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Der Duft von Apfelmus – Wandern auf Bornholm

Der Duft von Apfelmus – Wandern auf Bornholm

Kennt ihr Bornholm? Auf diese Frage scheint es nur zwei Antworten zu geben: Die einen werden jetzt hart nicken, falls ihre Eltern sie als kleine Kinder alle Jahre wieder auf das dänische Island geschleppt haben. Die anderen haben von der kleinen Insel am Dreiländereck Dänemark-Deutschland-Schweden noch nie etwas gehört – was genauso okay ist.
Bornholm hat ein wenig den Ruf, vor allem von höheren Semestern bereist zu werden, was an der angenehmen Größe liegen mag. Die Insel lässt sich wunderbar mit dem Rad oder Auto erkunden. Doch das ist natürlich alles Schnickschnack, wir machen das selbstverständlich per pedes! Denn für Wanderer ist Bornholm ein kleiner Geheimtipp, der es in sich hat. Der folgende Text ist daher vor allem für diejenigen unter euch interessant, die Bornholm gerne zu Fuß erkunden möchten.

Das erste Mal hörte ich von Bornholm durch tapir-Chefin Maren, als ich kurzfristig auf der Suche nach einem nahen Reiseziel war, auf dem man wildcampen kann. Kurzentschlossen nahm ich mir also eine Bornholm-Umrundung vor (7 Tage) und kehrte heuer auch nochmal mit meiner Schwester auf die Insel zurück. Denn wie heißt es so schön: War man einmal dort, stehen die Chancen nicht schlecht, dass es einen immer wieder nach Bornholm zieht. Schon schön da!

Die Rundwanderung um Bornholm kann sowohl gegen als auch im Uhrzeigersinn gegangen werden. Auch wenn man immer wieder Gleichgesinnten begegnet, ist man tagsüber meist ziemlich alleine unterwegs und trifft dann erst gen Abend auf den Stellplätzen oder an den Hotspots vermehrt auf andere Wanderer. Es empfiehlt sich das Laufen gegen den Uhrzeigersinn, da dann die große Festung Hammershus als krönender Abschluss kurz vor Ende der Tour dienen kann.

Wenn man zu Fuß mit der Fähre anreist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man am ersten Tag nachmittags in Rønne, der größten Stadt Bornholms, eintrudelt. Nach einem kurzen Trip zum Supermarkt sind die Übernachtungsmöglichkeiten am Stadtrand dann nicht fern. Im Osten der Stadt habe ich mit DCU-Camping sehr gute Erfahrungen gemacht. Am Westufer bietet sich Nordskoven Camping an, allerdings sind von dort aus die ersten kostenfreien Shelter schon nicht mehr fern. Ist man also bereit, nur wenige Kilometer weiter zu gehen und ein wenig zu pokern, kann man sich das Übernachtungsgeld mitunter sparen.

Der Bornholmer Rundweg ist sehr abwechslungsreich. Von ausgedehnten Sandstränden im Süden bis hin zu Klippen im Norden hat er einiges zu bieten. Kleine Städtchen und Dörfer schmiegen sich ziemlich idyllisch ans Meer. Hier lassen sich auch regelmäßig die Vorräte auffüllen – wandern auf Bornholm bedeutet also auch stets eine komfortable Verpflegungsituation.
Im Süden und Osten ist man zumeist auf Sand oder nachgiebigem Boden unterwegs, im Norden und Westen auf steinigem Gelände. Nicht so angenehm zu laufen sind die Strecken zwischen Tejn und Sandvig sowie zwische Gudhjem und Saltuna, da man hier beinahe ausnahmslos auf Asphalt unterwegs ist. Da dies auch die Strecken sind, die am wenigsten mit Übernachtungsmöglichkeiten ausgestattet sind, kann man hier mit dem Bus abkürzen, falls die Knie geschont werden sollen.

Ich fand den Weg im Oktober besonders eindrucksvoll, denn überall wachsen wilde Obstbäume, die nicht alle geerntet werden. An nicht wenigen Stellen lag Fallobst und verbreitete einen angenehmen Duft nach Apfel und Birne. Dieser Duft hat war mir besonders auf der Südhälfte der Insel ein stetiger Begleiter und ist mir bis heute nachhaltig in Erinnerung geblieben!

Wer erwägt, Bornholm zu umrunden – hier ist eine mögliche Routeneinteilung:
Tag 1: Rønne – Boderne (19 km, 4-6 h): Eine angenehm zu laufende erste Etappe, vorbei an idyllischen Ständen, Dünen und pittoresken Flugplatz-Abtrennungszäunen.
Tag 2: Boderne – Snogebæk (20 km, 6-8 h): Ausgedehnte Wanderung, die deutlich länger ist, als es zunächst den Anschein hat. Führt an Bornholms längstem Sandstrand Dueodde entlang, an dem sich etliche Bademöglichkeiten ergeben. Oder anders gesagt: Der Strand ist eine einzige, langgezogene Bademöglichkeit.
Tag 3: Snogebæk – Svaneke (16 km, 6 h): Eher urban geprägte Etappe, da man hier unter anderem an der schönen Hafenstadt Nexø vorbeikommt. Vor Nexø führt der Weg durch einen schönen Laubwald, an einem ruhigen Friedhof vorbei. Beinahe schottisch hier!
Tag 4: Svaneke – Gudhjem (17,5 km, 5-6 h): Die Landschaft wandelt sich und wird merklich felsiger. Sehr schöne Wege am Meer entlang, unter anderem durch Vogelschutzgebiete hindurch. Somit ein besonders lohnenswerter Abschnitt für Hobby-Ornithologen.
Tag 5: Gudhjem – Sandvig (18,5 km, 5 h): Hinter Gudhjem erheben sich die spektakulären Helligdomsklipperne mit tollen Aussichten und eindrucksvollen Szenerien. Gen Ende hin führt der Weg dann allerdings an der Hauptstraße entlang, was deutlich weniger nett zu laufen ist.
Tag 6: Sandvig – Hasle (19 km, 5-6 h): Hinter Sandvig liegt die Hammerknuden, ein eindrucksvolles Naturschutzgebiet, an dessen Ende sich die eindrucksvolle Festung Hammershus erhebt. Sehr schöne Ecke, dafür aber auch recht viel bereist. Sehr schön wird’s hinter der Hammershus an der Westküste – das Örtchen Vang ist ein echter Blickfang, und hier gibt’s lecker Eis und Kaffee.
Tag 7: Hasle – Rønne (10,5 km, 3 h): Der letzte Abschnitt ist geprägt von Waldlandschaften, die immer wieder durch kleine Strände aufgebrochen werden. Sehr ruhig und beschaulich, bevor man dann im (für Bornholmer Verhältnisse) geschäftigen Rønne eintrifft.

Exkursion: Mini-Insel Christiansø

Etwas nördlich von Bornholm liegt das kleine Christiansø, ein beliebtes Ausflugsziel. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, auf dem dortigen Zeltplatz zu nächtigen und so etwas von der Bornholm-Umrundung abzuweichen. Dabei hatte ich nicht ganz bedacht, dass für die Nacht ein Sturm angekündigt worden war, den als ‚intensiv‘ zu bezeichnen ich mich wohl gezwungen sehe. Die (nicht ganz billige) Fahrt mit der kleinen Fähre macht viel Spaß, wenn man wie ich ein Freund des Wellengangs ist. Übernachtet man nicht auf der Insel, hat man in 1-2 Stunden alles gesehen und kann getrost die nächste Fähre zurück nehmen. An sich fand ich Christiansø schon recht überteuert.

Einen besonderen Reiz Bornholms macht das Wildcampen (offizieller Link siehe Short Cuts) aus, das in bestimmten Ecken erlaubt ist. Anders als in Schweden oder Norwegen gibt es in Dänemark kein Jedermannsrecht und man darf nicht gleich überall sein Zelt aufschlagen. Bornholm ist allerdings recht liberal eingestellt und es gibt Wälder, in denen wild gecampt werden darf. Zusätzlich gibt es massig Zeltplätze, auf denen kostenlos übernachtet werden kann.
Leider sind die Informationen online nicht mehr aktuell (auf Bornholm geht alles ein wenig langsamer :)). Laut einer Dame im Touristenbüro darf man mittlerweile ausschließlich auf den Rø Plantagen im Norden wildcampen und nicht, wie online angegeben, in der Blykobbe Plantage (Westen), in Pedersker Skov (Südosten) und in einem Teil des Almindingen Waldes (Osten) nächtigen. Realistisch scheinen die Bornholmer jedoch sehr offen gegenüber jeglichen Wanderern zu sein, solange es nicht zu viele sind.

In den letzten Jahren wurden außerdem immer mehr Shelter in Hüttenform rund um die Insel errichtet, in denen Wanderer und Radfahrer ihr Nachtlager aufschlagen können. Hier gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – und man sollte nicht länger als eine Nacht bleiben. Viele dieser Hütten sind an wunderschönen Plätzen errichtet und es ist keine Seltenheit, in Bornholm einen schönen Sonnenauf- oder -untergang zu erleben. Ich fand insbesondere die Shelter an abgelegeneren Orten schön, von denen sich im Laufe der Wanderung auch einige finden lassen.

Das Bornholm-Feeling …
… ist pure Entspannung. Angefangen vom dänischen Fährpersonal bis zum gesprächigen Camping-Wart: Ich empfand die Leute auf der Insel als sehr ausgeruht, aufgeschlossen und hilfsbereit. An sich ist auf Bornholm für jeden etwas dabei: Rundreisende kommen ebenso auf ihre Kosten wie Kulturinteressierte und Familien. Ich empfehle die Insel daher sehr gerne, wenn jemand eine Auszeit braucht.

Reisezeit

Für Individualreisende ideal sind die Randreisezeiten September-Oktober und März-April. Vergangenes Jahr bin ich auch zur Hochsaison im August vor Ort gewesen und fand es für diese Zeit erstaunlich leer – insbesondere außerhalb der Städte verteilen sich die Menschenmengen schnell.

Anreise aus Leipzig

Mit dem Zug nach Sassnitz. Von dort mit der Fährlinie Bornholmslinjen nach Rønne (3h20). Reist man mit dem Auto oder Fahrrad an, lässt sich dieses auch auf der Fähre mitnehmen. Wenn man nachts aufsteht, schafft man von Leipzig aus noch die 11-Uhr-Fähre und ist dann gegen 15 Uhr auf Bornholm.

ABREISE-TIPP

Von ~Mai bis Oktober fährt samstags ein spezieller Zug zwischen dem Fährhafen Sassnitz und Bergen auf Rügen. Diese Verbindung erleichtert die Rückreise sehr und sie ist im Fährticket mit inbegriffen (und der kleine Tuk-Tuk-Zug ist an für sich schon eine Reise wert!).

Geld

Ein Euro ist ~7,5 Dänische Kronen (DKK) wert. Man braucht allerdings nur sehr wenig Bares, fast überall kann man mit Karte bezahlen.

Sprache

Mit Englisch und Deutsch kommt man auf Bornholm überall weiter.

Wenn ihr schon mal da seid,

  • genehmigt euch einen Hotdog in Hammershus Havn – oder besser gleich zwei 😀
  • gönnt euch einen leckeren Kaffee im idyllischen Dörfchen Vang
  • lasst euch vom kühlen Nass des Ozenas verwöhnen
  • zieht die Schuhe aus und geht am Strand barfuß wandern
  • geht in Gudhjem lecker Eis essen
  • sucht in einer abgelegenen Grotte in den Helligdomsklipperne nach seltenen Spinnenarten (östlichste Klippe, die Treppen hinuntergehen)
  • genießt die Abgeschiedenheit einiger Shelter-Plätze

 

Ansonsten nicht vergessen

  • Sandalen für Spaziergänge jeglicher Art
  • schnelltrocknendes Handtuch für den spontanen Sprung ins Wasser
  • Windbreaker und/oder Regenjacke für schnell wechselndes Wetter
  • sonnenfeste Bekleidung
  • Powerbank, Steckdosen sind rar gesät, solange man nicht auf offiziellen Campingplätzen unterwegs ist
  • Wanderkarte Kompass (1:50 000)
    • (+) detailliert, Infos zu Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten
    • (-) keine Angaben zu Sheltern oder Supermärkten, etwas sperrig
  • Wanderkarte Touristeninformation (1:50 000)
    • (+) detailliert, inkl. Shelterstandpunkte, auf hochwertigem TYVEK gedruckt / stark wasserabweisend, kleine Packgröße
    • (-) nicht alle Shelter enthalten, nur auf Bornholm erhältlich, keine Angaben zu Supermärkten
  • Offizielle Informationen zum Wildcampen: https://bornholm.info/de/wildcampen-auf-bornholm/
  • Ein Geheimtipp ist die App „Shelter“, die alle großen und kleinen Übernachtungsplätze auf Bornholm und in ganz Dänemark anzeigt. Die meisten Shelter sind auch auf der Wanderkarte von Tourist Bornholm verzeichnet. Einen ersten, wenn auch inkompletten Eindruck, vermittelt diese Karte

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