Uns bleiben noch 10 Tage in Kambodscha, bevor wir das Land verlassen müssen. Unser 30-Tages-Visum läuft aus und wir wollen weiter nach Laos. Kurzerhand entscheiden wir uns, auf das Anraten eines Mitarbeiters des Resorts hin, zwei gebrauchte Motorräder zu kaufen und damit unsere Reise durch Südostasien fortzusetzen. Über die Facebook-Seite „Honda Win Cambodia & Nearby Public Group“ finden wir genau das, was wir suchen. In Kampot, einer kleinen Hafenstadt mit Flair, schließen wir den Deal ab und fahren nach Siem Reap, wo wir den größten Sakralbau der Welt und das UNESCO-Weltkulturerbe Angkor Wat besuchen. Angkor wurde unter König Suryavarman II. im 12. Jahrhundert errichtet und dient noch immer als buddhistischer Tempel und Pilgerstätte für Mönche. Bekannt ist der Tempel Ta Phrom, aus Filmen wie Indiana Jones und Tomb Raider, die vor seiner Kulisse spielen. Riesige, alte Bäume, die ein bisschen wie Langhalsdinosaurier aussehen, bewachsen die alten Mauern und Tempelruinen. Ein gigantischer Anblick! Um den gesamten Tempelkomplex zu erkunden, bräuchte man mindestens zwei Tage. Wir bestaunen an einem Tag fast alle Highlights und düsen dann weiter in Richtung der Grenze zu Laos. Im Norden entdecken wir abseits der Straßen viele Reisfelder. Das Land ist grundsätzlich sehr flach, abgesehen von den Cardamom Mountains. Auch dichten Wald gibt es fast nur noch in den Bergen und ein paar kleinen Nationalparks. Neben Bananen, Mangos und Cashews wird im Norden Kambodschas auch Taro angebaut. Dabei handelt es sich um ein Wurzelgemüse, ähnlich der Kartoffel, das überall am Straßenrand geraspelt zum Trocknen ausliegt. Vorher hilft die ganze Familie beim Schälen mit.
Am nächsten Tag kommen wir gegen 16 Uhr in Stung Treng an, einer nicht besonders schönen Stadt am Mekong ca. 60 km südlich der laotischen Grenze. Sie dient hauptsächlich als letzter Halt für Reisende vor der Grenze. Auch wir frühstücken noch ein letztes Mal auf einem einheimischen Markt.
Unser absolutes Lieblingsessen ist Kuy Teav, eine Suppe mit Reisnudeln, einer Art Omelette, Kräutern, Sprossen, grünen Bohnen, Fischsauce, frittiertem Knoblauch und gehackten Erdnüssen. Danach noch eine Mango oder Drachenfrucht und unser Magen ist glücklich!
Im Internet haben wir von einem Entwicklungszentrum für Frauen gelesen, welches ihnen Zugang zu Bildung und Handwerk gibt. Ein Handwerk, welches viel Präzision, Fingerfertigkeit und Konzentration erfordert, ist das Weben. Zuerst werden die Seidenfäden gefärbt und dann aufwendig auf den alten Webstühlen weiterverarbeitet. Das Stung Treng Women’s Development Center bietet den Frauen die Möglichkeiten, in einem Info Knowledge Center Englisch zu lernen und mit der Arbeit am PC vertraut zu werden. Außerdem können sie ihre Kinder im Kindergarten abgeben. Die meisten der hier produzierten Waren werden nach Japan oder Großbritannien verschickt und davon bekommen die Frauen Geld zum Leben.
Wir fahren weiter mit dem Motorrad über eine Schotterstraße zum einzigen Grenzübergang an die laotische Grenze. Dort müssen wir, um mit unseren Motorrädern zu passieren, jeder 10 Dollar Schmiergeld zahlen, ohne die wir nicht weiter gekommen wären. Der Grenzübergang wird zu einem Korruptions-Schauspiel erster Klasse, bei dem geschickt beide Grenzposten zusammen ihr Spiel spielen, um Touristen abzukassieren. Wir verlassen das Land mit gemischten Gefühlen. Wir hatten im Vorfeld unserer Reise von Kambodscha eigentlich nur wenig Vorstellungen außer dem Wissen über die grausame Vergangenheit der Roten-Khmer-Zeit und den Billiglohnfabriken, die für den Westen arbeiten. Kambodscha bleibt für uns in Erinnerung als ein Land, das auf der Suche nach einer neuen Identität ist. Es gibt viele Probleme, die die Menschen plagen wie Korruption, niedrige Löhne, schlechte Infrastruktur und soziale Probleme aus der Vergangenheit. Trotzdem begegnen einem die Menschen freundlich und interessiert. Für uns war das Land auf jeden Fall eine Reise wert!
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