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Der Platzwart informiert: Hilleberg Factory Tour 2017

Der Platzwart informiert: Hilleberg Factory Tour 2017

Wer macht eigentlich die besten Zelte der Welt? Ein paar Frauen in Estland! Hilleberg-Zelte werden zwar im Firmen-Hauptsitz in Frösön (Schweden) konstruiert – wirklich hergestellt, also genäht und komplettiert, wird jedes Hilleberg-Zelt aber in der estnischen Kleinstadt Rapla, eine Autostunde südlich von Tallinn…

Dorthin war ich, gemeinsam mit einigen anderen Zeltspezialisten der Outdoor Insider Gruppe, eingeladen, um einen Blick in den Maschinenraum der Hilleberg-Produktion zu werfen. Wer weiß, wie ein Hilleberg-Zelt gemacht wird, kann einfach besser erklären, warum es im Hardcore-Einsatz so gut funktioniert. Den Produktionsablauf selbst wiederum kann wohl niemand besser erklären als die Chefin des Hilleberg-Werkes in Rapla: Juta Heinvee. Einen kompetenteren Guide durch Zuschnitt, Näherei und Komplettierung konnten wir also nicht haben – Juta ist wirklich mit allen Details vertraut, die ein echtes Hilleberg-Zelt ausmachen und hat mit Engelsgeduld unsere Fragen beantwortet. Dafür noch einmal ein herzliches Dankeschön nach Rapla!

Wir haben also viel Neues gesehen und noch mehr Neues erfahren über die Herstellung der Highend-Zelte der schwedischen Premiummarke – als Quintessenz aber bleibt eine ganz einfache Wahrheit: Qualität in der Produktion ist keine Hexerei. Sie basiert auch bei Hilleberg, wie überall in der Welt, im wesentlichen auf drei Säulen: den Menschen in der Produktion, dem Material und der Verarbeitung.

Als Firmengründer und -Patriarch Bosse Hilleberg Mitte der 1990er Jahre erkannte, dass eine Produktion in Schweden nicht mehr aufrecht zu erhalten war und daher begann, alternative Produktionsstandorte zu suchen, stand Estland nicht ganz oben auf seinem Zettel. Der Sinneswandel kam mit einer Info, die selbst ich als gelernter DDR-Bürger erst jetzt aus Estland mitgebracht habe: Zu Sowjet-Zeiten haben die Esten die gesamte Sowjetunion mit Bekleidung versorgt. Hier gab es hochqualifizierte Näherinnen zu Hauf und der Zusammenbruch der Sowjetunion hatte vielen estnischen Betrieben den traditionellen Absatzmarkt entzogen und damit die Näherinnen arbeitslos gemacht. Andererseits ist die Mentalität der Esten, die immer unter der Zwangsangliederung an die Sowjetunion gelitten hatten, viel näher an der schwedischen als an der russischen. Da passte einfach vieles zum Qualitätsanspruch der schwedischen Zeltmanufaktur!

Mittlerweile gibt es den estnischen Produktionsstandort, die Hilleberg Eesti OÜ, schon seit 20 Jahren und genau wie früher, in der schwedischen Produktion, steht jede Näherin mit ihrem Namen im Produkt für dessen Verarbeitungsqualität ein. Dabei ist das Namens-Label im Hilleberg-Zelt nur die Spitze des Qualitätsmanegement-Eisberges. Und es ist nicht nur das – es ist vor allem auch Ausdruck des Stolzes der estnischen Näherinnen auf ihr Know How und den guten Ruf ihrer Arbeit. Dass hier alle gemeinsam wirklich die besten Zelte der Welt bauen wollen, war in Rapla deutlich zu spüren.

Mit großem Selbstbewußtsein legt Hilleberg seinen Katalogen Reißproben des Außenzeltmaterials Kerlon bei. Die kleinen Stoffstücke sind bereits eingeschnitten und sollen einfach „nur“ weitergerissen werden. Alle, die im tapir auf dem Zeltplatz Mitte arbeiten, wissen längst, dass da jeder Versuch vergeblich ist – das beidseitig silikonisierte Nylon ist von Menschenhand nicht zerreißbar! Aber es wird nicht in geheimen unterirdischen Laboratorien hergestellt, sondern vom südkoreanischen Stoffproduzenten Dominico – andere Zelthersteller können es problemlos kaufen, tun das aber aus Preisgründen nicht. Bei Hilleberg dagegen schätzt man die unvergleichliche Kombination aus geringem Gewicht und höchster Robustheit als genau das, was zu einem Hilleberg-Zelt passt. Und arbeitet, gemeinsam mit Dominico, sogar an der Verbesserung des scheinbar makellosen Stoffes: Da die Farbpigmente des früheren Grüntones dazu führten, dass grüne Hilleberg-Zelte weniger UV-resistent waren als rote, wechselte das Gespann Dominico/ Hilleberg zu einem sehr viel dunkleren Grün. Das gefiel optisch nicht allen Hilleberg-Kunden, verbesserte aber die Widerstandsfähigkeit der Zelte – und das ist es, was in der Hilleberg-Philosophie letztlich zählt!

Nun nützt ja das beste Material bekanntlich wenig, wenn man nicht damit umzugehen weiß. In der Produktion der Hilleberg-Zelte konnten wir an verschiedenen Stellen sehen, dass bei jedem Herstellungsschritt die Materialeigenschaften berücksichtigt und zugunsten einer bestmöglichen Performance eines jeden Hilleberg-Zeltes eingesetzt werden. Im Zuschnitt wird beispielsweise strikt darauf geachtet, dass die materialverstärkenden Ripstop-Fäden nie schräg zur Zugrichtung von Abspannleinen verlaufen. So sichert Hilleberg eine maximale Materialfestigkeit auch unter schwierigsten Bedingungen. Ein auf den geringstmöglichen Materialverbrauch optimierter Zuschnitt würde Kosten sparen, aber nicht den Hilleberg-Standards entsprechen. Übrigens: Seit einigen Monaten werden aus den Zuschnittresten nur Verpackungen für Hilleberg-Zeltzubehör 🙂

Das vielleicht wichtigste Detail im Verarbeitungsprozess sind die luftgekühlten Doppelnadeln an den druckluftbetriebenen Nähmaschinen. Da sie nicht heiß werden, sorgen diese, in Kombination mit einem moderaten Nähtempo, für kleinstmögliche Nahtlöcher und sichern so die Wasserdichtigkeit der Hilleberg-Zelte. Auch hier stehen wieder Hilleberg-typisch die besten Gebrauchseigenschaften des Endproduktes vor der maximal möglichen Produktionsgeschwindigkeit und damit einem größeren Produktionsausstoss.

Erbärmlich wäre noch ein schwaches Wort für die Vorstellung, dass eine Gruppe von Outdoor Insidern nach einem intensiven Tag in der Hilleberg-Zeltproduktion zum Übernachten in ein Tagungshotel einzieht. Haben wir natürlich auch nicht gemacht! Die staatliche estnische Forstbehörde unterhält, über das ganze Land verteilt, ein Netz von Picknick- und Wildniszeltplätzen, auf denen man Feuerstelle, überdachten Tisch und Trockenklo findet und die kostenlos (!) genutzt werden können. Vorbildlich und wie für uns gemacht. Die Hilleberg-Erfahrung gipfelte also in der Outdoor-Praxis: Hillebergs Deutschland-Mann Christian versorgte uns noch mit Profi-Tipps zum Handling der Zelte und dann riß der Himmel auf und bescherte uns eine sternenklare Nacht am Lagerfeuer. Übrigens: Unsere Zelte hatten wir in respektvollem Abstand zum Feuer aufgebaut, denn Wind und Wasser können Kerlon zwar nichts anhaben – gegen Funkenflug ist das Hardcore-Gewebe aber nicht gefeit 🙂

Wir haben nahezu alle Hilleberg Zeltmodelle und eine umfassende Auswahl an Hilleberg Zubehör.

Hilleberg im tapir-store

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