Wie bin ich zum Wingsuiten gekommen?
Das Fliegen hat mich schon immer interessiert und ein guter Freund hat mir eines Tages ein YouTube-Video gezeigt von Jokke Sommer und seinen „Dream Lines“, wie er in der Bergen Wingsuit-B.A.S.E.-Sprünge macht. Ich war total fasziniert und beschäftigte mich damit. Als ich dann 2013 die finanziellen Mittel hatte, um eine Skydive-Ausbildung zu machen, stand für mich schon fest, später Wingsuiter zu werden.
Um Skydiver zu werden, gibt es eigentlich keine großen Voraussetzungen. Man braucht einen Tauglichkeitsnachweis vom Arzt und muss mindestens 14 Jahre alt sein (Lizenz erhält man erst mit 18). Viele machen zu erst einen Tandemsprung und entscheiden sich danach, selber Skydiver zu werden; dies ist aber nicht notwendig.
Generell gibt es zwei Ausbildungsarten, einmal die konventionelle und eine namens AFF. Bei der konventionellen Ausbildung springt man, nach einer gründlichen Einweisung, alleine aus 1500 m ab, wobei der Schirm automatisch nach ca. 3 m geöffnet wird. Bei der AFF (accelerate freefall)-Ausbildung springt man (selbstverständlich mit vorheriger Einweisung) aus 4000 m mit zwei Lehrern ab, die einen im Freifall stabilisieren oder zur Not auch den Hauptschirm öffnen. Nach 24 erfolgreichen Sprüngen sowie einem Test und einem Prüfungssprung kann man eine lebenslange Lizenz zum/r Fallschirmspringer/in erhalten, mit der man sich theoretisch überall auf der Welt aus funktionsfähigen Flugzeugen stürzen kann. Um Wingsuiter zu werden, braucht man in der Regel 200 Sprünge. Dann muss man noch einen extra Kurs absolvieren, um die Freigabe zu erhalten, einen Wingsuit fliegen zu dürfen.
Was ist der Unterschied vom Wingsuitfliegen zum „normalem“ Skydive?
Der „normale“ Skydive aus 4000 m dauert – je nach Ausführung – zwischen 45 und 60 Sekunden, man schafft weniger Vorwärtsfahrt bzw. fällt nahezu auf den Punkt.
Beim Wingsuiten bekommt man schon eher das Gefühl des Fliegens. Man kann wesentlich besser steuern, ist je nach Gewicht, Wingsuitgröße und Vorhaben zwischen 60 und 200 Sekunden (und mehr!) in der Luft. Dabei können Strecken von bis zu oder über 7 km zurückgelegt werden.
Wo trainiert man Fallschirmspringen oder Wingsuiten?
Es gibt etliche „Dropzones“ in Deutschland und weltweit. Die nächstgelegenen sind in Merseburg, Gera, Magdeburg und Roitzschjora (Skydive Leipzig).
Da das Wingsuiten noch eine relativ junge Disziplin im Fallschirmsport ist, muss man auch mal etwas weiterfahren, wenn man mit mehreren zusammen fliegen will, z. B. nach Fehrbellin. Da ich seit letztem Jahr Wingsuit Instructor bin, möchte ich mithelfen die Community auf- und auszubauen, gerade im Raum Merseburg-Leipzig.
Wo sind die Hotspots zum Wingsuitfliegen und wo bin ich schon gesprungen?
Ich weiß nicht, ob man von Wingsuit-Hotspots reden kann. Alle Hotspots sind natürlich dann auch Hotspots für das „normale“ Fallschirmspringen. Oft sind es dann sogenannte Boogies, die unter einem bestimmten Motto stehen oder die z. B. nur für Wingsuiter ausgelegt sind und auf denen sich dann entsprechend auch nur diese treffen.
Im Ausland bin ich bis jetzt in Neuseeland (Taupo), Kanada (Campbell River) und Slowenien (Bovec) gesprungen. In der diesjährigen Boogiesaison 2022 werde ich in Polen mit 18 Wingsuitern in Formation neben einem Flugzeug fliegen – mein bis dato persönliches Highlight. Ansonsten wären meine Träume, einmal am Sky Seeker Boogie in Ägypten über die Pyramiden zu fliegen, am Malediven-Boogie teilzunehmen, in Neuseeland über den Franz-Joseph-Gletscher und über Queenstown mit dem Wingsuit zu fliegen.
Kann man sich Ausrüstung dafür leihen?
Nach Vorlage einer Lizenz und des Sprungbuches (wo jeder Sprung geführt und dokumentiert wird) kann man sich weltweit Gurtzeuge für Skydives leihen. Mit Wingsuits sieht es da schon wieder anders aus. Das ist dann eher Glücksache, wenn jemand einen passenden übrig hat.
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