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Ein Festival wird 15 Jahre – das Bergfilmfestival in den Hohburger Bergen

Ein Festival wird 15 Jahre – das Bergfilmfestival in den Hohburger Bergen

…okay, das ist noch kein Vierteljahrhundert, keine Schnapszahl und auch kein runder Geburtstag. Zudem hat das Filmfestival auch (noch) nicht die Größe des Banff Mountain Film Festivals oder des Trentiner Filmfestivals erreicht. Macht nichts, denn genau diese Größe macht neben einigen anderen Faktoren auch den Reiz dieses Bergfilmfestivals aus. Nach einem Jahr (Zwangs-)Pause 2011 ging es 2012 an neuem Standort und mit neuen Partnern weiter. Einer, der mittlerweile zum Gesicht des Festivals geworden ist, ist Peter-Hugo Scholz. Und das nicht nur, weil er in den letzten Jahren die Veranstaltung moderiert und begleitet hat. Sicher, er ist nicht ganz unumstritten, ist er doch in den vergangenen Jahren immer wieder einigen Leuten mit seinen Plänen und Vorhaben kräftig auf die Füße getreten. Er kann einen richtig nerven, wenn er etwas wissen, wenn er etwas durchsetzen will. Das haben wir alle schon erlebt. Aber sicher ist auch: Ohne ihn würde es das Festival nach seiner wechselvollen Geschichte wohl nicht mehr geben. Und das wäre ein echter Verlust!

Wir haben uns im Vorfeld der 15. Auflage mit Hugo getroffen und über Vergangenes  geredet, philosophiert und auch viel gelacht. Und haben ihm Fragen gestellt. Natürlich fehlte auch nicht ein Nachdenken  über Zukünftiges. Vielleicht, das hoffen wir, gibt es ja in 10 Jahren eine Feier zum Vierteljahrhundert. Wer weiß es heute schon…

Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob ich mal eines der Festivals verpasst habe. Und dabei versucht, mich an alle Namen zu erinnern, unter denen die Veranstaltung gelaufen ist. Bekommst Du die noch alle zusammen?

Zunächst muss ich noch mal etwas korrigieren. Streng genommen sprechen wir über das 14. Festival im 15. Jahr. Kannst du dich noch erinnern? – Das 13. fiel 2011, sagen wir mal, in’s Wasser, auch wenn bei der Absage auch andere Gründe eine Rolle gespielt haben. 2012 wollten wir dann nicht mit dem 13. Festival an einem neuen Ort und mit neuem Team starten. Da waren wir einfach abergläubig – ich glaube, das trifft es. Also ging es nach der 12. nahtlos mit der 14. Auflage weiter…

Aber Du hattest ja nach den Namen gefragt. Lass mich überlegen: Los ging es mit der ‚Muldentaler Bergfilmnacht‘. Unter diesem Namen lief das Festival über mehrere Jahre – 4 oder 5, bis die Zusammenarbeit mit Andersen Teubert, damals noch im Guten Griff, endete. Die IG Klettern (IG Klettern und Naturfreunde Mittelsachsen) ist dabei geblieben und ihr, also der tapir, wart mit ins Boot gekommen. Heute kann man darüber nur noch mit dem Kopf schütteln, aber aus rechtlichen Gründen mussten wir dem Kind einen neuen Namen geben. Die Veranstaltung hieß dann Muldentaler Bergfilm Open Air, Hohburger Bergfilmfestival und jetzt heißt es Bergfilmfestival in den Hohburger Bergen. Aber egal unter welchem Namen: Es ging immer darum, Filme hierher in die Region zu holen und eine gemeinsame Zeit mit Bergsteigern, Kletterern, Filmemachern und ihren Protagonisten zu verbringen.

Ich weiß gar nicht mehr, ob von Anfang an – ich glaube eher nicht – aber für den Publikumsliebling gibt es einen Preis. Das heißt für alle Nicht-Festivalkenner : Am Ende des Abends geben die Zuschauer ihre Stimme für ihren Lieblingsfilm ab und nur sie wählen den Sieger. Der Regisseur bekommt dann im Lagerfeuerschein seinen Preis überreicht.

Die Idee zum Publikumspreis ist uns vor Jahren in der Diskussion mit dem Vorstand der IG Klettern gekommen. Oft genug durfte ich mir anhören:  „Nee, Hugo, den Film kannste doch echt nicht bringen!“ Und beim Diskutieren darüber mussten wir feststellen, dass wir ja gar nicht wissen können, was unsere Zuschauer sehen wollen, zumal wir uns im Orgateam schon uneins waren. So war es.

Der Filmpreis des Festivals – und die Idee finde ich auch heute noch gut – sollte jedes Jahr ein anderer sein. Also einmalig sein. Aber immer von einem Künstler aus der Gegend geschaffen, der, wenn es richtig gut läuft, auch etwas mit Klettern oder Filmen zu tun hat. Ich kann mich noch gut an den Ersten erinnern, an ihn und seine Skulptur. Thomas Panthke, einem Glasbläser aus Hirschfeld, der auch als Fotograf unterwegs war. Er hat einen Halbedelstein auf einem Sockel befestigt, das Ganze noch stilvoll mit einer seiner alten Filmrolle umgeben. War klein, aber sehr, sehr schön. Und kannst du dich noch an Erika Zuchold erinnern?

Klar, die ehemalige Turnerin, die jetzt als Bildhauerin und Malerin gefeiert wird.

Ich konnte sie fürs 10. Festival gewinnen. Eine faszinierende Frau, die zwar nicht viel übers Klettern wusste, aber sich alles ganz genau erklären ließ. Und der es dann einzigartig gelang, dieses neue Wissen in ihre Skulptur, in die Trophäe einfließen zu lassen.

Okay, 14 Filmjahre, dass heißt mehr als 70 Filme, die auf dem Festival gelaufen sind: Kannst du (d)einen Lieblingsfilm benennen? Oder mehrere, wenn die Auswahl zu schwer fällt.

Ja, was das Künstlerische angeht, ja da gab es einen: Sichuan – The Ice War. Die Leidenschaft, mit welcher Passion dieser Film geschaffen worden ist, dieses Können hat mich fasziniert. 4 Jahre lang zog es den italienischen Filmemacher immer wieder auf beide Seiten im Kashmir. Den Berg hoch bis ins Lager und Aufnahmen machen. Den Berg wieder runter, ins Flugzeug steigen, nach Pakistan über die Grenze fliegen und wieder ins Gebirge nach oben. Und den Soldaten gegenüberstehen, die man vor 4 Wochen vielleicht beobachtet und interviewt hat. Und dann wieder zurück. Irre, und er hat echt nichts ausgespart in seinem Film: Die grandiose Kulisse im Kashmir, die geopolitische Sinnlosigkeit eines Krieges in 6000m Höhe und die Menschen, die gelernt haben, damit zu leben.

Bei uns gab es auch immer viel zu lachen. Einer der für mich lustigsten Filme lief gleich auf dem 1. Festival: Skispringen in der Sächsischen Schweiz. Ein paar verrückte Leipziger Bergfreunde fuhren mit Sprungskiern ins Elbsandsteingebirge. Natürliche Schanzen gibt es dort ganz viele – kennst du ja sicherlich auch. Nur: Schnee gab es nicht. Und da haben sie sich gedacht: Nehmen wir das feuchte Laub als Schneeersatz. Und sie sind gerutscht und gesprungen und dabei so mörderisch auf ihre Nasen geflogen… Egal, ein Riesengaudi und am Ende gewann der, der den weitesten Sprung überlebt hat.

Lustig war auch eine kleine Jack Russel Terrierhündin namens Biskuit, die nicht nur neben ihrem Herrchen herklettert (teilweise bis zum 4. Schwierigkeitsgrad) – nein, sie hat auch ihrem Lieblingshundefreund das Klettern beigebracht. Das muss man einfach mal gesehen haben. 🙂

Und dann versuchen wir uns ja auch immer mal wieder am Experimentalfilm. Wir führen Filmideen einfach weiter. Ich weiß nicht, ob du dich noch erinnerst: Es gibt einen Film über die Deutsch-Sowjetische Pamirexpedition 1929. Ein Stummfilm – logisch, mit russischen Erklärungstafeln. Erst wollten wir ihn einfach nur zeigen. Dann kamen wir auf die Idee, die Tafeln zu übersetzen (haben meine Tochter und ich auch gemacht und von einer Russischlehrerin prüfen lassen) und gewannen Carolina Sanchez, Schauspielerin, dazu, diesen Text live einzusprechen. Deren Freund wiederum spielt Geige und von ihr kam die Idee, ihn für die musikalische Umrahmung der alten Bilder mit einzubeziehen. Am Ende war es ein einmaliges Filmerlebnis unter freiem Himmel.

Kann ich mich auch noch gut daran erinnern. Das war ähnlich dem ‚Panzerkreuzer Potemkin‘ – den Film habe ich mal mit Klavierbegleitung in einem kleinen Kino gesehen. Beeindruckende Bilder – für die Zeit.

Ja, genauso war er auch: Diese typische russische Bildsprache. Eh, und die vielen Menschen, die bei der Expedition dabei waren. Und die schwere Filmausrüstung, die sie mitgeschleppt haben. Das bedeutete, das Zeug voraus zu tragen, aufzubauen, alle an sich vorbeilaufen zu lassen. Das dauert. Dann wieder alles einpacken, Gruppe überholen und vor ihnen erneut aufbauen. Ein irrer Aufwand…

Euer Bergfilmfestival war ja schon immer mehr als ein reiner Filmabend. Ihr habt immer Wert darauf gelegt, dass auch rings um die Veranstaltung herum für Groß und Klein etwas Besonderes geboten wird. Tages- und auch das After-Filmprogramm konnten sich in den vergangenen Jahren immer sehen lassen. Vielleicht gibt es ja beim 15. wieder einen mitternächtlichen Überraschungsgast. Was ist dir aus den letzten Jahren in Erinnerung geblieben – abseits der Filme?

Rückblickend hatten wir ja immer Glück mit dem Wetter. Es hat nur 3x richtig geregnet. Und in dem einen Jahr ging am Freitagabend gar nichts mehr. Ich dachte schon: Sch…, jetzt fahren bestimmt alle wieder nach Hause. Das schüttet dermaßen.

Stimmt – wir haben barfuß im Regen getanzt. Und Lutz hat irgendwann weit nach Mitternacht seine Trompete rausgeholt und live weiter gespielt, nachdem die Band fertig war.

Genau, das war eine einmalige Stimmung an dem Abend. Keiner ist gegangen. Einmalig.

Und wie du weißt, wir hatten viele interessante Gäste.

(Kurzes Schweigen) Wenn ich an die Reihe derer zurückdenke, die dagewesen und  ihre Geschichten erzählt und ihre Filme gezeigt haben und gern auch wiedergekommen sind, dann spüre ich, wie vergänglich, wie kurz das Leben ist: Kurt Albert war da. Unvergessen. Seine Geschichten, sein Humor und seine Lebensfreude werden bleiben.  Und Harry Berger, der Eiskletterweltmeister. Geduldig erklärte er es allen, die das Eisklettern an unseren hängenden Baumstämmen tagsüber einmal selbst probieren wollten, machte es vor, sicherte und half den Neugierigen.

Gut, und was ist, wenn du an die Zukunft denkst. Wäre ich deine gute Fee und sagen wir mal, du hättest jetzt drei Wünsche frei für euer Bergfilmfestival …

Für die Zukunft? Mhm, wir sind ja umgezogen und mit dem Verlassen des Spielbergs ist auch die Seilbahn über den See ‚gestorben‘. Nicht nur ich habe sie im letzten Jahr vermisst – das wäre einer meiner Wünsche nach dem letzten Festival gewesen. Und was soll ich dir sagen:  Die Seilbahn ist zurück. Erhard Klingner hat sich dafür ins Zeug gelegt, nachdem er 2012 das 1.mal auf dem Festival war. Danke Eric Kuhn (Alpintechnik) und dank Migu (Michael Korcz, Alpinbox), werdem wir in diesem Jahr wieder über dem Steinbruch schweben können 🙂

Ansonsten wünsche mir ein festes Vorbereitungsteam, nicht so viele Umbrüche. Es ist alles ehrenamtlich, ich weiß. Aber es braucht fast ein Jahr, unser Festival nach- und das kommende vorzubereiten. Vieles läuft über Verbindungen, das geht bei unserer Größe auch gar nicht anders. Die müssen erhalten und gepflegt werden und es wäre schön, wenn sie weiter ausgebaut werden könnten.

Damit einhergehend würde auch ein kleines, planbares Budget einiges erleichtern: Ich habe noch viele Ideen. Es schlummern zum Teil sehr interessante Filme in Archiven und dafür heißt es dann eine Leihgebühr zu bezahlen. Deshalb: Ohne Partner und Sponsoren geht nichts, weißt du ja. So ist es gut, dass der DAV Leipzig auch schon im Vorfeld mit dabei ist: Sie helfen, wenn es darum geht, die jedes Jahr aufs Neue auftretenden bürokratische Hindernisse aus dem Weg zu räumen (Steinbruch, Forstwege, Straßen… – viele unterschiedliche Behörden). Es ist schade, dass Biwak (mdr- Magazin) sich immer etwas zurückhält und die Verbindungen zu Bergauf-Bergab (Magazin im Bayrischen Rundfunk) besser und unkomplizierter sind. Aber was jetzt nicht ist, kann ja wieder besser werden. Hoffe ich. Wünsch ich mir. Genauso wie ich mir wünsche, dass unsere Partner auch im kommenden Jahr wieder mit dabei sind 🙂

Danke Hugo für Deine Zeit – Wir freuen uns schon auf das letzte Augustwochenende – hoffentlich ohne Regen. Dann wenn Du uns alle wieder oder neu begrüßen wirst: Willkommen zum 15. Bergfilmfestival in den Hohburger Bergen. Mit Seilbahn über’n Steinbruch, mit Boulderwettkampf,  Geschichten von Beat Kammerlander, Live Musik von Schlappseil und natürlich den fünf Wettbewerbsfilmen.

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