
Dein Abenteuer beginnt hier!
Matthi
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15. Mai 2012
Ich hatte eine behütete Kindheit in Eisenach, doch irgendwie holt einen die Vergangenheit immer wieder ein: „Ah, du bist Läufer…“, “Was, du kommst aus Eisenach und hast noch nie den Rennsteiglauf mitgemacht?“
Die Kloßparty am Vorabend steckt schon mal jede Pastapampe bei sonstigen Marathonveranstaltungen in die linke Brusttasche. Echte Klöße mit Rotkraut und Gulasch… die trage ich doch gern 1400 Höhenmeter von Eisenach über den Inselsberg nach Schmiedefeld.
Start ist 6:00 Uhr auf dem Eisenacher Markt und dann geht es die Straße hoch, die ich als kleiner Junge 12 Jahre lang sechs Mal die Woche früh runter und mittags wieder hoch musste (ja, wir hatten noch eine 6 Tage Schulwoche und aus uns ist auch etwas geworden). Meine Augen werden feucht und ich bekomme weiche Knie aber für weitere mentale Einbrüche bleibt keine Zeit.
Ich habe mein erstes Frühstück für 7:30 Uhr bestellt und da muss ich mich doch etwas ranhalten. Offensichtlich bin ich nicht der Einzige, denn am Anfang gibt es großes Gedränge auf der Strecke – kein Wunder bei 2500 Gästen, die sich auf teilweise trampelpfadähnlichen Wegen durch die Landschaft drängeln.
Ich arbeite mich also etwas nach vorn und bekomme dann pünktlich Haferschleim, Tee und Cola am Büffet kredenzt. Noch eine Banane auf den Weg und weiter geht es zum zweiten Frühstück. Dieses hat der Veranstalter bei km 37,4 auf der Ebertswiese platziert und mir versprochen, dass es so gegen 9:15 Uhr noch relativ menschenleer und gut gefüllt sein soll. Da es nun etwas übersichtlicher auf der Strecke wird und ich ein geselliger Mensch bin, suche ich mir eine Laufbegleitung, erzähle ein bisschen etwas über meine Heimat und über meine Kindheit (nein, es war nicht alles schlecht) und schon sind wir an der Labestation, wie meine österreichischen MitläuferInnen meinen, und genießen hier auch noch Fettbemme und Blutwurst.
Mich beschleicht die heimliche Angst, dass ich nach den 72,7km vielleicht schwerer bin als vorher. Doch der Veranstalter hat vorgesorgt: Da eine Gewichtszunahme nur dann erreicht werden kann, wenn die Energiebilanz am Ende des Laufes positiv ausfällt, verläuft die Strecke weiter über diverse kleinere bis größere Hügel quer durch den Thüringer Wald. Schöne Landschaft, schönes Wetter und das bestellte Mittagessen im Ziel treiben mich weiter voran. Als kleine Überraschung gibt es nach 54km Heidelbeersuppe. Die ist sowas von lecker, da möchte ich am liebsten bleiben. Doch meine österreichische Laufbegleitung hat etwas dagegen und da ich ihr versprochen habe, mit ihr gemeinsam Mittag zu essen, muss ich wohl hinterher stiefeln. Es sind ja nur noch 20km und laut Aussage des Veranstalters sollen es die leichtesten der Strecke sein. Steht zumindest im Prospekt. Leider habe ich die Stelle mit dem höchsten Punkt bei km 64 überlesen…
Egal, noch 10km bis zum Mittagessen, die werden wir auch noch schaffen! In Schmiedefeld ist Party angesagt, Tausende freuen sich, dass wir es pünktlich zum Mittagessen geschafft haben. Schnell duschen und föhnen und dann ab zur sehr leckeren Nudelsuppe, mein Läuferbier schenke ich großzügig meiner Frau.
Und: Ja, ich komme aus Eisenach und, ja, ich bin schon den Rennsteiglauf gelaufen …
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5 Kommentare
simone | 15.Mai.2012, 15:23
Werd Frank mal fragen - wenn er noch da war, dann hat er ihn bestimmt entdeckt und seinen Kohlehydrat-Speicher auf diesem Weg wieder aufgefüllt:)
Matthi | 15.Mai.2012, 14:07
Man muss sich nur die ganze Zeit ablenken (lassen) entweder mit Essen/Trinken oder mit Quatschen. :) Dann spielt die Zeit keine Rolle
Jörg | 15.Mai.2012, 13:38
Klang ja irgendwie ganz einfach. Da sollte ich wohl künftig einfach schneller laufen.
Matthi | 15.Mai.2012, 13:21
Den Schwarzbierstand habe ich nicht entdeckt. Das lag wohl auch daran, dass meine Laufbegleitung es so eilig ins Ziel hatte. Aber vielleicht interessiert es dich, dass ich Frank N. getroffen habe. Frag ihn doch mal nach dem Schwarzbierstand :)
simone | 15.Mai.2012, 13:01
Mhm, da kommen Erinnerungen hoch - und zumindest der Heidelbeerschleim scheint die letzten Jahre überlebt zu haben - von dem Stand wollte ich auch nie weglaufen. Und auch wenn es Dich vielleicht nicht so interessiert - ist der auf den letzten Kilometern ein Schwarzbier-Verpflegungspunkt über den Weg gekommen?