braucht man diesen Faktor nicht unbedingt bei der Reiseplanung zu berücksichtigen.

Geld

Auf dem ersten Teil der GTA wurde teilweise nur Bargeld akzeptiert, später war Kartenzahlung überhaupt kein Problem, was mir auch andere Wanderer für viele Teile der GTA bestätigten.

Übernachten

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es am Ende einer jeden Etappe – allerdings sind manche sehr klein und dann ausgebucht, wenn man zu spät anfragt. Da es zum Teil wenig oder keine Alternativen gibt, kann es im schlechtesten Fall passieren, dass man ein Dorf weiterfahren muss und am Folgetag wieder zurück zur Strecke. Daher lautet die Devise: Immer allerspätestens einen Tag vorher bei der Unterkunft anrufen und reservieren. Das ist auch wichtig, da manche Unterkünfte nicht dauerhaft betreut sind, sondern nur öffnen, wenn es Reservierungen gibt und das Essen auch nur für die angemeldeten Gäste gekocht wird. Manche Etappen haben eine größere Auswahl an Unterkünften inkl. schicker Hotels, manche „nur“ eine GTA-Unterkunft mit ein paar Etagenbetten in einer alten Schule – letztere waren aber auch neu gemacht und komfortabel genug. Die Kosten inkl. Halbpension belaufen sich auf ca. 55 € p. P./ Nacht, wenn man die GTA-Unterkünfte und -Menüs nutzt.

Es ist nicht notwendig, ein Zelt mitzunehmen und wenn man keinen bestimmten Grund dafür hat, würde ich empfehlen, es zu Hause zu lassen und das Gewicht zu sparen. Außerdem ist Zelten nicht so leicht, wie man denkt, aber mit ein bisschen Planung sicher möglich. Man sollte aber beachten, dass fast alle ebenen, freien Flächen Alpweiden sind und man nicht das beste Gras plattliegen und vor allem nicht die Tiere stören sollte – da die Flächen weitläufig sind, sieht man sie vielleicht nicht direkt, aber frischer Kot ist ein guter Indikator. Weiterhin ist nicht in jedem Dorf ein Laden vorhanden, um seine Essensvorräte aufzufüllen. Zudem sind die Etappen so geplant, dass man in einem Dorf startet und endet. Wenn man im Wechsel im Dorf und im Zelt schlafen möchte, bringt es die Etappenlänge wahrscheinlich etwas durcheinander. Einige Etappen gehen vollständig durch Nationalparks, wo auf gar keinen Fall gezeltet werden darf. Insgesamt bin ich unschlüssig, ob ich wieder das Zelt mitnehmen würde, denn das Zusatzgewicht macht sich auf jeden Fall bemerkbar.

Sprache

Wahrscheinlich sind die wenigsten so strebsam und lernen extra für die GTA Italienisch. Man kommt irgendwie auch ohne zurecht – die Einwohner sind pragmatisch und holen dann fix jemanden, der irgendeine Fremdsprache kann. Da viele Leute jedoch ausschließlich Italienisch sprechen, kann ich trotzdem nur sehr empfehlen, sich die wichtigsten Sätze vorher rauszusuchen und auswendig zu lernen, das erleichtert die Reise ungemein und irgendwie gehört es zum Erlebnis auch ein bisschen dazu. Ansonsten hilft auch immer die App Google Übersetzer.

Körperliche Herausforderung

Die GTA ist nichts für Unsportliche: Jeden Tag über 1.000 Höhenmeter auf- und abzusteigen, fordert spätestens nach einigen Tagen seinen Tribut. Eine gute Kondition sollte man mitbringen und idealerweise auch Pausentage einplanen – und am besten so wenig Gepäck wie möglich auf dem Rücken haben!

• Wie für eigentlich jede alpine Tour sollte man neben Kleidung für alle Wetterlagen (warm, kalt, sonnig, regnerisch) und Bergschuhen auf jeden Fall einen Hüttenschlafsack und eine Taschen- oder Stirnlampe mitbringen. Da Strom in manchen Unterkünften knapp war, weil er über Solarzellen gewonnen wurde, ist eine kleine Powerbank auch praktisch. Zudem kann ein Wasserfilter gute Dienste leisten – dann kann man auch unterwegs sicher Wasser auffüllen. Ich kann den Filter von Katadyn sehr empfehlen.

Wanderstöcke! Wandern mit schwerem Rucksack ist immer schöner mit Stöcken. Wenn ihr es schafft, euer Gepäck wirklich leicht zu halten, geht’s aber auch ohne gut.

• Ich hatte die beiden Reiseführer (s. Literaturliste) vorher abfotografiert und wichtige Websites offline runtergeladen – das Fotografieren spart Gewicht, aber macht vom Handy abhängig. Deshalb habe ich in letzter Minute dann doch noch den Rother-Führer eingesteckt.

• Eine Mitgliedschaft im deutschen Alpenverein (DAV) spart für alle Übernachtungen in CAI-Hütten (Hütten des italienischen Alpenvereins, vor allem im ersten Teil der GTA) viel Geld, also Ausweis nicht vergessen.

• Ich empfehle für die Planung der Reise die Lektüre des GTA-Wanderführers vom Rother Verlag (ISBN 978-3-7633-4402-4). Dieser stellt auch die kompletten GPS-Daten jeder Etappe zum Download zur Verfügung. Es gibt noch einen zweiten vom Schweizer Rotpunkt Verlag (ISBN 978-3-03973-029-2), der 2024 in 9. Auflage erschienen ist und eigentlich als der ursprüngliche Führer zur GTA gilt. Beide sind randvoll mit allen nützlichen Informationen zu Unterkünften, Läden und Transport. Ich empfand den Rother-Führer als einfacher, weil er nicht so viele Alternativen beschreibt, aber das ist sicher Geschmackssache. Unterwegs habe ich ausschließlich Menschen getroffen, die mit dem Rother-Führer wanderten.
• Zusätzlich finden sich online zahlreiche Infos, vor allem hier: www.gtaweb.de. Dort werden viele aktuelle Infos gesammelt, die man aber auch einfach vor Ort erfragen kann. Mir hat die Seite allerdings mehr Angst gemacht, als Lust auf die Wanderung …
• … weshalb mein größter Tipp ist: Rother-Reiseführer, GPS-Daten und digitale Karten (Offline runterladen! – ich habe Outdooractive genutzt und war zufrieden), Karten als Backup (ich hatte die Karten vom IGC, habe sie aber nicht benutzt) und dann einfach das Wetter und die Leute befragen – mehr Informationen braucht es nicht, wenn man ein bisschen Bergerfahrung hat.

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