Mit einer letzten Station gelangten wir am Montagabend in Shkodra an, einer Stadt im Norden Albaniens, die uns trotz des Mülls und der irren Lautstärke sofort faszinierte. Hier hatten wir noch einen Abend Ruhe und fuhren am nächsten Tag mit einem Offroad-Jeep, den wir über ein lokales Touristenbüro für 8 Euro pro Nase charterten, hoch in die Berge. Die Tour war jeden Cent wert, auch wenn der Fahrer, kein Wort Deutsch-Englisch oder irgendwas sprechend, unsere Nerven strapazierte, indem er alle 5 Meter anhielt, um seine Monatseinkäufe zu machen. Spätestens auf den letzten 15 Kilometern, die nur noch offroad in steilen Serpentinen und zunehmender Dunkelheit verliefen, machten sich die Routine und das Können des Fahrers bemerkbar. Wir waren nun also am Mittwochmorgen, dem 1.8., drei Tage vor dem „Reiseplan“, so weit, den ‚Peaks of the Balkans‘ zu starten. Ab hier wird es jetzt eigentlich erst richtig interessant. Alpin wandern – darunter kann man sich schon was vorstellen. Man hat einen bissigen Anstieg und läuft dann irgendwann oben auf dem Berggrat tagelang entlang. Auf dem Balkan ist das ein wenig anders. Man läuft am Morgen den Berg hoch, mit Höhenunterschieden bis zu 1.500 m und das läuft man dann am Nachmittag auf der Rückseite wieder runter. Ziemlich schlauchend und anstrengend. Nach dem ersten Anstieg wurde ich schon verflucht. Linda hatte wohl innerlich so halb beschlossen, einfach wieder runterzulaufen und direkt ans Meer zu fahren …
Das Meer war ebenfalls sehr eindrücklich, leider nicht immer positiv (Müll, Lautstärke, …)
Verlassene, einsame Strände fanden wir eher nicht, selbst die Geheimtipps der Locals entpuppten sich als Massen- und Partytourismus. Mit sehr viel Pech entwickelt sich das dort zu einem zweiten Ballermann. Trotzdem: Wir hatten eine schöne Wanderung durch einen Canyon. Dort hat eine DAV-Sektion Routen eingebohrt. Ich habe mich ganz schön geärgert, dass das Kletterzeug in good old Germany lagerte. In unmittelbarer Nähe zum Meer klettern, das wäre schon nicht schlecht gewesen. Trotz unserer eigentlichen Meereslust hielten wir uns dort nicht so lange auf. Ob man will oder nicht: Es ist so konträr zu den Bergen. Als Deutscher wird man sofort als Einheitstourist wahrgenommen. Ein bisschen Individualismus und vor allem die Ruhe und Freundlichkeit der Berge fehlten uns. Wir trampten anschließend nach Tirana.
Tirana, die Hauptstadt Albaniens, ist einen Ausflug wert. Einheimische rieten uns mehrfach davon ab, in der Hauptstadt irgendwo, sei es noch so abgelegen, zu zelten, so dass wir in den Genuss eines Hostels und einer kühlen Dusche kamen. Auch nicht so verkehrt! Über’s Städtereisen will ich hier allerdings nicht so ausschweifend berichten.
Wir freuten uns irgendwann auf den Rückweg, das Trampen, die Kultur, die Leute. Auf dem Rückweg lernten wir noch Schweizer kennen, die ihre montenegrinische Verwandtschaft auf einer Hochzeit besuchten. Irgendwie ist es passiert, dass wir in Wander- und Strandklamotten auf einer 600-Mann-Hochzeit landeten und das Großfamilienflair (tatsächlich waren über die Hälfte der anwesenden Gäste Verwandte!) mal ganz anders kennenzulernen.
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