zwiebelprinzip
Zwiebelprinzip altbewährt und noch immer aktuell

Unterwegs auf Tour

So kleidet Ihr Euch richtig:

 

Der meterologische Frühling hat begonnen und mit ihm steigen die Unwägbarkeiten des Wetters. Jetzt kommt das Zwiebelprinzip oder Zwiebelschalenprinzip zum Einsatz, damit ihr für Temperaturschwankungen gut gewappnet seid. Funktionswäsche hat die Eigenschaft, Feuchtigkeit von innen (der Haut) nach außen (der Umgebung) abzuleiten um dann dort, je nach Bekleidung und Außentemperatur, körpernah zu verdunsten. Wenn wir uns bewegen, werden wir nicht verhindern können, dass Feuchtigkeit entsteht, auch wenn es draußen kalt ist. Mehrere, gut durchdachte Lagen an Kleidung helfen Euch dabei, Temperaturschwankungen auszugleichen. Diese Flexibilität bei der Bekleidung macht sich besonders gut im Frühjahr und Herbst oder wenn ihr ganzjährig Euch schweißtreibend bergauf und bergab begebt.

Klassisch unterscheidet man nach dem Zweibelprinzip drei Schichten: Das Baselayer wird direkt auf der Haut getragen, das Midlayer sorgt für Wärme und die äußere Schicht schützt vor Witterungseinflüssen.


Die erste Lage: Unterwäsche

Funktionswäsche bildet als erste Lage in der Bekleidung quasi den Unterbau, also die Basis beim Anziehen. Doch was ist die richtige Unterwäsche für Dich selbst. Egal, für welches Material Du Dich entscheidest: Wichtig ist, dass – gerade weil die erste Lage oft eng anliegt – das Material sich weich auf der Haut anfühlt und keine Naht drückt oder zwickt. Flachnähte tragen dabei deutlich zu einem erhöhten Tragekomfort bei. Funktionswäsche wird in der Regel direkt auf der Haut getragen, damit der Schweiß, der zwangsläufig bei hochpulsigen Aktivitäten entsteht, schnell und zuverlässig vom Körper wegtransportiert werden kann. Wenn nicht, würde es auf Tour bedeuten, dass Du, wenn die nasse Unterwäsche auf Deiner Haut klebt, in den Pausen sehr schnell auskühlen kannst.

Und so stellt sich immer wieder die Frage: Was ist eigentlich die ideale Unterwäsche, wenn man draußen bei Wind und Wetter aktiv ist? Aus welchem Material sollte der Baselayer zusammengesetzt sein? Wolle, Kunstfaser, Mischgewebe?

Unterwäsche wolle
Baselayer Wolle
Bekleidung Wollmischgewebe
Baselayer Woll-Mischgewebe
Baselayer Kunstfaser
Baselayer Kunstfaser

Unabhängig von der jahreszeitlich bedingten, unterschiedlichen Dicke der Unterwäsche: Die oberste Priorität bei der Auswahl ist, dass sich Funktionsunterwäsche nicht wie ein Schwamm vollsaugt. Was erwarten wir von Unterwäsche?

Mal kühlen, mal wärmen und auch nicht riechen – das sind die Herausforderungen, denen sich die Funktionswäsche immer wieder stellen muss.

Kühlen: Pulstreibende Bewegungen produzieren Schweiß, der in Hautnähe verdunsten sollte, damit er seine kühlende Wirkung entfalten kann. Das heißt, dass Bekleidung den Schweiß aufnehmen und großflächig verteilen sollte. Dann fühlt sich die Haut nicht feucht an und der Schweiß behält trotzdem seine kühlende Funktion bei. Findet die ‚Verdunstungskühlung‘ nicht statt, wird der Schweiß sofort abtransportiert, bevor er verdampft ist. Dann produziert der Körper immer mehr Schweiß, um sich abzukühlen. Dadurch verliert er im schlimmsten Fall bei lang andauernden Belastungen immer mehr Flüssigkeit und Mineralstoffe und ‚überhitzt‘ dabei.

Trocknen und Wärmen: Ist der Schweiß verdunstet, dann sollte er schnell abtransportiert werden. Nasse Bekleidung fühlt sich nicht nur unangenehm auf der Haut an. Die Verdunstungskälte sorgt außerdem für ein schnelleres Auskühlen, was die Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen kann. Das passiert vor allem in Ruhephasen in der kalten Jahreszeit (beim Eisklettern, Bouldern und Wandern) oder im Wind stehend, wenn der Körper keine Wärme mehr durch Muskelarbeit produziert. Man braucht also Unterwäsche, die schnell trocknet. Natürlich sollte die Funktionsbekleidung auch gut isolieren.

Nicht stinken: Also, ein Frühlingsduft wäre bei Unterwäsche wohl zu viel verlangt, aber meilenweit gegen den Wind sollte man auch nicht anmuffeln.


Midlayer

Eine zweite Schicht, die sogenannten Midlayer sorgen als Isolationsschicht für ausreichend Wärme für den Körper. Während es bei der Unterwäsche eine relative klar umrissene Produktpalette gibt, sind die Midlayer entsprechend der äußeren Anforderungen viel breiter aufgestellt. Wie viel Isolation Du benötigstt, wie dick die Zwischenschicht sein soll, ist ziemlich stark abhängig von den Außentemperaturen und der Intensität, mit der du dich draußen bewegen magst. Heißt, hier hast Du die Qual der Wahl: vom leichten Longshirt, über unterschiedlich dicke Fleecejacken bis hin zu einer dickeren Isolationsjacke. Auch Westen kommen la Midlayer sehr häufig hier zum Einsatz, schützen sie doch v.a. Euren Oberkörper vorm Auskühlen.

Der ein oder andere unter Euch trägt über dem Baselayer auch zwei oder drei dünne Schichten, um sich flexibler auf Veränderungen im Tagesverlauf einstellen zu können.Und wie auch schon bei den Baselayern geht es auch bei der zweiten Lage darum, Atmungsaktivität und Feuchtigkeitsaufnahme im Blick zu behalten und somit die für Dich perfekte Materialzusammensetzung zu finden.

Softshelljacken
Softshelljacken
Fleecejacken
Fleecejacken
isolationsjacken
Isolationsjacken

die dritte Lage - perfekter Wetterschutz

Klar ist, die äußere Schicht ist verantwortlich für den perfekten Wetterschutz. Sie hält Wind und Regen genauso ab wie UV-Strahlen oder Insekten. Auch schützt sie etwas vor Auskühlung. Heißt, je nach Situation kommen eine Softshelljacke, Windjacke, Regenjacke, Winterjacke oder eine stadttaugliche Jacke. Heißt, die äußere Lage kann neben dem reinen Wetterschutz auch noch eine zusätzliche Lage Wärme bieten, wenn die äußeren Bedingungen es erforderlich machen.

Bläst Dir nur ein wenig Wind um die Ohren, kann eine Softshelljacke mehr Sinn ergeben als eine klassische Hardshell. Sie bieten meist eine bessere Atmungsaktivität als Jacken mit einem Laminat oder einer Membran. Kommt zum Wind auch noch Regen hinzu, braucht es eine Outdoorjacke, die dank Membran Wind und Regen zuverlässig außen vorlässt. Mückensichere Kleidung schützt vor Insekten, wenn ihr in den entsprechenden Gegenden unterwegs seid. Und ist es richtig warm draußen, kann der Midlayer entfallen, dann gibt es halt nur zwei, an heißen Tagen nur eine Schicht.

Regenjacken
Hardshell
Hosen
Regen- und Wanderhosen
winterjacken
Winterjacken

Fazit

Wie viele Lagen brauche ich?

Das Zwiebelprinzip wirkt recht einfach, und dank dem Vorbild aus der Natur ist es auch ganz gut vorstellbar. Eine Schicht liegt einfach über der anderen. Aber aufgepasst: Die Lagen müssen zueinander passen. Nur wenn man die Funktionsweise der einzelnen Schichten versteht, läuft das System. Neben dem Verständnis für die Funktionsweise der Materialien braucht es auch eine gute Planung v.a. für längere Touren, bei denen ich nicht jede Nacht eine feste Behausung beziehen kann. Eure Auswahl der Bekleidung richtet sich nach Wetter und Anstregungsgrad der geplanten Tour und sollte bei bedarf ein kleines Wäremebackup mit beinhalten.  Und, das Temperaturempfinden ist individuell unterschiedlich, sodass jeder sein Lagensystem für sich finden muss. Deshalb kann es von uns hier an der Stelle auch kein Patentrezept für das perfekte Zwiebelschichtsystem geben.

Doch ein paar Tipps von uns haben wir noch für Euch:
- Wir wollen weder Frieren noch zu starke schwitzen. Das kann bedeuten, beim Bewegen lieber eine Lage weniger zu tragen oder wenn es für Euch beim Tourstart zu kalt ist, loslaufen und nach ca 15 min, wenn ihr Eure Betriebstemperatur erreicht habt, anhalten und eine Lage ausziehen, bevor es weitergeht.
- Zu viele enge Schichten übereinander können die Bewegungsfreiheit einengen
Baselayer sind der Ausgangspunkt für das Zwiebelschichtsystem, quasi der erste Baustein für ein funktionierendes Bekleidungskonzept.
- Für schweißtreibende Zustiege an heißen Tagen ist eine Unterwäsche aus kühlender Kunstfaser prädestiniert. Und für alle, die in der Regel viel Schweiß vergießen gilt das auch an kühleren Tagen.
- An kalten Tagen und bei moderater Belastungen sorgt Unterwäsche aus Wolle und Woll-Mischgeweben für den höheren Wohlfühlfaktor. Auch die mit Euch mehrere Tage unterwegs sein werden freuen sich über die geringe „Geruchsbelästigung“
- Aber, vergesst nicht ein Ersatzshirt:: Ist die Bekleidung aus Merinwolle erst einmal richtig nass geworden, trocknet sie im Vergleich deutlich langsamer.
Mit einem perfekt abgestimmten Zwiebelschichtsystem habt ihr mehr Spaß auf Tour und fühlt Euch länger wohl, was insgesamt mit zu einer höheren Leistungs- oder Genussfähigkeit beitragen kann.


Zwiebelprinzip ist ihr Credo

Sandra Sandra
Carsten Carsten
Wibke Wibke