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Einmal über die 1000er des Erzgebirges laufen: Bericht zur erzgebirgstraverse 2015

Einmal über die 1000er des Erzgebirges laufen: Bericht zur erzgebirgstraverse 2015

Die neunte Auflage der erzgebirgstraverse ist schon wieder Geschichte. Schade eigentlich. Sie hatte wieder alles zu bieten, was das Herz eines Traversenläufers höher schlagen lässt. Einzig der Schneeregen auf dem Keilberg fehlte in diesem Jahr. Und am Ende war es sogar noch einmal richtig spannend, was aber nicht oder nicht nur an den Wetterkapriolen lag. Eine kleine Baustelle erforderte nach 179 Kilometern v.a. von den Schlussläufern noch etwas kreatives Potenzial. Es hieß für sie, den Sprung über einen kleinen Graben zu wagen oder einen Umweg von einem knappen Kilometer in Kauf zu nehmen. Und wie immer bestimmten Verläufer und Orientierungsprobleme den Verlauf der Traverse, denn es gab sie auch in diesem Jahr wieder – trotz GPS-Geräten, Kartenmaterials, Wegbeschreibungen und Radbegleitung. Es hält sich zudem hartnäckig das Gerücht, dass ein letztes falsches Abbiegen auch über den Sieg entschieden hat. Doch dazu später mehr.

Am Anfang wurden wir belächelt, als wir 2007 mit zwei Staffeln die 180 km lange Strecke im Land der Löffelschnitzer in Angriff genommen haben. Im Erzgebirge schüttelte man mit dem Kopf, dass 11 vernünftig wirkende Menschen sich das freiwillig antun. Doch es wurde noch besser. 2008 waren es schon 6 Teams. Dann gab es 2011 das erste reine Frauenteam, das sich auf den etwas bergigen Weg von Schöneck nach Altenberg machte. 2012 kamen die Leichtfüßer auf die Idee, die Strecke gemeinsam als Duathlon zu bewältigen. Dass man das noch weiter steigern kann, bewies in diesem Jahr das Team Mad East Challenge, das im Grunde nur aus einem einzigen Läufer bestand: Tiemo Arndt. Er wollte allein unterwegs sein, nur begleitet von einem Betreuer, der an den Wechselstellen auf ihn warten würde. Auf ihn kamen nicht nur 180 Kilometer zu, wenn er sich nicht verlaufen würde. 4.200m Höhenmeter müssen laufend auch erst einmal bewältigt werden! Wir waren auch alle gespannt, ob – und wenn ja: wann – ein anderes Team ihn einholen würde. Wir hatten ihn am Freitagabend 18.25 Uhr starten lassen, da er von einer Laufzeit zwischen 20 und 22 Stunden ausging. Sein Betreuer versorgte nicht nur den Läufer mit Essen und Trinken, er hielt uns auch die ganze Nacht hindurch mit Informationen auf dem Laufenden.


Für alle anderen Teilnehmer hieß es am Samstagmorgen wieder: zeitig aufstehen. Pünktlich 4 Uhr wurden die anderen 10 Teams auf die Strecke geschickt und es blieb den ganzen Tag das Diskussions- und Gesprächsthema, dass die ersten Läufer gerade einmal 100 Meter brauchten, um sich alle (!) zu verlaufen. Zu diesem Zeitpunkt war das Feld noch komplett zusammen, inklusive der begleitenden Radfahrer. Es hatte wohl leise Bemerkungen gegeben, dass man falsch wäre, aber die „Herde folgte dem Voranlaufenden“. Irgendwann bemerkten die alten Erzgebirgshasen, dass es plötzlich an einer Stelle bergauf ging, an der es in den vergangenen Jahre noch keinen Anstieg gab…

Wir haben in Sachsen zwar kein Hochgebirge und auch keine Steppenlandschaft, aber das Wetter im Erzgebirge kann einen Läufer auch mal ein seine Grenzen bringen. Nicht zum ersten Mal unterschätzte ein Starter die Mittagshitze und den Abschnitt durch die tschechischen Dörfer am Keilberg. In den vergangenen Jahren mussten einige schon weiterwandern, weil Laufen nicht mehr ging. Ein anderer wurde von einem Mütterchen mit Kohlehydraten und Wasser versorgt, als er am Gartenzaun Pause machen musste. Aufgeben wollte keiner, weil am Ende bei allen der Teamgedanke dominiert. Auf diesem Abschnitt der Traverse gibt es kaum Bäume, die Schatten spenden. Die Strecke gilt auch als eher mittelschwer, weil sie höhenmäßig fast nur bergab geht. Da kann man richtig schnell laufen und wenn man bei den in diesem Jahr eher sommerlichen Temperaturen ohne Wasser läuft, auch schnell überpasen. So ging es dem Läufer des bis dato führenden Teams. In den anderen Teams hatten die Läufer Trinkflaschengurte oder Trinkrucksäcke auf oder wurden vom begleitenden Radfahrer bzw. den an der Strecke stehenden Teamkollegen versorgt.

Gegen Mittag war dann aber auch klar, dass die Wetterfrösche mal wieder recht behalten würden. Aus dem großen Wolkenhaufen blitzte und donnerte es, das Gewitter kam schnell immer näher. Und je nachdem, auf welchem Streckenabschnitt die Teams gerade unterwegs waren, durften sich die Läufer und Radfahrer mit Starkregen, teils vermischt mit kleinen Hagelkörnern, auseinandersetzen. Den Berichten der Wetterstationen im Erzgebirge zufolge kam es örtlich auf Niederschlagsmengen zwischen 29 und 62 Liter pro m². Wir alle waren mittendrin. Es heißt auch, dass eine Niederschlagsmenge von 23 Litern wohl der Menge von zwei Wassereimern auf jeden Quadratmeter entsprechen. Ich hatte dabei eher das Gefühl, dass dies ziemlich große Wassereimer gewesen sein müssen.

Am Ende hatten sich wieder Gruppen gebildet. Vorn das altbekannte Führungsduo, das seit 2009 den Sieg unter sich ausmacht. Dass der Dauerzweikampf am Ende noch einmal richtig spannend wurde, war zwischenzeitlich nicht abzusehen. Der Vorsprung war nach dem 8. Wechsel auf 24 min angewachsen. An der zehnten, also der letzten Wechselstelle waren es dann plötzlich nur noch 4 Minuten und die Spannung deutlich spürbar. Würde das reichen? Am Ende behielten die Traktoristen die Nase vorn. Nach 180 Kilometern trennte die LG eXa gerade einmal eine Minute vom Sieg. Warum der Schlußläufer der eXa von der falschen Seite aus auf das Ziel zugelaufen ist, werden sie wohl mittlerweile ausgewertet haben. Dieser knappe Rückstand sollte doch den Ehrgeiz der Leipziger wecken, bei der 10. Auflage im kommenden Jahr den Spieß endlich mal wieder umzudrehen. Das Hauptfeld kam innerhalb von 35 min ins Ziel. Die Elbtalflitzer kamen auch wieder gut über die Berge und freuten sich über Platz 3, wobei der Abstand zu den laufenden und radelnden Leichtfüßern in diesem Jahr deutlich knapper als 2014 ausfiel. Wir, d.h. die Talfreunde, durften unseren roten Löffel, den Staffelstab für das Team, das die Traverse in vollen Zügen  genießen durfte und sich die meiste Zeit gelassen hat für die 180 Kilometer, behalten und werden ihn auch im kommenden Jahr durch’s Erzgebirge tragen. Der Einzelstarter ist nach 110 Kilometern in 18 Stunden und 13 min in Reitzenhain ausgestiegen. Wir sind gespannt, ob er die Strecke 2016 wieder angehen will.

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf. Wir freuen uns auf die zehnte Ausgabe der erzgebirgstraverse und die Organisatoren von den Talfreunden lassen schon jetzt die Köpfe rauchen. Mal sehen, was uns alles dafür einfallen wird. Die ersten Ideen sind schon da! Und ab Montagabend können alle, die sich für die Ergebnisse im Einzelnen interessieren oder die Zeiten einfach noch einmal nachlesen wollen, dies auch hier tun.

 

 

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