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Den Experten über die Schulter geschaut: Outdoor-Lernreise nach Irland / Teil 1

Den Experten über die Schulter geschaut: Outdoor-Lernreise nach Irland / Teil 1

Zwei tapiren – Carsten und Anne – bot sich die Chance, in Irland die dort ansässigen Hersteller Bach und Cascade Designs, Inc. (Therm-a-Rest, MSR, Platypus…) zu besuchen. Dabei ging es definitiv nicht um schnöden Frontalunterricht und schönfärberisches Marketing-Blabla, sondern vielmehr darum, durch eigenes Ausprobieren und das Stellen neugieriger Fragen mehr über die Produktionsprozesse, die Firmengeschichten und -philosophien zu erfahren. In einer Gruppe von 15 Menschen aus verschiedenen Outdoorshops in Deutschland und in der Schweiz ging es also zum 4-tägigen Trip auf die grüne Insel. Dabei blieb natürlich bei dem ein oder anderen Guiness auch reichlich Zeit, Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen.

Die vielfältigen und sehr eindrücklichen Erlebnisse, die wir in diesen 4 sehr gut gefüllten Tagen haben, möchten wir hier mit euch teilen. Auf die Einführung (Teil 1) folgt ein Bericht über unseren Besuch bei Bach in Kilkenny (Teil 2), wo wir nicht nur echte Expert*innen bei der Arbeit beobachten konnten, sondern auch selbst an den Nähmaschinen tätig werden durften. Den Abschluss der Reihe bildet der Werksbesuch bei Therm-a-Rest in Midleton und Cascades In-Mold-Anlagen in Bantry (Teil 3).

Kurz mal mit dem Flugzeug über England gehüpft, landet man auch schon in Irland. Tatsächlich sehr grün von oben, wird jedoch im Sinkflug schnell klar: OK, das sind alles Schaf- oder Rinderweiden. Auffällig wenige Bäume prägen den Eindruck von der Insel. Ebenfalls auffällig in der Minderzahl waren Radfahrer. Die tummelten sich hoffentlich auf den eigens ausgebauten Radwegen, doch in den Städten und auf dem Land fehlten sie fast ganz. Stark geschlängelte Überlandstraßen, gerade einmal so breit wie 2 Autos mit übermannshohen Hecken oder Mauern links und rechts sind vielleicht eine Erklärung dafür. Sei es drum!

Am ersten Abend stand das Kennenlernen im Vordergrund. Martin Wiesmann, der Geschäftsführer von Bach, stellte uns sein Haus und seinen wunderbar großen Garten zur Verfügung, Leiter der wissensbegierigen Reisegruppe war Maarten Harteveld, seines Zeichens Verkaufsleiter bei Bach. Geschlafen wurde selbstverständlich in Zelten, aber die Annehmlichkeiten von Dusche und Frühstücksraum nahmen wir auch gern an.


Kilkenny: Bach

Doch ewig ausgedehnt wurde der Abend nicht, denn am nächsten Morgen ging es gleich die rund 5 Kilometer nach Kilkenny bzw. in ein etwas abseits gelegenes Fabrikareal, wo wir uns – ein klein wenig ernüchtert von der Unscheinbarkeit des Gebäudes – in der Lager- und Fertigungshalle von Bach wiederfanden.
In einer kurzen Vorstellung erfuhren wir, dass die Rucksackproduktion inzwischen hauptsächlich in Vietnam stattfindet. Sonderanfertigungen, Reparaturen und kurzfristige Aufträge zur schnellen Erfüllung der Händlerbedürfnisse werden allerdings von den irischen Bach-Mitarbeiter*innen durchgeführt. Außerdem dient die große Halle als Logistikzentrum für ganz Europa. Danach wurden wir Lernwilligen an die Nähmaschinen gelassen, konnten dort verschiedene Teile nach Vorlage oder später dann nach eigenen Ideen fertigen. Kaum eine*r war dabei, der/die schon mal konzentriert für so lange Zeit an einer Nähmaschine gesessen hatte und so unterschieden sich dann auch die Fertigkeiten ganz gerinfügig 😉 Ja, es ist mühsam! Ja, man muss sich verdammt konzentrieren! Bloß gut, dass uns die echten Expert*innen die ganze Zeit mit einer beeindruckenden Geduld zur Seite standen und auch mal die ein oder andere misslungene Naht retteten. Den finalen Showdown nach den eigenen Erfahrungen möchte ich jetzt noch nicht vorausnehmen – er folgt dann in Teil 2 in aller Ausführlichkeit.
Bei einem gemeinsamen Abendessen mit dem Bach-Nähteam, bestehend aus Bridget, Catrina, Nelly und Tony, klang der Abend in Martins Garten gemütlich und redselig aus.

Was wäre eine Reise nach Irland ohne ein echtes Naturerlebnis?

Am nächsten Tag brachen wir früh Richtung Wexford/ Kilmore Quay auf. Von dort aus brachte uns ein Boot auf die größere der zwei Saltee Islands. Die Insel ist in Privatbesitz, weist zwar schon jahrhundertealte Besiedlungsreste auf, wurde dann aber erst 1943 von „Prinz Michael the First“ erworben und ist seitdem in Familienbesitz. Gäste sind von 11:30 Uhr bis 16:30 Uhr eingeladen, die Insel zu besuchen, die sich spazierend in 3 bis 4 Stunden umrunden lässt und reichlich Potential zum Seelenbaumeln bietet.

Nix für Ornithophobiker!

Die Saltee Islands sind Brutstätte verschiedener seltener Vogelarten, z.B. Basstölpel, Eissturmvogel, Tordalk, Trottellumme – und natürlich Papageitaucher. Die kleinen, flatternden „Juris“ waren allzu putzig anzusehen, aber auch die enorme Zahl der Vögel auf ihren spezifischen Brutfelsen und kreisend auf Futtersuche über dem Meer beeindruckte sehr. Der Lärm und leicht stechende Vogelkotgeruch wurde erfreulich eingerahmt von schöner, sonnenbeschienener Landschaft. So hat man sich Irland immer vorgestellt! Tiefenentspannung pur!
Den gelungenen Tagesabschluss bildete das gemeinsame Verspeisen von Fish and Chips in Wexford. Mnjomm!

Wie werden eigentlich Isomatten hergestellt?

Am nächsten Tag ging es in aller Frühe Richtung Süden Irlands nach Midleton, Cork. Dort wurden wir bei Cascade Designs, Inc. von James Cotter (Geschäftsführer), Sean Raleigh (Chefingenieur) und Morris (Marketingleiter) mit einem prächtigen irischen Frühstück empfangen und danach durch die Produktionsstätte geführt. Hatten wir vorher noch gedacht, dass die von uns hoch geschätzten Isomatten komplett maschinell hergestellt würden nach dem Prinzip „Schaumstoff und Bezugsstoff vorn rein, Isomatte hinten raus“, wurden wir schnell eines Besseren belehrt. Hinter allen Schlafunterlagen stecken nicht nur beeindruckendes Know-how und unermüdlicher Innovationsdrang, sondern vor allem auch viel Handarbeit! Wer hätte vermutet, dass die verpressten Mattenrohlinge am Schluss noch mit der Hand zugeschnitten werden oder dass die Ventile händisch eingesetzt werden? Von den aufwendigen Dichtigkeitstests, die ein Untertauchen einer jeden einzelnen Matte und ein mindestens 24-stündiges Lagern im aufgeblasenen Zustand beinhalten, wussten wir natürlich vorher schon. Dass das aber auch eine ausgefeilte Logistik und große Genauigkeit erfordert, wurde uns erst beim Stromern durch die Werkshallen richtig gegenständlich vor Augen geführt. Mehr Details, z.B. auch über das Repaircenter und zur Produktion der NeoAir-Isomatten, erfahrt ihr in den nächsten Tagen in Teil 3 unseres Lernreiseberichts – dranbleiben lohnt sich! 😉


Schneeschuhe, Trinkflaschen & Co.: Werksführung am Cascade-Standort Bantry

Schließlich ging es für unsere Gruppe noch ein Stück weiter gen Südosten nach Bantry. Dort befindet sich ein weiteres Werk von Cascade Designs, Inc., das auf In-Mold-Verfahren spezialisiert ist. In verschiedenen Spritzgussmaschinen werden dort beispielsweise Trinkflaschen, Riemen und andere Kunststoffteile für MSR-Schneeschuhe gefertigt. Das war sicher das am stärksten mechanisierte Werk von den dreien, die wir in Irland besucht haben – und auch das lauteste. Nichtsdestotrotz war es toll, die Geburtsorte der kleinen Ausrüstungszubehörteile kennenzulernen, Fragen zur Herstellung stellen zu können und die „echten Menschen hinter der Marke“ zu treffen.

 

Getrieben nicht nur von Geschäftssinn, sondern auch von sehr viel Idealismus und unglaublich viel Begeisterung für ihre Produkte waren alle Mitarbeiter der Hersteller, die wir besuchen durften. Echte Originale eben – großartig! Die Wertschätzung für die Produktion und das Equipment ist durch diese Erfahrung auf jeden Fall gestiegen. Durch eigenes Ausprobieren wurde uns erst so richtig bewusst, wieviele Fähigkeiten, wieviel handwerkliches Können in einer Isomatte oder einem Rucksack stecken – und da ist der hochkomplexe Prozess der Produktentwicklung noch gar nicht eingerechnet. Diese Begeisterung geben wir natürlich auch sehr gern an euch weiter!

 

P.S.: Wer jetzt denkt, dass wir die Schilderungen zu unseren ausschweifenden Pub-Besuchen aus Scham weggelassen haben – tja, getäuscht! Bei dem vollen Zeitplan blieb gar keine Zeit dafür, ein bisschen schade. Gut, dass der Kühlschrank bei Martin auf wundersame Weise immer gut mit Pils, Ale und Guiness gefüllt war 😉

 

 

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