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Mit dem Fahrrad zum Nordkap

Mit dem Fahrrad zum Nordkap

Diesen Sommer packte mich wieder das große Fernweh. Die Reise sollte diesmal von Trelleborg, der südlichsten Stadt Schwedens, über Stockholm durch das Lappland nach Norwegen zum Nordkap führen. Es ist der nördlichste mit dem Fahrrad zu erreichende Punkt in Europa. Nach der nächtlichen Überquerung der Ostsee von Rostock aus, radelte ich die ersten Tage zunächst durch das flache Småland. Am Rad hatte ich fünf Packtaschen mit den notwendigsten Sachen und natürlich das Zelt.

Nach einer Woche durchquerte ich die auf mehreren Inseln stehende Hauptstadt Stockholm und radelte weiter entlang der Ostküste Schwedens. Der Weg führte mich immer weiter nach Norden durch das Lappland hindurch nach Norwegen. Dass die Richtung stimmte, spürte ich beim alltäglichen Bad in den Seen, die, je nördlicher ich kam, umso kühler wurden. Nachdem mich die Tundra für mehrere Tage mit nicht enden wollenden Wäldern empfing, erschlug mich der anschließende Anblick der norwegischen Landschaft geradezu. Fjorde, Gletscher und lange Bergketten bildeten einen imposanten und abwechslungsreichen Rahmen für meine Fahrradtour durch Europas Norden. War diese Reise anfangs noch eine Herausforderung für den Körper, galt es im hohen Norden angesichts des häufigen Gegenwindes in schroffer, baumarmer und moosbedeckter Gegend im Kopf mental locker zu bleiben und gut durchzuhalten. Nachdem ich das Nordkap erreicht hatte, fuhr ich zum nächst größeren Flughafen nach Alta 230 km zurück. Von Alta ging es mit dem Flieger nach Oslo. Fahrradmitnahme ist in Skandinavien möglich und unproblematisch. Von Oslo nahm ich den Weg nach Trelleborg unter die Pedalen. Bin ich auf meiner 1monatigen Hinfahrt jeden Tag gefahren, nutzte ich den 2. Monat um Halt bei Freunden in Alta, Oslo, Varberg und Malmö zu machen, um dort ein paar interessante Tage zu verbringen.

Schweden ist ein Traum für Fahrradfahrer. Vorwiegend flache und gut asphaltierte Straßen vereinfachen das Radeln. Bleiben wird vor allem eine tiefe Erinnerung an eine Landschaft und an eine Zeit, die nicht spurlos an mir vorbei gezogen ist und die mich wohl nachhaltig geprägt hat. Die Tour habe ich gemacht, weil es ein besonders tolles Gefühl ist, ein so markantes Ziel wie das Nordkap anzusteuern. Für Radwanderer scheint es eine Art Muss bzw. Ritterschlag zu sein, am Nordkap gewesen zu sein.

Meine Tipps:
Ich empfehle jedem Fahrradfahrer es tunlichst zu vermeiden, Wasser auf der Fahrt zu kaufen. Stattdessen sollte man die Gelegenheit nutzen und die Menschen nach Wasser fragen. Das Wasser schmeckt hervorragend und man erfährt die ein oder andere Geschichte oder ein Routenvorschlag. Wenn man Glück hat, wird man sogar zum Essen eingeladen. Auf der gesamten Fahrt habe ich kein einziges Mal auf einem Zeltplatz geschlafen. Stattdessen habe ich meine Zelte immer in der Nähe von Seen aufgeschlagen. In den Touristenkarten sind Badeplätze verzeichnet. Dort sind Umkleidekabinen und teilweise sogar Toiletten.

Die Ankunft am Ziel:
Nach exakt 4 Wochen und 2.977 km auf dem Sattel meines Rades erreichte ich unbeschwert das Nordkap. Diese Erlebnis genoss ich in vollen Zügen. Meine Freude konnte ich teilen mit Franzosen, Japanern, Deutschen und Schweizern, die ebenfalls mit dem Rad das Nordkap erobert hatten. Ein tolles Geüfhl zu wissen: Es geht nicht mehr weiter. Vergessen werde ich nie die emotionale Ankunft und der Aufenthalt unter gleichgesinnten Menschen aus vielen Ländern Europas am Nordkap. Das waren zwei intensive Erfahrungen, die ich mir zu Reisebeginn so nicht vorstellen konnte.

Die Tierwelt:
Die wohl schönste Begleitung auf meiner Tour schenkte mir die Tierwelt. Neben den majestätischen Elchen sah ich viele Rentiere, die trotz PKW-Verkehrs mit stoischer Ruhe auf der Fahrbahn stehend verharrten. Auch den Auerhahn konnte ich in freier Wildbahn erleben. Am prägnantesten für mich war dann aber meine Begegnung mit dem possierlichen Lemming. Besser gesagt den Lemmingen. Mir wurde nämlich das Glück zuteil, auf meiner Tour das wohl größte Lemmingaufkommen im Norden Norwegens seit 27 Jahren miterleben zu dürfen. Die Einheimischen sprachen sogar von einer Lemmingplage. Mit dem Herumwimmeln der so zahlreich auftretenden und unbekümmerten Nagetiere erlebte ich unruhige Nächte im Zelt. Auch verhinderten mir die Lemminge ein unbesorgtes Wandern, denn immer musste ich auf der Hut sein, auf meinem Weg nicht auf solch ein hamstergroßes Tier zu treten oder gar von einem gebissen zu werden. Die hohe Zahl an Lemmingen sorgte leider auch mit zahlreichen Kadavern von überfahrenen Tieren für ein trauriges und absurdes Bild auf der Straßenoberfläche.

Und nach der Tour…?
Der Alltag hatte mich nach meiner Ankunft schnell fest im Griff. Schon wenige Tage nach dieser langen Reise ist es völlig normal, zu Hause zu sein und nicht mehr jede Nacht an einem anderen Ort zu zelten, nicht mehr ständig auf der Suche nach Supermärkten und Steckdosen zu sein. Bei Bedarf kann ich frische Kleidung aus dem Schrank nehmen oder hinter der Fensterscheibe sitzend das Regenwetter ignorieren. Auch das Gefühl, den nächsten steil verlaufenden Berganstieg zu fürchten, war nach wenigen Auto-Kilometern verschwunden.

Beste Reisezeit:
Der Sommer für angenehme Temperaturen:

Anreise:
Von Leipzig nach Rostock mit der Deutschen Bahn; das Wochenende ist preisewerter, weil man in einer Gruppe quer durch Deutschland fahren kann; mit der Fähre ging es nach Trelleborg.

Sprache:
Man kommt in Schweden mit Englisch sehr gut zurecht. Vor allem die Schweden waren teilweise begeistert, geradezu begierig darauf, ihr deutsch in Gesprächen mit mir zu testen. Plant also Zeit ein 😉

Geld:
Empfehlenswert ist es, ein Visa-Konto einzurichten. Ich habe extra für die Fahrt bei der DKB ein Konto eröffnet, weil diese keine Gebühren verlangen, wenn man Geld abhebt.

nordkap An diese Seite hab ich mich am meisten gewandt, da ihre Route bzw. Start- und Endpunkte meiner ähnelte.

elch Die Vielzahl an Reiseberichte macht diese Seite besonders wertvoll.

nordkaptour
 Ich habe diese Seite erst nach meiner Rückkehr geöffnet. In Alta (230 km vom Nordkap entfernt) habe ich 1 Woche bei einer norwegischen Familie gelebt und ihr Leben im hohen Norden kennengelernt. Interessanterweise beherbergte der Großvater ebenfalls einen deutschen Fahrradfahrer 11 Jahre zuvor (s. Reiseberichte auf seiner Seite).

Bärenglocke Ich hatte vor meiner Fahrt viel Respekt vor der Tierwelt. Bären waren meine größte Sorge. Die Bärenglocke sollte dafür sorgen, dass ich mich den Tieren gegenüber bemerkbar mache. Von den Norwegern wurde ich dafür belächelt. Die Bärenglocke hatte nur ihre Nützlichkeit in den Städten. Sie hat mich vor einigen Gefahrensituationen mit Fußgängern bewahrt.
Kocher Ich habe es aus Gewichtsgründen vermieden einen Kocher mitzunehmen. Ich habe es jedoch bereut. Ich war zwar nicht darauf angewiesen, da es, folgte man den asphaltierten Straßen, genügend Möglichkeiten gab, warm zu essen. Jedoch habe ich mich vor allem abends, auch angesichts der hohen Preise in Skandinavien, das ein oder andere mal danach gesehnt, mir etwas Warmes zuzubereiten.
Kartentasche Eine vernünftige Kartentasche ist im Norden goldwert. Wenn ihr auch während des Regens fahren wollt, ist sie besonders nützlich. Gebt ruhig etwas Geld für eine größere Kartentasche aus. Das erspart mühsames Ein- und Auspacken um die Kartenansicht zu verändern.

Für meine Fahrt durch Schweden habe ich weder einen Reiseführer noch Karten gekauft. Das liegt zum einen daran, dass ich mir eine Route nicht vorschreiben und mich einfach treiben lassen wollte. Zum anderen genügten mir meine Erfahrungen von vergangenen Fahrten.
Für Norwegen habe ich mir den Reiseführer „Norwegen“ von Möbius, Aaron von Osfildern, DuMont Reiseverlag. Mai 2011. gekauft.
Karten zu kaufen macht für Schweden keinen Sinn, da man Kartenmaterial von den Touristenbüros kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt. Für Norwegen erhielt ich eine große Überblickskarte im Touristenbüro in Kiruna. Das genügte, da in Nordnorwegen die Straßendichte sehr gering ist und damit jede eingetragene Straße einem für die Fahrt hilft.

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