Am 4.4. ging es los und wir flogen von Berlin über Sofia nach Varna. Wir beschlossen, noch eine Nacht hier im Hostel zu verbringen und dann mit dem Bus weiter nach Sunny Beach zu fahren. Wir stockten nochmal die Gasvorräte auf, denn leider ist es verboten, diese im Flugzeug mitzuführen. In ganz Varna gab es allerdings nur noch zwei kleine Kartuschen, wir mussten also auf unseren MSR Reactor und dessen Gassparsamkeit vertrauen.
Trotzdem guter Dinge ging es dann mit dem Maxibus los, die Fahrt war gediegen und der Busfahrer freundlich. Da wir „Off-Season“ reisten, bot sich uns in Sunny Beach, dem „Mallorca“ Bulgariens, ein absurder Anblick von Geister-Partymeilen und leeren Riesenressorts.
Die Suche nach einer weiteren Gaskartusche blieb auch hier erfolglos und so ging es weiter über Asphalt in Richtung Kap Emine, was nochmal ungefähr eine Tagesetappe entfernt war. Das Wetter war hier noch warm und sonnig und für unsere erste Nacht schlugen wir das Zelt auf einer Kuhweide auf. In der Ferne konnten wir die Hunde, Kühe und das Meer hören, was unsere erste Nacht angenehm und erholsam machte. Am nächsten Tag erreichten wir das Kap gegen Mittag. Ein Militärkomplex – ob er noch aktiv ist, ließ sich nicht erkennen – umschließt das äußere Ende der Landzunge, sodass man nicht bis ganz zur Spitze vordringen kann. Wir suchten uns deswegen soweit vorne wie es ging ein Plätzchen an der Steilküste, aßen ein wenig zum Mittag, machten Beweisfotos und gingen dann los.
Der Kom-Emine hatte also offiziell begonnen, vor uns lagen ca. 650 km und unzählige Höhenmeter. Die Sonne schien heiß und am Ende des ersten Tages stießen wir direkt auf das erste Problem. Es gab weit und breit keinen Brunnen, Bach oder eine Hütte zum Wasserauffüllen. Erst nachdem wir körperlich schon halbwegs am Ende waren und jegliche Wasserreserven aufgebraucht hatten, stießen wir nach langer Wasser-Such-Expedition durch den Wald auf ein kleines Wasserloch mit einem Bächlein, aus dem wir unsere Trinkblasen vollfiltern konnten. Hier stießen wir auch direkt auf eine Wildschweinfamilie – es war ja April und alle Tiere haben sich gerade brav fortgepflanzt -, die uns auch direkt zu verstehen gab, dass wir hier nicht erwünscht sind. Wir suchten also schnell das Weite.
Die nächsten Tage verliefen dann eher ruhig. Wir hatten zwar noch mal ein Wasserproblem, aber die Brunnen, Wälder mit Bächen und Viehweiden häuften sich, sodass die Flaschen bald immer gut gefüllt waren. Unsere Schultern und Füße gewöhnten sich immer mehr an das Gewicht und bald stellte sich die Routine ein.
Auch die Nächte verliefen immer ohne Zwischenfälle. Ab und zu kam mal ein Hund, ein Wildschwein oder ähnliches vorbei, aber ernstlich gestört wurden wir nie. Charakteristisch für diesen Teil des Weges sind vor allem die weiten Viehweiden mit vielen Herden und Schäferhunden, die zwar abgerichtet sind und bellend das Revier verteidigen, aber uns nie ernstlich nah kamen, dichte Buchenwälder, ein paar kleine Schäferdörfer und Eichenhaine mit vielen Wildschweinen. Auch die sind eher scheu. Wir konnten zwar einige beobachten und manchmal sind wir erschrocken, weil wir im Dickicht ein paar aufgeschreckt haben, aber sobald sie Menschen wahrgenommen haben, sind sie so schnell wie möglich verschwunden.
An Tag 10 erreichten wir die Stadt Kotel. Bis hierhin hatten wir nur eine Hütte passiert, in der man etwas Warmes essen konnte. Der Hunger auf etwas anständiges zu Essen war also groß und wir suchten uns direkt ein nettes Restaurant, in dem wir eine riesige Pizza verdrückten. Wir stockten die Vorräte auf und machten uns wieder auf den Weg. Als kleiner Einschub: Man muss sich ein bisschen daran gewöhnen, dass man vor allem in den Bergstädtchen oftmals ein bisschen wie ein Alien betrachtet wird. Aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen. Sobald man auf die Menschen zugeht, kommen einem immer Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft entgegen.
Als wir die Stadt verließen, bemerkten wir schon die schwüle Luft und erwarteten gegen Abend ein Gewitter. Dieses kam dann auch mit voller Fahrt und viel Hagel, sodass wir schnell vom Kammweg runter mussten und uns in einer kleinen Felsformation Schutz suchten. Hier bauten wir dann auch das Zelt auf, die Gewitterfront zog ab, wurde aber direkt von einer zweiten verfolgt. Als wir früh aufwachten, waren der Regen und der Wind so stark, dass es das Gestänge unseres Zeltes bei einem Windruck nach innen drückte. Wir ankerten es los und brachten es so, wie es war, in Sicherheit, da ein Abbauen in der Situation absolut unmöglich war. Zum Glück stellte sich heraus, dass es nur eine leichte Verbiegung gab, das Zelt sah ab nun an ein bisschen bucklig aus, jedoch war die Integrität nicht beeinträchtigt. Das war unsere erste von drei sehr unangenehmen Erfahrungen mit dem Wetter.
Die Anstiege wurden langsam immer höher, es ging immer weiter ins Gebirge. Wir wussten, dass die Hüttenanzahl hier dichter werden würde und so erreichten wir an Tag 12 unsere erste Berghütte Bukovec. Wir wurden mit einem Bier begrüßt, was man übrigens an fast jeder Hütte für 2 Leva (ca. 2 Euro) bekommt und da wir im Zelt schlafen wollten, mussten wir auch nichts für die Unterkunft bezahlen. Als es dann nachts wieder anfing mit Stürmen, wurde uns sogar angeboten, ins Steinhaus umzuziehen, wo wir dann auf dem Fussboden nächtigten.
Viele Anstiege, den ersten 1500er und einer Nacht bei einem sehr netten, pensionierten Feuerwehrmann, der uns in der Hütte Scibasa mit einem Bett und selbstgemachter Wurst versorgte, später tauchte am Horizont das Buzludja-Denkmal auf. Wir hatten schon vergessen, dass man auf der Route daran vorbeikommt. Nach der Nacht in der gleichnamigen Hütte nahmen wir uns ein wenig Zeit, das ufoförmige Gebilde ausführlich aus der Nähe zu betrachten und ein paar Fotos zu schießen. Es zählt immerhin zu den Top 3 der Lost Places weltweit. Dann machten wir uns auf den Weg zur Hütte Usana, die die geographische Mitte des Weges bedeutet.
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2 Kommentare
Micha | 22.Jul.2016, 13:37
Hey Andi, Danke schön. Wir haben davor schon ein paar Touren gemacht, aber nichts über 300 Kilometern. Der E3 Trip wird wohl auch für einige Zeit erstmal die längste Tour bleiben :) Viele Grüße, Micha
Andi | 22.Jul.2016, 11:57
Ganz schön krasse Tour, die ihr da gemacht habt, Respekt! Habt ihr denn vorher schonmal etwas Vergleichbares gemacht? Viele Grüße Andi