Dein Abenteuer beginnt hier!
Martin
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14. November 2016
Der GR221, die Trockenmauerroute, beginnt offiziell in Port d'Andratx im Südwesten der Insel und verläuft durch das Tramuntanagebirge bis in den Norden nach Pollenca. Da die erste Hälfte des Weges noch nicht komplett erschlossen ist, haben wir uns für die Strecke von Valdemossa nach Pollenca entschieden. Wir wollen die 75 km mit 3000 Höhenmetern zu zweit in 5 Tagen laufen. Übernachtet wird in den Berghütten. Da wir eine Woche auf Mallorca sind, haben wir zusätzlich noch Zeit, uns Palma anzuschauen.
Ich habe eine günstige Alternative zu den sonst so teuren Winterurlauben gesucht. Da ich einige Jahre zuvor bereits die Mallorquinischen Berge mit dem Motorrad erkundet und für wunderschön befunden hatte, machte ich mich an die Planung für einen preiswerten Wanderurlaub auf Mallorca. 400 € waren in meiner Urlaubskasse. Ob das wohl reichen würde?
Wir landen gegen 19 Uhr in Palma, schnappen uns unsere Wanderrucksäcke und machen uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Da unser Budget nicht gerade üppig ist, sind wir froh, dass die Busfahrt nach Palma nur 3 € pro Person kostet. Zuhause hatte ich mir bei Google Maps eine Offlinekarte von Palma heruntergeladen. So können wir nun per GPS verfolgen, wo sich der Bus befindet und problemlos an der richtigen Bushaltestelle in der Nähe unseres Hotels aussteigen.
Unser Hotel für die erste Nacht ist preiswert und das Frühstück super. Am nächsten Tag soll der eigentliche Wanderurlaub beginnen. Wir machen uns mit dem Bus auf den Weg in die Berge nach Valdemossa. Die nächsten Nächte wollen wir in den Refugis (spanische Berghütten) Can Boi, Muleta, Tossals Verds, Son Amer und Pont Roma verbringen. Drei Tage vor unserem Urlaub bekam ich jedoch eine Mail mit der Info, dass unsere erste Hütte, Can Boi in Deià, temporär geschlossen hat. Da die Hotels in Deià erst bei 120 € für ein Doppelzimmer anfangen, muss eine Planänderung her. Wir entschließen uns dazu, die erste Etappe sausen zu lassen und wollen eine Rundtour mit anschließender Übernachtung in Valdemossa machen. Juan, unser Gastgeber empfängt uns bei unserer Anreise bereits auf der Straße vor seinem Lokal. Wir sehen wohl nach den angekündigten Wanderern aus … Nach einem Begrüßungsgetränk wird uns unser unheimlich niedliches, mit viel Liebe zum Detail eingerichtetes Zimmer gezeigt. Juan fragt uns nach unseren Plänen und bietet uns an, im Geier-Schutzgebiet in der Nähe von Valdemossa anzurufen. Dieses Gebiet dürfen nur 50 Gäste pro Tag nach vorheriger Anmeldung besuchen. Juan erklärt uns den Weg.
Unser Wanderurlaub kann beginnen! Am Naturschutzgebiet, in dem Geier neu angesiedelt werden, müssen wir am Zaun unsere Ausweise vorzeigen und spenden ein paar Euro zum Wohle der Vögel. Uns erwartete ein steiniger Wanderweg, der uns bis auf 850 m mit fantastischem Meerblick bringen soll. Aufgrund der begrenzten Besucheranzahl sind wir in diesem Gebiet fast alleine unterwegs. Diese Ruhe – einfach herrlich!
Am nächsten Morgen werden wir beim Frühstück von Juan mit einer Vielzahl mallorquinischer Spezialitäten überrascht. Bei jeder neuen Leckerei gibt es natürlich eine kleine Geschichte zu der jeweiligen Spezialität. Wer den Trockenmauerweg von Valdemossa laufen möchte, sollte unbedingt vorher eine Nacht bei Juan verbringen: tolle Zimmer, super Wandertipps und das beste Frühstück unseres Urlaubs für 85 € im Doppelzimmer.
Mit vollem Bauch gehen wir zur Bushaltestelle, um von Valdemossa nach Deià zu fahren. Juan sagte uns, wir sollen in Deiá nicht den GR221, sondern den kleinen Pfad an der Küste von Deiá in Richtung Sóller laufen. Gesagt, getan. Und auch dieses Mal werden wir nicht enttäuscht. Ein toller Küstenweg entlang der Klippen erwartet uns. Nach einigen Kilometern fängt es kurz an zu regnen. Der Weg wird dadurch sehr rutschig und leider stellenweise gefährlich. Höhenangst sollte man auf diesem Weg nicht haben! Aufgrund der erschwerten Bedingungen lassen wir uns für diese Etappe Zeit und kommen im späten Nachmittag an der Berghütte Muleta an. Der Schlafsaal für 30 Personen ist komplett ausgebucht. Abends sitzen wir mit zwei Däninnen, einer Schweizerin und einem Spanier am Tisch. Es gibt eine Art Paella mit frischem Fisch, dazu Wein, Wasser und zum Nachtisch frische Orangen. Zum Frühstück gibt es in allen Hütten Brot, Käse, Wurst, Marmelade, Kaffee und Obst. Für eine Übernachtung mit Halbpension für 23,50 € absolut klasse!
Am nächsten Morgen soll es endlich auf den GR221 gehen, von Port de Sóller in die Berge nach Tossals Verds. Es erwartet uns eine Tagesetappe von 25 km mit 1200 Höhenmetern. Um die Strecke etwas zu vereinfachen, steigen wir nach den ersten 3 km in die historische Straßenbahn und überbrücken so eine Strecke von 3,5 km. Die 5,50 € für die Fahrt kann man unterwegs beim Schaffner bezahlen. Ticketautomaten gibt es nicht. In Soller steigen wir aus und machen uns auf den Weg in die Berge. Es erwartet uns ein Anstieg von ca. 850 Höhenmetern. Belohnt werden wir mit einem tollen Ausblick auf den Cúber-Stausee. Trinkwasser sollte man auf allen Etappen reichlich dabei haben, denn Nachfüllen ist in den Bergen kaum möglich. Die restliche Etappe zieht sich weiter über steinige Böden. Der Trockenmauerweg macht seinem Namen alle Ehre! Abends an der Hütte angekommen stellen wir fest, dass wir alle anderen Wandertouristen der vergangenen Nacht abgehängt haben. Es ist Samstagabend und die Hütte ist komplett belegt mit Einheimischen. Wer also wie wir den ganzen Weg laufen möchte, sollte zeitig in den Hütten reservieren! Als es dunkel wird, setzen wir uns noch etwas nach draußen. Es erwartet uns ein sternenklarer Himmel ohne Lichtverschmutzung aus der Umgebung. So ein tolles Sternenzelt haben wir schon lange nicht mehr gesehen!
Am nächsten Morgen soll die Königsetappe des GR221 beginnen. Der höchste begehbare Punkt der Insel wartet mit 1205 m auf uns. Leider spielt das Wetter heute nicht mit. Wir werden auf den ersten Kilometern klatschnass. Der Wolkenbruch kommt so schnell, dass wir es nicht rechtzeitig schaffen, unsere Regenklamotten anzuziehen. Auf dem felsigen Untergrund ist es nun extrem glatt, es wird windig und der ganze Berg hängt im Nebel. Im Reiseführer wird bei schlechter Witterung von dieser Etappe abgeraten. Wir schlagen uns durch das schlechte Wetter zurück zum Cúber-Stausee. Hier hatten wir am Vortag eine Bushaltestelle gesehen. Die Straße führt zu unserer nächsten Hütte nach Lluc. Heute ist Sonntag und wie soll es anders sein, fahren sonntags keine Busse … Mist! Am Stausee befindet sich ein kleiner Wanderparkplatz. Nach kurzer Zeit kommt ein Spanier mit seinem Sohn vom Wandern zurück. Sie gehen auf ihren großen Geländewagen zu. Ich wittere unsere Chance zu trampen. Leider spricht der gute Mann kaum ein Wort Englisch. Anhand unserer Wanderkarte mache ich ihm klar, in welche Richtung wir wollen. Mit ein paar Brocken Spanisch, Englisch, Händen und Füßen kann ich ihn überzeugen, dass er uns mitnimmt. Wir haben während der Fahrt viel geredet, wenig verstanden, aber viel gelacht!
In Lluc angekommen bedanken wir uns und machen uns bei mittlerweile besserem Wetter auf zur Hütte Son Amer. Hier angekommen, wird uns wieder bewusst, dass wir die anderen Wanderer aus der ersten Hütte abgehängt haben. 52 Betten verteilt auf 6 Schlafsäle ganz für uns allein! Da unsere Wanderung heute durchs Trampen recht kurz ausgefallen ist, entscheiden wir uns, noch das Kloster Lluc zu besichtigen. Im Kloster kann man auch übernachten. Ohne die Zimmer im Kloster zu kennen, empfehle ich jedoch die Hütte Son Amer. Das Haus ist neu renoviert und wunderschön. In dieser Nacht soll das Wetter wieder schlechter werden; es schüttet schließlich 12 Stunden am Stück wie aus Eimern.
Unsere letzte Etappe soll nach Pollenca ins Haus Pont Roma gehen. Als es morgens endlich aufhört zu regnen, machen wir uns auf den Weg. Die heutige Etappe führt größtenteils durch den Wald. Eine Wohltat für die Füße nach den ganzen felsigen Wegen der Vortage! Durch die heftigen Regenfälle der letzten Nacht wird diese Etappe jedoch schwieriger als erwartet. Wanderwege haben sich zu Flüssen entwickelt, die mehrfach überquert werden müssen. Gut, dass wir unsere Trekkingstöcke dabei haben. Zudem hat es sich auf ca. 7 °C abgekühlt. Auf den hohen Bergspitzen liegt plötzlich Schnee! Nach einem kurzen Anstieg geht es für den Rest des Tages bergab. Raus aus den Bergen, runter Richtung Meer. Die letzten Kilometer bis zur Hütte gehen viel über kleine Straßen und sind landschaftlich nicht mehr ganz so schön wie die Berge.
Am nächsten Morgen fahren wir wieder mit dem Bus nach Palma. Palma ist eine sehr schöne Stadt. Wir sind froh, dass wir noch 1,5 Tage zum Sightseeing haben. Die kleinen Gassen abseits der großen Einkaufsstraßen sind sehr zu empfehlen. Am Ende unserer Reise kann ich eine klare Empfehlung für eine Hüttentour auf Mallorca aussprechen. Dieser Urlaub war ein tolles Erlebnis! Mit meiner knappen Reisekasse bin ich locker hingekommen. Flüge, Unterkünfte, alle Busfahrten und die komplette Verpflegung haben mich 350 € gekostet.
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