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Eine Alternative zu den Tourismusmagneten

Eine Alternative zu den Tourismusmagneten

Eine Alternative zu den Tourismusmagneten

An den Anfang müssen wir wohl schreiben, dass wir insgesamt im September 4 Wochen durch Island gereist sind. Hauptsächlich waren wir wandernd unterwegs, mussten aber zwischendrin krankheitsbedingt trampen und haben auch für 3 Tage ein Auto gemietet. Berichtet werden soll hier aber nur von einer Wanderung zu zweit im Südosten, von Höfn aus beginnend.

Warum Island

Ich saß im Auto dieses Isländers und erzählte mit ihm über sein Land und irgendwann konnte ich nicht mehr anders, als ihn zu fragen, ob es nicht ein klein bisschen verrückt wäre, bei einem Vulkanausbruch, der den internationalen Flugverkehr lahmlegt, den Picknickkorb in den überdimensionierten Jeep zu packen und in die unmittelbare Nähe des Geschehens zu fahren. Er lachte. Was man kenne, das fürchte man nicht und er würde es im Gegenzug verrückt finden auf Straßen, die mehr als eine Spur haben mit mehr als 100km/h zu fahren. Ich lachte.
Die Maßstäbe sind ein wenig verschoben in Island. Auf einer Fläche von Bayern und Baden-Württemberg leben so viele (oder wenig) Menschen wie in Augsburg. Es beherbergt den größten Gletscher Europas, hat so viele thermale Energieressourcen, dass es sich lohnt Bauxit aus Australien zu importieren, es zu Aluminium zu veredeln und zu Dosen gestanzt nach Amerika zu verkaufen, und eine Geschichte, die vergleichsweise so kurz ist, dass man vor noch gar nicht so langer Zeit die tausendjährige Besiedlung gefeiert hat.
Island bietet eine Abwechslung, der das Prädikat „einzigartig“ zusteht und eine Einsamkeit, die auf dem europäischen Festland immer seltener wird. Wenn auch längst kein Geheimtipp mehr, eignet sich die Insel doch nicht für Pauschaltourismus. Und so findet der Individualreisende doch schnell sein ganz persönliches Stück Natur zwischen Abenteuern, kulinarischen Herausforderungen und vielen sehr netten Einheimischen.
Nicht zu vergessen: Es gibt keine Mücken auf Island!

Die Hütte MulaskaliAuf in die BergeDer Ausflug zum Hoffellsvatn

Was Sie schon immer über ISLAND wissen wollten…

Was Ihr über Island wissen solltet…
Islands Geschichte ist so jung, dass man entweder noch alles in den Sedimentschichtungen der Berge oder den Büchern des Mittelalters nachlesen kann. Die gängigen Reiseführer von Lonely Planet, Outdoor und Marco Polo fassen den Prozess der Inselwerdung im geologischen, gesellschaftlichen als auch staatlichen Sinne mehr oder minder gut zusammen, spannender ist es aber, sich das persönlich von den Einheimischen erklären zu lassen oder aber vielleicht einen Blick in die „Gebrauchsanweisung für Island“ von Kristof Magnusson zu werfen. Letzteres ist das Buch eines halb deutsch, halb isländischen Schriftstellers, der einen amüsanten Einblick in den einheimischen Alltag mit all seinen Marotten und Liebenswürdigkeiten bietet, wirklich gute Insidertipps zu Eisdielen in Reykjavik gibt und angenehm direkt beschreibt, welchen Stellenwert Elfen und Trolle wirklich in der Isländischen Kultur einnehmen bzw. über einige Mythen dazu aufklärt: Es gibt keinen Minister für Fabelwesen in Island!
Die alten Sagen über isländische Helden hören sich erstmal spannend an, sind aber meist sehr anstrengend zu lesen und lassen sich schnell auf wenig Inhalt reduzieren, hatten somit, zumindest für uns, wenig Mehrwert.

Hin und Weg von Island- Die Anreise:
Unsere Reise war relativ spontan, das Budget nur klein. Bucht man früh, hat man angeblich gute Chancen billige Flüge zu ergattern. Wir haben uns also einen anderen günstigen Weg gesucht: Die langsame Anreise per Fähre. Fliegt man, dann landet man in Keflavik (bei Reykjavik) und hat eine Anreisedauer von ca. einem halben Tag von Tür zu Tür. Fährt man dagegen, braucht man 2 ½ Tage und kommt im Osten bei Egilsstadir an. Sucht man sich also ein Ziel in Ostisland aus, kann die Fährfahrt durchaus vorteilhaft sein, weil die Reise in Island selbst sehr teuer ist. Und wenn man will, kann man sein Auto mitnehmen. Ich kann nur von der Fähre berichten, Vor- und Nachteil des Fliegens sind aber den meisten bekannt.
Die Fähre startet in Hirtshals in Norddänemark und kommt im Osten Islands in Seydisfjordur in der Nähe von Egilsstadir an. Meinem Wissen nach ist das die einzige Verbindung auf dem Wasser und wird von Smyril-Line betrieben. Hier gleich der erste Hinweis: Nach unserer Erfahrung und auch der anderer Reisender, ändert sich der Preis immer mal oder es gibt günstige Angebote. Bei langer Planung und Beobachtung lässt sich da vielleicht der ein oder andere Euro sparen.
Wir haben 283 € pro Person für Hin und Zurück bezahlt, wobei wir damit ein Angebot verpasst haben, bei dem der Preis bei 199 € lag! Im Preis enthalten ist 2x Mittag, was man leider nicht einsparen kann. Die Unterkunft in dieser Preiskategorie ist was für Low-Budget-Reisende, liegt man doch zu neunt in einer Kabine, der man eigentlich nur 6 Schlafplätze zutraut. Für uns war das kein großes Problem, auch wegen der vielen netten Backpackerbekanntschaften. Ein viel größeres Hindernis war eher die Reise nach Hirtshals. Der Bus von Flensburg oder Hamburg nach Hirtshals direkt fährt schon länger nicht mehr. Was man vielleicht bei der Fähre spart, kann man also schnell im dänischen öffentlichen Verkehr verlieren. Das sollte vorher mal durchkalkuliert werden. Eine Alternative zu Bus und Bahn ist aber eine Mitfahrgelgenheit, gefunden im gleichnamigen Internetportal, denn offensichtlich sind Angebote in die Richtung gar nicht so selten. Noch eine kleine Besonderheit der Fähre ist der mehrstündige Aufenthalt in Torshavn, der Hauptstadt der Färöer-Inseln. Die Beine können sich vertreten werden und auf Empfehlung eines Isländers haben wir das Cafe Natur besucht, eine rustikale Kneipe, die zum gemütlichen Biertrinken und Postkartenschreiben einlädt.
In Island hat man nicht viele Alternativen, um sich schnell von einem Punkt zum nächsten zu bewegen: Flug, Bus, Mietwagen, Trampen. Das ist auch die Stafflung, der die Preise folgen. Die Busse sind meist privat organisiert und werden eigentlich nur von Touristen frequentiert. Oben steht, dass wir für 3 Tage ein Auto hatten. Wir sind damit von Höfn nach Reykjavik gefahren und wieder zurück, was um einiges billiger war als die Busfahrt. Dazu muss auch gesagt werden, dass die Busse nicht täglich fahren! Beim Trampen hatten wir manchmal totales Glück mit viel Strecke und wenig Wartezeit, aber auch dem kompletten Gegenteil. Der Isländer an sich fährt zwar gern große Autos mit vielen, vielen Sitzen, legt aber nicht so große Strecken zurück, als dass er dabei noch Touris mitnimmt, zumal offiziell auch davor gewarnt wird, weil es wohl zu Übergriffen auf Fahrer kam. Diese budgetschonende Art zu reisen kann also mitunter einiges an Zeit kosten.

Der Blick auf den MulaheidiDie etwas schwierige Wegsuche mit dem Lambatungnajökull im HintergrundIsland bei 'Nacht'Jule vor der GletscherzungeSchafe hüten auf IsländischSchöne Gefahren

Reiseziel:
Wir haben uns also für die Ostfjorde entschieden. Von vielen Touristen etwas unterschätzt, bieten sie atemberaubende Kulissen und viele schöne Wanderwege. Nachdem wir dort knapp 2 Wochen unterwegs waren, kamen wir nach Höfn. Die Wanderung, von der ich berichten möchte, startet hier und führt in die Region Lónsöræfi, nebenbei bemerkt von vielen Isländern wegen der wunderbaren Landschaft und der Einsamkeit sehr geschätzt.
Auf der Wanderkarte Nr. 6 von Mal og menning kann man sich einen guten Überblick verschaffen, aber Vorsicht: Nicht alle Wanderwege, die dort verzeichnet sind, können gefunden werden. Wer nicht auf Querfeldein-Wanderungen steht, sollte sich in Höfn bei den netten Damen von der Information rückversichern. Von Höfn folgt man der Route No 1 nach Norden, mit etwas Glück wird man mitgenommen, bis an den Zugang zum Tal Hoffellsdalur. Hier kann man für 500 Kr. in kleinen Becken baden gehen, die mit heißem Wasser der Umgebung gefüllt werden. Dann das genannte Tal entlang auf dem kleinen Weg, der wohl manchmal noch befahren wird. Dieser führt bis ans Ende, aber nicht- wie auf der Karte gezeichnet- über den Lambatungnajökull. Es lohnt sich auch, nicht direkt auf diesen Gletscher zuzusteuern, sondern, bei gutem Wetter, den Aufstieg zum Hoffellsvatn zu wagen und von dort weiter zur Gletscherzunge zu wandern, allerdings muss man dabei einige sehr steile Stellen passieren und hat keinen markierten Weg.
Der Weg auf den Gletscher hat sich als etwas schwierig erwiesen, denn in unmittelbarer Nähe waren einige große Felsen weggebrochen. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass man nicht über oder auf die Gletscherzunge gehen sollte, wenn man darin überhaupt keine Erfahrung hat. Für den Abschnitt, den der Weg auf der Karte vorsieht, braucht man keine Steigeisen oder Eispickel oder anderes Equipment, aber alleine und unerfahren gehört man dort definitiv nicht hin! Man erreicht über diesen anstrengenden, aber sehr schönen Weg das nächste Tal und kann entweder dem Gletscherfluss nach Südwesten folgen (so früh wie möglich auf die Nordseite des Flusses kreuzen, am besten gleich beim Gletscher selbst) oder aber dem Weg auf der Karte über den Mūlaheiđi nach Norden folgen. Dieser Weg ist wieder einmal nur auf der Karte verzeichnet, aber nirgends in Island zu finden. Diese Route ist sehr anstrengend und nur für geübte Wanderer zu empfehlen.
In den höheren Abschnitten lag bei uns Schnee und Kompass, wenn nicht sogar GPS sollten hier Pflicht sein! Bitte unterschätzt nicht das Wetter und die Tatsache des fehlenden Weges, sonst steht ihr wie wir vor einer sehr breiten Bruchkante und habt ein großes Problem… Im nächsten Tal findet man eine Hütte (Mulaskali), die letzten 4km dorthin sind auch markiert. Diese Hütte ist zwar kostenpflichtig, aber sehr gemütlich. Ob man knapp 25 € pro Person für die Übernachtung bezahlen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Von dort kann man mehreren Richtungen folgen. Weiter im Norden, keinen Tagesmarsch entfernt, gibt es noch eine Hütte (Egilssel) und ambitionierte Wanderer starten von dort zum Snæfell oder Kverkfell. Es ist aber auch möglich, Tagestouren auf die umliegenden Berge zu unternehmen. Wir haben wegen des einsetzenden Winters und einer Sturmvorhersage mit Farmern deren Schafe aus den Bergen getrieben und sind mit ihnen wieder nach Höfn gefahren.
Der Weg über Egilssel und dann nach Westen wurde uns aber für das nächste Mal sehr ans Herz gelegt. Nun denn, obwohl unsere Zeit mit 4 Tagen im Lónsöræfi sehr begrenzt war, ist dieser Abschnitt unserer Reise doch mit am prägendsten gewesen. Ein Vergleich mit der Landmannalaugar mag einigen vielleicht zu weit hergeholt sein, weil sich hier die heißen Quellen nicht aneinanderreihen, aber für alle, die den Touristenströmen entgehen wollen, sei hiermit die „geheime“ mindestens genauso farbenreiche Alternative der Isländer verraten. Viel Spaß!

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