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Radrundtour in den Alpen: Reliefenergie und Kuchenmotor

Radrundtour in den Alpen: Reliefenergie und Kuchenmotor

Es ist Mai. Was sagt der Kalender sonst noch so? Richtig: Feiertage beziehungsweise lange Wochenenden. Was kann man da schönes machen? Radeln natürlich. Und so führen Manu und ich unsere Tradition eines kleinen Bikepacking-Trips nun im dritten Jahr fort. Nachdem wir in den Vorjahren den Rennsteig in Thüringen und durch die sandigen Wälder Brandenburgs geradelt sind, soll es über das Himmelfahrtswochenende diesmal in die Berge gehen, so richtig mit Panorama, Höhenmetern und kulinarischen Schmankerln.

Als Basis dient uns eine Route der Orbit360 Gravel Serie von 2021 in der Zugspitzregion rund um Garmisch-Partenkirchen, die ich jedoch noch etwas  verlängert habe. Wem das nichts sagt, haut einfach mal Orbit360 in die Suchmaschine eurer Wahl und ihr werdet sehr schnell fündig. Kurz gesagt: In dieser Serie werden Routen zwischen ca. 160 und 220 km Länge angeboten, vorwiegend auf losem Untergrund, aber auch mit Anteilen von Asphalt und befestigten Wegen. Unsere geplante Route hat eine Länge von 320 Kilometern mit rund 4500 Höhenmetern. Den Link zur Route sowie Infos zu unseren Rädern gibt’s am Ende.

Unser erster Tag beginnt am Starnberg in der Nähe von München. Die Anreise per Regionalzug ist entspannt, da wir zum einen bereits zeitig los sind und zum anderen an diesem Wochenende auch noch keine 9-Euro-Ticket-Touris den Ort überfluten. Voll ist es trotzdem schon, also schnell weg und raus in die Natur. Zum Start gibt es einen Mix aus Sonne ein paar Wolken bei angenehmen 24 Grad.

Die ersten Kilometer der Route führen uns über sanfte Hügel und grüne Wiesen, über einen schmalen, holzbeplankten Weg durch eine Moorlandschaft und immer wieder vorbei an kleinen Seen. In der Ferne sehen wir schon die Berge. In Iffeldorf bei Kilometer 50 machen wir eine Pause in der Konditorei Hofmark. Jetzt wird erst der Kuchenmotor wieder aufgefüllt. Die Auswahl eines Tortenstücks an der Theke fällt schwer. Es sieht einfach alles himmlisch, traumhaft und zum Dahinschmelzen aus. Ende vom Lied: Es gibt dann einfach zwei Stück Torte. Meine Devise bei solchen Entscheidungen ist ja sowieso: Ein Stück allein fürchtet sich im Bauch. Also lieber gleich zwei nehmen, dann passt das. Kleiner Spoiler: Die Pausen in den kommenden Tagen werden immer nach diesem Muster ablaufen… Weiter gehts, unser Tagesziel liegt in Lenggries. Doch bis wir das erreichen, muss schon standesgemäß bei einer Tour durch die Berge auch ein solcher überwunden werden. Kurz vor unserem Ziel wartet ein Anstieg von fünf Kilometer und 360 Hm auf uns. Eigentlich nichts riesiges, aber so kurz vor Schluss dennoch fordernd. Nach 80 Kilometern erreichen wir den Zeltplatz in Lenggries. Duschen, essen, Feierabend für heute.

Tag zwei. Hervorragendes Frühstück beim Bäcker in Lenggries. Auch hier lauern schon wieder die Torten hinter der Glasscheibe, aber wir können widerstehen. Nach einer kleinen Meine-Garmin-Halterung-benötigt-jetzt-eine-neue-Schraube-Odyssee geht es weiter. Tagesziel ist Mittenwald. Wir sind nun endlich in den Bergen angekommen. Traumhafte Ausblicke, egal, in welche Richtung man schaut. Die Route führt uns vorbei am Sylvensteinspeicher nach Vorderriss ins obere Isartal. Hier beginnt „Klein Kanada“. Die nächsten fünfzehn Kilometer sind eins der Highlights der ganzen Tour. Unten im Tal rauscht wild und ursprünglich die Isar, parallel dazu verläuft unser Weg zwischen Fichten, Lärchen und Kiefern. Wir halten immer wieder für Fotos an und lassen den Blick in die Ferne schweifen. Wer hier frühzeitig ankommt, trifft mit etwas Glück sicher das eine oder andere Tier. Wir folgen dem Verlauf der Isar bis Mittenwald. Je näher wir dem Ort kommen, desto imposanter ragen vor uns die Gipfel des Karwendelgebirges auf. Die Westliche Karwendelspitze mit 2385 m und dem markanten Naturkundemuseum am Gipfel haben eine regelrechte Magnetwirkung für das Auge. In Mittenwald kehren wir beim Italiener ein und genießen eine perfekte Pizza. Unser Ziel ist heute die Schutzhütte am Lautersee oberhalb des Ortes. Wir kaufen noch ein paar Dinge für das Frühstück ein und machen uns an den letzten Anstieg für heute. Die Hütte liegt direkt am See, umgeben von dichten Wäldern. Außer Vogelzwitschern gibt es keine anderen Geräusche. Schlafsäcke raus, paar Fotos von der Umgebung knipsen, dann geht’s schlafen.

Nächster Morgen. Dicke Wolken. In der Nacht hat es geregnet und die Vorhersage für den kommenden Tag verspricht keine wirkliche Besserung. Aber gut, erstmal frühstücken, danach sieht die Welt schon ganz anders aus. Und tatsächlich: Der Regen verzieht sich, die Wolken bleiben. Also alles easy. Sachen packen, alles am Rad verstauen, losfahren. Der Wetterfrosch hat dann aber andere Pläne mit uns. Pünktlich als wir starten wollen, setzt der Regen wieder ein. Wir entscheiden, erstmal in der Hütte zu bleiben und abzuwarten. Wir checken immer wieder den Regenradar – keine Besserung in Sicht. Die Temperatur liegt zwischen 6 und 7 °C und wir holen erstmal die Schlafsäcke wieder raus, um nicht komplett auszukühlen. Ein Wechsel aus lesen, erzählen und Regenradar checken beginnt. Nach knapp drei Stunden lichten sich die Wolken und wir können endlich losradeln. Die feuchte, kühle Luft ist eine willkommene Abwechslung zur Hitze des Vortages. In den Bergflanken hängen dicke Wolken; solche Tage haben für mich ihren ganzen eigenen Reiz. Vorbei am Schloss Ellmau erreichen wir Garmisch-Partenkirchen, wo wir einen Stopp im Kaffeehaus einlegen. Wie das mit dem Kuchen läuft, habe ich ja bereits erörtert. Auch hier befinden sich dann wieder zwei Stück feinster Torte auf dem Teller. Eigentlich hätten wir an diesem Tag noch den Eibsee umrundet, entschließen uns aber dagegen, da wir durch den späten Start ziemlich Zeit verloren haben. Die Route führt uns vorbei am Garmischer Hausberg Wank, wo im Anstieg 580 Hm auf 4,5 km überwunden werden müssen. Der Wahoo zeigt zwischenzeitlich eine Steigung von bis zu 25 %. Wir schieben im Übrigen. Ein Stück weiter folgt dann wohl der schönste Abschnitt der gesamten Tour: Die Abfahrt über einen schmalen, sehr entspannten Pfad durch das Finzbachtal. Auf gut acht Kilometern rollen wir zwischen Felswänden und Lärchen und vorbei an der Finzalm dem nächsten Ort Krün entgegen. Wobei Finzalm: Die ist zwar geschlossen, aber es gibt neben der Eingangstür eine kleine Kiste, gefüllt mit Radler, Limo und Bier. Selbstverständlich füttern wir die Kasse und genießen ein Bier in dieser traumhaften Lage. Unser Tagesziel liegt an diesem Tag etwas oberhalb von Krün, wo wir wieder in einer hölzernen Schutzhütte übernachten. Wetterbedingt hat die Strecke heute eine eher moderate Länge von 39 Kilometern, ist aber mit 1200 Hm keineswegs easy going. Schlafsäcke raus, Katzenwäsche am Brunnen neben der Hütte, gute Nacht.

Vierter Tag. Die Wolken sehen heute nicht gut aus, aber erstmal frühstücken beim Bäcker. Zwischen Bergkäse-Marmeladen-Brot und einem klitzekleinen Stück Torte rätseln wir, wie wir heute weitermachen. Der Wetterbericht sagt Dauerregen, aber wir spekulieren auf Lücke und fahren zumindest eine verkürzte letzte Etappe bis Lenggries. Vorbei am Walchensee und hinein in die Jachenau, eine weitläufige, sehr ruhige Hochebene zwischen Walchensee und Lenggries. Und wir haben Glück, denn das Wetter wird mit jedem Kilometer besser und die Wolken reißen auf. Ein letztes Abenteuer wartet noch auf uns: die Durchquerung des Jachens, dem namensgebenden Fluss der Hochebene. Flach, aber gut zwanzig Meter breit – wir versuchen unser Glück. Durch kommen wir, trotzdem landet ein Fuß im Wasser. Halb so wild, trocknet wieder, weiter geht’s. Die restliche Strecke bis Lenggries verläuft entspannt. Wir sind überglücklich, dass das Wetter so gut durchgehalten hat und wir die Tour zwar anders als geplant, aber dennoch wunderbar ausklingen lassen können. Bevor es zum Zug geht, kehren wir natürlich noch einmal bei einer Konditorei ein und füttern den Kuchenmotor!

Und die Moral von der Geschichte? Vier Tage radeln mit 245 Kilometern und 3600 Höhenmetern gehen doch sehr schnell vorbei. Es war wieder ein tolles Erlebnis und ich habe wieder neue Ecken im deutschen Alpenraum kennengelernt. Ich selbst habe in dieser Gegend schon einiges gesehen, aber auch hier war mit der Gegend um Mittenwald und der Jachenau wieder etwas vollkommen Neues dabei. Klare Empfehlung!

Manu ist sein Veloheld-Titangravelbike mit 50-mm-Reifen gefahren und kam damit auch sehr gut zurecht. Es geht sicher auch schmaler, da die Route keine Trails, sondern einen Mix aus Forstweg und Asphaltstücken beinhaltet, aber in den teilweise steilen Schotterabfahrten gibt ein Reifen dieser Breite einfach Sicherheit und Komfort. Der Antrieb umfasst ein 40-Zähne-Kettenblatt und eine 10-52 Kassette, was zwischen Flachstücken und steileren Anstiegen einen guten Kompromiss darstellt.

Ich war mit meinem Hardtail-Mountainbike unterwegs und bin dort auf 2,4“-Reifen gerollt. Auf Asphalt hatte das zwar eher Traktorformat, aber in den Abfahrten war das schon sehr entspannt. Geschaltet wurde auch bei mir mit einer 1×12-Schaltung, vorn 32, hinten 10-50 Zähne.

 

Bei Fragen: Sprecht uns im Laden an oder schreibt eine Nachricht!

Beste Reisezeit

Mai bis Oktober. In den restlichen Monaten muss in den höheren Lagen ggf. mit Schnee gerechnet werden.

Anreise

Fernzug bis München und ab da mit dem Regionalzug nach Starnberg. Auf eventuelle Reservierungspflicht bei den Fahrradstellplätzen achten!

Übernachtung

Die gesamte Gegend ist vom Tourismus geprägt, dementsprechend gibt es zahllose Pensionen und Hotels. Campingplätze gibt es in Mittenwald, Lenggries und Garmisch nahezu direkt an der Route. Die Schutzhütten, in denen wir übernachtet haben, sind eher selten, aber in den verlinkten Tourenverlauf bereits eingebaut – und sie kosten nichts! 🙂 Isomatte und einen guten Schlafsack nicht vergessen und natürlich das Credo „Leave no traces“ beachten!

Verpflegung

In jedem Ort entlang der Route gibt es Supermärkte, Bäcker oder Restaurants. Es ist nicht zwingend erforderlich, eigenes Kochequipment mitzunehmen.

Geldautomaten

… sind in jedem größeren Ort vorhanden. Es ist ratsam, unterwegs etwas Bargeld in der Tasche zu haben, z. B. für den Besuch beim Bäcker oder auf einer Alm. In allen größeren Orten (Garmisch, Mittenwald, Lenggries) ist die Möglichkeit der EC- oder Kreditkartenzahlung kein Problem.

Bekleidung

Die empfehlenswerte Bekleidung ist stark von der Jahreszeit abhängig. Tagsüber waren zwar eine kurze Hose und Shirt ausreichend, aber am Abend wurde es doch recht frisch. Manu hatte dafür eine leichte Kunstfaser-Isolationsjacke dabei, in der es sich gut aushalten ließ. Generell sollte man auf solchen Touren für die Pausen und Abendstunden ein Wärme-Backup dabei haben, denn irgendwann nach getanem Tagwerk fährt der Kuchenmotor runter und kühlt aus.

 

 

  • Unsere Route gibt es hier: komoot-Link
    60 % loser Untergrund, 40 % Asphalt oder befestigte Wege. Schwierigkeit 5/10 und machbar in vier Tagen. Geplant habe ich komplett über komoot, da es dort für solche Touren die besten Informationen über Wege, mögliche Schlafplätze und die Umgebung gibt. Auf der Karte sind außerdem Highlights und Bilder anderer Nutzer sowie nützliche Tipps wie Trinkwasserstellen eingetragen.
  • Mehr Daten zur Orbit360-Gravel-Serie und deren Routen (in Deutschland) gibt es hier: https://orbit360.cc/gravel-serie-routen-2022-ger/

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