Täler
Die Wanderung in das Wadi Shab gehört zu meinen schönsten Erinnerungen an den Oman. Während die ersten Meter noch vom Beton des kleinen Stausees am Ausgang des Tales geprägt sind, taucht man schnell ein in eine Zauberwelt aus Stein, Palmen und kühlendem Wasser. Immer wieder watet oder schwimmt man durch kleine Felsenpools, deren frisches Grün oder dunkles Türkis in faszinierendem Gegensatz zum Ocker der sie umgebenden Berge stehen. Der Sonnenstand bestimmt die jeweilige Lichtstimmung. Das Ende des Tales erreicht man schwimmend. Dieser Teil ist nichts für Klaustrophobiker. Durch einen engen Durchgang erreicht man, halb schwimmend, halb tauchend, eine kleine, doch vom ersten Augenblick überwältigende Höhle. Durch das löchrige Dach fallen scharfkantige Sonnenstrahlen. Ein kleiner Wasserfall bestimmt das Klangbild. Es ist ein magischer Ort. Gleichwohl es an den Küsten nördlich und südlich der Hauptstadt Muskat so einige Wadis zu entdecken und erwandern gibt – das Wadi Shab ist und bleibt ein König unter Gleichen.
In der Wüste
Eine Reise durch den Oman führt einen irgendwann unweigerlich in die Wüste. Eine gewisse Affinität für die magisch-anziehenden Eigenheiten einer solche Landschaft gehört – glaube ich – zu den Charakteristika eines jeden Oman-Reisenden.
In diesem Fall solltet Ihr die Ramlat al Wahiba besuchen. Die kleine Wüste mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 180 km und einer Ost-West-Ausdehnung von 80 km gehört zu den Zwergen der Wüsten dieser Welt – und ist doch einzigartig. Ihrer geografischen Nähe zum arabischen Meer verdankt sie ihre für eine Wüste unvergleichliche Artenvielfalt.
Für all jene, die ohne eigenen (Miet-)Geländewagen reisen, sei der kleine Ort Al Mintirib am Rande der Ramlat al Wahiba als Basecamp empfohlen. Die meisten Camps verfügen über einen eigenen Abholservice. Und wenn man dann die Teerstraße verlässt …
‘Nachdem wir unsere Schlafstätten für die kommenden 2 Nächte inspiziert hatten ging es dann auch gleich per Allrad in den scheinbar endlosen Sand. Die stille Majestät der Dünen zieht mich jedes Mal auf Neue in ihren hypnotisierenden Bann. Diese für die Ewigkeit geschaffene und sich doch stetig ändernde Landschaft vermag eine Ruhe und Gelassenheit zu vermitteln, die uns im täglichen urbanen Wirrwarr schlicht abhanden gekommen ist. Die Wüste ist ein magischer Ort. Nichts lenkt hier ab. Man findet nur was man mit sich bringt. Auf dem messerscharfen Grat einer Düne sitzend kommt man kaum umhin, dem alten Zitat zuzustimmen:
Wer nur weit genug reist, wird am Ende sich selbst finden.’
Ein Ausflug in die Rub al Khali bedarf einiges an Vorbereitung. Das sogenannte “Leere Viertel” ist die größte Sandwüste der Welt. Selbstfahrer sollten sich nicht allein in die Dünen wagen. Vor allem von Salala aus werden außerdem viele geführte Touren angeboten.
Unterwegs
Der Oman ist noch immer ein Geheimtipp. Wenngleich die Touristenzahlen jährlich steigen, ist das Land von Massentourismus noch weit entfernt. Das ist einerseits Grund, den Oman zu besuchen –andererseits heißt dies aber auch, dass der Oman ein durchaus teures Reiseland sein kann. Für einen Geländewagen muss man schon bis zu 500,- Euro pro Woche einplanen.
Ein Hostel sucht man oft vergebens. Auch einfache Hotels können dann das Reisebudget nicht unwesentlich belasten. Für das nötige Kleingeld kommt man am anderen Ende der Skala dann aber in Resorts und Anlagen unter, in welchen man sich wahrlich in die Geschichten aus 1001 Nacht versetzt fühlt.
Für den Selbstfahrer aber bietet sich noch eine ganz andere Art der Unterkunft an: wild campen! Nahezu überall im Oman kann man ungestört und ganz legal sein Zelt aufschlagen. Ob an den Stränden oder in der Wüste – eine Nacht im “100.000 – Sterne-Hotel” des Oman wird man so schnell nicht vergessen.
Mit dem Rad?!
Der Oman hat sich in den vergangenen Jahren auch für Reiseradler zum Geheimtipp entwickelt. Das Straßennetz ist bereits gut ausgebaut und wird stetig erweitert. Auf den häufig frequentierten Strecken bedeutet dies indes, auf einer autobahnähnlichen Straße unterwegs zu sein. Richtig schön wird es auf den Nebenstraßen, z.B. auf einer Umfahrung des Jebel Shams im Hajar-Gebirge. Auch die Pisten lassen sich zum größten Teil recht gut fahren. Man ist oft allein und findet einen “schönsten wilden Zeltplatz” nach dem anderen!
Im Norden des Landes sind die Entfernungen zwischen einzelnen Versorgungsmöglichkeiten überschaubar. Eine Fahrt in den Süden des Landes benötigt da schon etwas mehr Vorbereitung. Mehr als 1.000 km mit nur spärlich vorhandenen Versorgungsstellen durch die Wüste müssen überbrückt werden. Jene Tourenradler, die tagelanges, meditatives Fahrradfahren als höchstes Glück erleben, werden auf dieser Strecke voll auf ihre Kosten kommen.
Ersatzteile sollte man allerdings reichlich dabei haben. Außerhalb der Hauptstadt Muskat und vielleicht Nizwa und Salala gibt es kaum erwähnenswerte Fahrradläden oder -werkstätten. Mit der wachsenden Beliebtheit der “Tour de Oman” dürfte sich diese Situation aber durchaus mittelfristig ändern.
Und sonst?
Es gäbe sicher noch vieles zu erzählen. Ein frühmorgendlicher Besuch im Ras Al Jinz Meeresschildkröten-Reservat gehört ebenso dazu wie ein Bummel durch die Altstadt und den Markt von Muskat. Eines scheint sicher: eine Reise in den Oman – mit welchem Transportmittel auch immer – wird noch lange nachhallen!
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