Nächster Morgen. Dicke Wolken. In der Nacht hat es geregnet und die Vorhersage für den kommenden Tag verspricht keine wirkliche Besserung. Aber gut, erstmal frühstücken, danach sieht die Welt schon ganz anders aus. Und tatsächlich: Der Regen verzieht sich, die Wolken bleiben. Also alles easy. Sachen packen, alles am Rad verstauen, losfahren. Der Wetterfrosch hat dann aber andere Pläne mit uns. Pünktlich als wir starten wollen, setzt der Regen wieder ein. Wir entscheiden, erstmal in der Hütte zu bleiben und abzuwarten. Wir checken immer wieder den Regenradar – keine Besserung in Sicht. Die Temperatur liegt zwischen 6 und 7 °C und wir holen erstmal die Schlafsäcke wieder raus, um nicht komplett auszukühlen. Ein Wechsel aus lesen, erzählen und Regenradar checken beginnt. Nach knapp drei Stunden lichten sich die Wolken und wir können endlich losradeln. Die feuchte, kühle Luft ist eine willkommene Abwechslung zur Hitze des Vortages. In den Bergflanken hängen dicke Wolken; solche Tage haben für mich ihren ganzen eigenen Reiz. Vorbei am Schloss Ellmau erreichen wir Garmisch-Partenkirchen, wo wir einen Stopp im Kaffeehaus einlegen. Wie das mit dem Kuchen läuft, habe ich ja bereits erörtert. Auch hier befinden sich dann wieder zwei Stück feinster Torte auf dem Teller. Eigentlich hätten wir an diesem Tag noch den Eibsee umrundet, entschließen uns aber dagegen, da wir durch den späten Start ziemlich Zeit verloren haben. Die Route führt uns vorbei am Garmischer Hausberg Wank, wo im Anstieg 580 Hm auf 4,5 km überwunden werden müssen. Der Wahoo zeigt zwischenzeitlich eine Steigung von bis zu 25 %. Wir schieben im Übrigen. Ein Stück weiter folgt dann wohl der schönste Abschnitt der gesamten Tour: Die Abfahrt über einen schmalen, sehr entspannten Pfad durch das Finzbachtal. Auf gut acht Kilometern rollen wir zwischen Felswänden und Lärchen und vorbei an der Finzalm dem nächsten Ort Krün entgegen. Wobei Finzalm: Die ist zwar geschlossen, aber es gibt neben der Eingangstür eine kleine Kiste, gefüllt mit Radler, Limo und Bier. Selbstverständlich füttern wir die Kasse und genießen ein Bier in dieser traumhaften Lage. Unser Tagesziel liegt an diesem Tag etwas oberhalb von Krün, wo wir wieder in einer hölzernen Schutzhütte übernachten. Wetterbedingt hat die Strecke heute eine eher moderate Länge von 39 Kilometern, ist aber mit 1200 Hm keineswegs easy going. Schlafsäcke raus, Katzenwäsche am Brunnen neben der Hütte, gute Nacht.
Vierter Tag. Die Wolken sehen heute nicht gut aus, aber erstmal frühstücken beim Bäcker. Zwischen Bergkäse-Marmeladen-Brot und einem klitzekleinen Stück Torte rätseln wir, wie wir heute weitermachen. Der Wetterbericht sagt Dauerregen, aber wir spekulieren auf Lücke und fahren zumindest eine verkürzte letzte Etappe bis Lenggries. Vorbei am Walchensee und hinein in die Jachenau, eine weitläufige, sehr ruhige Hochebene zwischen Walchensee und Lenggries. Und wir haben Glück, denn das Wetter wird mit jedem Kilometer besser und die Wolken reißen auf. Ein letztes Abenteuer wartet noch auf uns: die Durchquerung des Jachens, dem namensgebenden Fluss der Hochebene. Flach, aber gut zwanzig Meter breit – wir versuchen unser Glück. Durch kommen wir, trotzdem landet ein Fuß im Wasser. Halb so wild, trocknet wieder, weiter geht’s. Die restliche Strecke bis Lenggries verläuft entspannt. Wir sind überglücklich, dass das Wetter so gut durchgehalten hat und wir die Tour zwar anders als geplant, aber dennoch wunderbar ausklingen lassen können. Bevor es zum Zug geht, kehren wir natürlich noch einmal bei einer Konditorei ein und füttern den Kuchenmotor!
Und die Moral von der Geschichte? Vier Tage radeln mit 245 Kilometern und 3600 Höhenmetern gehen doch sehr schnell vorbei. Es war wieder ein tolles Erlebnis und ich habe wieder neue Ecken im deutschen Alpenraum kennengelernt. Ich selbst habe in dieser Gegend schon einiges gesehen, aber auch hier war mit der Gegend um Mittenwald und der Jachenau wieder etwas vollkommen Neues dabei. Klare Empfehlung!
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