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Ta(r)pire auf Tour: Forststeig

Ta(r)pire auf Tour: Forststeig

Seit Mai 2023 gibt es die Trekkingtickets für den Forststeig auch im tapir. „Wie jetzt, Trekkingtickets? Wandern mit Eintrittskarte?“ – Jaha, der Fernwanderweg befindet sich nämlich im ständigen  Ausbau und wartet mit beeindruckender Infrastruktur und Organisation auf. Liese und Laurie haben sich das Ganze mal genauer angeschaut und waren mit Kolleg*innen aus dem Camp4 (Berlin) drei Tage im Elbsandsteingebirge unterwegs. Was euch auf dem Forststeig erwartet, wie das mit den Tickets funktioniert und warum wir ziemlich begeistert vom Trail „vor unserer Haustür“ sind, verraten wir euch gern.

Der Forststeig führt auf mehr als 100 km durchs Elbsandsteingebirge. Er nutzt bereits bestehende Wanderwege, wie zum Beispiel den Grenzweg, quert dabei mehrfach hinüber in die Tschechische Republik, führt an einigen der schönsten Aussichts- und Kletterfelsen der Sächsischen Schweiz vorbei (oder darüber) und ist via S-Bahn überregional gut angebunden. In der Region selbst bieten Linien- und Wanderbusse sowie das dichte Wegenetz die Möglichkeit, die Route individuell anzupassen und so kurzfristig auf mieses Wetter, müde Kinderbeine oder plötzliche Motivationsschübe zu reagieren. Infrastrukturell befindet er sich zwar noch im Aufbau, glänzt aber bereits mit tollen Biwakplätzen, teils inklusive Schlafboxen. Außerdem sind Trekkinghütten nutzbar sowie auf tschechischer Seite der Campingplatz in Ostrov.

An einem bewölkten Sonntagmorgen im Mai standen wir am Bahnhof in Schöna und hielten Ausschau nach den Kolleg*innen vom Camp 4. Einmal gefunden, ging es stracks den Hügel hoch, auf die erste Etappe des Forststeigs. 3 Tage hatten wir uns für unsere Schnuppertour vorgenommen und wollten das Ganze mit eingehender Testung des Konzepts „Ultraleicht“ verbinden. Also minimales Gewicht auf dem Rücken, Schlafen unterm Tarp und die Kleidung sollte auch möglichst leichtgewichtig ausfallen. Dass für viele Anhänger*innen des Ganzen dann im Umkehrschluss auch maximale Geschwindigkeit in den Beinen dazugehört, wurde uns auf den ersten Kilometern recht rasant bewusst. Trotz lediglich 6 kg Rucksack-Basisgewicht keuchten wir auf den ersten Anstiegen ganz schön hinterher. Trotzdem, die erste Aussicht auf dem Zschirnstein und das zarte Grün der Frühlingsvegetation machte Lust auf mehr, mehr Kilometer, mehr Wald, mehr Landschaft gucken!

Unsere erste Etappe endete nach gut 15 km am Taubenteich-Biwak, hier gab es endlich auch Abendsonne. Ein gut gepflegter Lagerfeuerplatz (mit Holzvorrat!), eine Komposttoilette, rauschendes Wasser und eben der Taubenteich. Das absolute Highlight war die Schlafbox, super durchdacht und solide konstruiert, mit Picknickplatz und allem Drum und Dran. Laurie hat sie gleich zum Schlafen getestet und Liese die erste Nacht im Tarp überlassen. Fazit: Nicht unbedingt wärmer als draußen, dafür aber deutlich trockener und bei miesem Wetter wahrscheinlich der Himmel auf Erden! Am Abend hatten wir die Gelegenheit, mit einem der Forststeig-Mitarbeiter zu schnacken und uns ein wenig auszutauschen. Abgesehen von der absolut vorbildlichen Markierung des Weges und Instandhaltung der Plätze fahren die guten Leute vom Sachsenforst nämlich auch täglich in den Abendstunden die Trekkingplätze an, schauen, ob alles in Ordnung ist, kontrollieren die Einlösung der Trekkingtickets und können im Bedarfsfall Hilfe leisten. Er erzählt uns, dass es erfreulich wenige Fälle von Vandalismus gibt und das Trekkingticket-Konzept sehr gut angenommen wird und sich bewährt hat. Der Erlös von 10 € pro Nacht für eine erwachsene Person fließt in die Instandhaltung und den weiteren Ausbau des Forststeigs.

Die Sache mit den Tickets klingt in der Theorie erstmal kompliziert, ist in der Praxis dann aber ein sehr eingängiges Konzept: Pro geplanter Übernachtung nimmt man ein vorher zu erwerbendes Trekkingticket mit. Bei Ankunft am Übernachtungsplatz werden Name und Datum eingetragen, dann wird eine Hälfte des Tickets in den dafür bereitstehendem Briefkasten am Übernachtungsort eingeworfen, die andere Hälfte verbleibt bei dir. Eine Eintragung im „Gästebuch“ vervollständigt das Ganze und sorgt nebenbei für unterhaltsamen Lesestoff für alle, die nach dir kommen.

Das dichte Wegenetz der Sächsischen Schweiz und die damit verbundene Möglichkeit, den eigentlichen Forststeig beliebig zu modifizieren, reizen wir schamlos aus. Ob nun die Abkürzung zur Ottomühle zwecks ausgedehntem Mittagessen („Wir müssen ja mal gucken, ob die wirklich wieder offen hat!“) oder ein Umweg auf den Pfaffenstein wegen unerlaubt günstigen Fotowetters, es stellt sich immer wieder als unschlagbarer Vorteil der Region heraus, wegetechnisch so vielfältig aufgestellt zu sein. Falls die Knie noch vom Vortag schmerzen, nimmt man eben den sanfteren Abstieg. Wenn der Magen drückt, gibt es garantiert einen nahen Weg zur nächsten Wirtschaft. Auch der Forststeig selber befindet sich im stetigen Auf- und Ausbau. Jedes Jahr werden die Wegmarkierungen erneuert, und eines Tages sollen sämtliche Biwakplätze mit Schutzhütten ausgestattet sein. Dazu werden teils vorhandene Hütten wieder hergerichtet, teils werden aber auch innovative „Schlafboxen“ wie am Taubenteich in Zusammenarbeit mit Architektur-Studierenden der TU Dresden entwickelt und gebaut. Wir kommen am Nikolsdorfer Biwakplatz vorbei, der auf dem Gelände des Walderlebniszentrums Leupoldishain liegt. Dort wird gerade fleißig gebaut, normalerweise finden hier auch Veranstaltungen für Gruppen und Familien statt. Ein beeindruckendes Formikarium gibt es trotzdem zu bestaunen. Je nach Route und Etappe wechseln sich kleine Waldwege mit größeren Forstwirtschafts-Wegen ab, manchmal ist ein bisschen Felskraxelei dabei, hin und wieder geht es einen steileren Abhang hinunter. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht, und die Maisonne, die auf die Landschaft und uns herunterlacht, tut ihr Übriges zur guten Laune. Wir beenden unsere Tour auf einem Stück Malerweg, das vom Pfaffenstein nach Königstein hinunterführt, mit dem einzigen Wehmutstropfen, dass wir es nicht mehr geschafft haben, an einem Proviant-o-mat vorbeizukommen. Ein Startup aus der Sächsischen Schweiz betreibt an mehreren Standorten „Lebensmittel-Automaten“ mit Schmäckerchen und Grundnahrungsmitteln aus der Region. Laden ohne Tante Emma sozusagen.

Das Elbsandsteingebirge hat ohnehin schon viel zu bieten, und es ist schön zu sehen, wie sich vielerorts bemüht wird, diese Gegend mit sanftem Tourismus auf umweltverträgliche Weise für noch mehr Menschen zugänglich und erlebbar zu machen.

Kurz vorab: Lohnt sich das? – JO!

Der Forststeig klingt nett und freundlich, hat es aber in sich – nicht umsonst ist die Trekkingroute als „schwer“ klassifiziert und wird für geübte und gut ausgestattete Leute empfohlen. Wir stimmen dem auch zu, vor allem im Bereich Schuhwerk sollten nasser Fels und matschige Waldpfade nicht unterschätzt werden. Aber: Wir finden, auch gut ausgestattete und informierte Neulinge mit der nötigen Grundkondition für Tagesetappen um die 15 km und entsprechende Höhenmeter dürfen sich gern an den Forststeig wagen. Da er so unglaublich flexibel an die eigenen Befürfnisse anpassbar ist, kann er auch mit ans Wandern gewöhnten Kindern gut machbar sein, wichtig ist hier dann umso mehr eine gute Planung mit ausreichend Zeit.

Natürlich bietet es sich auch an, einzelne Forststeigetappen als Tagestour zu gehen oder sich auf 2-3 Übernachtungen zu beschränken.

Und wie immer gelten auch allgemeine Hinweise für lange Touren: Unterschätzt die Nachtkühle nicht (vor allem am Taubenteich!), nehmt genug Schokoriegel mit und lasst euch für die Höhenmeter ausreichend Zeit 🙂

 

Wie bei jeder Tour ist eine gute Planung die halbe Miete. Als gemeinsames Projekt von Sachsenforst und Lesy České republiky, den Forstverwaltungen der beiden Länder, wird der Forststeig kontinuierlich ausgebaut, gepflegt und betreut. Die Website des Sachsenforst ist daher auch die erste Anlaufstelle für Interessierte, es finden sich nicht nur Infos zur Route, Tipps zur Vorbereitung sowie Karten- und Broschürenmaterial, sondern auch aktuelle, manchmal kurzfristige Informationen. Sind alle Hütten und Biwakplätze nutzbar? Gibt es eine Waldbrandstufe? Es kann auch vorkommen, dass kurze Strecken des Forststeigs wegen Waldarbeiten gesperrt sind. Wer gern vorher schon genau weiß, wie die Schlafmodalitäten sein werden, findet auch detaillierte Informationen und Wegbeschreibungen zu den Hütten und Biwaks. Pssst… es gibt auch Komposttoiletten!

… ist ganz einfach und gemütlich mit der S-Bahn von Dresden aus möglich. Die schlängelt sich stündlich das Elbtal hinauf bis nach Schöna. Einmal unter den Gleisen durch, dort findet man den Zubringer zum Forststeig.

Wer lieber motorisiert unterwegs ist, kann auf dem Wanderparkplatz in Schöna parken.

Der Forststeig ist von April bis Oktober geöffnet. Jenseits dieser Zeiten sind die Hütten geschlossen, ebenso werden die Pfahlmarkierungen entfernt und es findet keine Betreuung der Plätze und Wege statt. Der Forststeig macht Winterpause.

Dank des milden mitteldeutschen Klimas spricht nichts dagegen, den Forststeig in den warmen Monaten nach eigenem Gutdünken zu beghehen, wann immer man Lust hat. In den Ferienzeiten muss aber gerade um die großen Ausflugsziele herum natürlich mit verstärktem Menschenaufkommen gerechnet werden, und gerade zu Himmelfahrt und Pfingsten könnte es dank frühlingsmotivierter Wanderlustiger auf den Biwakplätzen recht voll werden.

Je nach gewählter Etappe(nlänge) stehen Trekkinghütten oder Biwakplätze zur Auswahl. Hier kann gegen Entwertung eines  Trekkingtickets in einer Schutzhütte übernachtet oder gezeltet werden. Wer es komfortabler bevorzugt, findet etwas abseits vom Forststeig Unterkünfte bei Forststeig-Partnern. Hier können auch ungenutzte Trekkingtickets angerechnet werden. Die genaue Ausstattung von Unterkünften und Trekkingplätzen ist hier übersichtlich beschrieben.

Der Campingplatz in Ostrov lädt nicht nur zu einer Übernachtung, sondern je nach Beinschwere oder Kindermotivation auch zu einem Pausentag ein.

… und wildcampen/boofen? – Die Sächsische Schweiz ist bekannt für ihre 58 offiziellen Übernachtungsplätze unter Felsüberhängen im Nationalpark, an denen im Zusammenhang mit dem Klettersport biwakiert werden darf. Da mittlerweile aber immer mehr Menschen auch abseits davon im Nationalpark übernachten, unerlaubt Feuer machen oder nachts herumlärmen, gibt es seit 2021 eine jährliche temporäre Sperrung aller Boofen von Februar bis Juni, um die lokale Flora und Fauna zu schützen.

Es empfiehlt sich, einen Grundstock an Verpflegung und das Nötigste für die geplante Dauer der Tour selbst dabei zu haben. Je nach gewähltem Übernachtungsplatz ist man für die Kalorienbeschaffung auf sich allein gestellt. Entlang des Forststeigs wird man kaum an einem Supermarkt vorbeikommen, ein Abstecher zur ein oder anderen bewirtschafteten Hütte oder zur wiedereröffneten Ottomühle im Bielatal lohnt sich aber auf alle Fälle.

Wasser gibt es dank Bächlein und Flüsschen genug und ist gefiltert (!) auch gut trinkbar. An den Biwakplätzen und Hütten gibt es aber teilweise auch Trinkwasser-Entnahmestellen.

Wer in der Nähe von Leupoldishain oder Pfaffendorf nochmal Lust auf frische Lebensmittel bekommt, dem sei ein kleiner Umweg zum Proviantomat ans Herz gelegt.

  • Trekkingtickets!
  • gutes Kartenmaterial (Forststeig-Faltkarte oder Wanderkarten Sächsische Schweiz und Böhmische Schweiz), alternativ finden sich auf der Sachsenforst-Seite auch GPS-Daten zu den einzelnen Etappen
  • Wasserfilter
  • festes Schuhwerk! Auch wenn „Wandern im Elbi“ vielleicht erstmal nicht so spektakulär klingt, es ist ein anspruchsvoller Weg
  • winddichte Jacke für ausgedehnte Gipfelmomente und Wege über die Tafelberge
  • Biwaksack, Tarp o.ä – auch wenn du Übernachtungen in Unterkünften oder Hütten planst, eine Not-Option für draußen ist nie verkehrt
  • Buff/Schlauchschal gehört immer mit ins Gepäck. Ob als Ohrenschutz oder extra Wärmekragen.

Natürlich kann man den Forststeig mit ganz normalem Trekkinggepäck gehen. Wir waren ultraleicht unterwegs (von Berufs wegen und so…) und können uns das in den Sommermonaten sehr gut vorstellen – für April/Mai würden wir es (Neulingen auf dem Gebiet) nur eingeschränkt empfehlen.

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