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Deutschland: Ein Ausflug ins Winterwunderland

Deutschland: Ein Ausflug ins Winterwunderland

Klirrende Kälte, strahlend blauer Himmel und Weiß, wohin das Auge schaut. Das ist Winter, wie er sein sollte. Der gemeine mitteldeutsche Winter macht jedoch meist nicht viel Lust auf diese eigentlich so zauberhafte Jahreszeit. Meist herrschen tristes Grau-in-Grau und feuchtkalte Luft mit gefühlten -30 Grad. Wenn es dann noch regnet und stürmt, ist die kalte Jahreszeit wirklich nur noch auf dem heimischen Sofa zu ertragen. Und flockt es doch mal leicht und locker vom Himmel, bricht meist ein mittelgroßes Chaos aus und sowieso ist es meist schnell wieder vorbei mit der weißen Herrlichkeit. Ein mitteldeutscher Winter ist nicht nur mittelmäßig – er ist oft nicht mal ein Winter.
Damit abfinden? Muss nicht sein. Denn so weit ist das Winterwunderland gar nicht entfernt. Schon mal mit dem Erzgebirge versucht? Dank voranschreitender Klimaerwärmung muss man leider auch hier ein wenig Glück haben, aber die Chancen auf Schnee liegen gar nicht so schlecht, hat man die Leipziger Tieflandsbucht einmal verlassen. Also auf geht’s ins Erzgebirge!

Ins Erzgebirge? Jeder kennt es, aber wer war wirklich schon mal da? Nun, deshalb dieser Bericht, der hoffentlich Lust auf die kalte Jahreszeit macht und vielleicht sogar Lust auf einen Ausflug in dieses unterschätzte Mittelgebirge, wo der Winter oft so gar nicht mittelmäßig ist.

Im Folgenden möchte ich also einen Tagesausflug nach Oberwiesenthal vorstellen, den ich so mit einer Austauschschülerin aus Australien unternommen habe. Sie hatte noch nie vorher Schnee gesehen. Wenn ich beim Leser hier auf ähnliche Begeisterung stoße wie bei ihr, dann habe ich mein Ziel wohl weit übertroffen. Kennt man dieses aufgeregte Wedeln mit den Händen vor dem Gesicht eigentlich auch in der europäischen Kultur?

Die Anreise braucht Zeit
Wie es aber Gebirge so an sich haben, ist die Annäherung meist ein wenig mühsam. Gerade im Winter. Nimmt man Zug und Bus, braucht man von Leipzig schon gute drei Stunden. Baut man noch eine nostalgische Bahnfahrt mit ein, dauert es noch etwas länger. Dafür fährt man aber mit einer Dampflok durch den im besten Falle tief verschneiten Winterwald, anstatt im Bus zu sitzen, welcher vielleicht im Stau steckt, weil wieder mal ein Flachländer an einem der zahlreichen Steilstücke hängen geblieben ist. Soviel zur Anreise mit dem Auto. Die ist natürlich im Normalfall schneller – aber was ist im Erzgebirge schon normal?

Chemnitz ist durchaus auch eine Reise wert
Egal ob mit Bahn oder Auto – immer muss man durch das vom gemeinen Leipziger so wenig geschätzte Chemnitz. Wer jedoch einmal den höchsten Weihnachtsbaum Sachsens sehen und über den traditionell geschmückten Weihnachtsmarkt schlendern möchte, der sollte sich die Zeit nehmen und vielleicht einen Wochenendtrip aus der Tour machen. Auch wer sich für Industriegeschichte und Architektur interessiert, sollte Chemnitz nicht links liegen lassen. Wirklich nicht.

Nostalgische Bahnfahrt
Aber wir interessieren uns ja hier weder für die Kunstsammlungen noch für die Architektur der Moderne, sondern wollen weiter ins Gebirge. Auch die schöne Bergstadt Annaberg lassen wir hinter uns und steigen erst in Cranzahl aus der Regionalbahn. Weiter geht es mit der Fichtelbergbahn, einer dampfbetriebene Schmalspurbahn, die uns nach Oberwiesenthal bringt. Wir sitzen dritter Klasse auf Holzpritschen, das Wetter ist durchwachsen, dichte Wolken vor den Fenstern verhindern jegliche Fernsicht. Aber Schnee liegt schon recht viel am Streckenrand. Und wie es eben so im Leben ist: Wenn man etwas wagt, wird man auch belohnt. Kurz bevor wir jegliche Hoffnung auf ein Wetterwunder fahren lassen, reißt die Wolkendecke auf und wir haben freie Sicht auf das Winterwunderland. Der Fichtelberg erhebt sich vor uns und die gelben Masten seiner Bahn sind der einzige Kontrast im weißen Weiß der Winterlandschaft. Neben dem blauen Himmel natürlich. Wir sind sprachlos.

Auf nach oben mit Hilfe!
Also kurz durchatmen in der dünnen Luft der höchsten Stadt Deutschlands. Und dann hoch auf den höchsten Berg der DDR. Also der ehemaligen. Wir nehmen den 4er-Sessel nach oben, ausgesetzt der eisigen Kälte des Berges. Wir könnten auch die große rote Kabine der Fichtelbergbergbahn nehmen – die älteste Seilbahn Deutschlands, noch so ein Superlativ. Aber wir schweben im Lift sanft und einsam über die weißen Zipfel der Wipfel auf den Gipfel.

Schneewunder
Täuscht das? Sind wir vielleicht schneeblind geworden? Wir sehen wirklich nur Weiß. So muss es in der Arktis sein, nur nicht so kalt. Am Horizont, irgendwo unter den Wolken, muss Leipzig liegen. Doch hier oben sind wir in einer anderen Welt. Einer Welt aus Schnee und Eis, wo nur wir dahinschmelzen vor Begeisterung. In der anderen Richtung, jenseits der sonst so grünen Grenze, erblicken wir den Keilberg, den großen Bruder und größten Konkurrenten unseres Berges. Heute sind wir versöhnt und können unser Glück kaum fassen – unsere Gesichter sind gefroren, aber unsere Herzen glühen ob der Schönheit dieses Zaubers.

Zu Fuß runter
Nach einem kurzen Imbiss, bei dem wir uns mit einer Bockwurst wieder in die sächsische Realität zurückgebracht haben, machen wir uns wieder auf den Weg nach unten. Diesmal zu Fuß, denn zahlreiche Wanderwege führen um und auf den weißen Berg und dies auch im Winter. Unten schauen wir uns noch mal in der Stadt um, aber das ist nichts gegen unser Gipfelglück. Schöner als oben kann es hier nicht sein. Also steigen wir wieder in unser Bähnlein und fahren aus der Zauberwelt zurück in die Realität des deutschen Durchschnittswinters. Sind es drei Stunden oder vier …? Egal. In Leipzig liegt kein Schnee, aber wir haben ihn gesehen. Und nächstes Wochenende fahren wir in den Harz. Oder ins Riesengebirge.

Was kann man noch alles da oben machen?
Neben dem entspannten Winterwandern bietet das Skigebiet am Fichtelberg natürlich noch eine Reihe anderer sportlicher Betätigungen. Skifahren, Rodeln, Schlittschuhlaufen … und natürlich auch die in den Alpen sehr beliebte Sportart Après Ski hat mittlerweile im Erzgebirge Einzug gehalten. Mit ein paar Tassen Glühwein sollten sich auch die Sprachprobleme verflüssigen lassen. Die Erzgebirger gelten aber durchaus als trinkfest und nicht selten landet der ein oder andere Flachländer unterm Tisch und ward nie wieder gesehen.

Kosten
Die Kosten für den Tagesausflug liegen leider nicht weit entfernt von denen eines Flugtickets nach Mallorca. Für die Zugfahrt kauft man am besten ein Sachsen-Ticket und für den Bus bzw. für die Fichtelbergbahn kommen nochmal knapp 15 Euro für Hin- und Rückfahrt hinzu. Die Fahrt mit dem Sessellift bzw. der Bergbahn schlägt mit 7 Euro zusätzlich aufs Gemüt. Wer ein Auto hat, kann die 140 km natürlich auch mit diesem zurücklegen. Aber schöner und gemütlicher ist es sicher mit dem Zug.

Übernachten und Essen
Übernachtungen gibt es in allen Preislagen und man kann sogar bei Jens Weißflog persönlich übernachten. Beim Essen gibt es ebenfalls ein vielfältiges Angebot jenseits vom Drei-Gänge-Menü „Bockwurst, Brötchen und Senf“. Wer ein Auto hat, für den bietet sich natürlich ein kulinarischer Ausflug ins nahe Tschechien an. Dort gibt es traditionell Böhmische Knödel mit Gulasch und Sauerkraut. Und sonst nicht viel mehr.

Sprache
Eine andere Grenze übertritt man aber vorher schon, denn spätestens nach Chemnitz überschreitet man die Sprachgrenze. Das Erzgebirgische ist nicht einfach eine Fortführung des meißnischen/sächsischen Dialekts, sondern eine eigenständige Mundart, die jenseits von Chemnitz und Zwickau wirklich schwer zu verstehen ist. Der Erzgebirger ist stolz auf seine Sprache und warum sollte er es auch nicht sein!? Ein wenig Zeit braucht es also, um sich an die fremde Sprache und die fremden Worte zu gewöhnen, aber denkt man über einige Begriffe und Ortsbezeichnungen länger nach, erscheinen sie einem als durchaus logisch und sind für die Einheimischen auch ein Stück Heimat und Kulturgut. Und die Straßenschilder sind der Einfachheit halber zum Glück auch noch in Hochdeutsch gehalten.

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Wetter und Webcam für die Skigebiete – auch im Erzgebirge

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Infos über das Skigebiet am Fichtelberg, auch mit Winterwanderwegen

fichtelbergbahn
Infos über die Fahrt mit der Fichtelbergbahn

Wer lieber analog etwas über das Erzgebirge und seine Kultur erlesen möchte, der sollte sich einmal auf den Seiten des Chemnitzer Verlages umschauen.
Hier gibt es neben praktischen Büchern wie dem „Reiseführer Erzgebirge“ oder dem Bild- und Textband „Silbernes Erzgebirge“ auch eine Auswahl an Büchern, die die Kultur und das Brauchtum des Erzgebirges zum Thema haben.

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