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Update: Der Kampf um den Erhalt des Holzberges geht weiter

Update: Der Kampf um den Erhalt des Holzberges geht weiter

Bei wohl keinem Thema schlagen in der Leipziger Kletterszene seit dem Frühjahr die Wellen so hoch: Der Erhalt des Holzbergs ist mittlerweile auch überregional Thema. Seitdem bekannt worden ist, dass die Firma KAFRIL damit beginnen will, den auf ihrem Grund und Boden befindlichen Steinbruch Holzberg als Deponie zu nutzen und ihn mit Abraum zu verfüllen, brodelt es in der Szene. Wir haben bereits im Vorfeld des Bergfilm-Festivals einen Standpunkt dazu bezogen und wollen euch heute den aktuellen Stand näherbringen.

Alle Beteiligten wissen, dass es sich bei der Rettung des Holzbergs um einen vielschichtig gelagerten Konflikt handelt, bei dem Schwarzweißmalerei niemanden weiterbringt. Es kann nur darum gehen, eine für alle tragbare Lösung zu erreichen. Seit dem hat sich vieles getan: Kontakte zur Politik wurden ausgebaut, wobei bei allen Aktivitäten alle Anzeichen darauf hindeuten, dass es sich um einen länger, durchaus mehrjährig andauernden Prozess handeln wird.

2018 hat die Firma KAFRIL den Holzberg von der Basalt AG käuflich erworben, die das Gelände am Holzberg mehr oder weniger ruhen gelassen hatte, sodass sich über die Jahre hinweg nicht nur die Kletterszene im Restloch heimisch fühlte, sondern sich auch viel Fauna und Flora ansiedeln konnte. Nach mehr als 20 Jahren Bergbauabstinenz hat sich am Holzberg ein einzigartiges Biotop entwickelt. Mit dem Verkauf an KAFRIL stand jetzt plötzlich wieder die Möglichkeit der Verfüllung des Areals im Raum. Daraufhin schlossen sich im Dezember 2018 die Bürger aus Böhlitz mit Gleichgesinnten zur Bürgerinitiative Böhlitz zusammen. Zu Beginn des Jahres gab es ein erstes Treffen mit dem Oberbergamt und wurde dem sächsischen Landtag einer Online-Petition zur Holzbergrettung übergeben.

Um den Prozess auf breitere Füße zu stellen schlossen sich im Frühjahr Kletterer und Naturfreunde zu den Holzbergfreunden zusammen. Gemeinsam möchte man mit der Bürgerinititative Böhlitz den Widerstand gegen die Verfüllung organisieren, gemeinsam versucht man Druck auf der politischen Ebene auszuüben und die Diskussion weiter in der Öffentlichkeit zu halten.

Nachdem die Holzbergfreunde beim diesjährigen Bergfilmfestival mit dem Landrat Henry Graichen ins Gespräch gekommen waren und er sich im Spontan-Interview mit Peter-Hugo Scholz zu weiteren Gesprächen bereit erklärte, suchten die Holzbergfreunde Lutz Zybell (1. Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen des DAV) und Gerald Krug (Vorstandsvorsitzender der IG Klettern Halle/Löbejün und zuständiger Vertreter der DAV-Kommission Klettern&Naturschutz) das Gespräch mit Jens Karnahl, Inhaber der Firma KAFRIL und damit Eigentümer des Holzbergs. Von allen Seiten war zu hören, dass es ein sehr konstruktives Gespräch war, in dem sich Herr Karnahl dazu bekannte, einer Alternative zum Holzberg nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberzustehen.

Anfang Oktober reichte die Bürgerinitiative bei der Landesdirektion eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Dr. Lutz Bergmann in seiner Funktion als Leiter des Umweltamtes des Landkreises Leipzig ein.  Anfang November wurde bei einem gemeinsamen Gespräch im Umweltministerium (SMUL) in Dresden zwischen der Bürgerinitiative und Dr. Schwarze (Leiter der Abteilung 5 – Naturschutz) darüber informiert, dass das SMUL die Beschwerde zum Anlass genommen hat, die Fachaufsicht zur Causa Holzberg zu übernehmen. Heißt: Sie wollen mit allen beteiligten Behörden Gespräche führen, um denkbare Optionen auch mit dem Eigentümer zu prüfen. Die Bürgerinitiative sieht im Kontakt zum SMUL eine gute Entwicklung, hat das Gefühl, dass das Ministerium ihre  Auffassungen zum Artenschutz und zum Erhalt der wertvollen Biotopstrukturen am Holzberg teilt. Ihre Beschwerde wurde an den Landrat Graichen weitergeleitet, der für den dienstrechtlichen Aspekt der Beschwerde zuständig ist.

Ebenfalls im Oktober wurde von der Bürgerinitiative Böhlitz eine BUND-Ortsgruppe gegründet. Das gibt der Bürgerinitiative das Recht, bei naturschutzrechtlichen Behördenentscheidungen angehört zu werden beziehungsweise ist sie dann auch einspruchsberechtigt.

Am 12. November war es Landrat Graichen gelungen, in einer großen Gesprächsrunde neben den Vertretern aus Politik und Umwelt auch die Kletterer an seinem Tisch zu vereinen. Eins der dabei diskutierten Themen war die von Gerald Krug vorgelegte Liste von 14 möglichen Alternativstandorten. Konsens ist, dass diese Liste zeitnah weiter konkretisiert werden muss, wobei sich alle einig darüber sind, dass es nicht einfach werden wird. Eine Arbeitsgruppe wurde beauftragt, Gepräche mit den jeweiligen Flächeneigentümern zu führen. Aktuell erscheint dies der einzig wirklich erfolgversprechende Weg.

Ein weiteres Thema ist die Gründung einer Stiftung zum Erhalt des Holzbergs. Im Gespräch ist dabei auch, die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt mit ins Boot zu holen.

Mitte November gab es in Leipzig die „kuriose“ Situation, dass an aufeinderfolgenden Tagen gleich zu zwei Informationstreffen zum Holzberg eingeladen worden war. Beide Veranstaltungen haben einmal mehr gezeigt, dass wir, also die Kletterer, auf den ersten Blick ein gemeinsames, weil im Ansatz gleiches Ziel verfolgen und dass wir trotzdem im Außenauftritt (noch) nicht an einem Strang ziehen!? Das kann es nicht sein, das muss und soll sich ändern, wenn wir Erfolg haben wollen in einem so wichtigen, langwierigen und zeitraubenden Prozess. Es geht um unsere Zukunft, um das Miteinander von Umweltschutz und Klettern.

Am Montagabend informierten in einer kleinen gemeinsamen Runde Vertreter der IG Klettern und Holzbergfreunde sowie der Bürgerinitiative über den aus ihrer Sicht aktuellen Stand zur Diskussion. Diese Veranstaltung sahen sie als notwendig an, da der geschäftsführende Vorstand des DAV beschlossen hatte, aus einer ursprünglich öffentlichen Info-Veranstaltung eine sektionsinterne Veranstaltung zu machen. Der Antrag von ihnen, als Gäste an der Veranstaltung teilzunehmen, war im Vorfeld abgelehnt worden. Diese Entscheidung wurde auch nicht mehr revidiert.

Am Dienstagabend folgten 30 DAV-Mitglieder der Einladung zur Infoveranstaltung. Obwohl sich im Auditorium eine deutliche Mehrheit mehrfach dafür ausgesprochen hatte, die vielleicht 10 vor den Toren wartenden Interessierten (Vertreter der Bürgerinitiative und der Holzbergfreunde), denen der Sicherheitsdienst den Zutritt verwehrt hatte, doch noch einzulassen und anzuhören, blieb es beim Hausverbot. Ich habe lange nach einer fairen, einer neutralen Formulierung gesucht: Ich fand es für die Veranstaltung extrem schade, dass der geschäftsführende Vorstand in dem Moment nicht die Größe hatte, sich den Argumenten der anderen handelnden Protaginisten im Kampf für den Erhalt des Holzberges zu stellen. Das hätte ihm gut gestanden und wäre ein deutliches Signal gewesen, endlich und trotz persönlicher Differenzen (auf beiden Seiten) gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Steffen Kempt informierte aus Sicht des geschäftsführenden Vorstandes der Leipziger Sektion über die Gesprächsrunde beim Landrat, darüber, was der aktuelle Vertrag zum Klettern am Holzberg zwischen KAFRIL und dem DAV aussagt und wie es aus der Sicht des Vorstandes am Holzberg weitergehen könnte. Es gab viele Nachfragen, wobei diese sich dann im Sitzungsverlauf eher an Gerald Krug richteten, der als (Gast-)Experte (in seiner Funktion als Gebietskenner und Vertreter der DAV-Kommission Klettern&Naturschutz) nicht nur Informationen zum Geschehen aus erster Hand hatte, sondern auch klar zu einigen Punkten Stellung bezog. Konsens der Veranstaltung ist, dass Kompromisse wie der Erwerb und Erhalt (nur) der Kletterwand inklusive einer Teilverfüllung des Holzberges keine (!) Alternative darstellen. Auch wenn das Beharren auf den kompletten Erhalt bedeuten würde, dass in letzter Konsequenz nicht mehr am Holzberg geklettert werden kann. Dem Vorstand wurde nahegelegt, der Idee einen Arbeitskreis „zu gründen“ zu folgen, in dem sich Interessierte für den Erhalt des Holzberges engagieren können um dann auch mit den anderen Gruppierungen eng zusammenzuarbeiten.

In dieser Woche hat der Vorstand des DAV-Leipzig in seiner Sitzung den Vorschlag aus der Informationsveranstaltung der vergangenen Woche aufgenommen, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich um die Belange rings um den Holzberg engagieren wird. Diese Gruppe ist dem Umweltreferat des DAV Leipzig zugeordnet.

Es ist gut, dass dann zukünftig alle miteinander und nicht mehr übereinander reden. So können wir davon ausgehen, dass es uns gelingen wird, die Kräfte im Kampf um den Erhalt des Holzbergs weiter zu bündeln. Denn, bei aller Euphorie der vergangenen Tage, wir sind noch keinen Schritt weiter! Der Kampf um den Erhalt des Natur-und Klettergebietes im Holzberg ist noch lange nicht gewonnen. Doch wir bleiben vorsichtig positiv skeptisch optimistisch gestimmt. Wie hat Olaf Rieck in seinem aktuellen Post gesagt: „Ich kann mir nun eigentlich kaum noch vorstellen, dass dort plötzlich Tausende von Kippern das unersetzliche Biotop zuschütten. … „

Der Kampf um den Erhalt des Holzberges gelingt nur, wenn sich viele Leute engagieren, ein Stück ihrer Zeit dafür einsetzen, damit es nicht nur „unmöglich“ wird, das Biotop zuzuschütten, sondern auch die Artenvielfalt in und um den Holzberg herum am Leben zu erhalten. Wer mit den Protagonisten ins Gespräch kommen möchte, kann dies am Freitag, den 6.12. tun: Die Bürgerinitiative lädt zum ersten Jahrestag um 19 Uhr zu einer Podiumsdiskussion in die Königslinde nach Böhlitz ein.

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