Dein Abenteuer beginnt hier!
Sandra
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22. Mai 2012
Im Zuge meiner Neuseeland-Rundreise wollte ich unbedingt einen der ‚Great Walks‘ machen und damit einen Einblick in die schönsten und unberührtesten Gegenden des Landes bekommen.
Die Auswahl ist groß, aber das Rennen machte schließlich der ‚Kepler Track‘, der sich im süd-westlichen Teil Neuseelands im Fiordland National Park befindet und zum Weltkulturerbe gehört. Auf einem 60 Kilometer langen Rundwanderweg wollte ich mich also für vier Tage austoben, die spektakulären Landschaften bestaunen und endlich mal eine Kiwi sehen.
Für mich stand der Entschluss, speziell diesen Track zu gehen, sehr schnell fest. Einer meiner besten Freunde hatte ihn 1988 eröffnet und erzählte mit solcher Begeisterung davon, dass ich gar nicht länger überlegen wollte. Für ihn war klar: das ist der schönste und vielseitigste Track in ganz Neuseeland. Und obwohl ich die anderen ‚Great Walks‘ nicht selbst kenne, kann ich ihm trotzdem Recht geben! Während der gesamten Tour kamen mir immer wieder die selben Worte in den Sinn… „Wow“, „Wahnsinn“, „Unglaublich schön“ und „Ich will hier nie mehr weg!“.
Und es geht los!
Da es sich beim ‚Kepler Track‘ um einen moderaten Wanderweg handelt, bei dem man einen ca. 15kg schweren Rucksack bis zu 20km am Tag tragen muss, sollte die Fitness dementsprechend vorhanden sein. Außerdem muss man sich auf mindestens einen Regentag einstellen und darauf gefasst sein, dass man am Ende des Tages in seinen Schuhen angeln gehen kann. An manchen Stellen kann man schon mal fast knietief im Wasser versinken.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf startete ich voller Vorfreude am frühen Morgen meine erste Etappe von Te Anau aus.
Control Gates – Brod Bay – Luxmore Hut (13,8km)
Der Weg von den Control Gates bis zum Brod Bay Camp verlief direkt am Lake Te Anau entlang und führte durch dicht bewachsenen Wald. Ich hatte die letzte Stadt kaum zwei Stunden hinter mir gelassen und schon fühlte ich mich wie im tiefsten Urwald.
Von da an ging es stetig bergauf entlang steiler Kalkwände bis ich die Buschgrenze erreichte und sich mir ein toller Blick auf den See und die umliegenden Berge bot. Von da aus war es nicht mehr weit zum Luxmore Hut, in dessen unmittelbarer Umgebung sich die Luxmore Höhlen befanden. Mit Stirnlampe ausgerüstet erkundete ich die dunklen Gänge, an deren Seiten Tropfsteine aufeinander zuwuchsen und ein kleiner Bach den Weg plante.
Am Abend freute ich mich über leckeres Essen und stellte zu meiner Verwunderung fest, dass sogar ganze Kuchen und Puddings von den anderen Wanderern mit auf den Berg geschleppt wurden. „Nur, um einem tollen Tag noch einen leckeren Ausklang zu geben“ bekam ich als Antwort auf mein ‚Warum?‘ zu hören.
Luxmore Hut – Iris Burn Hut (14,6km)
Der Tag begann stürmisch und es stand die anspruchsvollste Etappe an. Der Weg führte mich über einen schmalen Grat vorbei am Mount Luxmore, der in Eile bestiegen wurde, entlang des Forest Hanging Valley Shelter, wo man sich kurz stärken konnte und verlief anschließend zum Teil steil hinab zum Iris Burn Hut. Während des gesamten Weges peitschten mir Wind und Regen um die Ohren, aber dennoch war es unmöglich die in Nebeldunst gehüllten Fjörde zu bestaunen. Zu beiden Seiten des Tracks ging es steil bergab und man musste an manchen Stellen aufpassen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nachdem die anstrengendste Passage auf dem Bergkamm geschafft war, verlief der Track zick-zack-artig ins Tal hinunter. Es dauerte nicht lange und ich fand mich im tiefsten Regenwald wieder. Hier staute sich nun die warme feuchte Luft zwischen wild bewachsenen Bäumen und sprudelnden Bächen und bot mir ein durchweg anderes Bild als zuvor. Wahrscheinlich lag es an den vielen neuen Eindrücken, weshalb ich sehr zeitig in meinen Schlafsack kroch… oder an den Sandfliegen, denen ich entkommen wollte – und es dennoch nicht schaffte 😉
Iris Burn Hut – Moturau Hut (16,2 km)
Es hatte die ganze Nacht geregnet und auch der anbrechende Tag versprach noch mehr davon. Der Track verlief zuerst eben durch den Regenwald, vorbei am Rocky Point und einer Schlucht und schließlich entlang des Lake Manapouri zum Moturau Hut. Während der gesamten Zeit regnete es zum Teil wie in Strömen und beeinträchtigte die Sicht somit sehr stark. In diesem Abschnitt war der Track immer wieder überspült und machte das Vorankommen zeitweise recht schwer. In der Hütte angekommen besserte sich das Wetter dann und bot vom Seeufer aus wunderschöne Ausblicke auf die Landschaft.
Moturau Hut – Rainbow Reach – Control Gates (15,5 km)
Zur letzte Etappe startete ich noch bei Dunkelheit und mäßigem Regen. Eigentlich hätte ich noch länger schlafen können, doch die meisten Wanderer wollten rechtzeitig im 9,5 km entfernten Rainbow Reach sein und ihren Bus Richtung Zivilisation bekommen. Also herrschte am frühen Morgen ein reges Treiben und ich beschloss mich auch früher auf den Weg zu machen. Für mich sollte es allerdings noch sehr viel weiter gehen, denn mein Ziel waren die Control Gates – dort wo ich den Track begonnen hatte. Bis zum Rainbow Reach konnte ich den einfachen Weg trotz des Regens sehr genießen. Es war ein angenehmes Laufen durch den Wald und ich hatte die Hoffnung einen Kiwi zu sehen noch nicht aufgegeben. Der Track verlief nun parallel zum Waiau River und wurde mehr und mehr selbst ein Fluss. Der Regen hatte auch hier große Teile überspült und ich fand mich nicht selten im knöchel- bzw. knietiefen Wasser wieder. Von hier an sah ich keine weiteren Wanderer mehr und fühlte mich zum erste Mal so richtig allein auf dem Track. Der Weg verlief schlängelnd durch den dicht bewachsenen Wald und bescherte mir immer wieder schöne Aussichten auf den Fluss und die Landschaft – nur die Kiwis wollten sich nicht so recht blicken lassen. Bei den Control Gates angekommen machte sich eine enorme Vorfreude in mir breit. Völlig durchnässt und mit einem unglaublichen Appetit auf Schokolade schlug ich die letzten Kilometer Richtung Department of Conservation ein, um mich vom Track zurückzumelden.
Fazit
Wer Neuseeland bereist, der sollte vor dem Kepler Track nicht Halt machen. Hier zeigt das Land eine seiner schönsten Seiten und begeistert mit abwechslungsreichen Landschaften. Für alle, die die Vielfalt lieben absolut empfehlenswert!
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