Okay, 14 Filmjahre, dass heißt mehr als 70 Filme, die auf dem Festival gelaufen sind: Kannst du (d)einen Lieblingsfilm benennen? Oder mehrere, wenn die Auswahl zu schwer fällt.
Ja, was das Künstlerische angeht, ja da gab es einen: Sichuan – The Ice War. Die Leidenschaft, mit welcher Passion dieser Film geschaffen worden ist, dieses Können hat mich fasziniert. 4 Jahre lang zog es den italienischen Filmemacher immer wieder auf beide Seiten im Kashmir. Den Berg hoch bis ins Lager und Aufnahmen machen. Den Berg wieder runter, ins Flugzeug steigen, nach Pakistan über die Grenze fliegen und wieder ins Gebirge nach oben. Und den Soldaten gegenüberstehen, die man vor 4 Wochen vielleicht beobachtet und interviewt hat. Und dann wieder zurück. Irre, und er hat echt nichts ausgespart in seinem Film: Die grandiose Kulisse im Kashmir, die geopolitische Sinnlosigkeit eines Krieges in 6000m Höhe und die Menschen, die gelernt haben, damit zu leben.
Bei uns gab es auch immer viel zu lachen. Einer der für mich lustigsten Filme lief gleich auf dem 1. Festival: Skispringen in der Sächsischen Schweiz. Ein paar verrückte Leipziger Bergfreunde fuhren mit Sprungskiern ins Elbsandsteingebirge. Natürliche Schanzen gibt es dort ganz viele – kennst du ja sicherlich auch. Nur: Schnee gab es nicht. Und da haben sie sich gedacht: Nehmen wir das feuchte Laub als Schneeersatz. Und sie sind gerutscht und gesprungen und dabei so mörderisch auf ihre Nasen geflogen… Egal, ein Riesengaudi und am Ende gewann der, der den weitesten Sprung überlebt hat.
Lustig war auch eine kleine Jack Russel Terrierhündin namens Biskuit, die nicht nur neben ihrem Herrchen herklettert (teilweise bis zum 4. Schwierigkeitsgrad) – nein, sie hat auch ihrem Lieblingshundefreund das Klettern beigebracht. Das muss man einfach mal gesehen haben. 🙂
Und dann versuchen wir uns ja auch immer mal wieder am Experimentalfilm. Wir führen Filmideen einfach weiter. Ich weiß nicht, ob du dich noch erinnerst: Es gibt einen Film über die Deutsch-Sowjetische Pamirexpedition 1929. Ein Stummfilm – logisch, mit russischen Erklärungstafeln. Erst wollten wir ihn einfach nur zeigen. Dann kamen wir auf die Idee, die Tafeln zu übersetzen (haben meine Tochter und ich auch gemacht und von einer Russischlehrerin prüfen lassen) und gewannen Carolina Sanchez, Schauspielerin, dazu, diesen Text live einzusprechen. Deren Freund wiederum spielt Geige und von ihr kam die Idee, ihn für die musikalische Umrahmung der alten Bilder mit einzubeziehen. Am Ende war es ein einmaliges Filmerlebnis unter freiem Himmel.
Kann ich mich auch noch gut daran erinnern. Das war ähnlich dem ‚Panzerkreuzer Potemkin‘ – den Film habe ich mal mit Klavierbegleitung in einem kleinen Kino gesehen. Beeindruckende Bilder – für die Zeit.
Ja, genauso war er auch: Diese typische russische Bildsprache. Eh, und die vielen Menschen, die bei der Expedition dabei waren. Und die schwere Filmausrüstung, die sie mitgeschleppt haben. Das bedeutete, das Zeug voraus zu tragen, aufzubauen, alle an sich vorbeilaufen zu lassen. Das dauert. Dann wieder alles einpacken, Gruppe überholen und vor ihnen erneut aufbauen. Ein irrer Aufwand…
Kommentar schreiben