Von Salzburg nach Villach
In Salzburg kommen wir durch eine Verzögerung auf der Bahnstrecke erst am frühen Abend an und fahren direkt zu unseren Zeltplatz ca. 10 km vom Bahnhof entfernt. Wer erst mal langsam mit dem Urlaub beginnen möchte, kann hier sicher auch einige Tage verbringen, schlemmen, auf den Spuren Mozarts lustwandeln oder in die (Archtiektur-)Geschichte eintauchen. Wir beschließen, den Punkt „Stadtbesichtigung“ zu verschieben, schließlich soll die Stadt am Ende der Radtour der Ausgangspunkt für unsere Rückreise mit der Bahn sein. Ein paar Tage bewegen wir uns durch Österreich in Bilderbuch-Sommerwetter, teils ist es bei deutlich über 30 °C schon anstrengend, doch größere Steigungen gibt es glücklicherweise nicht, da der Radweg bis Schwarzach fast ausschließlich an der Salzach entlangführt. Von dort geht es dann ein paar kurze, aber knackige Anstiege nach oben, bis der Radweg durch den Klammtunnel führt. Dieser ist auf seiner Länge von 1,5 Kilometern mit einer eigens abgetrennten Radspur ausgestattet, Beleuchtung ist dennoch angebracht und Lärm sowie Abgase lassen das Ende herbeisehnen. Danach ist erst mal radfahrerische Entspannung angesagt, doch nicht lange: Nach Bad Gastein geht es dann wirklich (!) steil nach oben bis in das Stadtzentrum, durch das ein beeindruckender Wasserfall nach unten stürzt. Die Plackerei lohnt sich vor allem für Fans der Gründerzeitarchitektur und des morbiden Charmes: Viele ehemalige Prunkhotels, in der Belle Époque um die letzte Jahrhunderwende erbaut und von den Schönen und Reichen für Thermalquell-Kuren aufgesucht, stehen seit vielen Jahren leer und wirken wie geisterhafte Zeugen vergangener Zeiten. Einige bezeichnen den Ort als Mekka der Hipster, die hier ihr „altes Berlin-Mitte“ wiederfinden, und die Einwohner selbst versuchen, neue Konzepte für den ehemaligen Nobelkurort zu entwickeln, die Bauten aus den verzwickten Eigentumsverhältnissen zu befreien und vor dem Verfall zu retten. Das Gelingen bleibt ihnen zu wünschen.
Kurz hinter Bad Gastein wartet schon das nächste Abenteuer: Durch das Bergmassiv der Hohen Tauern geht es mit der Tauernbahn, die neben Kraftfahrzeugen in einem eigenen Waggon auch Radreisende und ihre Zweiräder transportiert. An der Möll und Drau entlang führ der Weg zuerst nach Spittal und dann nach Villach. Von dort fahren wir mit dem Zug nach Klagenfurt, wo wir zwei Tage bleiben, um unsere Tour danach genau an dem Punkt fortzusetzen.
Endlich Italien!
Rund 30 Kilometer hinter Villach überfahren wir die Grenze zu Italien. Bis Camporosso verlangt die Strecke dann noch ein bisschen Durchhaltevermögen bis schließlich der schönste Abschnitt der Strecke beginnt: Auf einer alten, nun asphaltierten und für Radreisende ausgebauten Bahntrasse entlang führt der Weg durch das Kanaltal. Dabei geht es immer leicht bergab und durch viele Tunnel (bis auf einen waren alle beleuchtet), was ein entspanntes Dahinradeln ermöglicht. Die Augen können sich währenddessen kaum sattsehen an den Bergen, dem türkis schimmernden Flusslauf der Fella, kleinen Orten und alten Bahnhäuschen – teils als Raststätten für Radfahrende wieder hergerichtet. Rund 40 Kilometer Glückseligkeit auf zwei Rädern!
Durch immer flacher werdendes Land, die Alpen nur noch im Blick zurück sichtbar, geht es dahin bis Udine. In der Innenstadt schlägt das Herz historisch und architektonisch Interessierter höher. Wir gieren bei fast 40 °C nach Schatten, Wasser, frischen Tomaten – und natürlich Gelato (Favorit: Pinienkerneis). Doch lange können wir nicht bleiben, denn Udine liegt ungefähr auf der Hälfte der längsten mit über 100 Kilometern längsten Etappe, die leider zwischendrin keinen Campingplatz bietet. So haben wir auch für das 1503 als Festungsstadt gegründete Palmanova kaum Zeit und an Aquileia fliegen wir ebenso vorbei. Das Meer können wir nun schon fast schmecken und kehren am Ende des Tages vor der Brücke nach Grado auf einem von Mücken nur so wimmelnden Zeltplatz ein – die Zieleinfahrt wollen wir uns für den nächsten Morgen aufsparen. Mit der Fahrt über die fünf Kilometer lange Brücke auf die Insel läuten wir dann ein paar Entspannungstage auf dem Campingplatz ein, bevor es für ein paar weitere Tage nach Venedig geht.
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