Dein Abenteuer beginnt hier!
Jana
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20. Oktober 2014
Dank einiger Reisevorbereitung waren wir auf die raue Natur bestens vorbereitet. Denn auf Regen und Wind sollte man eingestellt sein bzw. sich drauf einlassen. Am besten ist es, gar keine allzu festen Pläne zu haben und sich statt dessen nach dem Wetter zu richten. Wegen Regen enttäuscht zu sein, könnte sonst wirklich ein dickes Haar in der Suppe sein!
Das Land zu bereisen hat sich eher als Zufall ergeben. Die unglaublich vielfältige Natur mit so vielen Dingen, die man zu Hause nicht kennt – Geysire, blubbernde Schlammpötte und solche, in denen man baden kann, karge und doch so intensiv farbige Landschaften, Vulkane, riesige Gletscher – und das alles auf einer relativ kleinen und so dünn besiedelten Insel hat meine Neugier geweckt. Die Möglichkeit, das Land zu bewandern, konnte ich daher einfach nicht ausschlagen. Ein weiterer Gedanke war, dass das Land so dünn besiedelt ist, und man sozusagen überall von der wunderbaren und sehr vielfältigen Natur umgeben ist.
Der Kjalvegur
Unser 3-wöchiger Aufenthalt in Island begann Mitte Juni. Direkt nach unserem ersten Reisetag in Reykjavik sind wir per Bus nach Landmannalaugar gefahren, um dort den Laugavegur zu laufen. Dies hat uns – trotz einer regenreichen Tour – so gut gefallen, dass wir beschlossen, noch weitere Mehrtagestouren zu unternehmen.
Eine davon war der Kjalvegur, ein viertägiger Trek, der von vielen als Vorbereitung für den Laugavegur gegangen wird, weil dieser wegen der geringeren Höhenunterschiede nicht so anstrengend ist. Ideal ist die Route von Süd nach Nord, weil man in Hveravellir die müden Wanderbeine im Hotpot ausruhen kann. Und das ohne Eintrittsgebühr!
Ich schreibe das deswegen, weil Island an sich ein teures Reiseland ist, selbst die Übernachtung in einfachen Wanderhütten kostet schon mal 45 EUR pro Person und Nacht. Wir haben dies umgangen, indem wir unser eigenes (stabiles! – zumindest dachten wird das) Zelt an den Rucksack gebunden haben.
Wir haben unser Mietauto am Parkplatz beim Wasserfall Gulfoss (Ringstraße) abgestellt, sind von dort mit dem Bus des Unternehmens SBA die Straße 35 ins Hochland hochgefahren und haben uns beim Abzweig Hrvitarnes absetzen lassen. Man kann aber auch mit dem Bus direkt aus Reykjavik kommen und sich bei dem Abzweig absetzen lassen.
Direkt von dort startet die erste Tagesetappe. Wir sind dem Wegweiser nach Hrvitarnes 8 km bis zur ersten Hütte gefolgt. Diese Hütte war unbewirtschaftet. Da es im Juni dauerhaft hell ist und wir Sonnenschein hatten, entschlossen wir uns nach kurzer Pause bis zur nächsten Hütte, also noch 16 weitere km zu laufen. Der Weg führt ewig über Heidelandschaft, und großteils am Gletscherfluss Fúlakvísl entlang, ist aber überhaupt nicht anstrengend, da es keine Anstiege gibt. Im Gegensatz zum Laugavegur, der schon recht frequentiert ist, haben wir auf dieser Etappe keine Menschenseele getroffen. Somit ideal für Wanderer, die die Einsamkeit suchen. Lediglich eine Pferdehorde, die über die Heidelandschaft getrieben wurde, hat die Einsamkeit kurz unterbrochen. Irgendwann, nach langer Wegstrecke kommt eine Brücke über den Fluss und bald darauf steht – fast unerwartet – das Tagesziel vor einem – die Hütte Pverbrekknamuli!
Wir entscheiden und fürs Zelten, da das Wetter passt und die Preise für die Übernachtung in der Hütte ganz schön teuer sind. Außer uns ist nur noch eine andere Wanderin da. Die Hütte ist sehr einfach. Es gibt nur ein Plumpsklo – während der Hauptsaison, wann immer diese ist, wohl auch noch WC's – aber wegen des Luxus sind wir ja nicht da! Wasser holen wir uns am nahen Fluss, müssen dies aber noch aufkochen. Die Quelle in einem Kilometer Entfernung war unseren müden Füßen zu weit! Dafür ist da Waschen im kühlen Gletscherfluss eine echte Erfrischung! Müde und voller Eindrücke legen wir uns nach einem ausgiebigen Abendessen schlafen.
Tag 2 beginnt mit einem Blick aus dem Zelt in die völlige Einsamkeit. Nach dem Frühstück geht‘s weiter. Die Anstrengungen werden am zweiten Tag durch herrliche Ausblicke auf die Gletscher Hofsjökull und Langjöküll rechts und links belohnt – riesige Schneefelder thronen auf den Bergen und man kommt aus dem Staunen nicht heraus! Zumal wir Glück haben, nach dem regenreichen Laugavegur scheint die Sonne! Der Weg zieht sich ein wenig, aber schließlich erreichen wir Nachmittag die Hütte Pjófadalir. Sie liegt auf einer grünen Ebene umgeben von Bergen und ist so idyllisch, dass wir uns entschließen eine größere Pause einlegen und uns bei Kaffee und Keksen im Gras auszuruhen. Am späten Nachmittag entschließen wir uns, aufgrund des schönen Wetters und weil es nicht dunkel wird, weiter zu laufen und die letzte Etappe noch dran zu hängen.
Ist anstrengend, aber die Natur belohnt uns mit wunderbaren Blicken auf die riesigen Gletscher und wir haben ja Sonne! Wir sind ziemlich kaputt als wir abends um neun in Hveravellir ankommen. Eine kleine Kneipe in der es leckeren Schokokuchen gibt, und ein Glas Wein tut uns gut! Als am nächsten Tag ein heftiger Sturm aufzieht, der unsere Zeltstangen verbiegt, sind wir happy, dass wir nicht weiter laufen müssen. Wir haben noch bis Mittag Zeit und steigen nach dem Zeltabbbauen aus den Regenhosen aus und in den Hot Pot rein. Der ist zwar viel kleiner als die Blaue Lagune, aber dafür, wie gesagt, umsonst! Und gemütlich. Und nicht von Touristen überlaufen!
Mit dem Bus geht‘s in drei Stunden zum Gulfoss zurück, wo unser Auto steht. Mein Tipp ist es, so wie wir, Mitte/Ende Juni zu laufen, dann ist der Weg noch nicht so überlaufen. Später kann es schon mal eng auf den Hütten und Zeltplätzen werden. Die Busse sind sehr zuverlässig und fahren so wie es im Reiseführer steht. Im Zweifelsfall helfen die Touristeninfos gern weiter! Als Ausrüstung wär für mich das Wichtigste eine Regenhose ein warmer Schlafsack und eine schnell trocknende Wanderhose. Das Wetter ist manchmal sehr rau aber wenn man sich drauf einlässt und mit der richtigen Ausrüstung wird Island zu einem unvergesslichen Erlebnis.
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1 Kommentar
Stefan | 26.Okt.2014, 10:34
Vielleicht noch zwei, drei Dinge. Der Weg lässt sich leicht schwieriger und sportlicher gestalten, wenn man eng entlang des Langjökull läuft insbesondere zwischen diesem und dem Hrútfellsjökull. Der Weg lässt sich verlängern, über Hagavatn, Brunnar, dann nordöstlich um den Ok herum auf Husafell zu, dort liegen auch interessante Tagestouren rechts des Weges. In der Variante von Jana bietet sich auch die Besteigung des Hrútfell an. Der Reitweg bietet insbesondere im späteren Teil am Bláfell die sichere Chance auf Hufeisen. Ruhe auf dem Weg kann ich bestätigen, ich war dort allerdings Ende August.