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Misserfolg am Aneto und Irritation im Vall de Boí

Misserfolg am Aneto und Irritation im Vall de Boí

Misserfolg am Aneto und Irritation im Vall de Boí

Von Girona aus erkundeten wir das magische Dreieck des katalanischen Genies Salvador Dalí: Figueres, Port Lligat, Pubol. Über Andorra ging es dann zu Touren in den Parc Nacional d´Aigüestortes, den Parque Natural Posets – Maladeta (wir versuchten uns an einer Aneto-Besteigung) und den Ordesa NP. Dort führte uns unsere Rundtour durch die Breche de Roland über den Pyrenäen-Hauptkamm auf die französische Seite der Pyrenäen in den Cirque de Gavarnie. Die letzten Tage der Reise gehörten der katalanischen Hauptstadt Barcelona – aber das ist eine andere Geschichte, die vielleicht ein andermal erzählt wird…

Warum PYRENÄEN

Unsere letzten Urlaube waren eher klassische Reisen und wir hatten wieder mal Lust auf richtiges Trekking mit Zelt auf dem Buckel und so. Aber wir wollten weder Geld noch Zeit für Langstrecken-Flüge „verschwenden“. Zuerst dachten wir an den GR 20 auf Korsika – aber, oh Graus!!, dort gibt es ein penibel kontrolliertes Zeltverbot. Also absolut nichts für Hütten-Hasser wie uns. Da hörten sich die Berichte vom GR 11 in den Pyrenäen viel interessanter an! Aus der ursprünglich geplanten Streckenwanderung parallel zum Pyrenäen-Hauptkamm wurden dann allerdings Rundwanderungen in den Nationalparks. Zwischen den Touren blieb genügend Zeit für Knochen-Erholung und Kultur.

Für uns war Schluss vorm Aneto-Gletscher: Nicht ohne Steigeisen zu machen!Zum an den Kopf fassen: Stundenlanges Anstehen vor dem Theater-Museum Dali in Figueres. Aber: Es lohnt sich zu 100%!!Breche de Roland: Auf französischer Seite gibt es einen Parkplatz auf fast gleicher Höhe

Was Sie schon immer über die PYRENÄEN wissen wollten…

Warum die spanische Seite der Pyrenäen?
Die spanische Seite steht in dem Ruf, wilder und noch nicht ganz so erschlossen zu sein – dementsprechend sind dort auch weniger Leute unterwegs. Zumindest für das Gebiet Breche de Roland / Cirque de Gavarnie können wir das absolut bestätigen: Wenn man von der nahezu leeren spanischen Seite kommend bei der Breche den Hauptkamm erreicht, sieht man sich plötzlich Hunderten von Tageswanderern gegenüber, die von der französichen Seite her aufsteigen (und auch dorthin wieder runter). Gavarnie selbst lebt von diesen Tagestouristen und wird erst am Abend, wenn die Busse und Autokarawanen wieder weg sind, richtig gemütlich.

Warum nicht einfach den GR11 entlang?
Bei der Planung wurde relativ schnell klar, dass die Nationalparks und landschaftlichen Highlights, die wir sehen wollten, für eine dreiwöchige Tour einfach zu weit auseinanderliegen, um sie auf dem GR11 wandernd zu erreichen. So konnten wir Aigüestortes und Ordesa NP , die Breche de Roland und den Cique de Gavarnie sowie das Gebiet um den Aneto intensiver erleben. Das heißt aber nicht, dass die Tour nicht auch komplett zu erwandern wäre – es braucht vielleicht eine etwas bessere Kondition, als wir sie hatten – und mehr Zeit.

Refugi Josep Maria Blanc im Aigüestortes NP: Viele der Seen, die sein Gesicht prägen, sind angestautZelten über dem Ordesa Canyon: Im NP eigentlich verboten - im Dunstkreis des Refugi Goriz aber kostenlos erlaubtHerrliche Berge

Ihr hattet ein Auto? Fahren zu den Nationalparks keine Busse?
Es gibt keine Busse, die die Nationalparks direkt miteinander verbinden. Mit Umsteigen kann man aber alle Parks im September noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Wir hatten das Auto aber in erster Linie der totalen Flexibilität wegen. Als wir in den Bergen mieses Wetter hatten, haben wir uns z.B. einen Abstecher zur Canfranc Estacion gegönnt: Der gewaltige Grenzbahnhof (200m lange Bahnsteige) ist eine Mischung aus Jugendstil und Klassizismus und heute leider nur noch eine Ruine. Aber eine äußerst imposante – auch wegen der Lage inmitten der Berge. Der lohnenswerte Trip wäre mit Bus und Bahn nicht innerhalb eines Tages zu schaffen gewesen.

 

Und Euer Besuch in Andorra?
Den hätten wir besser gelassen. Natürlich ist es stylish, die Urlaubs-Postkarten aus Andorra zu schreiben! Aber der Preis war hoch: Andorra la Vella ist ein Niedrigsteuer-Einkaufsparadies für Spanier und Franzosen. Häßliche Einkaufstempel, blechverstopfte Straßen und genervte Shopper überall. Gleich neben dieser Hölle – der Himmel auf Erden: Im Vall d´Incles, wo wir die erste Tageswanderung machten, war es ruhig und wunderschön. Trotzdem waren wir froh, nach zwei Tagen endlich wieder in Spanien zu sein…

Ist Trekking in den Pyrenäen anspruchsvoll?
Wir haben unsere untrainierten Körper behutsam auf die anstrengenderen Touren vorbereitet (Tagestour in Andorra, eher gemütliche Rundtour im Aigüestortes NP). Später waren über 1000 Höhenmeter Aufstieg und ähnliche Abstiegszahlen pro Tag normal – was mit voller Trekkingausrüstung schon eine Herausforderung ist. Intuitiv haben wir die Runden richtig herum gewählt – empfehlenswert ist z.B. NICHT von Gavarnie her zur Breche de Roland aufzusteigen. Schon der steile, schier endlose Abstieg hat geschlaucht – umgekehrt ist das bestimmt die Hölle. Vom Ordesa NP aus ist der Anstieg deutlich gemäßigter. Die leichten Klettereinlagen und kettengesicherten Wege wirken eher als willkommene Abwechslung, nicht als lästiges Hindernis. Überraschend unkompliziert war -zumindest im September- auch die Wasserversorgung. Wir hatten uns die Pyrenäen karstig und trocken vorgestellt – dabei gabs Wasser häufig am Wegesrand.

Und warum seid Ihr nicht auf den Aneto hochgekommen?
Aus Dussligkeit! Weil wir dem Reiseführer geglaubt haben, der da meinte, der Aneto-Gletscher sei ohne Steigeisen zu bezwingen, weil es immer eine Spur im Schnee gäbe. Als wir bei bestem Wetter und absolut in der Zeit nach vier Stunden und 1.300 Höhenmetern (etwa 300 Höhenmeter unter dem Gipfel) am Gletscher standen, war da kein Schnee, sondern nur blankes Eis – keine Chance für Deppen wie uns. Alle anderen packten ihre Eisen aus und wir gingen wieder runter, um festzustellen, dass es in Benasque (in den zahlreichen und sehr gut sortierten Bergsport-Läden!) Steigeisen und Pickel für 8,-€/Tag zu mieten gibt. Hurra!

Klingt nach Frust…?
Zuerst haben wir uns natürlich über uns selbst geärgert. Aber diese Aneto-Info war das i-Tüpfelchen auf der Unzufriedenheit, die wir schon während der ganzen Reise mit unserem Reise-Know-How-Reiseführer (siehe rechts) hatten: Im Ordesa-Tal z.B. kein Wort über die Notwendigkeit, sich vor der Busfahrt in die autofreie Zone am Parkplatz oder auf Campingplätzen ein Busticket lösen zu müssen – die Busfahrer nehmen nur den mit, der ein Ticket vorweisen kann. Geld nützt gar nichts! Oder: Die Zustiegszeit zur Renclusa-Hütte gibt der Autor mit 30min vom Ende der A139 aus an. Das dürfte er nicht mal vom ca. 4km näher an der Hütte gelegenen Bus-Wendepunkt aus schaffen, der übrigens an einer unklassifizierten Stichstrasse in den Park und NICHT an der A139 liegt! Sobald unser Führer sich ins Gelände begibt, merkt man an unterschiedlichsten Stellen: Das hat er abgeschrieben, aber nie selbst gemacht! Also Vorsicht vor dem Buche!

Darf man überall übernachten?
Dazu findet man keine gesicherten Aussagen – ausser: In den spanischen Nationalparks ist Camping verboten. Bei uns hat das dazu geführt, dass wir im Aigüestortes doch tatsächlich eine Hüttenübernachtung eingeschoben haben (Regen und Respekt vor dem Verbot!). Kurz hinter der Nationalpark-Grenze haben wir aber gezeltet und das schien für Vorbeiwandernde völlig ok zu sein. Im Ordesa darf man rund um das Refugio Goriz zelten. Das ist angenehm, weil das „rund um“ im wörtlichen Sinne sehr weit gefaßt werden kann;-) Im französischen Parc National des Pyrénees bekommt man manchmal auf Schildern klare statements – z.B. Camping verboten im Cirque de Gavarnie, im angrenzenden Gebiet erlaubt für eine Nacht zwischen 19 und 9 Uhr. Wem das alles zu verschwommen und unsicher ist, der geht auf die zwar unterschiedlich komfortablen, aber nicht zu teuren und im September alle noch geöffneten Zeltplätze oder in die ausreichend vorhandenen Refugios (Berghütten).

Wie klappts mit der Versorgung?
Unproblematisch. Die Supermärkte sind -vor allem in den Touri-Hochburgen Espot, Torla und Benasque- bestens ausgestattet, in den Bars gibts lecker Tapas und in jedem Restaurant bekommt man beim Menu del Dia drei meist sehr schmackhafte Gänge zu äußerst akzeptablen Preisen. Vino de la Casa, der Hauswein, ist immer günstig und meist auch gut. Oder man trinkt spanisches Bier – wir fanden Estrella Damm am besten. Eine absolute Empfehlung ist das Restaurant Juquim in Espot am Rand des Aigüestortes NP: Sehr gute Küche, freundliche Preise und super-aufmerksames Personal. Unsere schlechteste Erfahrung war das Restaurant Mediaval unter den Arkaden der Placa Major in der Altstadt von Ainsa. Die Altstadt ist ein mehr oder weniger rein für Touristen hergerichtetes mittelalterliches Freilicht-Museum. Dieses Retorten-Flair fand im Restaurant seine konsequente, überteuerte Vollendung.

Was waren die kulturellen Höhepunkte der Tour?
Das Schärfste überhaupt ist zweifellos das Theater-Museum in Figueres. Dalí hat es noch zu Lebzeiten selbst konzipiert und eingerichtet. Er ist auch dort begraben. Aber das Museum ist lebendig ohne Ende. Allein im Innenhof gibt es Installationen und surreale „Kunst am Bau“ für stundenlange Betrachtung. Man darf fotografieren nach Herzenslust und die Motive sind unerschöpflich. Egal, ob man mit Malerei was am Hut hat oder nicht – dieses Museum ist ein Pflichttermin.
Für alle, die dem Menschen Dalí näher kommen wollen, ist besonders ein Besuch in seinem Wohnhaus in Port Lligat empfehlenswert. Aber Achtung! Eine Voranmeldung ist selbst im September noch erforderlich. Die Besichtigung erfolgt in Kleingruppen und ist streng reglementiert. Der verwinkelte Bau und die vielen frei zugänglichen privaten Gegenstände lassen das dem Besucher zwar verständlich erscheinen – irgendwie beeinträchtigt das Durchorganisierte der Führung aber doch den Spass.
Der dritte „Dalí-Ort“ ist das Schloß in Pubol, dass Dalí seiner Lebensgefährtin Gala geschenkt hat. Da sich Gala erfolgreich gegen Umgestaltungsversuche ihres geliebten Genies zur Wehr gesetzt hat, atmet dieser Ort noch am wenigstens von Dalís Geist. Aber allein die berühmten langbeinigen Elefanten im Garten oder der Brunnen mit den Wagner-Köpfen sind die Reise wert…

Und ausser Dalí? Gabs noch was zu sehen?
Südlich des Aigüestortes NP liegt das Boi-Tal, in dem man auf engstem Raum mehrere sehr schöne romanische Kirchen aus dem 11.-13. Jahrhundert finden kann. Besonders die mehrstöckigen Glockentürme sind charakteristisch. Am beeindruckendsten fanden wir die Türme von Sant Climent de Taüll und Santa Eulalia d`Erill la Vall (fast alle Türme können übrigens auch bestiegen werden!). In letzterer ist auch die Kopie einer faszinierend modern wirkenden Holzplastik der Kreuzabnahme aus dem 12.Jhd. zu finden. Am meisten verstört haben uns aber die Fresken in Sant Joan de Boi: Eine Kirche ausgemalt mit Ungeheuern und das in einem Stil, der absolut nicht nach 12.Jahrhundert aussah. Schon wegen des übergroß dargestellten masturbierenden Halbteufels mußten wir unbedingt die Originale der Fresken im Museum of National Art of Catalunia (MNAC) in Barcelona ansehen…

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