Räder und Ausrüstung
Die gut asphaltierten iranischen Straßen erfordern keine speziellen Tourenräder oder Reifen. Flickzeug dennoch in ausreichender Menge mitnehmen – hauchdünne Drähte geplatzter LKW-Reifen dringen selbst durch die verstärkten Marathon Mondial von Schwalbe. Fahrräder sollten bei Ausflügen ins Elbursgebirge mit guten Scheinwerfern ausgestattet sein, da es so manchen schlechtbeleuchteten Tunnel zu durchfahren gilt.
Bei starkem Gewitter und Schneefall am Damavand bewährt sich einmal mehr unser sturmsicheres Zweipersonen-Zelt von Hilleberg (Nallo 2 GT). Für Wüstenfahrten eignen sich Wassersäcke, die nach heißen Tagen auch die abendliche Dusche ermöglichen. Leitungswasser sollte unbedingt vor dem Verzehr behandelt werden, wir nutzen gern die Wasserfilter von Sawyer. Die lassen sich sowohl auf Ortlieb-Säcke als auch die meisten PET-Flaschen schrauben und halten ewig – das spart so manchen Müll, der in Iran auf wilden Halden landet. Für längere Wüstentouren unbedingt ausreichend Sonnenschutz (Hut und Nackenschutz, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, starke Sonnenbrille) denken. Vorsicht vor Skorpionen und Taranteln, die sich gern in offenen Radtaschen und Schuhen verstecken. Spirituskocher werden im streng muslimischen Land wohl kalt bleiben, denn der Verkauf von Ethanol ist strengstens untersagt. Auch Gaskartuschen sind nur schwerlich erhältlich. Gute Erfahrungen machen wir mit einem Multifuel-Kocher von Trangia.
Straßen/Verkehr
Der Straßenbelag der allermeisten Straßen ist erstaunlich gut, mitunter perfekt: breite Spuren auf den Autobahnen und stets ein Seitenstreifen. Auch die Nebenstraßen sind fast immer geteert und in nahezu paradiesischem Zustand, zumindest für Waschbrettpisten-Kenner. Großer Minuspunkt ist allerdings das hohe Verkehrsaufkommen entlang dicht besiedelter Regionen. Die Fahrzeuge sind meist sehr alt, sehr laut, sehr dreckig, und die Luft zum Schneiden. Hinzu kommt die „gewöhnungsbedürftige“, scheinbar regellose Fahrweise der Iraner und ihr Faible für lautes Hupen. Am iranischen Wochenende, also Freitags und Samstags, nimmt der Verkehr auch in ländlichen Gebieten zu, dann fahren die Familien picknicken.
Übernachtung
Das Zelten ist im muslimisch geprägten Iran zwar sicher, aber oft nur schwer durchsetzbar: die Einheimischen fürchten zu oft um unser Leben und warnen vor Kälte und gefährlichen Tieren (die es nicht gibt). Wir müssen uns regelrecht verstecken, um nicht entdeckt und „weggefangen“ zu werden. Einmal ruft ein Besorgter gar die Polizei, die uns schließlich in die nächste Moschee eskortiert. Diese oder Koranschulen können Radler auch ansteuern und um Übernachtung bitten – allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass die Glaubensgemeinde häufig nur wenig Privatsphäre lässt. Ebenso erlebnisreich wie stressig gestaltet sich die Übernachtung im Haus der Einheimischen. Die gesamte Großfamilie und Nachbarschaft steht dann Schlange zum Selfie-Knipsen, ins Bett kommen wir nach vielen Gesten und Höflichkeiten um frühestens 23 Uhr, meist jedoch erst nach Mitternacht.
Wir überlegen uns daher schon am frühen Abend, ob wir bei Familien übernachten oder versteckt zelten wollen. Fällt die Wahl auf Ersteres, müssen wir lediglich etwas länger suchend in eine Karte blicken, über einen Markt streifen oder in einem Laden einkaufen und – schwupps! – folgen Einladungen. Hotels sind auf dem Land mitunter relativ teuer und rar.
Landschaft
Anders als von uns erwartet hat die iranische Landschaftsvielfalt deutlich mehr zu bieten als steinige Wüsten. Im Norden dominiert das Elburs-, im Süden und Westen das Zagrosgebirge mit hohen, je nach Jahreszeit schneebedeckten, Gipfeln und steilen Pässen. Zwei Drittel des Landes nimmt das zentrale Hochland ein, das weder hoch noch kühl sondern trocken, heiß und staubig ist. Dazwischen liegen zum Teil riesige Becken wie die Lut oder Große Kawir-Wüste, deren Querung besonders in den Sommermonaten eine echte Herausforderung darstellt. Der nördliche Rand des Landes ist fast subtropisch warm und feucht, der südliche Teil nahe des Persischen Golfs vor allem im Sommer unerträglich heiß und schwül. Der Iran weist mehrere Naturschutzgebiete aus, wobei hier freilich andere Standards als in Deutschland gelten. Die Umweltverschmutzung ist in manchen Ecken erschreckend hoch, das Umweltbewusstsein ebenso niedrig. Aufgrund der extensiven Landwirtschaft sind Flora und Fauna dennoch sehr abwechslungsreich. Im Golestan-Nationalpark sollen noch Geier, Leoparde, Gepardeund Bären vorkommen. Vorsicht hier vor Wildschweinen: Nahrungsvorräte sollten nachts in die Bäume gehangen werden.
Kommentar schreiben