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Alles, was du wissen solltest über … Schneeschuhe

Alles, was du wissen solltest über … Schneeschuhe

Schneeschuhe wurden auf verschiedenen Kontinenten von verschiedenen indigenen Stämmen in verschiedenen Ausführungen erfunden, um im (Tief-)Schnee laufen zu können, ohne einzusinken. 2003 wurde in Norditalien unter einer abgetauten Gletscherzunge ein Schneeschuh geborgen, der auf rund 3.800 Jahre v. Chr. datiert werden konnte. Was damals absolut nützlich war – und es teilweise heute noch ist -, um sich auf weglosen Schnee- und Harschflächen fortbewegen zu können, ist heute zum Sportgerät für den Freizeitgenuss geworden. Das Reizvolle am Schneeschuh-wandern: Man benötigt abgesehen von ein paar Ausrüstungsgegenständen kaum Spezialequipment, es sind keine besonderen Vorkenntnisse vonnöten und – und das ist vielleicht das Schönste daran – man kann sich ganz entschleunigt abseits der Wege durch verschneite Traumlandschaften bewegen. Moderne Freizeit-Schneeschuhe sind rein optisch gar nicht so weit weg von ihren 5000 Jahre älteren Vorfahren, aber in Sachen Material und Technik hat sich natürlich eine Menge getan. Welche Unterschiede es gibt und welches Modell für welche Anwendung geeignet ist, möchten wir dir in diesem Artikel vorstellen.

Die Formeln ersparen wir dir und uns. Stattdessen Prosa: In wenig widerstandsfähigen (Pulver-)Schnee sinkt man ein, weil auf die verhältnismäßig kleine Fläche von zwei Füßen die verhältnismäßig große Kraft von Mensch plus Gepäck einwirkt. Durch ein Vergrößern der Fläche nimmt also der Auflagedruck ab, was das Funktionsprinzip sowohl von Skiern, Leitern bei der Rettung ins Eis Eingebrochener als eben auch von Schneeschuhen ist. Bei Schneeschuhen ist der feste Rahmen bespannt: bei historischen Holzmodellen mit Leder oder Pflanzenmaterial, heutzutage am häufigsten mit flexiblem oder festem Kunststoff. Die Form der Schneeschuhe ist darauf optimiert, bei einer möglichst großen Oberfläche auch die größtmögliche Wendigkeit zu gewährleisten, weswegen sie quasi die Form eines vergrößerten Fußes haben.

Größenempfehlungen richten sich bei Schneeschuhen nicht nach der Körper- oder Schuhgröße, sondern nach dem Gewicht. Klar: Je schwerer Mensch plus Rucksack, desto tiefer das Einsinken und genau das sollen die Schneeschuhe ja verhindern. Grundsätzlich gilt daher: Die empfohlenen Gewichtsangaben der Hersteller beziehen sich auf das Eigengewicht UND die Zuladung. Je höher die Summe, desto größer der Schneeschuh. Aber!

Nehmen wir an, eine 1,60 Meter große und 60 kg schwere Frau plant überwiegend alpine Tagestouren, wird aber für die Anreise zu einer Huskyschlittentour für ein paar Stunden einen 30 kg schweren Rucksack durch pulvrigen Tiefschnee tragen. Jetzt steht der Kauf an. Sollte sie gleich zu einem der ganz großen Modelle greifen? Das wäre ein schlechter Kompromiss. Denn zu große Schneeschuhe behindern das Laufen und gerade im fordernden Gelände sind Wendigkeit und Kontrolle gefragt. Beim Tragen des schweren Rucksacks wird unsere Modellfrau dann tiefer in den Schnee einsinken – aber selbst kleinere Schneeschuhe sind keinen Schneeschuhen absolut überlegen! Alternativ könnte sie sich auch im tapir für die eine Schwergewichtstour ein größeres Modell ausleihen 🙂

Die Erfordernisse des Geländes sind neben dem Gesamtgewicht also auch ein Kriterium: Aggressive Alpinmodelle sind meist kompakter gebaut als solche für den Tiefschnee. Manche Hersteller wie MSR bieten optionale Verlängerungselemente, die im Tiefschnee-Bedarfsfall zusätzlich an die Schneeschuhe angebracht werden können.

Auch die Länge der Beine sollte berücksichtigt werden: Kurzgliedrige Menschen sollten die Schneeschuhe nicht zu groß wählen, damit sie nicht ständig über die eigenen Füße stolpern. Frauenmodelle sind üblicherweise etwas schmaler gehalten und können auch für Jugendliche oder kürzer gewachsene Männer interessant sein.

Es gibt Schneeschuhe für gemütliches Dahinstapfen im Tiefschnee mit oder ohne große Geländeunebenheiten und solche für Touren über verharschten, anspruchsvollen Untergrund. Die Anforderungen des Geländes schlagen sich direkt in der Konstruktion und Ausstattung der Schneeschuhe nieder.

Wer sich für Szenario 1 „Winterwandern im lockeren Schnee ohne großes Auf und Ab“ entscheidet, kann sich im Grunde für jeden Schneeschuh entscheiden. Je lockerer der Schnee, desto größer sollte die Auflagefläche sein, das heißt: Für diesen Bereich greifst du besser zu einem etwas größeren Modell, das aber trotzdem noch gut zu laufen sein sollte.

Szenario 2 „Winterwandern im lockeren Schnee, aber mit Auf- und Abstiegen“ erfordert auch nur ein zusätzliches Bauteil – zumindest, wenn es mehr Spaß machen soll. Gemeint ist die sogenannte Steighilfe, ein Bügel, der mit der Hand oder den Wanderstöcken ausgeklappt werden kann, wenn ein Anstieg bevorsteht. Der Fuß steht dann quasi wie auf einem Absatz und einigermaßen waagerecht relativ zum Hang gesehen. Das Vorhandensein und die Nutzung der Steighilfe spart beim Bergauflaufen ziemlich viel Kraft.

Szenario 3 „Laufen über verharschten Schnee“, also Schnee, der mit einer festen Eiskruste überzogen ist, ist das anspruchsvollste. Hier zählt nicht nur die Auflagefläche, sondern der Schneeschuh muss auch so konstruiert sein, dass er sich in das Eis krallen kann. Dafür muss er eine deutlich aggressivere Zackung aufweisen, die idealerweise auch in unterschiedliche Richtungen verläuft, damit man auch beim Traversieren und im Abstieg den nötigen Halt bekommt. Schneeschuhe für solch anspruchsvolles Gelände haben häufig einen Rahmen aus Aluminium, der umlaufend mit Zacken versehen ist, oder sie sind aus Gewichtsgründen aus kältebeständigem Kunststoff ohne Bespannung gefertigt. Da der Untergrund fest ist, muss der Schuh selbst gar nicht so groß sein. Und SOLLTE es auch nicht, damit du die größtmögliche Wendigkeit im schwierigen Gelände hast!

Don’t panic: Leichter Firn ist noch kein Harsch. Fast jede Art von Schneeschuh – und definitiv jedes Modell im tapir-Sortiment – hat eine gewisse Zackung, meist in der Nähe der Fußauflage. Dies genügt für Genusstouren in der Regel völlig!

Du steigst mitten im verschneiten Nirgendwo aus dem Zug und möchtest sofort deine Tour starten – verständlich! Umso schöner, wenn du nicht erst Stunden damit zubringen musst, deine Schneeschuhe an die Füße zu bekommen. Damit du ruckzuck starten kannst, sind die Modelle heutzutage häufig mit dem BOA® Fit System ausgestattet, das so intuitiv wie auch schnell zu bedienen ist. Weitere Vorteile: Das Festzurren und Lockern geht auch einhändig und sogar mit dicken Handschuhen. Doch auch Modelle, die mit Riemen (in der Regel aus TPU, das auch bei großer Kälte noch flexibel ist) zur Befestigung daherkommen, lassen sich mit etwas Übung fix an- und ausziehen. Die Fersenbindung funktioniert in der Regel über flexible TPU- oder geriffelte Kunststoffbänder ähnlich wie bei Inlineskates oder Schlittschuhen. Wichtig ist, dass die Füße wirklich kompakt in den Schneeschuhen sitzen. Nicht, dass sie von den Füßen gezogen werden, wenn man an unter der Schneedecke verborgenen Wurzeln hängenbleibt. Gerüchteweise soll es auch schon vorgekommen sein, dass Schneeschuhe in versteckten Bachläufen verloren wurden … 😉

Heute ist es üblich, dass der mittlere Teil, in dem der Fuß steckt, auf einer Achse schwenkbar gelagert ist. Dies ermöglicht ganz wesentlich das ermüdungsfreie, dynamische Laufen.

Das Schöne am Schneeschuhwandern ist ja, dass man eigentlich nichts weiter braucht, wenn man schon über einen Grundstock an Wanderausrüstung verfügt. Also außer Schneeschuhen natürlich. Ein paar Tipps möchten wir dir trotzdem mit auf den Weg geben:

Schuhwerk

Achte darauf, dass deine Schuhe eine gewisse Festigkeit, insbesondere im Spannbereich, haben! Durch zu weiches Obermaterial können die Riemen oder Bänder der Schneeschuhbindung auf den Fuß drücken und das Laufen auf Dauer unangenehm machen. Wasserdichte, über den Knöchel gehende Wanderschuhe oder Winterschuhe, die obenrum nicht zu soft sind, sind das Schuhwerk der Wahl.

Gamaschen

Gerade beim Laufen durch tiefen Pulverschnee sind Gamaschen äußerst nützlich. Sie verhindern, dass Schnee von oben in die Schuhe fällt. In wasserdichter Ausführung halten sie außerdem den Unterschenkelbereich trocken. Wer wasserdichte Hosen mit innenliegendem Schneefang zum Schneeschuhwandern trägt, kann natürlich getrost auf Gamaschen verzichten.

Stöcke

Wanderstöcke sind für alle Arten des Schneeschuhwanderns enorm von Nutzen zum Halten der Balance. Wichtig ist, dass die Stöcke über Schneeteller verfügen, denn sonst sinken sie beim Abstoßen zu tief in den Schnee ein.

Sonnenbrille

Schnee reflektiert enorm viel Sonnenlicht, was auf Dauer störend oder sogar schädlich sein kann. Eine Sonnenbrille, die das Sichtfeld gut abdeckt – also idealerweise auch seitlich -, sollte beim Schneeschuhgehen immer dabei sein.

Kleidung

Was zum Wandern gut ist, funktioniert auch zum Schneeschuhwandern, denn die körperliche Anstrengung ist vergleichbar. Selbstverständlich sollte die Kleidung dem Wetter angemessen und auf die üblicherweise tieferen Temperaturen ausgelegt sein. Es bewährt sich, für Pausen noch eine warme Extraschicht – eine Isolationsjacke mit Daunen-, Kunstfaser- oder Wollfütterung – im Rucksack zu haben und diese umgehend nach dem Anhalten überzuziehen, damit der Körper nicht auskühlt. Als letzter Akt vor dem Weitergehen verschwindet sie wieder im Rucksack.

Ist es nicht gerade extrem kalt, stürmisch oder feuchtkalt, genügen dünne bis mitteldicke Handschuhe, da der Körper beim Schneeschuhlaufen schon gut auf Temperatur kommt. Ist die Witterung anspruchsvoller oder weißt du um deine Neigung zum schnellen Frieren, sollten die Handschuhe natürlich dicker und idealerweise wasserdicht sein.

Rucksack

Wer Tagesausflüge unternimmt, braucht auch nur einen bequem sitzenden Tagesrucksack. Regenhülle nicht vergessen für den Fall, dass es unterwegs zu schneien beginnt. Günstig ist es, wenn der Rucksack Befestigungsmöglichkeiten hat, damit man die Schneeschuhe nicht in der Hand tragen muss, wenn sie nicht mehr an den Füßen sind. Alpine Tourenrucksäcke sind in der Regel von vornherein mit Befestigungsriemen ausgestattet, bei anderen Rucksäcken kann man sich gut mit Spannriemen behelfen. Vorsicht: Schneeschuhe so anbringen, dass die Zacken nicht das Rucksackmaterial oder den/die Träger:in beschädigen.

Nice to have

Für Pausen ist ein isolierendes und wasserdichtes Sitzkissen eine super Sache, ebenso das Lieblingsheißgetränk in einer Thermoflasche! Noch ein paar kältebeständige Snacks dazu und du kannst unterwegs Kraft und gute Laune tanken.

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