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Was haben ein Wingsuit, ein Trollfinger und der Botschafter Nepals gemeinsam?

Was haben ein Wingsuit, ein Trollfinger und der Botschafter Nepals gemeinsam?

Bergfilmfans wissen es – Am vergangenen Wochenende hatte der DAV Leipzig gemeinsam mit den Festivalorganisatoren um Peter-Hugo Scholz an den Gaudlitzberg gerufen, und viele Gäste sind dem Ruf zum ältesten Bergfilmfestival gefolgt. Schön war es wieder, unterm nächtlichen Sternenhimmel den Abenteurern dieser Welt über die Schulter zu schauen, Begleitet wurde das dreitägige Filmfestival von einem sportlichen Rahmenprogramm, einer Märchenstunde für die Kids und der Uraufführung einer Bergrock-Oper. Wie immer bestimmte am Ende des langen Samstagabend das Publikum den Siegerfilm und wir können es an dieser Stelle schon verraten – die Entscheidung für den Filmpreis 2018 fiel äußert knapp aus. Doch der Reihe nach:

Der Wettergott ist im Grunde seines Herzens ein Bergfilmfan. Trotz anders lautender Wettervorhersagen blieb es am Samstag beim mittäglichen kühlen Nass von oben. Bis in die späten Nachtstunden begleitet der Vollmond alle Kinogänger und bildete samt dem angeleuchteten Felsen eine grandiose Kulisse für die Filmleinwand. Nur das wärmende Feuer konnte in diesem Jahr nicht entzündet werden, keiner wollte ein unnötiges Risiko auf dem trockenen Boden eingehen. Die Alternative war witzig und spendete etwas Licht.

Umweltuhu Volker Beer vom DAV Leipzig hatte es prophezeit, dass der Regen am Freitagnachmittag ein letztes Mal sein Unwesen treiben  und pünktlich zu Beginn des Festivals für etwas Abkühlung sorgen würde. So konnten am Freitagabend 350 Film- und bergbegeisterte Gäste das Abendprogramm genießen.Die Rockoper „Der Berghof zum Hanghuhn“ begeisterte die Anwesenden. Die Protagonisten vom Duo Sonnenschirm hatten das Libretto dazu eigentlich schon 1986 vollendet, doch ist es zu DDR-Zeiten nie zur Uraufführung gekommen. Nun haben sie die Oper an die heutige Zeit angepasst und stimmgewaltig zur Uraufführung in den Hohburger Bergen gebracht.

Bernd Arnold, sächsische Kletterlegende musste gesundheitsbedingt seinen Ausflug zum Gaudlitzberg absagen, doch die beiden Filmblöcke, quasi ein Medley der besten Filme aus den vergangenen 19 Jahren fanden viel Anklang und brachte die ein oder andere Erinnerung zurück. Überraschungsgast des Festivals war dann Hans Saler aus Chile, der den weiten Weg nicht gescheut hat, gemeinsam mit einem Freund aus München mal wieder beim Bergfilmfestival vorbeizuschauen. 2015 war er schon einmal zu Gast, stellte in dem Jahr seinen Film „Hans Saler – ein
modernes Nomadenleben“ vor, den Hugo Peter-Scholz während eines Aufenthaltes in Chile gedreht hatte.  Der Abend klang dann bei einem Getränk und Gesprächen langsam aus.

Am Samstag tröpfelte es ein wenig von oben, doch als dann das Sportprogramm mit so spannenden Wettbewerben wie Biertischbouldern, Stangenweitwurf und anderen lustigen Übungen startete, kam die Sonne wieder raus, wurde es noch richtig schön am Gaudlitzberg. Die Routen in den Felswände luden zum Schnupperklettern ein, die XXL-Alpin Seilbahn zur rasanten Fahrt über den Steinbruch. Für die Kleinen unter den Besuchern erzählte die Märchenfee Dorothea Adler wieder Berggeschichten.

bouldern geht…nein, dass ist kein Filmtitel im Wettbewerb. Es geht ums Finale zum Gaudlitzer Bouldercup. Steffen von der Kletterschule Felsenfest und die Schrauber um Leo aus dem Kosmos Leipzig sowie der BlocSchmiede Magdeburg und dem Bloc NoLimit (Leonid Nazarov (Kosmos Leipzig), Enrico Dudek, Micha Weidner (BlocSchmiede Magdeburg), Chris (Bloc Limit Leipzig) und Joseph Schade (NoLimit Leipzig)) haben sich zur 5. Auflage ein paar ziemlich nette Boulderprobleme ausgedacht – Zumindest wir Zuschauer hatten beim Finale viel Spass an der Körperakrobatik. Am Ende hatte Torben Bloem (Braunschweig) vor seinem Vater Micha und zwei weiteren Kandidaten – Flori aus Leipzig und Micha aus Magdeburg – die Nase vorn bei den Männern. Es gab also einen Sieger und drei Zweitplatzierte. Bei den Damen war es eindeutiger: Es gewann Chris Hupe (Halle) vor Jerica (Dessau) und Kim aus der Schweiz.

In der Abenddämmerung wurden dann die Sieger und Platzierten der Sportwettbewerbe und des Bouldercups geehrt, ein Teil der Preise wurde von unserer Seite zur Verfügung gestellt. Der Schirmherr der Veranstaltung, Landrat Henry Graichen, war zum ersten Mal als Gast auf dem Filmfestival. Mit ihm kam Ramesh Prasad Khanal, begleitet von seiner Frau, auf die Bühne. Der Botschafter hatte von Arne Drews (Nepalmed) gehört, dass der Themenschwerpunkt beim diesjährigen Filmfestival sein Heimatland Nepal ist. Da wollte er unbedingt dabei sein und sich in der grandiosen Kinokulisse den Wettbewerbsfilm „Mira“ über die nepalesische Ultraläuferin Mira Rei ansehen.

Doch auch nach all den Begrüßungs- und Dankesworten war es immer noch ganz schön hell am Nachthimmel – Die Dämmerung wich nur langsam der Nacht. In den Filmabend startete das Festival mit dem Trailer von Olaf Rieck zu seinem neuen Multivisionsvortrag über die erfolgreiche Besteigung des Shivling und machte Lust auf mehr bewegte Bergbilder und Geschichten abenteuerlicher Touren.

Dann endlich war es so weit – der Filmwettberb startet mit einem Kurzfilm von Puria Ravahi. Last Exit (D, 2016, 7 min) ist ein Film übers Basejumping, ein Geschichte die zum Nachdenken anregt. Er lief schon auf dem Bergfilmfestival am Tegernsee und erzählte die Geschichte von Maximilian Werndl und seine 10 Freunden, die süchtig nach Basejumping sind. Sechs von ihnen haben die ihre riskanten Sprünge nicht überlebt, darunter auch sein Mentor, mit dem er eigentlich seinen letzten Basejump geplant hatte. … Ein großes Drama über die Faszination des Abenteuers Basejumpen – zwischen Sucht und Zweifel, den man hier auch noch einmal ansehen kann.

Der zweite Film des Abends entführte uns nach Nepal. Der Film Mira (Honkong, 2016, 40 min) von Lloyd Belcher zeichnet den (bisherigen) Lebensweg der Nepalesin Mira Rai auf. Eine ungewöhnliche Geschichte: Mira kommt aus einem kleinen Dorf, um von dort zu fliehen geht sie zu Mao-Rebellen. Durch Zufall nimmt sie an einem Ultralauf teil – und gewinnt ihn. Sie, die bisher immer nur für sich gelaufen ist, wird zu einer Läuferin, die erfolgreich an der Skyrunning Läufen rund um den Globus teilnimmt und in ihrer ersten Saison Vizeweltmeisterin wird.

Nach einer Pause ging es weiter mit dem dritten Wettbewerbsbeitrag. Hugo stellte uns Johannes T. Weidinger vor, der in den 90er Jahren auf mehreren Wissenschaftsexpeditionen in Nepal unterwegs war. Genauer gesagt am Tsergo Ri im Langthangtal des zentralen Nepal Himalaya. Dass es nicht so einfach ist, Nichtgeologen zu erklären, warum es einen 15. Achttausender (Österreich, 1990, 23 min), also quasi einen Ur-Bergriesen gegeben haben soll, der vor mehr als vielen Jahren in einem Bergsturz seinen kompletten Gipfelaufbau verloren hat, wurde schnell deutlich. Dennoch, der „Wissenschafts-Krimi über eine geologische Himalaya Expedition“ zu einem Bergriesen, den man heute nicht ohne weiteres erkennen kann bestach vor allem durch seine historischen Bilder: Bergsteigen in Nepal vor mehr als einem Vierteljahrhundert. Und wer jetzt neugierig geworden ist, was es mit dem ehemaligen Achtausender auf sich hat, dem sei diese Lektüre empfohlen.

Um ein ganz anderes Abenteuer ging es beim 4. Wettbewerbsbeitrag: Skitourengeher kennen sie – die Haute Route. Die mehrtägige Skitour führt von Chamonix bis zum Matterhorn und nach Zermatt. Haute Route – ein Perspektivwechsel ist ein Film
von Sven Schmid (D, 2016, 25 min). Er erzählt in ruhigen Bildern die Geschichte von drei Skitourengeherinnen und gibt einen Einblick in die Gedankenwelt der Alpinistinnen bei ihrer Tour durch die Walliser Bergwelt. Leider gab es Probleme bei der Synchronisation von Bild und Ton, dennoch waren die Bilder absolut beeindruckend, wie schon der Trailer zum Film zeigt.

Der letzte Film folgt einer ambitionierten Seilschaft aus Neuseeland auf die Faröer Inseln. Carla Brown-Elwert erzählte uns ihre Geschichte, wie sie dazu kam, mit Hilfe einer crowd funding campaign so viel Geld zusammenzubekommen, dass sie post production für die faszinierenden Bilder von Jason Blair übernehmen konnte. So ist mit Trollfinger (Neuseeland, 2018, 26 min) eine Dokumentation entstanden über eine spannende Kletter-Expedition, über eine beinahe aussichtslose Erstbegehung auf einer Färöer-Insel. Wir können nur sagen – spektakuläre Bilder von einer beeindruckenden Kletteraktion.

Am Ende wurde es ganz knapp. Steffen Kempt, zweiter Vorsitzender der DAV Sektion Leipzig und wie der Schirmherr ebenfalls ein Festival-Newbie, zählte gemeinsam mit Barbara aus dem Orgateam die Stimmen aus, um dann auf der Bühne mit einem Vorsprung von 11 Stimmen den nepalesischen Film als Sieger zu verkünden. Leider konnte Lloyd Belcher die Trophäe nicht persönlich in Empfang nehmen, doch diese wird sich in den nächsten Tage auf dem Weg zu ihm machen. Knapp geschlagen landete der Film Trollfinger über eine Erstbesteigung auf den Farör-Inseln auf dem zweiten Platz.

Der Abend klang in aller Gemütlichkeit am improvisierten Lagerfeuer aus, begleitet vom Posaunenorchester, die den Gautlitzberg erklommen und Luna mit „Der Mond ist aufgegangen“ begrüßten. Viel Zeit für Gespräche und ein nettes Getränk vorm Schlafengehen. Am Sonntag ging es dann nach dem Frühstück auf die tradionelle Wanderung durch den Geopark, oder, es wurde einfach weitergeklettert.

Nun ist das Jubiläumsfestival schon wieder Geschichte, die drei Tage waren viel zu schnell vorbei. Unser Dank gilt dem Deutscher Alpenverein (DAV), Sektion Leipzig e.V. und an Peter-Hugo Scholz für die Organisation und Umsetzung der Veranstaltung. Er ist seit 1998 nicht nur die Stimme der Bergfilmnacht, er organisiert die Filme, kennt genau die richtigen Leute, die auch mal ein Archive für ein filmisches Kleinod öffnen. Doch er allein hat das Ganze nicht allein stemmen können. In Vertretung aller Helfer und Helferinnen, ohne die das Festival gar nicht realisierbar wäre, seien an dieser Stelle auch mal Alexander Probst, Platzmeister und guter Geist an den Festivaltagen, Antje Linßner-Niendorf, die die Pressearbeit koordiniert und Henry Balzer, 1. Festival-Vorsitzender, der für jedes Problem eine Lösung hat, genannt. Wir freuen uns schon auf den kommenden Sommer und die 21. Auflage des ältesten Bergfilmfestivals. Und kennen wohl auch schon den ersten Wettbewerbsfilm, der dann laufen wird: Bartang Bardam – Abenteuer im Pamir ist ein Film von von Kilian Reil (D, 2017, 42 min), ein, wie heißt es in der Ankündigung, „Ein Reise-Report aus Tadschikistan der anderen Art – mit unkommentierten Einblicken in eine selten zu sehende Bergwelt sowie ungeplanten menschlichen Begegnungen und natürlichen Ereignissen …“

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