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30 Jahre tapir, wat ’ne Zeit!

30 Jahre tapir, wat ’ne Zeit!

1990 direkt nach der Öffnung der Grenze, als das erste bisschen Horizont hinter den eisernen Vorhang wehte und Weite noch ein mysteriöses Versprechen war, hatten zwei junge Frauen, Maren und Marina, die glorreiche Idee, Outdoorsachen zu verkaufen. 3 Jahrzehnte ist das nun her. Und ich trau es mir gar nicht zu sagen: Zwei Jahrzehnte davon bin ich Teil der großen, lauten tapir-Meute, die auf den ersten Blick eins eint: die Liebe zum Draußensein! Deshalb: Happy Birthday tapir! Und wie es an runden Geburtstag üblich ist, klappen wir die alten, verstaubten Fotoalben auf und nehmen euch mit auf eine Zeitreise in die vergangenen Jahre. Natürlich haben wir auch das eine oder andere modische Schmankerl dabei. Wobei … einige der Sachen sind heute völlig unverständlicherweise wieder en vogue.

Die Mauer war gerade gefallen, da beschlossen Maren und Marina, die zu dieser Zeit gemeinsam im Brockhaus-Verlag arbeiteten, dass es doch viel interessanter wäre, Outdoorsachen zu verkaufen. Beseelt vom Kaukasus-Feeling, inspiriert von einem A4-Heft des tapir Marburg, dem Vorläufer späterer tapir-Kataloge, nahmen sie Kontakt zu Pit in Marburg auf. Und so gehört es wohl auch zu den verrückten Wende-Geschichten, dass die ersten Rucksäcke, Schlafsäcke und Seile Seite an Seite neben Teppichhändlern und Gemüsehobelverkäufern auf dem Markt am Bayerischen Bahnhof an die geneigten Leipziger verkauft wurden. Als die beiden Mädels zusammen mit Pit auf der Grimmaischen Straße dann von einem Tapeziertisch aus ihre Sachen weiterverkauften, tauchte neben Gero auch Matthi auf. Seitdem ist Matthi aus dem tapir nicht mehr wegzudenken. Und Gero aus Marens Leben auch nicht.

Jeden Tag die Sachen aus der Wohnung von Maren in den Bus von Pit einladen, in der Stadt ausladen und dann am Ende eines langen Tages zu Hause wieder die Treppen hochtragen – das war allerdings auf die Dauer keine Lösung. Ein neuer Plan musste her. Zunächst wollte man gemeinsam mit Jörg Fuchs aus dem heutigen Sherpa Bergsportladen zusammen in einer Garage in Wahren weitermachen – doch die Wege trennten sich schnell wieder.

Die erste eigene „Ladenlokalität“ fand man dann in einem Hinterhof am Eutritzscher Markt. Eröffnung war am 1. April 1991. Für zwei Jahre sollte dieses Laden-Loft-Lokal die Herberge für die wachsende tapire-Herde bleiben und sich zu einem Anlaufpunkt für Outoor-Interessierte entwickeln.

Stammkunden mit viel Lebenserfahrung können sich bestimmt noch daran erinnern: Über viele Jahre hinweg gab es neben den Outdoorsachen auch Fahrräder bei uns im tapir zu kaufen. Und für alle mit weniger Lebenserfahrung: das Bike Department Ost hat seine Wurzeln im tapir. Doch dazu später mehr.

Vermisst ihr bis jetzt einen Namen, der heute eng mit dem tapir verbunden ist? Maren und Matthi sind wie beschrieben tapire der ersten Stunde. Doch was die wenigsten wissen: Rando war in der frühen Zeit „nur“ Kunde. Dass Leipzig ein Dorf ist, das zeigt sich auch in der tapir-Historie. Denn, Randos Frau und Maren kannten sich aus gemeinsamen Brockhaus-Zeiten und so kam es, dass sich Rando in einer gemütlichen Runde auf der Couch vor die Wahl gestellt sah: Weitermachen wie bisher oder die Herausforderung tapir anzunehmen. Wir alle wissen, wie seine Entscheidung ausgefallen ist.

Nach zwei Jahren wurde es in der Seitengasse ziemlich eng – oben bei den Outdoorsachen genauso wie unten im Radbereich. Gesucht und gefunden wurde eine ehemalige Lagerhalle auf dem Bahngelände im Leipziger Osten. Gemeinsam zog man in die Rosa-Luxenburg-Straße mit mehr Platz für Räder, genauso wie für die Bekleidung und die Hardware inklusive der Zelte. Mitte der 90er Jahre trennten sich dann auf geschäftlicher Ebene die Räder von der Outdoor-Ausrüstung. Für die ehemalige tapir-Fahrrad-Abteilung ging es zunächst unter dem Namen DaVinci weiter, bis Markenrechtsanwälte darauf hinwiesen, dass man sich einen neuen Namen suchen sollte. Seit 1996 hat sich das Bike Department Ost zu einem der führenden Adressen in der Leipziger Radszene entwickelt und ist aus dieser nicht mehr wegzudenken.

Übrigens: Nachdem tapir und BDO sich 1999 mit dem Umzug des tapir in die Karli auch räumlich getrent hatten, blieben wir uns nicht nur persönlich eng verbunden, sondern trafen uns später mit dem Umzug des BDO als Nachbarn in der Karli wieder.

Diese ersten Jahre der tapir-Geschichte kenne ich bis auf den letzten Abschnitt nur aus Kundensicht. Ein kurzes Intermezzo gab es Anfang der 90er, als ich noch ziemlich unbedarft auf der Suche nach meinem ersten richtigen Schlafsack für einen Trip nach Irland war. Die Lokalität in der Seitengasse fand ich ziemlich strange – ich war mir nicht sicher, ob ich vor dem richtigen Eingang stand und bin nach einem kurzen Blick in die Runde wieder gegangen. Ich hatte im Elbsandstein und in Rumänien zu DDR-Zeiten schon einige Bergfexe getroffen, aber Matthi (Matthi, verzeih mir!) hat für mich trotzdem nicht in das vorgefasste Bild eines Verkäufers gepasst. Wie man sich doch irren kann! Und so gestehe ich an dieser Stelle und sage: Sorry, besagten Schlafsack habe ich mir dann bei einem der beiden anderen Outdoor-Urgesteine Leipzigs gekauft, genau wie meinen ersten 30-Liter-Westrucksack von Jack Wolfskin. Auch da habe ich dazugelernt 🙂

Mitte der 90er wurden die Kontakte zum tapir wieder etwas enger, weil Freunde  zur tapir-Herde dazugestoßen waren. Zur Freude von Jörg, den ich aus dem Uni-StuRa kannte, kauften wir für unsere Kaukasus-Tour nach langem Abwägen ein Hilleberg Staika. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er sich diebisch darauf freute, besagtes Zelt vor Randos Büro auszupacken und selbst aufzubauen. Wir durften zuschauen. Zu dieser Zeit arbeitete ich noch dreimal die Woche im Fitness-Studio, das quasi im Hinterhof vom tapir seine Räume hatte. Irgendwann hatte ich vom Studio-Mief die Nase voll und bewarb mich kurzerhand bei Rando für einen Nebenjob. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Seit 21 Jahren bin ich Mitglied der tapir-Herde und dabei in Ehren ergraut, wie einige andere tapir-Urgesteine auch.

Mit dem Umzug in die Karli wurde nicht nur die Ladenfläche vergrößert, auch die tapir-Herde passte sich zahlenmäßig an den neuen Ort an. Wir bekamen einen hauseigenen kleinen Wasserfall – perfekt, um Wasserfilter vorzuführen. Unvergessen auch der große Garten hinter dem Haus, auf dem im Sommer unsere Zeltwiese für jeden offen stand. Realistischer konnte die Situation kaum sein, vom Frühjahrs- bis zum Herbstflohmarkt standen die mobilen Hütten tagaus, tagein bei Wind und Wetter draußen – tägliches Auf- und Abbauen inklusive! Danach konnte man den überlebenden Zeltmodellen mit gutem Gewissen das ttt-Siegel (tapir tough tested) anheften.

Apropos ttt-Siegel: Die tapir-Testtouren zu eigentlich unmöglichen Tour-Zeiten sind legendär. Unmöglich, weil wir die Ausrüstung natürlich nicht bei schönstem Sonnenschein testen wollten. Unvergessen der Novembermorgen, an dem sich Wikki aus einem Lillehammer zur Wort meldete und um Hilfe bat. Die Zeltstangen hatten sich in der Nacht unter der feucht-schweren Schneelast so verborgen, dass nur noch eine Handbreit Luft unter der Zeltdecke offen geblieben war. Ihre beiden Mit-Zeltbewohner Jens und Sebbl schlummerten friedlich weiter und hatten die Situation noch gar nicht erfasst. Erstmal mussten wir natürlich die Zelte fotografieren, dann befreiten wir die drei aus ihrer zusammengefalteten Behausung. Und zogen, weil es auch die andere Zelte in Mitleidenschaft gezogen hatte, für den Rest der Testtour in eine Hütte um. Unvergessen auch die explodierende Kartusche an einem anderen Morgen im Böhmischen. Über den Anfängerfehler hängen wir lieber das Mäntelchen des Schweigens und sind noch heute froh, dass alles ziemlich glimpflich ausgegangen ist. Es gibt noch viele Stories mehr zu erzählen und neben dem Testgedanken inklusive wachsendem Erfahrungsschatz schweißten die Touren uns auch immer enger zusammen.

Blicke ich auf dieses Jahrzehnt zurück, dann beschleicht mich der Gedanke, dass wir neben unserer eigentlichen Arbeit auch noch viel bunte Knete im Kopf hatten. Wir waren zunächst Stammgäste beim Seifenkistenrennen am Fockeberg bevor wir uns ziemlich erfolgreich auf die Badewannenrennen am Völkerschlachtdenkmal fokussiert haben. Die Themen unserer Boote hatten immer einen aktuellen politischen Bezug. So waren wir in all den Jahren, glaube ich, die einzige Bootsbesatzung, die freiwillig gleich beim ersten Rennen ihr Boot, die MS Jacques Rogge, versenkt hat, um in übergroßen (olympischen) Rettungsringen ans andere Ufer zu paddeln. Ihr glaubt gar nicht, wie schwer es ist, in dem ultraflachen Wasser ein Boot so auf Grund zu setzen, dass es aussieht, als würde es untergehen. Wenn ihr euch jetzt fragt, was das alles mit tapir und dem Verkauf von Outdoorsachen zu tun hat? Nichts! Aber für das Team war es einfach eine geile Zeit. Wir haben den gemeinsamen abendlichen Bauaktionen immer entgegengefiebert.

Haben uns die Klangwolken, die manchmal von der Oper herüberziehen, gezähmt, brav und gesittet gemacht? Sind wir mit dem Umzug in den Georgiring 2009 nun also erwachsen geworden? Ein Stück GEwachsen sind wir auf jeden Fall: Bestand das Team in der Karli noch aus 20 tapiren, sind wir inzwischen 38 Menschen stark! Klar, die große Fläche will ja auch bespielt werden und nach unserem Umbau prä-Corona 2020 hat sich unsere Spielwiese noch mal erweitert. Der eine oder die andere mag bemängeln, dass es nun vielleicht nicht mehr urig genug ist (Wo ist eigentlich der Wasserfall?) … doch jedes Alter hat sein eigenes Gesicht. Die helle Atmosphäre und die Bewegungsfreiheit, die uns die Ladenflächen am Georgiring bieten, wissen wir auf jeden Fall zu schätzen. Die ausgestellten Zelte müssen nicht mehr Tag für Tag zusammengeräumt werden und man stößt auch nicht ständig irgendwo an. So mancher tapir rollt morgens zu Arbeitsbeginn auch schon mal mit dem Longboard die 70 Meter vom Eingang bis zur Serviceabteilung, am Seiteneingang geht es zudem leicht bergab, sodass man gut durchrollen kann. 😉 Dass wir hier aber alle mit E-Roller oder Segway durch die Gänge brettern, wird nicht passieren. So gut zu Fuß sind wir mit unseren 30 Jahren dann doch immer noch! Wir haben uns im Leipziger Leben fest verankert, unterstützen neben Olaf Rieck auch den Kletternachnachwuchs des DAV Leipzig, genauso wie das Bergfilmfestival, Travelfestival, die Leipziger Buchmesse und andere Veranstaltungen, bei denen es um das Draußensein geht. Und nicht zu vergessen unsere tapir WeltWeit-Vorträge, bei denen ihr die Gelegenheit habt, eure Tourerlebnisse einem größeren Publikum nahe zu bringen. Die „Altersweisheit“ lässt uns außerdem an schönen Traditionen festhalten und so sind die jährlichen Testtouren immer noch ein Highlight. Kreative Köpfe finden sich noch immer unter uns, eine besonders große Anhäufung findet sich im tapir-Kultur-Kompetenz-Team zusammen. Doch, was auf Weihnachtsfeiern passiert, bleibt auf Weihnachtsfeiern. Um das mitzuerleben, muss man in die tapir-Herde aufgenommen werden.

So fahren wir fort, Erfahrungen und Geschichten zu sammeln, erfreuen uns an unserer bunten tapir-Herde und daran, dass IHR uns nach 30 Jahren immer noch treu seid. Wie sagt man so schön: „Auf die nächsten 30 Jahre!“

Und ich, ich möchte noch lange mit dabei sein. Es gibt noch viel zu entdecken, kennenzulernen und auszuprobieren. Prost! Cheers! Sláinte! Lechajim! Skal! Na zdravi! На встречу!

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