Knapp zwei Wochen später fuhren mein Wanderpartner und ich 4:00 Uhr morgens im Shuttlebus vom Markkleeberger Rathaus zum Stadion Espenhain, um pünktlich 4:45 Uhr nach Erhalt der Stempelkarte und eines kleinen Versorgungspakets loszuwandern.
Gleich zu Beginn der Tour freute ich mich auf mein persönliches Highlight, die Hochhalde Trages. Freunde, wissen, dass ich süchtig nach diesem Naturschauspiel bin, bei Morgendämmerung, begleitet von unzähligen Vogelstimmen, dem Tag entgegenzuwandern. Für einen optimalen Genuss auf der Hochhalde hätten wir allerdings noch eher starten müssen. Die herrliche Morgenstimmung ging rasend in den Tag über und nach 10 km und 2 Stunden später kamen wir am ersten Zwischenstopp Sportplatz Thierbach an.
Bei vergangenen 7-Seen-Wanderungen war ich hauptsächlich auf Nachtrouten unterwegs, bei denen Thierbach das Endziel war. Im Vorfeld habe ich mich jedes Mal auf die traditionelle Puddingsuppe gefreut, um dann letztendlich doch dem dringenden Bedürfnis nachzugeben, nach 60 km Wanderung nur noch zu Hause anzukommen und ins Bett zu fallen. Aber bei dieser Wanderung, mit der Station Thierbach zu Beginn der Route, konnte ich diese Tradition ausgiebig genießen und letztendlich fiel es uns schwer, die gemütliche Runde am Lagerfeuer hinter uns zu lassen und weiterzuwandern, aber schließlich hatten wir noch 50 km vor uns.
Die nächsten 12,4 km bis Bockwindmühle Schönau waren wider Erwarten sehr zäh. Besonders die letzten Kilometer entlang der Kreisstraße zogen sich in die Länge und wir nutzen diese intensiv für ablenkende Gespräche und weniger für meditatives Wandern. An der Mühle angekommen, gestaltete sich der eigentlich kurz geplante Zwischenstopp durch die vielen Menschen vor Ort zwangsläufig länger als geplant. Im Anschluss ging es die nächsten 7,5 km ohne Zwischenstopp vorbei an der Waldsiedlung bei Beucha. Die Zeit begann zu rasen, wir dagegen wurden deutlich langsamer und konnten den geplanten Schnitt von 5 km/h zu diesem Zeitpunkt nicht mehr einhalten.
Ein Wandersprichwort sagt: Nicht die Strecke schafft, vielmehr das Tempo. Die bisherige Wegstrecke von 30 km machte sich körperlich zunehmend bemerkbar und beeinflusste auch unsere allgemeine Stimmung. Also versuchten wir uns weiterhin im Gespräch abzulenken und aufkeimend demotivierende Gedanken weitestgehend zu verbannen. Nach weiteren 4 Kilometern erreichten wir Schloss Steinbach und freuten uns auf das wohlverdiente Radler und eine warme Kartoffelsuppe. Aus meinen bisherigen Wandererfahrungen weiß ich, dass ab einer zurückgelegten Strecke von ungefähr 35 Kilometern Pausen möglichst kurz zu halten sind. Es fällt zunehmend schwerer, wieder in Tritt zu kommen, der Oberschenkelbereich und die Gelenke beginnen zu schmerzen und quälende Gedanken im Kopf blähen sich stärker auf. Trotz dieser Erfahrung hatten wir uns auf eine ausgiebige Pause von 25 Minuten geeinigt und danach ging es die nächsten 9,4 km bis zur Orangerie Mölbis weiter. Die Stimmung lockerte wieder auf und unser Wandertempo ließ sich wieder auf angenehme 5 km/h beschleunigen. In Mölbis angekommen vermied ich es, mich hinzusetzen. Die Beinmuskulatur verkrampfte sich immer stärker und ich nutzte die Zeit für Dehnübungen im Stehen. Nach 10 Minuten ging es die nächsten 3,6 km weiter bis zum Rittergut in Dreiskau-Muckern. Auf dem Weg dahin wurden die Symptome der Belastung in der Waden- und Oberschenkelmuskulatur immer ausgeprägter und meine Gedanken kreisten nicht das das erste Mal darum, ob es unter diesen Bedingungen Sinn macht, weiterzulaufen. Die Strecke wurde gefühlt doppelt so lang und das Tempo auffallend langsam. In Dreiskau-Muckern erwarteten uns freundliche Helfer, ausreichend Nudeln mit Tomatensoße und kühle Getränke.
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