Dein Abenteuer beginnt hier!
Markus
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31. Januar 2013
Zum Abschluss meiner Weltreise wollte ich mein gespartes Geld auf den Kopf hauen, um in den ehemaligen „Wilden Westen“ des amerikanischen Kontinents einzutauchen. Nachdem ich mir in San Francisco ein Fahrrad ausgeliehen und die wunderschönen Vororte Tiburon und Sausalito erradelt hatte, begann eine spannende Reise entlang der „Left Coast“ mit dem Mietwagen, die eigentlich am Grand Canyon ihren Höhepunkt finden sollte, aber durch ein Unglück im Yosemite National Park schließlich in Kanada endete….
Mein Round-The-World-Ticket sah meinen vorletzten Zwischenstop in San Francisco und meinen Rückflug von Los Angeles vor. Ich hatte die Verbindung so gebucht, um mir in den heißen Gebieten um Arizona und Nevada die dortigen Naturwunder anzuschauen. Doch daraus wurde nichts. Nach vier abwechslungsreichen Tagen in San Fran zog es mich mit meinem kleinen weißen Chevrolet an die Westküste; ich fuhr entlang des berühmt berüchtigten Highway 101 und erkundete kalifornische Weinberge, den Point Reyes Seashore und die gigantischen Mammutbäume in der Gegend um San Francisco (Muir Woods). Nach ein paar Tagen ging es ins Landesinnere, wo ich mich mit tschechischen Freuden treffen wollte. Wir erwanderten den Yosemite Falls Track und bestiegen am zweiten Tag den Half Dome, der ja bekanntlich das Logo von „The North Face“ darstellt. Die Formationen im Yosemite sind ein Eldorado für Felskletterer und bieten ein einzigartiges Ambiente, das auf der Welt einmalig ist. Ich zeltete mit meinen Freunden im Camp 4, dem berühmten Campingplatz im Nationalpark.
Der Schock
Leider vergaß ich in der zweiten Nacht, meine Zahnpasta und eine Büchse Kakao aus dem Mietwagen zu nehmen und in die sogenannten „bear locker“ zu deponieren, sodass mich am Tag unserer Abreise ein Ranger gegen 4 Uhr morgens weckte: „Sir, da ist ein Bär auf ihrem Auto…“ Der Schaden belief sich auf ca. 7000 US$ und ich konnte es einfach nicht glauben. Sollte das das bittere Ende meiner Weltreise sein? War eine „Bärenversicherung“ in meiner Standardversicherung integriert, oder durfte ich in die Summe selber begleichen? Meine Freunde mussten zurück zu ihrer Arbeit im Lassen Nationalpark und gaben mir ihr Handy, da ich auf dieser Tour kein Mobiltelefon dabei hatte. Nach ein paar Telefonaten mit diversen Versicherungen wurde ich erlöst – ich musste glücklicherweise keinen Cent bezahlen. Mein Auto war jedoch ein halber Totalschaden ohne Fenster und kaputter Inneneinrichtung – der Bär hatte ganze Arbeit geleistet. Notdürftig klebte ich die Fensterscheiben in einer Werkstatt ab und musste nun ca. 5 Stunden bis nach Sacramento fahren, um mein Chevrolet gegen einen brandneuen Kia Optra umtauschen.
Da die kalifornische Hauptstadt nördlich des Yosemite National Parks liegt, entschied ich mich, in den verbleibenden drei Wochen weiter in Richtung Lassen Nationalpark zu fahren, erklomm noch den Mount Tallac (2968 Meter) am Lake Tahoe und fuhr durch die Halbwüste Nevadas an den Kasinos von Reno vorbei. Meine Freunde arbeiteten auf einer Ranch im Lassen National Park und ich half ihnen einen Tag bei der Arbeit, als Belohnung ritten wir mit Pferden an den Geysiren am Rand des Nationalparks entlang. Nachdem ich kleine Wandertouren in der Gegend gemacht hatte, führte mich mein Weg nun an die Grenze zum Bundesstaat Oregon.
In der Ferne erblickte ich den schönsten Berg, den ich bisher in meinem Leben gesehen hatte. Der Mount Shasta ist 4317 Meter hoch und ich beschloss, ihn näher zu erkunden. Da ich aber relativ spät aufbrach, kam ich nur bis auf knapp 3500 Meter Höhe, und beschloss, ihn auf meinem Rückweg mit Steigeisen und Eispickel zu malträtieren. Die Fahrt führte mich nun ins bezaubernde Oregon – mit seinen vielen Naturwundern ein echtes Muss für jeden Outdoor – Enthusiasten.
Crater Lake war einer meiner ersten Stopps, die mich in ihren Bann zogen. Das Blau des Vulkanssees ist von solch intensiver Farbe, dass es dem Besucher schlicht und ergreifend den Atem verschlägt. Ich besuchte zwei amerikanische Freunde in Portland, die ich noch aus neuseeländischen Zeiten kannte. Gemeinsam umrundeten wir den Mount Hood und fuhren zu ein paar Wasserfällen in der Columbia River Gorge. Später machte ich noch einen Abstecher zum Mount Saint Helens, der eine interessante Ausstellung zu dem berühmten Vulkanausbruch von 1980 beherbergt. Die wilde Fahrt ging weiter nach Washington (State), ab Olympia, dem Geburtsort Kurt Cobains, wurde es zunehmender rauer und die Landschaft wirkte märchenhaft schön.
Von Port Angeles sah ich die Küste Vancouver Islands. Dieses Stück Land wirkte so anziehend, dass ich die Mietwagenfirma noch mal anrief, und genau erfragte, ob ich meinen Mietwagen nach Kanada „verschiffen“ durfte. Auf einmal in Kanada… „No worries buddy“ – kurze Zeit später war ich angekommen in einem der größten Naturparadiese Kanadas und schlief wie gewohnt in meinem jetzt noch bequemeren Mietwagen in der Nähe der Inselhauptstadt Victoria. Am nächsten Tag nahm ich an einer Whale Watching Tour teil und erhaschte einen Blick auf eine Gruppe von Orcas in freier Natur, die Tour endete mit einem Feuerwerk in den Butchard Gardens, einem Überbleibsel aus englischen Kolonialzeiten.
Die Fahrt nach Tofino war vielleicht einer der großen Höhepunkte dieser Reise. Das Licht in den nördlichen Breiten ist fantastisch und die Landschaft im Pacific Rim National Park mit Long Beach und Tofino selbst sollte man sich nicht entgehen lassen. Ich nahm einen Anhalter mit und wir tranken ein paar Bier und genossen die warmen kanadischen Sonnenstrahlen des so kurzen kanadischen Sommers. Danach ging es mit der Fähre weiter aufs Festland und nach Whistler, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2010, der sich in einer malerischen kanadischen Klischeelandschaft befindet.
Vancouver selbst ist eine recht triste Stadt, die aber eingebettet in einer fantastischen Umgebung liegt. Auch hier gab es die Möglichkeit, mit dem Fahrrad durch den Stanley Park und zur University of British Columbia zu fahren, die sich auf einer schönen Landzunge im Norden der Stadt befindet. Nach der schweißtreibenden Besteigung von Grousse Mountain genoss ich zudem eine schöne Aussicht auf Vancouver Downtown und Vancouver Island…
Zurück in den USA
Auf dem Rückweg stoppte ich nun noch einmal in Portland, die Fahrt war wirklich extrem lang und ich wählte diesmal den Interstate 5, eine relativ geradlinige Verbindung zwischen Kanada und Mexiko. In Portland wusch ich meine Wäsche bei einer Freundin und rüstete mich für meinen ersten 4000er…
Mount Shasta – Die Zweite
Man lebt nur einmal und nun hieß es allen Mut zusammen zu nehmen und der Angst des Unbekannten entgegenzutreten. Ich parke meinen treuen Optra auf ca. 2000 Meter Höhe und begann voller Vorfreude gegen 3.10 im Dunkeln mit meinem Aufstieg. Steigeisen und Eispickel hatte ich mir am Tag zuvor im „Shasta Basecamp“ ausgeliehen, einem supercoolen Outdoor Store in der Stadt Mount Shasta. Da ich keine Erfahrung mit diesen „Geräten“ hatte, bekam ich eine kurze Schulung und schon ging’s los. Ich sah keine Menschenseele, als zunächst der Mond und später die Sonne aufgingen und ich die schwierigste Passage, die sogenannten „Red Banks“ hinter mich gebracht hatte. Nach gut 5,5 Stunden war ich auf dem Gipfel und spürte ein wahnsinniges Glücksgefühl in mir verbunden mit plötzlich einsetzenden heftigen Kopfschmerzen, aufgrund der Höhe raste mein Herz und die Welt war plötzlich nur noch von oben zu sehen. Was für ein Blick! Ich konnte es wirklich kaum glauben, nach 10 Minuten auf dem Gipfel, begann ich schleunigst, die 2300 Meter wieder nach unten abzusteigen und fuhr mit dem Auto in Richtung San Fran.
Den Abschluss bildet erneut der Highway 101, eine der schönsten Küstenstraßen Nordamerikas. Big Sur und Santa Monica blieben mir in guter Erinnerung und nachdem ich nach knapp 7000 Kilometer in Los Angeles angekommen war, fuhr ich durch die Straßen von Hollywood und Beverly Hills und sprang zu guter Letzt unterhalb der Villen der Reichen und Schönen noch in den Pazifik von Malibu, bevor mein Flug nach Hause auf mich wartete…
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