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Aug in Aug mit einem Bilch

Aug in Aug mit einem Bilch

Seit vielen Jahren zieht es uns an den Wochenenden zum Klettern in die Sächsische Schweiz. Wenn die Zeit es zuläßt (und mal kein Samstag-Arbeiten am Wochenende ansteht), dann geht es zum Boofen. Die Wetteraussichten fürs vergangene Wochenende waren alles andere als gut – aber bis Sonntag Mittag verschonte uns der Regen. Nicht verschont blieben wir von nächtlichen Besuchern auf Nahrungssuche – wir hatten uns ein Bilchrevier als Schlafplatz gesucht.

Für langjährige sächsichen Bergsteiger ist der Bilch ein Begriff. Der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) bezeichnete ihn mal als einen nächtlichen Gast in der Boofe, der die Essensvorräte inspiziert und bei ungenügender Verpackung sich seinen Anteil holt. In einer Presseerklärung des SBB von 2009 war dann leider zu lesen, was man selbst auch schon bemerkt hat: der Bilch hat sich sich rar gemacht – nach Aussagen des SBB ist der Gartenschläfer wohl ganz aus den Boofen verschwunden.

Der letzten Bilch, den ich zu Gesicht bekommen hatte, lebte im Bielatal unter der Nymphe. Damals entstand nur ein unscharfes Bild, da das Tier kurz mit der Kamera kokettierte und im Moment des Bildauslösens uns den Rücken kehrte. Irgendwann hatte es keine Lust mehr und verschwand in einer der kleinen Gänge die ins Innere des Felsen führte. Und somit ist auch heute nicht mehr nachvollziehbar, ob es ein Garten- oder Siebenschläfer war.

Danach hatten wir – essentechnisch gesehen – nur noch „Probleme“ mit einem räuberischen Fuchs im Schmilkaer Gebiet, der selbst vor einer liegengebliebenen eingeschweißten Käseverpackung und Butterdose keinen Halt machte. Die Reste fanden wir am nächsten Morgen im Wald verstreut – der Fuchs sonnte sich auf einem gegenüberliegenden Felsen und beobachtete unsere Kletterversuche aus genügendem Abstand. In seinen Gesichtsausdruck hätte man gut ein Grinsen hineininterpretieren können. 🙂

In diesem Frühjahr sahen wir während einer Kletterwoche in der Abenddämmerung einen Siebenschläfer von Baum zu Baum springen, bevor er in der Hütte verschwand – damit löste sich auch unser Rätsel des nächtlichen Auslösens des Licht-Bewegungsmelders auf der Treppe. Sein Schlafquartier war unter unserem Dach und als typisches Nachttier lief er, während wir schliefen, auf Nahrungssuche immer wieder unegstört die Treppen rauf und runter.

Am vergangenen Samstag abend hörten wir in der Boofe „komische“ Geräusche über uns, die wir zunächst nicht zuordnen konnten. Fledermäuse? Nein, denn Dèjá-vu–artig  fiel mir wieder ein, das wir schon früher unter diesem Felsvorsprung immer unser Essen aufgehängt hatten. Ein kurzer Blick in die Felsstrukturen über uns: dann sahen wir ihn im Lichtkegel. Ein kleiner, neugieriger Siebenschläfer schaute uns mit großen Augen an.  Der Bilch lief  die Wände rauf und runter, schaute immer mal über die Schulter, ob wir ihn beobachten würden und kletterte weiter. Mal verloren wir ihn aus dem Auge, dann tauchte er unvermittelt wieder aus einem Loch auf und schaute ganz ruhig zu bei unseren Essensvorbereitungen.

Das er nicht allein am Winterstein lebt, war nachts nicht zu überhören: mindestens zwei von ihnen veranstaltenen Suchaktionen rings um unsere Sachen, und riefen sich gegenseitig –  wahrscheinlich hatten sie Brotkrumen gefunden. Und das ging stundenlang so weiter. Und wenn es auch für mich dadurch eine etwas unruhige Nacht war: ich fand es schön, mal wieder einem Bilch Aug in Aug gegenüber zu stehen und seine Klettereien zu bewundern. Gern beim nächsten mal wieder!

PS: Der SBB rief  mit der Presseerklärung auch dazu auf, auf der Suche nach dem Gartenschläfer die Augen offen zu halten. Sie / wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, das es ihn in unserer Felslandschaft tief in den Höhlen und Quergängen verborgen noch gibt.

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