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Testbericht: Gregory Focal 48 – luftiges Tragesystem und ungeahnter Stauraum

Testbericht: Gregory Focal 48 – luftiges Tragesystem und ungeahnter Stauraum

Trotz erhöhter Last und  sommerlichen Temperaturen konnte sich tapir Manu auf unserer Testtour über einen verhältnismäßig trockenen Rücken und ein äußerst bequemes Tragesystem freuen. Im Testbericht fasst er zusammen, was der Gregory Focal 48 noch alles kann.

Anfang Oktober des letzten Jahres stand die tapir-Testtour an und lief unter dem Motto: „Packt leicht!“ Geplant war eine 3-tägige Wanderung durch das Altmühltal von Camp zu Camp mit wirklich allem auf dem Rücken vom Schokoriegel bis zum Zelt. Als Strecken für die Tagesetappen waren jeweils 15 bis 20 Kilometer angesagt. Da kam der neu erschienene Rucksack Focal 48 von Gregory zum Testen natürlich wie gerufen! Dieser ist mit seinen 1,21 Kilogramm zwar nichts für die Zahnbürstenabsäge-Fraktion, aber ein ausgewachsener Leichtrucksack für Touren, bei denen die Ausrüstung nicht über 14 kg auf die Waage bringt. Da ich mit meinem eigenen, 42 Liter fassenden Leichtgewichtsrucksack bereits zuvor schon öfter drei Tage autark, aber ohne Zelt unterwegs gewesen bin, war ich zuversichtlich, mit den 48 Litern des Focal genügend Stauraum für unsere Tour zu haben.

Durch den unerwarteten Krankheitsfall meiner Partnerin am Morgen unserer Abreise war ich am Ende sogar gezwungen, mir mehr auf den Rücken zu laden als ursprünglich geplant. Doch ich durfte zum Glück feststellen, dass der Focal 48 dank seiner zusätzlichen, außenliegenden Taschen mehr Ausrüstung aufnehmen kann als nur die angegebenen 48 Liter. Da ich nun durch vorbereitet abgepackte 2-Personen Mahlzeiten (keine schnöde, gefriergetrocknete Nahrung!)  und ein ungeteiltes Zeltgewicht leider deutlich mehr Gewicht im Rucksack hatte, lag mein Startgewicht bei schweren 17,5 kg! Da fragte ich mich natürlich, ob sich die Last wohl auch über vier Tage mit diesem Leichtrucksack angenehm tragen lassen würde.

Auch bei Gregory macht man sich um Nachhaltigkeit Gedanken und so bestehen rund die Hälfte der Materialien, die für das Hauptgewebe des Rucksacks verwendet werden, aus recyceltem Polyamid. Das Innenfutter besteht zu 40 % aus recyceltem Polyester. Insgesamt fühlt sich der Stoff leicht an, ist aber tatsächlich überraschend robust, mit einem 100D-Stoff an der Oberseite und einem 250D-Stoff am Boden des Focal 48.

Den Focal 48 bekam ich in der Länge M, welche für Menschen mit einer Rückenlänge von 45,7 bis 50,8 cm ausgelegt ist. Die Rückenlänge ist fest, es lässt sich also am Rucksack selbst nichts mehr einstellen. Mir, mit meinen 1,76 m Körpergröße, hat diese gut gepasst.

Das Tragesystem besteht aus einem sehr luftigen Netzrücken, welcher auf einen umlaufenden Aluminiumrahmen gespannt ist, und horizontalen Glasfaserversteifungen für die Gewichtsverteilung. Die Schultergurte hat Gregory am Netzsystem über dem Rücken verankert, um zu erreichen, dass sich der Rucksack mit dem Gang der TrägerIn bewegt und gleichzeitig die Last gut verteilt, anstatt sie am Alu-Rahmen zu befestigen. Der von Gregory „ComfortCradle“ genannte Hüftgurt bietet einen zangenartigen, recht engen Sitz und ist ebenfalls von luftigem Netzgewebe überzogen. Es gibt eine weiche Polsterung an den Schultergurten, am Hüftgurt und auch am unteren Rücken, der für die Lendenwirbelsäule zusätzlich leicht ausgeformt ist.

Trotz der relativ leicht anmutenden Polsterung (vor allem am Hüftgurt) erlebte ich das Rückensystem, ungeachtet des recht schweren Rucksackinhalts, als sehr bequem und es bot zu jeder Zeit einen guten, enganliegenden Sitz. Da ich eine recht schmale Statur besonders im Hüftbereich habe, verursachen viele Hüftgurte genau dort schmerzende Druckstellen. Doch mit den zangenartig umschließenden Hüftflossen des Focal 48 mit der luftigen Polsterung gab es kein Drücken oder Reiben im Hüftbereich. Beim Wandern im Altmühltal habe ich festgestellt, dass die beweglich gelagerten Gurte (das FreeFloat-Tragesystem) tatsächlich ein angenehm dynamisches Gefühl beim Laufen erzeugen und gleichzeitig das Gewicht immer gleichmäßig verteilen. Selbst mit meiner zu Beginn der Tour für den Focal 48 eigentlich zu hohen Last gab es keine schmerzenden Schultern. Gleich am ersten Tag unserer Tour wurde es spätsommerlich warm und so konnte auch der großflächige Netzrücken zeigen, wie gut er meine transpirierende Rückseite temperieren kann. Da wünscht man sich nie wieder ein kompakt anliegendes Tragesystem! Ich konnte die Brise am Rücken förmlich spüren. Nicht ohne Nässe am Shirt, aber mit deutlich weniger als bei meinen bisher getragenen Rucksäcken, blieb ich beim Absetzen des Rucksacks zur Pause und am ersten Lagerplatz. Eine wirklich gute Idee der Rucksackdesigner ist die antibakterielle Ausrüstung der Fasern mit Polygiene, die in das Mesh der Rückseite einarbeitet ist. Meine Nase konnte nach unserer 4-tägigen Tour zumindest keine schlechten Gerüche am Tragesystem feststellen.

Der Focal 48 ist von seiner Einteilung her ein Toploader. Das heißt: Es gibt ein großes Hauptfach, welches nur von oben zu be- und entladen ist. Der Rucksack hat keinen weiteren Zugriff von außen und so etwas wie ein separates Bodenfach gibt es auch nicht. Ein Manko ist dies allerdings nicht, die meisten Leichtrucksäcke kommen mit nur einem großen Hauptfach aus, da jede weitere Öffnung ja auch mehr Gewicht durch mehr Materialeinsatz bedeuten würde. Mit einem guten Packsystem gewöhnt man sich außerdem schnell an das Packen nur von oben. Der Zugang zum Hauptfach liegt unter dem Deckel des Focal 48 und ist mit einem Kordelzug verschlossen. Im Hauptfach gibt es eine Trinksystemhalterung, welche mit den herstellereigenen Hydro-Trinkblasen und anderen Trinksystemen kompatibel ist.
Das abnehmbare Deckelfach bietet auf der Oberseite ein größeres und auf der Unterseite ein kleines Fach mit Reißverschlussöffnung. Zusätzlich finden sich auf der Oberseite vier Befestigungspunkte, um dort mit Schnüren oder Riemen noch Ausrüstung zu befestigen. Man denke da an nasse Bekleidung zum Trocken oder ein Solarpanel für die Stromversorgung. Im Deckel befindet sich auch die Regenhülle für den Rucksack, welche bei Niederschlag schnell übergezogen werden kann. Wer noch etwas Gewicht einsparen möchte und auf das Deckelfach verzichten kann, für den liegt dem Focal eine zusätzliche, leichte Abdeckung bei. Diese wird dann anstelle des Deckelfachs befestigt und schützt den Eingriff ins Hauptfach.
Direkt auf der Front befindet sich eine große elastische Tasche aus Mesh-Gewebe. Diese ist extra in der Mitte mit geschlossenem Gewebe aus Polyamid verstärkt und hat oben noch eine zusätzliche Befestigung mit verstellbarem Gurtband und Steckschließe. Die ansonsten flach anliegende Tasche kann dadurch ordentlich im Volumen expandieren. Dinge, die schnell zur Hand sein sollen und nicht zu allzu schwer sind, können hier untergebracht werden. Bei einem kurzen Test vor der Tour passte auch mein Fahrradhelm hinein. Für einen Kletterhelm ist dort demnach auch genug Platz. Auf unserer Wanderung fanden in der Fronttasche dann Regenbekleidung und Isolationsweste ihren Platz, aber es hätte auch noch mehr hineingepasst.
Besonders gut gefallen haben mir auch die elastischen Taschen aus Mesh an der Seite, die sowohl eine obere als auch eine seitliche Öffnung haben. So ist es möglich, an eine dort verstaute Wasserflasche zu kommen, ohne den Rucksack dafür extra abzunehmen oder sich beim Greifen komplett zu verrenken. Ich hatte hier Zeltgestänge und ein faltbares Sitzkissen nebst kleiner Wasserflasche untergebracht.
Auf beiden Seiten des Hüftgurts befinden sich große Reißverschlusstaschen, die zum Beispiel für ein durchschnittlich großes Smartphone passend sind. Snacks, Geld und Taschenmesser lassen sich hier schnell griffbereit verstauen.
Zur Komprimierung des Inhalts hat der Gregory Focal 48 extraleichte Kompressionsriemen welche seitlich im Zickzack vom Boden des Rucksacks bis auf Höhe der Schultergurtbefestigung verlaufen. Die Komprimierung ist dann nochmal zweigeteilt und auch farblich codiert. Blaue Riemen sorgen für Stabilisierung des Inhalts vom Boden bis zur Hälfte des Rucksacks, während mit schwarzen Riemen der obere Teil des Rucksackinhaltes komprimiert wird.
Alle Kordelzüge und Schnallen am Focal 48 sind sehr einfach und gut zu bedienen, was das Öffnen/Schließen des Rucksacks, das Anbringen von Ausrüstung und das Stabilisieren und Komprimieren des Inhaltes zum Kinderspiel macht.

Der Gregory Focal ist für mich ein wirklich sehr angenehm zu tragender Rucksack mit einem erfreulich niedrigen Eigengewicht. Bei so einem Tragesystem und den gebotenen Funktionen würde man meinen, der Rucksack an sich wäre deutlich schwerer. Es gibt verdammt viel Belüftung durch das Tragesystem an Rücken und Schultern, was den Rucksack in meinen Augen besonders für Wanderungen bei milden bis heißen Temperaturen zum Favoriten macht. Ein wichtiger Pluspunkt ist auch, dass Gregory den Rucksack zwar mit 48 Litern Volumen angibt, dies aber scheinbar nur die geschlossenen Fächer einschließt und nicht die offenen Außentaschen. Durch den zusätzlichen Stauraum, welchen die Netztaschen bieten, und den höhenverstellbaren Deckel kann im Focal tatsächlich viel mehr transportiert werden, als ich anfangs erwartet hatte. Mit leichter Ausrüstung kann ich mir so auch bestens vorstellen, den Focal 48 für einwöchige Treks mit Zelt entlang eines Weitwanderweges zu nutzen.

+ luftiges Tragesystem
+ exzellente Lastverteilung
+ niedriges Eigengewicht
+ viel zusätzlicher Stauraum durch die Außentaschen
0 kein seitlicher Zugriff aufs Hauptfach
0 keine verstellbare Rückenlänge, stattdessen Gr. M – L

Focal 48

Focal 48

230€

Focal 48

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