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Weihnachtswandern 2016

Weihnachtswandern 2016

Weihnachtswandern 2016

Jedem Sachsen sollte die Sächsische Schweiz bekannt sein. Als Kletterer, Wanderer und Romantiker kommt man nicht umhin, dort die Seele treiben zu lassen und das eigentümliche Naturschauspiel links und rechts der Elbe zu genießen. Und genau das wollte ich tun: das klassische sächsische Hobby Boofen angehen und so den Kopf freibekommen. Ich habe den Eindruck, dass der Kopf auch immer gut runterkommen kann, wenn man sich bei Minusgraden reduziert und auf Funktionales runterschraubt. Zumindest geht es mir immer so.

Warum die Sächsische Schweiz

Weihnachten. Das verbinden eigentlich so ziemlich alle Menschen mit Familie, Beisammensein, Geschenken, Liebe, Kirche, Krippenspiel, Liedern und leckerem Essen. Bisher habe ich das auch immer getan. Ich bin da als Sohn eines Pfarrers nicht wirklich darum herumgekommen. Letztes Jahr sollte das anders sein. Aufgrund privater Probleme beschloss ich, Weihnachten 2016 ein wenig anders zu verbringen. 

die typischen Sandsteinfelsenkochen am FeuerBlick aufs Elbtal

Was Sie schon immer über die SÄCHSISCHE SCHWEIZ wissen wollten…

Meine Vorbereitungen
Also habe ich mich an die standardmäßigen Vorbereitungen gemacht und über Blablacar.de meine Mitfahrgelegenheiten geklärt. Die Seite sächsische-schweiz.info bietet für alle, die sich unsicher sind, bestes Material für vorgefertigte Touren. Dort kann man Wander-, Kletter-, Rad-, und sogar Booftipps einholen. Und natürlich war mir in der kalten Jahreszeit auch die Seite wetter.de nützlich, um mich ein wenig besser auf die Zusammenstellung meiner Ausrüstung vorzubereiten.

Und los geht es
Ich kam am frühen Abend an, der Fährmann hinten in Schmilka-Hirschmühle war genauso knurrig wie eh und je. Also hatte ich das Gefühl, dass alles wie immer ist. Das ist zum Anfang schon mal nicht verkehrt. Da es schon stockduster war, hatte ich von vornherein beschlossen, keine lange Strecke mehr zu gehen und stiefelte in Richtung der Affensteine über die Heilige Stiege nach oben. Dort machte sich meine Kopflampe bezahlt, denn der Mond war nicht unbedingt der hellste Leuchter hinter den Wolken. Ein wenig unangenehm wurde es, als ein leichter Eisregen einsetzte, der für ein Prickeln im Gesicht und nicht gerade eben für Wärme sorgte. Oben in den Felsen angekommen, suchte ich mir eine Spalte, in die ich Schlafsack und Isomatte klemmen konnte und legte mich zum Schlafen.

Wie war die erste Nacht allein?
Die erste Nacht ist immer ein wenig komisch. Mein Kopf hat dann immer erst einmal zu tun, sich auf die Geräusche einzulassen und die permanente frische Luft zu verarbeiten. Entsprechend schlecht hatte ich geschlafen. Nun ja, das Einzige, was bei Minusgraden am frühen Morgen hilft, um warm zu werden, ist Loslaufen. Also packte ich zusammen und marschierte weiter.

Was hätte ich mithaben sollen?
Das Tagesziel lag in der Nähe von Hinterhermsdorf und sollte eine nette, kleine Boofe sein, die ich vor ein paar Jahren schon mal begangen hatte. Doch der Eisregen des letzten Abends hatte sich zu einer dicken Eisschicht auf dem Sandstein verdichtet. Jeder Schritt musste mit viel Bedacht gesetzt werden und ich ärgerte mich, dass ich keine Spikes für die Schuhe dabei hatte. Der Gründer der Pfadfinderbewegung, Sir Robert Baden-Powell, prägte den allseits bekannten Satz: "Es gibt kein falsches Wetter, es gibt nur falsche Kleidung." Das hört man ja ständig, wenn man in Gruppen unterwegs ist und einer anfängt, sich über das Wetter zu beschweren. Mich hörte keiner, also ließ ich eine kurze Schimpftirade auf mich selbst los und suchte zwei stabile Äste, die ich anspitzte und so einen minimalen Ersatz für Spikes und Stöcke hatte. Das ging ganz gut. Interessant wurde es, als ich aus den Felsen wieder ins Tal herabstieg. Eine mehr oder weniger gewollte Rutschpartie beförderte mich unsanft über einige Blöcke. Aber heil angekommen, konnte ich unten mit einer zweistündigen Verzögerung meine Wanderung fortsetzen. 

die KirnitzschDas PrebischtorBlick vom PrebischausguckTalblickWinterwaldWege im Wald

Hast du viele Leute getroffen?
Normalerweise ist die Sächsische Schweiz ja voll von Wanderern, Touristen und Vollblutsachsen. Aber jetzt, kurz vor Weihnachten, war niemand anzutreffen. Das Glück hatte ich an allen Tagen. Erst am 26., als es wieder in Richtung Zivilisation ging, traf ich auf Menschen. Den Abend vor dem Heiligen Abend verbrachte ich in einer kleinen, angenehmen Boofe nahe der tschechischen Grenze. Ich bastelte mir einen Windschutz aus verschiedenen Hölzern, so dass es nachts nicht so kalt hereinziehen konnte. 

Der Weihnachtstag
Am 24.12. hatte ich das Ziel, auf der tschechisch-böhmischen Seite das Prebischtor zu erreichen und dort einen weiten Ausblick zu genießen. Der Morgen war auch noch sonnenverhangen, jedoch zog es sich über den Tag immer mehr zu. Der Aufstieg in die Felsen brachte natürlich wieder die mittlerweile zu erwartende Rutschpartie mit sich. Inzwischen konnte ich allerdings gut damit umgehen. Oben entlohnte der Ausblick für alle Anstrengungen und dort breitete sich langsam und kontinuierlich die Ruhe in mir aus, wegen der ich diese Tour in Angriff genommen habe. Am Abend gönnte ich mir ein Feuer und lauschte in der Boofe den Glocken, die aus den umliegenden Dörfern zu Christvesper, Mette und Gottesdienst riefen. Es war ein sehr eigentümliches Gefühl, das sich schwer in Worte fassen lässt. Ich war sehr bewegt und dachte an viele Menschen, die mir nahestehen. Und doch war ich auch sehr ruhig und zufrieden in mir. Eine kleine Maus kroch und raschelte im Laub unter mir und ich legte ein Stückchen Käse aus, das ihr ein kleines Weihnachtsmahl sein sollte. Am Morgen war es jedenfalls weg. 

Mein ganz persönliches Fazit
Die Tour hatte damit ihren eigentlichen Zweck erfüllt. Jeder, der sich aus dem Trubel und Rummel, der um Weihnachten stattfindet, mal rausnehmen möchte, kann dies tun. Man muss es einfach nur machen. Und so hatte ich die Möglichkeit, tatsächlich einmal wieder „andächtig“ zu werden und Weihnachten auf eine ganz andere, stille Art und Weise zu genießen.

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