Dein Abenteuer beginnt hier!
Claudia
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31. August 2015
Unsere Route verläuft in den kommenden vier Wochen von Perth zunächst in den Südwesten nach Esperance, über Margaret River nach Coral Bay bis nach Exmouth. Hier verlassen wir die Küstenregion ins Landesinnere Richtung Tom Price. Nach der Erkundung des Karijini Nationalparks geht es dann erneut einige hundert Kilometer zurück nach Perth. insgesamt legen wir etwa 7000 Kilometer zurück.
Wir wollten Abenteuer – doch bitte nicht schon am Mietwagenschalter…
So schön war geplant, von West nach Südost zu tuckern, von Perth nach Melbourne. Doch leider haben wir nach einigen Monaten in Asien lesen verlernt und stellen am Flughafen von Perth fest: 3000 Dollar „Einweg-Gebühr“ für den Rücktransport des Wagens sind zu entrichten. Um diese zu umgehen, müssen wir das Auto wieder hier in Perth abliefern. Und somit anstelle von Süd- und Südostaustralien den Westen des Kontinents bereisen – jetzt in der Nebensaison nur selten besucht; auch der Loose hält sich in Sachen Westaustralien eher bedeckt, obwohl Western Australia der größte Staat des Landes ist. Wir tragen's mit Fassung und fahren im Linksverkehr das erste Mal in unserem Leben durch den australischen Busch.
Kaninchenfriedhof und schwimmende Kängurus
Das „Outback“ ist gleich um die Ecke; es bedarf nicht mehr als 70, 80 Kilometer ins einsame, trockenheiße Hinterland. Wir bremsen oft abrupt angesichts bunter Kakadus, zutraulicher Kängurus, meterlanger Warane und blauzungiger Riesenechsen. Ein Kaninchenfriedhof (mit Grabsteinen) und verbrannte Autowracks sind bizarre Hinweise auf menschliche Zivilisation. Wir merken schnell: auf australischen Highways fährt man ziemlich einsam.
Die untergehende Sonne taucht die Prärie mit ihren knorrigen Bäumen und brach liegenden Weizenfeldern in ein erdiges Rot. Ich erinnere mich an die Abenteuer von Malcolm Douglas. Als Kind hätte ich allerdings nicht gedacht, einmal selbst diesen Kontinent zu erfahren. Nun stellen wir nahe des Waverocks erstmals unser Zelt unter dem australischen Sternenhimmel auf und lauschen dem Klagelied der Raben (das an eine rollige Katze erinnert). Ich denke weder zurück noch nach vorne; weder an zu Hause noch an mich selbst. Die Weite des Outbacks nimmt mich vollkommen ein.
Die Stadt der Hoffnung, Esperance, ist Ausgangspunkt des Cape le Grand-Nationalparks an der Südwestküste Australiens. Zwischen wuchtigen Klippen und hügeligem Hinterland erstrecken sich weite Sandstrände, so gleißend weiß und schön, dass uns die Augen schmerzen. Dagegen kontrastiert der tintenblaue Indische Ozean, der in den flachen Buchten hellblau und schließlich türkis schimmert. Und als wäre ein Klischee nicht genug, balgen sich einige Kängurus am Strand. Wir staunen mit offenem Mund und sind uns sicher, eine solch beeindruckende Natur seit langem nicht mehr gesehen zu haben.
Tierische Zeltgäste
„Ich bin doch kein Misthaufen!“, jammert Daniel und fuchtelt vergebens, um die unzähligen Fliegen aus dem Gesicht zu vertreiben. Die Erkundung des Kalbarri-Nationalparks mit seinen rostroten Felsschluchten und Steilklippen macht uns nicht nur aufgrund der Gluthitze schwer zu schaffen. Tagsüber kleben ganze Fliegenschwärme auf der Suche nach Wasser an uns und kriechen in Augen, Nasen- und Ohrlöcher. Daniel verschluckt gar zwei. Ich helfe mir mit Ohrenstöpseln aus, letztlich wird eine Mütze mit angenähtem Fliegennetz zum treuen Begleiter. Das Outback erweist sich als ziemlich lebens– bzw. Wildcamper-feindlich. Einmal schlängelt ein riesiger Hundertfüßer flink auf mich zu, ein anderes Mal übergroße Kakerlaken (ich dachte, die gibt's nur in asiatischen Hotelzimmern…). Weiterhin entdecke ich nach dem „Duschen“ mit Wasserflaschen fette Zecken an meinem Bein, die eigentlich nur im Sand gelauert haben können. Eine schwarze, haarige Tarantel beendet das romantische Sternschnuppenzählen. Einen noch größeren Schreck jagt uns der handtellergroße Skorpion ein, der sich beim Abendbrot dazu gesellt. Später entdeckt Daniel sieben weitere, ein Skorpion krabbelt nachts hörbar die Zeltwand entlang.
Vegetarisch Angeln
Mit auf der Sightseeing-Liste: ein australisches Krankenhaus. Daniel hatte sich bereits in Laos den Fuß verstaucht, ein Band knartze – glücklicherweise jedoch ohne zu reißen. Er erhält einen Stützstrumpf und kann sich um ein paar harte Bushwalks drücken. Beim Schnorcheln am Weltnaturerbe des Nigaloo-Reefs werfen wir allerdings jegliche Schonungsmaßnahmen über Bord. Stundenlang schwimmen wir mit Stachelrochen, Schildkröten und Delfinen, beobachten die ungezählten bunten Fische des Korallenriffs, ärgern Mördermuscheln und Seegurken. Bei einem Angelausflug mit einem netten Frührentnerpärchen fange ausgerechnet ich Vegetarierin einen Red Snapper, während ich nur kurz auf Daniels Angel aufpasse…
Crash mit einem Känguru
Exmouth markiert den nördlichsten Punkt unserer Route, wir zweigen ab gen Osten. Die Temperaturen erreichen hier zur Mittagszeit 42°C im Schatten und die aufkommenden Winde sind heiß wie ein Fön. Wir folgen der Hamersley Range in die hügelige, ausgedehnte Landschaft der Pilbara, die im Licht der Dämmerung in allen erdenklichen Pastellfarben leuchtet. Das Gestein ist so alt wie die Erde selbst, der hohe Eisengehalt verleiht dem Boden eine glutrote Farbe. Das Wasser der seltenen Regenfälle schliff tiefe Schluchten in die harten Felsen, kühle Pools entstanden. In diesen Billabongs ahlen wir unsere hitzegeschwächten Körper. Die schönsten Canyons wurden im Karijini-Nationalpark unter Schutz gestellt. Hier, weiter im Landesinneren, wurden ganze Städte in der Nähe riesiger Tagebauten aus dem Boden gestampft, Oasen des Wohlstands in der öden Steppenlandschaft. Ein einfacher Minenarbeiter verdient hier um die 250.000 Dollar. Dazu sind Sprit und Lebensmittel subventioniert, ganze Häuser gestellt. Ein 2 km langer Zug bringt jährlich einige Millionen Tonnen des roten Goldes an die 600 km entfernte Küste; Australien ist der größte Eisenerzexporteur der Welt. Zudem flößen uns die „Road Trains“ genannten Sattelschlepper gehörigen Respekt ein: mit bis zu vier Anhängern und 100 Rädern, 50 m lang und 150 Tonnen schwer. Diesen Monstertrucks möchte man nicht in die Quere kommen, vor allem Kängurus werden oft brutal aus dem Weg geräumt. Doch plötzlich knallt es auch an meiner Fahrertür, es scheppert und splittert. Ein großes, suizidales Känguru ist uns in die Seite gerannt! Der Spiegel abgerissen, die gesamte rechte Flanke demoliert, die Tür verkeilt, das Tier tot. Als wir uns dem polizeilichen und versicherungstechnischen Prozedere stellen, sitzt der Schreck noch in den Knochen. Erst beim Bushwalk durch die Pinnacles einige Tage später können wir uns endlich vom Geschehen erholen – und staunen über tausende von Kalksteinsäulen, die sich in den stahlblauen Himmel recken. Niemand weiß genau, wie die Pinnacles tatsächlich entstanden sind – wahrscheinlich handelt es sich um vom Sand verschüttete und versteinerte Baumstämme.
Zurück in Perth
Zurück in Perth habe ich das nagende Gefühl, nur einen Bruchteil Australiens kennengelernt zu haben. Erzählungen steigern meine Neugier: von zehrenden Outback-Durchquerungen und dem Norden des Landes mit seinen Krokodilen und Regenwäldern. Western Australia beeindruckt allerdings mit wunderschönen Nationalparks und seiner unendlichen Weite.
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1 Kommentar
Rabanus | 01.Sep.2015, 11:12
Wow, Claudia, die Bilder sind ja der absolute Hammer! :D