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Wandern im Grenzland zwischen Nordnorwegen und Nordschweden abseits der populären Wege

Wandern im Grenzland zwischen Nordnorwegen und Nordschweden abseits der populären Wege

Einsame Täler und spektakuläre Landschaften: Das ist der Norden Norwegens und Schwedens abseits der immer populärer werdenden Wanderwege. Wer die Einsamkeit sucht und einige Strapazen auf sich nimmt, kann eine wunderbare Zeit in der Kulturlandschaft der Rentiere finden. Die hier beschriebene Wanderung fand im schwedisch-norwegischen Grenzland nordwestlich von Abisko statt. Ausgangspunkt war die traumhafte Bardu Huskylodge in Bones, Norwegen.

Wir starteten unsere eigentliche, 5-tägige Tour an der Bardu Huskylodge – ein traumhafter Ort mit wunderbaren Menschen, Hunden und Lamas. Ich selber habe auf der Huskyfarm mehrere Monate gearbeitet und kann nur wärmstens empfehlen, dort ein paar Nächte zu bleiben, die Sauna zu genießen, mit den Hunden zu kuscheln … vielleicht gibt es auch gerade Welpen (wie in diesem Jahr)!?

Mit unseren zu Beginn ca. 10 kg schweren Rucksäcken wanderten wir zunächst das Budalen hinauf, kreuzten den Fluss auf einer schönen Hängebrücke, bevor es wirklich sehr steil durch unwegsames Gelände über einen Pass mit wunderschönen Seen ins Isdalen ging. Dort schlugen wir unser Zelt direkt im Flussdelta auf. Es war windig, aber ein schöner Abend mit imposanter Kulisse durch die umliegenden Berge. Am nächsten Tag regnete es, der Wetterdienst hatte es uns schon angekündigt. Da die Wolken ziemlich hoch hingen, entschieden wir uns für den Weg über das Gebirge auf mehr als 1000 hm. Als wir dort jedoch ankamen, hatten die Wolken an Höhe verloren und wir saßen im Nebel. Fürs Sitzen war es aber viel zu ungemütlich bei Regen und weniger als 5 °C. Mit GPS-Navigation wanderten wir weiter, immer an der Grenze entlang, mal in Schweden, mal in Norwegen. Im Sørdalen war unsere Laune auf dem Tiefpunkt. Der Regen und der beschwerliche Weg zollten ihren Tribut. Plötzlich hörten wir Motorsägengeräusche, die wir uns an diesem verlassenen Ort nicht erklären konnten. Später sahen wir im Wald neongelb gekleidete Menschen arbeiten. Mit einem schwedischen Arbeiter kamen wir ins Gespräch und erfuhren, dass sie hier die norwegisch-schwedischen Grenzstreifen von Bäumen freihalten und jeden Tag mit dem Helikopter aus Schweden eingeflogen werden. Nun war es auch nicht mehr weit bis zur Lappjordhytta, einer Berghütte des norwegischen Touristenvereins. Diese hatten wir nicht vorgebucht, trotzdem bitter nötig, so durchnässt wie wir waren. Glücklicherweise war die „Hundehütte“ noch frei (die Hütte, in der Hunde erlaubt sind, allerdings dürfen diese nur in den Vorraum in eine Hundebox). Die Hütte kann einfach online (wir hatten Netz!) gebucht und bezahlt werden. Unser Abendprogramm: Ofen an, nasse Sachen aufhängen, Abendessen zubereiten und die warme Hütte genießen.

Der nächste Tag versprach wieder bestes Wanderwetter. Wir sahen viele Rentiere auf unserem Weg durch das Sørdalen und wilde Himbeeren versüßten uns den Weg. Das Sørdalen ist sehr imposant mit seinen vielen Wasserfällen und dem großen Canyon. An einer Windschutzhütte stellten wir unser Zelt auf. Am nächsten Tag gelangten wir wieder ins Isdalen, welches wir nun wieder hinauf wandern mussten. Hohe Farne säumten den Weg, den Fluss mussten wir queren. Wir entschieden uns, diesmal einen anderen Pass zurück ins Budalen zu nehmen. Einziges Hindernis war dort ein großer See mit steilen Wänden und einem hohen Schneefeld. Wir entschieden uns für das Schneefeld und kamen ohne weitere Probleme rüber. Der Abend belohnte uns mit einem schönen, rötlich warmen Licht und Blick auf die umliegenden Berge, sodass wir entschieden, dort oben die Nacht zu verbringen. Während die Sonne im Tal schon seit Stunden hinter den Bergen versunken war, hatten wir noch lange Zeit, sie zu bewundern. Am nächsten Tag waren es nur einige Stunden durch die Wolken bis zur Huskylodge.

Die Wanderung verlangte uns einiges ab, der Ausblick, die Berge und die Natur entschädigten aber immer wieder für die Anstrengungen.

Nachtzug mit Hund

Die Reise mit dem Nachtzug über so weite Strecken haben unsere Hunde immer als sehr angenehm empfunden, denn nachts hätten sie ja eh geschlafen. Auslastung davor, dazwischen und danach sind natürlich wichtig. Kurze Stopps (z. B. in Kiruna, wo meist eine halbe Stunde gehalten und die Lok gewechselt wird) können genutzt werden, um sich die Beine zu vertreten. Das Zugpersonal hilft auch gerne, auf solche Haltepunkte aufmerksam zu machen. Der Hund fährt kostenlos in den Nachtzügen mit, er bekommt aber keinen Extraplatz. Bei der Buchung des Tickets unbedingt angeben, wenn man mit Hund reist. Die gebuchten Plätze befinden sich dann in Tierabteilen. Tiere dürfen außerhalb dieser Abteile nicht reisen. Es gibt 2 Optionen: Sitzplatz (günstig, nur SJ und Vy) oder eigenes Abteil. Achtung bei der Buchung eines Sitzplatzes mit SJ von Berlin nach Stockholm. Hier wird man in einem (engen) Abteil platziert mit anderen Menschen; der Hund sollte dementsprechend gut erzogen sein und auch mit anderen Hunden gut zurechtkommen. Bei großen Hunden und Buchung eines Sitzplatzes empfiehlt sich die zusätzliche Buchung eines Kindertickets.

Wandern mit Hund

Eine Wanderung mit seinem besten Freund macht Spaß und schweißt zusammen. Der Hund muss jedoch auf eine mehrtägige Wanderung adäquat vorbereitet sein. In den Wochen vor der Wanderung können längere Spaziergänge und Wanderungen helfen, den Hund auf die körperliche Belastung vorzubereiten. Stolz ist der Hund, wenn er auch sein eigenes Gepäck tragen kann. Geeignete Rucksäcke gibt es in ausgewählten Geschäften und im Internet (z. B. hier). Wir hatten den Ruffwear Front Range Daypack und können ihn empfehlen. Er ist kleiner und trägt sich angenehmer als der Rucksack von non-stop dogwear. Das Tragen zuerst ohne Gewicht und dann mit Gewicht muss vorher trainiert werden. Trainierte Hunde können bis zu 25 % ihres Körpergewichts tragen, das muss aber immer individuell auf den Hund abgestimmt werden. Unser Hund hatte um die 15 % des Körpergewichts auf dem eigenen Rücken. Das Gewicht auf beiden Seiten muss dabei ziemlich genau gleich aufgeteilt sein. Auf längeren Wanderungen empfiehlt sich energiereiches Futter. Wir kommen gut mit Balf (getrocknetes Fleisch und Gemüse, Link zum Webshop) zurecht. Das Futter sollte dem Hund schmecken und die Nahrung muss vor dem Urlaub umgestellt werden. Zusätzlich für die Nacht hatten wir eine kleine Isomatte (zurechtgeschnittene, alte Therm-a-Rest Z-Lite Sol) und eine Jacke (Non-stop dogwear) für den Hund dabei. Das Übernachten im Zelt sollte auch vorher geübt werden. Hilfreich kann auch eine Hunderegenjacke sein, damit man abends nicht einen komplett durchnässten Hund im Zelt sitzen hat.

Vorbereitung

Das Studium von Kartenmaterial (Papier oder online z.B. ut.no oder komoot) des zu besuchenden Gebietes und das Planen von Routen ist das A und O. Die Beratung mit der ortskundigen lokalen Bevölkerung sollte mit in die Planung einbezogen werden. Bei der Planung der Route ist das Lesen der Höhenlinien wichtig, um die ideale Route zu erkunden. Die Karten bei ut.no bieten zudem die Kennzeichnung der Steilheit des Geländes (Bratthetskart) an. Es empfiehlt sich, den Weg bei z. B. komoot als Route anzulegen und sich die gpx-Dateien auf ein navigationsfähiges Gerät zu laden. Die Planung möglicher Übernachtungsplätze mit dem Zelt (unter Berücksichtigung des Jedermannsrechts) sowie in vorhandenen Hütten (z. B. des norwegischen Wandervereins DNT oder Hütten von statsskog) sind zu beachten. Geeignete Stellplätze für das Zelt gibt es in nicht so steilem Gelände in der Nähe von Seen und Flüssen. Am besten schon mehrere mögliche Stellplätze vorher planen, um den besten Rastplatz für die Nacht je nach Wind und Vorankommen zu erhalten. Das Navigieren mit Karte, Kompass und GPS sollte vorher auf kleinen Testtouren geübt werden und die Nutzung bei Regen und Sturm gewährleistet sein.

Beste Reisezeit

Wir waren im Zeitraum Ende August bis Anfang September unterwegs. Am Ende des Sommers trifft man kaum noch Mücken, ein wichtiger Faktor. Die Temperaturen reichten bei uns von 24 °C tagsüber bis 6 °C in der Nacht. Weiterhin ist seit dem 21. August in Norwegen und Schweden die Leinenpflicht aufgehoben. Für Hunde, die nicht jagen und den Rückruf beherrschen, eine schöne Zeit, sich frei in der Natur zu bewegen. Auch erhöht sich die Chance, Nordlichter zu bewundern beim nächtlichen Toilettengang.

An- und Abreise mit dem Zug

Nordnorwegen/Nordschweden lassen sich sehr gut mit dem Nachtzug erreichen. Die An- und Abreise gehören quasi zum Abenteuer dazu. In diesem Jahr hat sich die Anreise nochmals verbessert durch die Erweiterung des Nachtzugangebots von Berlin nach Stockholm. Die An-/Abreise lässt sich somit mit einem (oder mehreren) Tag(en) Aufenthalt in Stockholm (Uppsala, Norrköping) verbinden. Der Nachtzug geht abends von Berlin nach Stockholm (Anbieter sind SJ oder Snälltaget). Wir haben leider die Erfahrung in Berlin gemacht, dass dieser Zug nicht Teil der Anzeigen am Bahnhof ist. Auskunft zum Abfahrtsgleis muss man sich an der Bahninformation holen, Verspätungen werden nicht angezeigt. Der Zug selbst wird angekündigt mit der Aussage, dass ein Zug durchfährt – hier gibt es durchaus noch Verbesserungspotential in der Kommunikation. Ankunft in Stockholm ist am nächsten Morgen. Die Rucksäcke können einfach in den zahlreichen Schließfächern am Bahnhof eingeschlossen werden für eine anschließende Stadterkundung. Der nächste Nachtzug mit dem Anbieter Vy geht am Abend nach Narvik in Norwegen mit Ankunft am Nachmittag. Die Weiterreise ab Narvik geht dann nur noch mit Bus. Die meisten Touristen steigen in Kiruna (Bergbaustadt und Tor in die „Wildnis“) oder Abisko (Startpunkt des Kungsleden) aus. Wir sind alleine in Riksgränsen (an der norwegischen Grenze) ausgestiegen und hatten den mal mehr, mal weniger gut markierten Weg Richtung Norden ganz allein für uns.

Weg zwischen Riksgränsen und Bardu Huskylodge

Die Bardu Huskylodge liegt nur 12 km von der schwedischen Grenze und 27 km von Riksgränsen entfernt. Die alternative Anreise mit Bus ist deutlich weiter mit 87 km. Der Weg ist am Anfang und Ende sehr gut markiert. Die Landschaft ist wunderschön, viele Seen laden zum Baden ein, je nach Beerensaison können viele Molte- und Heidelbeeren gesammelt werden. Für den Weg benötigten wir zwei Tage.

Wandern ohne Wegmarkierung

Das Wandern ohne Wegmarkierung erfordert gute Vorbereitung, gute Navigationskenntnisse mit Karte, Kompass und GPS (wenn nötig) und ein wenig Erfahrung. Es macht Spaß sich „seinen“ Weg zu suchen und die Berge zu erkunden, Routen auszuprobieren und „neue“ Wege zu gehen. Gutes Schuhwerk ist dabei ein Muss. Die Gehgeschwindigkeit verringert sich dabei nochmals, da man a) mit der Suche nach der Route viel mehr beschäftigt ist und b) sich über Stock und Stein und durch Gestrüpp kämpfen muss. Teilweise sind die Wandergeschwindigkeiten auf 1-2 km/h reduziert. Das Wandern oberhalb der Baumgrenze ist hierbei viel einfacher, aber oft wird dort die Navigation durch tief hängende Wolken erschwert. Die Nutzung von GPS empfiehlt sich bei Nebel und in undurchsichtigem Gelände (Achtung: Der Akku leert sich schneller bei kalten Temperaturen).

Jedermannsrecht

Zum Jedermannsrecht gibt es viele Informationen im Internet, daher möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen. Eine Sache möchte ich jedoch hervorheben, da wir immer wieder unkorrektes Verhalten diesbezüglich vorgefunden haben. Es geht um den „Toilettengang“. Der Ort des Toilettengangs sollte sich weit entfernt von den Wasserquellen und Rastplätzen befinden. Die Hinterlassenschaft wird ordentlich vergraben (Schaufel mitbringen!) oder unter Steinen versteckt. Das Toilettenpapier wird in einer Tüte wieder mitgenommen und entweder verbrannt oder in der Zivilisation ordnungsgemäß entsorgt. Toilettenpapier zersetzt sich bei den kühlen Temperaturen im Norden nur sehr langsam!

Sicherheit

Im Fjell (norwegisch für Gebirge) gibt es oft kein Netz (Empfang). Es empfiehlt sich, einen Satelliten-Notfallsender (z. B. Garmin inReach, kann auch ausgeliehen werden) zur Sicherheit mitzunehmen. Wir hatten keins dabei, da wir zu zweit gewandert sind und viel Erfahrung mitbringen. Das Wandern in der Gruppe erhöht die Sicherheit. Hohe Konzentration beim Setzen der Füße, die Nutzung von Trekkingstöcken und langsames und bedachtes Wandern verringern das Verletzungsrisiko. Eine Erste-Hilfe-Set gehört zu jeder Wanderung dazu.

Verpflegung
Verpflegung ist immer ein großes Thema, denn das Wichtigste bei einer Wanderung ist natürlich das Essen 🙂 Das hebt die Laune und gibt Kraft für schwierige Passagen. Zum Frühstück haben wir ein paar Haferflocken, Milchpulver und Wasser zu Haferschleim verarbeitet und mit Nüssen und vor Ort gesammelten Beeren verfeinert. Zum Trinken gab es schwarzen Tee und Kaffee (lösliches Pulver – wir sind da eher pragmatisch). Tagsüber gab es Riegel, Schokolade und Nüsse. Da ich auch immer etwas Herzhaftes brauche, hatten ich glücklicherweise vorab Beef Jerky, Biltong (ebenfalls Trockenfleisch) und gefriergetrockneten Gouda (Tactical Foodpack) bezogen. In Schweden haben wir dann noch Knäckebrot gekauft. Der Gouda ist eine echte Empfehlung und hat uns oftmals den Tag gerettet. Abends gab es dann gefriergetrocknete Tütenmahlzeiten von Adventure Food. Die haben uns ziemlich gut geschmeckt. Es gibt auch eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten. Zum Nachtisch dann natürlich ein paar Stücke Schokolade. Mit dem Gaskocher Amicus von Soto mit New River Pot Kochtopf hatten wir einen sehr leichten und sicheren Kocher, der für die Art der Nahrung (kein großes Kochen) vollkommen ausgereicht hat. Als Gas hatten wir das Power Gas von Primus dabei. Eine 230-Gramm-Kartusche hat für uns und die Reisezeit gereicht.

Wasser

Das Wasser von fließenden Gewässern kann im Norden problemlos ohne Filter genutzt werden. Meist hatten wir nur unsere Tasse außen am Rucksack griffbereit, um direkt Wasser schöpfen und trinken zu können. Literweise Wasserschleppen ist nicht nötig.

Geld

Sowohl in Schweden als auch in Norwegen kann oft NUR noch mit (Kredit-)Karte gezahlt werden. Essen im Zug oder am Bahnhof sowie Schließfächer bekommt man nur nach Zahlung mit Karte. Wir haben gar kein Geld mehr gewechselt, da man wirklich überall mit Karte oder online zahlt.

  • Wanderstöcke zur Unterstützung im wegelosem Gelände und beim Durchqueren der Flüsse
  • GPS-fähiges Gerät zur Navigation bei Nebel

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