Anreise
Für die Maut der Anreiseländer haben wir mit unserem Wohnmobil/Oldtimer von neun Tonnen folgende Gebühren bezahlt:
– Tschechien: 0 € (kostenfreie Mautbox für Oldtimer)
– Slowakei: 10 € für 10 Tage (Wohnmobiltarif online = Kategorie M1)
– Ungarn: 20,46 € bzw. 7270 Forint für 10 Tage (Wohnmobiltarif online = Kategorie D2)
– Rumänien: rund 13 € bzw. 63,95 Lei für 90 Tage (Wohnmobiltarif online)
– Serbien: 33 € (Barzahlung an Mautstationen für Fahrzeug der Klasse III)
– Bulgarien: 9,49 € (streckenabhängiger Routepass ab 3,5 Tonnen)
– Türkei: ca. 43 € bzw. 512,5 Lira (HGS-System erhältlich in Postfilialen, vereinzelt Barzahlung an Mautstationen möglich)
Für wen eine Fahrzeuganreise keine Option ist, hält der Flughafen der Regionshauptstadt Erbil Direktflüge aus Deutschland parat, genauso wie Flugreisen mit Umsteigemöglichkeit in Istanbul.
Bitte betrachtet die genannten Preise und Infos nicht als gesetzt, da es regelmäßige Änderungen gibt.
Ein- & Ausreise
Die Einreise bedarf etwas Vorbereitung, lief bei uns aber reibungslos und war in wenigen Stunden erledigt. An der Grenze erhalten deutsche Staatsbürger ohne vorherigen Antrag Visa on arrival.
Doch zunächst zur Ausreise aus der Türkei: Zuerst sollte man eventuell fällige Mautforderungen in der Türkei bereits in einer Postfiliale (PTT) begleichen, da dies an der Grenze schwieriger realisierbar ist. Ob im undurchsichtigen türkischen Mautsystem Forderungen offen sind, erfahrt ihr nach Eingabe eures Kennzeichens (Plaka Numarasını) auf dieser Seite: https://hgsmusteri.ptt.gov.tr/mobil/hgs.jsf
Da bei der Ausreise am türkischen Grenzübergang Habur der Fahrzeughalter im Auto getrennt von den restlichen Passagieren abgefertigt wird, ist eine passenger list nötig. Diese ist mitunter in grenznahen Hotels erhältlich oder auch mit Durchfragen am bewachten Parkplatz an der Grenze.
Eine ähnliche passenger list wird für die Einreise in den Nordirak benötigt. Diese erhielten wir allerdings ohne Probleme von den Grenzbeamten. Danach erfolgte die Kontrolle des Covid-Status und direkt im Anschluss konnten wir in die Halle zur Visabeantragung. Wir erhielten 30 Tage. Gekostet hat dies 100000 Dinar pro Person (60,61 €). Da diese Gebühr vor Kurzem noch in Dollar bezahlt werden musste, waren wir darauf nicht vorbereitet. Im Café nebenan ist jedoch Geldwechseln möglich. Um 510 US Dollar zum tagesaktuellen Kurs in Dinar zu tauschen, bezahlten wir 20 Dollar Gebühr. Euro wären zum Tausch ebenfalls möglich gewesen. Soweit wir wissen, gelten die im Nordirak ausgestellten Visa nur für die Autonome Region Kurdistan. Aus Sicherheitsbedenken haben wir jedoch nicht ausprobiert, in den Restirak zu fahren.
Bei Einreise ins irakische Kurdistan werden 30 US Dollar pro Fahrzeug fällig. Weitere Kosten fallen nur an, wenn bei Ausreise ein anderer Grenzübergang als bei der Einreise genutzt wird. In diesem Fall werden weitere 38.000 Irakische Dinar (ca. 23 €) beim Verlassen des Landes erhoben. Ein Carnet de Passage ist nicht nötig. Sofern man plant, den Irak wieder am gleichen Grenzübergang zu verlassen, ist es üblich, dass der Pass des Fahrzeughalters bei der Einreise einbehalten wird.
Außerdem sollte man zum Zeitsparen wissen, wo sich am Auto die Fahrgestellnummer befindet. Diese wird bei Einreise nämlich kontrolliert, um Fahrzeugdokumente in Landessprache auszustellen.
Auf die pandemiebedingten Reisevorschriften gehen wir hier nicht näher ein, da sie noch kurzfristigeren Änderungen unterworfen sind, als die eigentlichen Grenzformalitäten.
Aktuelle gute Informationen zum Grenzübertritt an den jeweiligen Übergängen fanden wir oft in der Handyapp iOverlander oder von anderen Reisenden. Die Ausführungen des Auswärtigen Amts waren dafür weniger hilfreich.
Beste Reisezeit
Wir haben den Nordirak im Spätherbst/zu Winterbeginn besucht, was uns die sommerliche Hitze erspart hat. Grundsätzlich war dies eine gute Reisezeit, da in den Niederungen die Temperaturen angenehm mild waren. Gleichzeitig lag aber bereits Schnee in den Bergen (ab ca. 1500 Metern ü. NN), weshalb wir auf dem Korek Mountain weiße Weihnacht verbringen konnten.
Sehr lohnenswert sind auch Frühjahr/Frühsommer, da dann größere Landstriche in frischen Grün erstrahlen, die sonst mehrheitlich beigebraun sind.
Sprache
Mit Englisch sind wir insgesamt sehr gut zurechtgekommen. In den Städten und Wirtschaftsregionen sprachen es viele Passanten und Angestellte. Ganz vereinzelt trafen wir auch Leute mit Deutschkenntnissen. Viele unserer Gesprächspartner gaben an, auch Arabisch zu sprechen, was sich ganz gut mit der Handyapp des Google Translator übersetzen ließ (zum Schreiben auch offline downloadbar).
Schwieriger war dagegen das Übersetzen von Kurdisch. Kurmandschi (Nordkurdisch) ist mittlerweile in der App des Google Translator verfügbar, nur leider nicht als Offlineversion. Zudem erschien uns die Übersetzungsqualität nicht allzu gut. Sorani (Zentralkurdisch) konnten wir leider gar nicht übersetzen. Wenn sich einmal gar keine gemeinsamen Vokabeln oder Handzeichen zur Verständigung fanden oder unser Gegenüber nicht lesen konnte, war ein kleines Bildwörterbuch sehr hilfreich. Ein Beispiel hierfür habe ich weiter unten im Literaturverzeichnis erwähnt.
Absolut empfehlenswert: ein paar gängige Worte wie „Hallo“, „Danke“, „Tschüss“ auf Kurdisch und Arabisch zu erlernen, da das noch einmal genauso viele Türen und Herzen öffnet wie das Lachen unserer Kinder.
Geld
Grundsätzlich wird mit Irakischen Dinar bezahlt (Wechselkurs zum Reisezeitpunkt: 1650 Dinar für 1 €). In den großen Städten wie Dohuk, Erbil und Sulaimaniyya gibt es Geldautomaten (häufig in den Malls), um teilweise auch gebührenfrei Dinar per Kreditkarte zu erhalten. Mastercard ist dabei verbreiteter. Automaten für die Visakarte lassen sich aber auch finden.
Außerhalb großer Einkaufstempel ist Barzahlung üblicher als Kartenzahlung. Zudem ist es hilfreich, einen kleineren Betrag in US-Dollar dabei zu haben, was Wechselgebühren vor Ort erspart. Die Gebühren zur Fahrzeugeinreise ließen sich nur in Dollar bezahlen. Zeitweise traf dies auch auf die Visagebühren an der Grenze zu. Im Moment benötigt man dafür allerdings Dinar. Euro werden zum Geldwechseln vor Ort auch akzeptiert.
In dem einem Monat unseres Aufenthalts waren für uns die Lebenshaltungskosten in Bezug auf Essen und Restaurantbesuche ähnlich hoch wie in Deutschland. Frisches Obst und Gemüse vom Straßenhändler ist allerdings günstiger. Der Dieselpreis war über die Hälfte günstiger als zum gleichen Zeitpunkt in Deutschland.
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