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Endlich Schnee in Sachsen – Endlich mal wieder Miriquidi!

Endlich Schnee in Sachsen - Endlich mal wieder Miriquidi!

Was machen eigentlich sächsische Kletterer, wenn Schnee im Gebirge liegt und sie keine Winterbesteigung oder Winterkletterbaustelle angehen wollen? Sie genießen die weiße Winterpracht und fahren dabei auch Ski. Aber das nicht einfach so! Denn auch da stellen sie sich gern auch mal einer Herausforderungen, über die man anderswo einfach nur den Kopf schütteln würde. Eine solche ist der Miriquidi, Deutschlands einziges 24-Stunden-Skirennen. In Viererteams oder als Paar kann man diese Veranstaltung gemeinsam genießen. Einige wenige gehen auch auf’s Ganze und treten als Einzelstarter an die Startlinie.

Am vergangenen Wochenende war es mal wieder so weit – pünktlich 10 Uhr fiel an der alten Zollgrenzanlage der Startschuss zur 5. Auflage des 24-Stunden-Skilaufes ohne Grenzen. Der Oberbürgermeister der Stadt Altenberg gab sich die Ehre und schickte das Teilnehmerfeld auf die Strecke.


Miriquidi heißt übersetzt so viel wie „Dunkelwald“. Der Name stammt noch aus dem 12. Jahrhundert und bezieht sich auf den damals undurchdringlichen Wald in den Kammlagen des Erzgebirges. Wirklich undurchdringlich sind die Wälder heute rund um den Kahleberg nicht mehr wirklich und man konnte zum Start um 10 Uhr am Samstagmorgen auch noch richtig gut sehen: Die Sonne strahlte vom blauen Himmel. In den vergangenen beiden Jahren musste das Skirennen immer wieder aus Schneemangel im Januar abgesagt werden. Nun wurde der Starttermin 2015 auf Februar verlegt, da in den sächsischen Winterferien die Chance auf die weiße Pracht, im Jahresrückblick gesehen, wohl immer etwas größer ist.

Das Feld sortierte sich schnell ein, die Runde war etwas anspruchsvoller als die alte Strecke am Kahleberg, die aus Rücksicht auf Birkenhühner nachts nicht mehr befahren werden darf. Von der Orientierung gesehen, erwies sich das Ganze als sehr einfach. So war es auch am Nachmittag immer noch einfach nur purer Spaß, auf die Runde zu gehen, um gemeinsam mit 220 Startern die Skier laufen oder besser: gleiten zu lassen. Nur am Rande bekam man mit, dass einige einheimische Zuschauer, die das Wolkenbild über Zinnwald wohl ziemlich gut lesen konnten, schon am frühen Nachmittag einen Wetterwechsel für die Nacht prophezeiten. Nichtzinnwalder waren zu diesem Zeitpunkt noch optimistisch.

20 Einzelstarter (unter ihnen drei Frauen), 18 Paare (darunter zwei reine Frauenteams) und 41 Viererteams (darunter fünf reine Frauenteams) nahmen die Herausforderung an. Das Skirennen ist ein klassischer Jedermannlauf, sodass neben den Sekundenjägern auch viele dabei waren, für die einfach nur das gemeinsame Erleben im Vordergrund stand. An der Spitze der Viererteams gab es ein klassisches und spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. In allen anderen Klassen hatten sich schnell Favoriten an die Spitze gesetzt. Und obwohl  88 Skiläuferinnen und -läufer immer auf der Runde sein sollten, hatte sich das Teilnehmerfeld gut auf den 6 km verteilt.


Im Vorfeld waren wir immer mal wieder gefragt worden, wie es denn wäre, nachts allein unterwegs auf Skiern zu sein – und das bei zweistelligen Minusgraden. Ich empfand es auch in diesem Jahr trotz des Sonnenscheins tagsüber nachts fast schöner, auf jeden Fall relaxter. Streckenweise hatte man das Gefühl, allein unterwegs zu sein. Allein im Stirnlampenlicht, mit dem gleichmäßigen Gleitgeräusch der Skier und dem Wind im Ohr, der im Verlauf der Nacht immer stärker wurde. Auf den beiden längeren Anstiegen konnte man, wenn man den Kopf hob, gut die kleinen Lichtkreise der vor einem Laufenden sehen – je nach Kraftreserve desjenigen konnte das ganz schön deprimierend sein. Doch war das Licht dann auf einmal verschwunden, wusste man, dass man auch gleich an der nächsten Kurve war, was nach dem zweiten, deutlich steileren Anstieg bedeutete: Geschafft für die Runde! Da in unserem Team der olympische Gedanke der Teilnahme und der Spaß an der Bewegung im Vordergrund stand, hatte man ja viel Zeit auf der Runde und es fiel auf, dass die hellen Lichter, die schnell von hinten heran- und vorbeiflogen, meist auf den Köpfen der schnellen Zweier- oder Viererteams saßen; sie konnten in den Pausen ihre Stirnlampen-Akkus wieder aufladen. Die Genussläufer und viele Einzelstarter waren mit ganz normalen, batteriebetriebenen Stirnlampen unterwegs, im LED-Licht und ohne Boost-Modus.

Bis Mitternacht ging eigentlich alles ziemlich gut. Außer, dass es ziemlich mild war in der Nacht, eigentlich viel zu warm. Von den von den Wetterfröschen angekündigten zweistelligen Minusgraden war auch bei zunehmendem Wind nichts zu spüren. Wir hatten viel zu viele und vor allem zu warme Wechselsachen eingepackt. Die blieben in der Tasche und die Pausen wurden dazu genutzt, die Skisachen schnell wieder trocken zu bekommen (ist ja bei der heutigen Funktionswäsche auch nicht mehr das Problem). Die Temperaturen pegelten sich nachts so um die -3 bis -5° C ein.


Ich durfte gegen 01:30 Uhr wieder auf die Runde, da war dann in der steileren Bergabpassage auch schon der Wind plötzlich zum bremsenden Faktor geworden. Das gleichmäßige Gleitgeräusch wurde immer öfter unterbrochen. Kleine abgebrochene Ästchen hatten sich auf der Loipe verteilt und der Wind war auch plötzlich im Wald immer mehr spüren. Alle, die dann gegen 3:30 Uhr aus dem Wald in Richtung Wechselgarten unterwegs waren, mussten sich kleinen, festen Schneekügelchen – vom Gefühl auf der Haut her schon fast wie Hagelkörner – erwehren. Wir hatten das Gefühl, dass der Schnee sich, vom Wind getrieben, eher waagerecht vorwärts bewegte. Von einer Loipenspur war nichts mehr zu sehen, obwohl drei Loipen, zumindest ertastbar, noch gespurt waren. Stirn und Augen mit der Hand zu schützen, ist beim Tragen einer Stirnlampe auch keine gute Idee: Das deckt, wie wir feststellen mussten, auch den Lichtkegel mit ab. Hmmh, egal! Irgendwann waren wir im Wechselzelt angekommen und ich wollte mit meinem Teamkollegen nicht tauschen, den ich ins Wetterchaos losschicken musste. Keine zwei Stunden später hatten sich die Organisatoren dann schweren Herzens, aber in der Konsequenz richtig, dazu entschlossen, alles abzubrechen. Wir hätten nicht in ihrer Haut stecken mögen. 6 Stunden eher als geplant war Schluss. Die Windböen auf dem Kamm waren auf mehr als 100 km/h angeschwollen, kurzzeitig blitzte und donnerte es am Himmel über der Scharspitze. Auch am Morgen tobte der Wind noch über den Kamm und wirbelte viele Schneekörner durch die Luft. Erst gegen Sonntagmittag traute sich kurzzeitig auch die Sonne wieder hervor.

Was bleibt, neben dem Muskelkater, ist die Vorfreude auf 2017, wenn der Meutz und sein Team zur 6. Auflage des Miriquidis nach Zinnwald einladen. Wir hoffen, dass sie die Absagen der vergangenen zwei Jahre aus Schneemangel und den (un-)wetterbedingten Abbruch in diesem Jahr nicht zum Anlass nehmen, das Skirennen ganz sterben zu lassen. Es war cool, wieder dabei zu sein! Danke an all die Helfer, ohne die es nicht möglich wäre, ein solch verrücktes Rennen zu starten. Jetzt kommt erst einmal der Sommer – Wir sehen uns am Fels!

PS: Für alle Statistikfreunde: Hier die Ergebnisse in der Teamübersicht und hier die Einzelergebnisse.

 

 

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