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Rettet den Holzberg UPDATE: Abschied vom Holzberg?

Rettet den Holzberg UPDATE: Abschied vom Holzberg?

Lange hatte es ja nach außen so ausgesehen, als könnte das Aktionsbündnis #Holzbergretter sich mit dem Besitzer des Holzberges einigen. Während der andauernden Gespräche, in die sowohl die sächsische Politik als auch Lokalpolitiker einbezogen worden sind, herrschte im vergangenen Jahr quasi nach außen hin Funkstille. Damit ist es nun vorbei. Die Firma KAFRIL hält an ihren ursprünglichen Plänen der (Teil-)Verfüllung fest. Diese Aussage aus einem Anschreiben an die DAV-Sektion Leipzig hat eingeschlagen: Time over – jetzt kommt alles auf den (öffentlichen) Tisch. Und den Kletterern, die sich für Umweltschutz und eine nachhaltige regionale Entwicklung stark gemacht haben, wird Ende April das Tor vor der Nase zugeschlagen. Blicken wir zurück auf das Jahr 2021 und die aktuellen Entwicklungen.

Bereits seit Jahren verfolgen wir als tapire, denen Umweltschutz und Artenvielfalt am Herzen liegen, die Causa Holzberg. Seit 2018 hat der ehemalige Steinbruch Holzberg mit der KAFRIL-Unternehmensgruppe einen neuen Besitzer. Wie sich heute herausgestellt hat, haben sie schon vor dem Kauf ihren Willen bekundet, Aushub im Holzberg loszuwerden, ihn quasi komplett zu verfüllen. In späteren Diskussionen hieß es dann, dass sie das durch den Abbau entstandene Loch bis zu einer genau definierten Höhe verfüllen wollen.

Die Crux für KAFRIL ist, dass der vorherige Besitzer schon vor dem Verkauf an die Unternehmensgruppe seit mehr als 10 Jahren nichts am Holzberg mehr gemacht hat. Die in der langen Ruhezeit entstandenen Biotope am und um den Holzberg herum mit zahlreichen streng geschützten Tier- und Pflanzenarten waren nun durch die Verfüllpläne des neuen Besitzers in aktuter Gefahr.

Seit 2018 kämpft in Böhlitz die Bürgerinitiative zur Rettung des Holzberges gegen die Pläne an, seit 2019 gibt es ein großes Aktionsbündnis #Holzbergretter, in dem sich neben der BI Böhlitz auch die Kletterer sehr stark engagieren. Sie haben sich geschlossen auf die Seite derer gestellt, die sich für das Kleinod einsetzen, ihnen allen liegt die untrennbare Einheit von Naturschutz und Klettersport am Herzen. Ich selbst klettere seit mehr als 20 Jahren am Holzberg und habe die Entwicklung vor Ort mitverfolgen dürfen, habe erlebt, wie sich die Natur das Fleckchen Erde zurückerobert hat.

Durch den Widerstand von Seiten der Kletterer aufgeschreckt, kündigte KAFRIL ihnen zunächst fristlos die Klettergenehmigung für den Holzberg. Gerichtlich einigte man sich über einen Vergleich, sodass die außerordentlichen Kündigung zunächst vom Tisch war. Ob die ordentliche Kündigung zum 26. April 2022 seitens KAFRIL aufrechterhalten wird oder man sich auf eine Fortsetzung der Klettergenehmigung einigen könnte, würden die anstehenden Gespräche zwischen dem DAV und KAFRIL zeigen.

Wohlwissend, dass man bei allen Diskussionen auch die Seite des Unternehmens betrachten, sich um ihre berechtigten Belange mit kümmern müsse, wurde seitens der Kletterer viel getan:

Im Januar 2021 beschließt die Sektion Leipzig einen Förderantrag für die Mehrwert-Initiative »Nachhaltig aus der Krise« des Landes Sachsen zu stellen und sich mit einem Gesamtkonzept zur Entwicklung einer Natur- und Bergsportregion Holzberg zu bewerben. Wer schon einmal einen Förderantrag geschrieben hat, weiß, wieviel Arbeit damit verbunden ist. Mit viel Herzblut haben sich einige wenige drei Monate lang in ihrer Freizeit mit den damit einhergehenden Förderrichtlinien auseinandergesetzt. Es sollte eine Win-Win-Situation erreicht werden. Kern des Antrages war der Erwerb der Gelände Holzberg und Köppelscher Berg, um kurzfristig mit Partnern zusammen die Biotope zu erhalten sowie mittelfristig einen sanften Tourismus für die Region mitzuentwickeln. Außerdem ging es in den begleitenden Gesprächen mit der Landespolitik (SMEKUL und Umweltminister Günther sowie MP Kretzschmar) darum, für die Firma KAFRIL einen Ersatzstandort zu finden, wo sie ihren Erdaushub von ihren Baustellen entsorgen können. Mit dem Tagebau Schleenhain war nach langen Verhandlungen eine Möglichkeit gefunden worden.

Nun ging es darum, KAFRIL davon zu überzeugen und an ihr grünes Gewisses zu appelieren. Denn die Projektidee war so überzeugend, dass Fördergelder in Höhe von fast 500.000 Euro seitens des Landes bereitgestellt worden waren. „Die Verantwortlichen bei KAFRIL wären ohne wirtschaftliche Einbußen, ohne Gesichtsverlust und ohne diesen immensen Imageschaden, der jetzt zwangsläufig eintreten wird, aus der Sache rausgekommen“, wie Olaf Rieck es in seinem letzten Post zum Thema Holzberg treffend zusammengefasst hat.

Doch zum Jahresende kam das endültige NEIN von KAFRIL. Der Holzberg wird nicht verkauft. Im Raum steht plötzlich die Aussage, dass – wenn überhaupt – der Tagebau Schleenhain nur ein (zusätzlicher) Ersatzstandort für KAFRIL sein kann, sie brauchen ihren eigenen Holzberg, um dort viele und noch mehr Kubikmeter Abfall – sie sagen: Erdaushub – loszuwerden.

Im Januar 2022 setzte sich die Sektion Leipzig des DAV noch einmal mit der Firmenleitung von KAFRIL an einen Tisch. Es sollte sich als vorerst letzter Versuch erweisen, einen gemeinsamen Lösungsansatz zu finden. Das Ergebnis kennen wir: Seit dem 27.04. darf offiziell am Holzberg nicht mehr geklettert werden.

Was passiert, wenn man nicht richtig zuhört, können wir gerade am Holzberg erleben. Vielleicht war es der Firma KAFRIL wirklich nicht bewusst, wie stark das Aktionsbündis zur Rettung des Holzberges trotz teils sehr unterschiedlicher Ausgangspositionen der einzelnen Gruppierungen zusammenhält. Gegen Ende der letzten Gesprächsrunde konnte einen das Gefühl beschleichen, dass man noch schnell versucht, die Kletterer mit ihrer Kletterleidenschaft zu ködern. Das Bündnis ein Stück weit aufzuweichen. Heißt: Mit der DAV-Sektion zusammenarbeiten und wenn die Teilverfüllung durch ist, das Ganze wieder begrünen. Das kann schon 10 Jahre und mehr dauern. Und als Goodie für die Kletterszene: Die beeindruckende Kletterwand bleibt erhalten.

ERNSTHAFT?! Das hatten wir doch schon einmal, 2019. Darüber ist der damalige Vorsitzende der Leipziger DAV-Sektion schon gestolpert, der dieses Vorgehen als gutes und einzig mögliches Ergebnis in einer Versammlung präsentierte. Wie es ausgegangen ist, wissen wir: Der AK Holzberg der Sektion Leipzig konnte seine Arbeit aufnehmen und die Kletterer traten mit einheitlicher Stimme auf. Und die Sektion hat mittlerweile einen neuen Vorsitzenden.

Vielleicht hat man bei KAFRIL eben einfach wirklich nicht richtig zugehört. Umweltschutz und Klettern kann man nicht trennen. Kletterer erhalten ihre Umwelt, in der sie sich am Fels bewegen. Das ist der Grundsatz, nachdem der aktuelle Vorstand der Sektion Leipzig des DAV handelt, das haben sie auch der Firma gegenüber zum Ausdruck gebracht. Es scheint in den Köpfen nicht angekommen zu sein.

Kompromisse helfen einem im Leben weiter, aber nur, wenn sie keine rote Linie überschreiten. Die Grenze im Aktionsbündnis ist der (angekündigte) erste LKW, der mit Erdaushub (oder was auch immer) in den Holzberg fährt. Wenn nun der DAV-Sektion vorgeworfen wird, nicht kompromissbreits zu sein, offen für Lösungen, dann kann man das kommentarlos einfach im Raum stehen lassen – es zeigt, welchen Geistes man bei KAFRIL ist.

Die Frage haben wir an dieser Stelle schon mal vor Jahren gestellt. Sie ist aktueller denn je. Doch beide Seiten sind ein Stück weiter. Die Firma KAFRIL hofft mit ihrem Abschlussbetriebsplan durchzukommen, den sie bis Ende des Jahres einreichen müssen. Und sie wissen, dass sie auf Widerstand treffen werden, denn auch wenn ab Ende April Betretungsverbot herrscht, geht es für das Aktionsbündnis weiter.

Die Kletterer haben die letzten Frühlingstage dazu genutzt, neue Routen einzurichten: Der Abschiedswalzer 6+/ 7- von Ali, Andreas und Ralf ist ein beeindruckender Quergang durch die komplette Wand – nice! Die neue Route „Torschlusspanik“ von Denis und Ralf wartet noch auf die endgültige Einschätzung: Entweder eine schwere IV oder leichte V an der Crux. Das zeigt: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Die Kletterer waren schon einmal ausgesperrt und kamen stärker zurück.

Und in einer starken gemeinsamen Aktion wurde am 21. April im Steinbruch ein großes Banner hochgezogen. An prominenter Stelle und nicht zu übersehen – weder für KAFRIL noch für alle Kletterer, die in den kommenden Tagen bis zur Schließung des Geländes noch einmal am Holzberg sind.
Ich war dabei und habe in den Abendstunden noch einmal das Ambiente erleben dürfen – die Natur und die Tierwelt, die dort heimisch geworden sind. Was bleibt, ist das Unverständnis, wie man dieses Idyll zerstören möchte mit den verschiedenen Begründungen. Dass sich erstens eine Kompensationsfläche finden lassen wird. ERNSTHAFT? Gibt es dann Hinweisschilder für die Holzbergbewohner: Hier geht es zur Ausgleichsfläche? Wasser zum Wohnen findet ihr dort, Felsen zum Besiedeln da. Und was ist mit der Fauna??? Außerdem habe ich mir zeigen lassen, was gerüchteweise dafür vorgesehen sein könnte. Und die zweite Ausrede für das eigene Firmen-Gewissen: Wenn in 10 oder 20 Jahren nichts mehr verfüllt werden kann, wird das Gelände wieder renaturalisiert werden. Nur dass dann von den jetzigen Bewohnern keiner mehr da sein wird. Auch das klingt in meinen Ohren nicht nach einem realistischen Plan.

Das Banner ist unter Polizeischutz (?!) am 25.04.22 durch die Firma KAFRIL entfernt worden. Abgesehen davon, dass dadurch Eigentum des DAV entfernt worden ist: Wozu brauchte es dazu die örtliche Polizei? Das Ganze wird, so ist es von Seiten des DAV zu hören, ein Nachspiel haben.

KAFRIL widerholt in allen Gesprächen, dass sie das Gelände um den Holzberg mit Hilfe der Gemeinde gekauft haben und sie quasi auf ihrem Grund und Boden machen können, was sie wollen. Das mag jetzt etwas überspitzt formuliert sein, doch allen muss klar sein: An Gesetze muss man sich auch auf eigenem Grund und Boden halten. Erst recht, wenn dabei auch öffentliches Interesse betroffen ist.

Außerdem:
Eigentum verpflichtet zum Erhalt. Nicht erst in 20 Jahren, wenn gefühlt eine Million Kubikmeter Erdaushub im Holzberg untergebracht worden sind.

Wobei es einem nach gefühlt zweijähriger Hinhaltetaktik aktuell schwerfällt, an ein kleines grünes Gewissen des Eigentümers zu glauben. Und daran, dass sie die vielen Bewohner des Geländes in und um den Holzberg herum wirklich in ihre Betrachtungen einbeziehen, wenn es um eine Nutzung des Geländes geht.

Informiert Euch auf den Seiten der Holzbergfreunde und der Sektion Leipzig des DAV! Schaut Euch bei Twitter und Co. um, verfolgt die (fallenden) Google-Bewertungen auf der Firmenseite. Wir können gemeinsam viel erreichen!

Nicht nur nach dem Dafürhalten von Olaf Rieck ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, mehr zu tun, als nur den Verlust dieses großartigen Kletterspots zu betrauern. Und auf keinen Fall darf dieser Verlust dazu führen, dass sich nun gleich gar niemand mehr für ihn interessiert, weil er ja nicht mehr existiert. Aus den Augen darf nicht aus dem Sinn sein!
Deshalb – unterstützt, unterschreibt und verbreitet die Online-Petition, jetzt ist die Politik, jetzt sind die Ämter gefragt. Wer mehr wissen möchte, sollte sich den Text der Petition genauer durchlesen, die Dokumente dazu findet ihr in einer Zusammenstellung auf den Seiten der Leipziger Sektion des DAV.

Und wir haben auch gleich den ersten Termin für euch:

Das Aktionsbündnis muss – und das machen sie gerade – wieder verstärkt in die Öffentlichkeit gehen. Sie laden alle am 30. April um 10.00 Uhr zum Parkplatz vor dem Holzberg zur Infoveranstaltung ein. Da kann man sich dann bei den Holzbergrettern aus erster Hand informieren, was am Holzberg los ist und wie man sich einbringen kann. Der Holzberg hat bewiesen, dass Klettersport und Natur- und Artenschutz Hand in Hand gehen können. So ist trotz der Kletterer oder eher mit ihnen eines der artenreichsten Biotope in Sachsen entstanden.

Ach ja: KAFRIL lädt ein paar Meter weiter am Holzberg Süd zur gleichen Zeit zum Tag der offenen Tür ein. Kinder dürfen Bagger fahren und es lässt sich bestimmt die ein oder andere Frage loswerden, wie eigentlich allen Ernstes die Geschäftsführung von KAFRIL in der heutigen Zeit mit globalem Artensterben als eine der größten Tragödien auf die Idee kommt, einen solchen Ort einfach mit Abraum und Bauschutt zuzuschütten? Rings um den Holzberg ist eine Agrarwüste, das Flachwasserbiotop bietet für viele Fledermäuse, Amphibien und Falter die einzige Überlebensmöglichkeit.

Danach kann man auf der Sachsenbrücke in Leipzig den Austausch mit dem sächsischen Umweltminister suchen. Von 14:00 Uhr – 19:00 Uhr lädt das Bündnis Leipzig fürs Klima zur Eröffnung der Warming Stripes (Klimastreifen) auf der Sachsenbrücke ein. Minister Günther ist bei der Veranstaltung als Gastredner geladen.

Ein spannender Samstag liegt damit vor uns – ich hoffe, wir sehen uns!

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