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Reise durch Tadschikistan, Afghanistan und China

Reise durch Tadschikistan, Afghanistan und China

Seit nunmehr vier Jahren reise ich in Richtung Zentralasien und hierbei ist stets Afghanistan der Schwerpunkt. Land und Menschen halten mich nach wie vor fest und ich habe das Gefühl, dass ich hier noch nicht fertig bin. Nachdem eine Reise im Frühjahr krankheitsbedingt in der Notaufnahme von Chorugh in Tadschikistan beendet war, entschloss ich mich, diesmal von Dushanbe mit einem Abstecher nach Afghanistan weiter nach Kirgisistan und zum Schluss nach Xinjiang (China) zu reisen.

China als logische Erweiterung der vorherigen Jahre stand prinzipiell auch schon lange auf dem Plan, nun sollte es soweit sein!  Für die Tour hatte ich etwa drei Wochen zur Verfügung. Nach den ersten Tagen war eine etwa einwöchige Trekkingtour in Afghanistan entlang des Pandsch geplant. Hier wollte ich von Vanj über die Grenze und dann in Chorugh wieder in Tadschikistan einreisen. Es sollte sicherheitsbedingt etwas anders werden, aber dazu später … In Woche 2 stand eine Art Roadtrip von Chorugh weiter über Murgab, Sarytasch und weiter nach Kashgar auf dem Plan, was ich mir dann in der letzten Woche ausgiebig anschauen wollte, um dann nach einer Fahrt im Nachtzug nach Ürümqi zurückzufliegen.

Ich kann eigentlich gar nicht genau sagen, warum mich diese Gegend weiterhin so anzieht. Es sind die Menschen, die Kultur, das einfache Leben, die Sprache. Dadurch, dass ich vor ein paar Jahren angefangen habe, etwas Persisch zu lernen, habe ich nun einen besseren Zugang zu den Menschen und das wertet die Reisen deutlich auf.

Der Start in Dushanbe begann recht entspannt. Nachdem ich morgens ca. 5 Uhr angekommen war, wollte ich kurz in dem Hostel, in welchem ich im Frühjahr übernachtet hatte, Geld wechseln. Ich wurde sehr freundlich empfangen und durfte auch erst weiter, nachdem ich gegessen hatte: „First you eat and then you can go“ 🙂 Typisch tadschikisches Frühstück sind einige sehr ölig gebratene Eier mit Würstchen, dazu Tomate und Gurke sowie Brot. Es ging weiter zum Geldtauschen und dann zu den Ferntaxen. Die Prozedur gestaltet sich wiefolgt: Man verhandelt den Preis (obwohl es an sich Festpreise sind) und wenn der Jeep voll ist, geht es los. Da ich etwas Persisch gelernt habe und auch die Festpreise im Kopf hatte, blieb ich unbeeindruckt von den vielen falschen Preisvorschlägen und konnte mich relativ schnell durchsetzen.

Es ging über Stock und Stein ins Gebirge. Eigentlich wollte ich in Vanj über die Brücke nach Afghanistan und dort wandern. Leider war das aber nicht möglich. Auf dem Weg zum Grenzübergang kam ein Mercedes neben mir her gefahren und zwei mit Trainingshosen bekleidete Männer, wahrscheinlich Grenzbeamte auf dem Weg zur Arbeit, fragten mich, wohin ich denn wolle. Nachdem ich meine Absichten erklärt hatte, gaben sie zu verstehen, dass alles voller Taliban sei und ich meine Route ändern müsse. Man muss dazusagen, dass die Taliban auf der anderen Seite des Bergkamms sind, welcher unpassierbar ist, aber okay … ich habe die Route geändert.

Am gleichen Tag fuhr ich weiter Richtung Süden, nahm die Brücke in Ischkaschim und lief Richtung Wakhan-Korridor. Es war Herbstzeit und man konnte auf den Feldern überall die Menschen bei der Arbeit mit ziemlich altertümlichen Geräten sehen. In der Nähe meine Unterkunft traf ich einen Lehrer, welcher mich einlud, doch gern mit in die Schule zu kommen. Und so fand ich mich im Englischunterricht wieder und durfte ein paar kleinen afghanischen Kids Englisch beibringen. Eine sehr schöne Erfahrung.

Nach ein paar Tagen ging es dann wieder zurück über die Grenze nach Tadschikistan und Richtung Kirigisistan und China.

An der Kreuzung von Sarytasch in Krigisistan wollte ich schon vor Jahren nach links abbiegen und nach China reisen – diesmal war es soweit und ich war sehr aufgeregt. Nach dem sehr einfachen Leben in Tadschikistan, Kirgisistan und Afghanistan gab es an der Grenze die erste Überraschung: Absolutes High-Tech, wo man nur hinschaut! Beim Überqueren wurden allen Touristen (es gab neben mir einige Radtouristen) die Smartphones abgenommen und überprüft. Ich gab mein Nokia 109 ab und erhielt es mit einem seltsamen Blick direkt zurück. Dafür musste ich mein Notebook hochfahren und wurde nach „Shooting Photos“ gefragt. Nach dem „Vor-Check“ mussten dann alle für einige Dollar ein Sammeltaxi nehmen und 150 km landeinwärts zum „richtigen“ Grenzübergang fahren. Die gesamte Strecke war abgezäunt und videoüberacht. Sehr seltsam alles.

Der Hintergrund ist folgender: Die Region Xinjiang wird u. a. von ca. 13 Mio Uiguren bewohnt, welche muslimischen Glauben haben. Die Zentralregierung in China versucht, die absolute Kontrolle über das Gebiet zu erreichen, nicht zuletzt deshalb, weil auch die neue Seidenstraße durch die Provinz verläuft. Alle Fremden und die Uiguren selbst sind höchst verdächtig und das spürt man.

Die Reise ging weiter nach Kashgar. Ich saß mit einer Usbekin, welche einen russischen Pass hat, und weiteren zwei Han-Chinesen im Auto. Alle paar Kilometer mussten wir, also die Usbekin und ich, das Auto an Checkpoints verlassen und wurden komplett überprüft. Sie sagte: „Your Passport. Problem.“ Nun ja, locker bleiben und weiter geht’s. Die Chinesen (keine Uiguren) wurden nie kontrolliert und durften im Auto bleiben. Alle Uiguren in der Region müssen sich in den Städten an Checkpoints kontrollieren lassen, welche teilweise nur wenige hundert Meter auseinander liegen oder Wohnblöcke abschließen. An den Checkpoints wird kontrolliert, ob sich im Ausweis (welcher ein 3D-Foto enthält, in behördlichen Datenbanken sind außerdem auch Sprachproben und DNA gespeichert) ein Vermerk befindet. Dann werden sie verhört und ggf. wird der Polizist, welcher für sie zuständig ist, dazugeholt. Weiterhin wird das Smartphone kontrolliert, auf welchem eine Software installiert sein muss, die kontrolliert, mit wem telefoniert wurde und welche Webseiten besucht wurden. Ist diese Software nicht installiert, werden sie sofort verhaftet.

Kashgar ist sehr interessant und hat eine sehr lange Geschichte. Leider wurde die historische Altstadt zu großen Teilen abgerissen und durch eine „neue“ Altstadt ersetzt, welche ebenso 100 % videoüberwacht (mit Gesichtserkennung!) ist. Nur wer genau hinschaut, findet noch Ecken, welche historisch sind. Die folgenden Tage kreisten Kampfjets über der Stadt, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Man gewöhnt sich schlicht an das beklemmende Gefühl, macht sich jedoch auch ein Bild davon, wie es den Uiguren hier ergeht.

Nach einer Wocher Erkundung fuhr ich weiter nach Ürümqi und trat von dort nach einigen Tagen die Rückreise an. Die Reise war unglaublich spannend und interessant. Ich denke, dass es trotzdem gut ist, die Region selbst zu besuchen, Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln und in der Heimat zu erzählen.

Beste Reisezeit

Temperaturbedingt Frühling (ab Mai) und Herbst

Anreise/ Abreise

Anreise mit Turkish Airlines nach Dushanbe (Tadschikistan), Abreise von Ürümqi (China) mit selbiger Airline.

Visa

  • Kirgisistan: visafrei
  • Afghanistan: Über Afghanische Botschaft möglich (Reisewarnung!)
  • Tadschikistan: Man benötigt entweder 2 einfache Visa oder aber ein Visum mit doppelter Einreise. Ich wurde diesmal umfangreich befragt, als ich das Visum für die doppelte Einreise beantragt habe.
  • China: Die Visa-Beschaffung für China ist bei sinnvollem Visa-Antrag nicht schwer, man sollte jedoch darauf achten, nicht die Provinz Xinjiang im Antrag zu erwähnen. Dies ist in diversen Foren geschildert.

Übernachtung

Überall gib es ausreichend Gasthäuser und Homestays. In China, insbesondere in Xinjiang, akzeptieren viele Hotels und Unterkünfte keine Ausländer. Hier ist es sinnvoll, vorher im Internet zu recherchieren.

Fortbewegung

Sammeltaxis oder Marschrutka in Tadschikistan und Kirgisistan weit verbreitet, außerdem ausreichend Überland-Jeeps, die losfahren, wenn sie voll sind. Durch die Persisch-Kenntnisse wurde ich diesmal auch nicht übers Ohr gehauen, zumal ich die Preise schon kannte. In Xinjiang/China gibt es sehr guten ÖPNV sowie Fernzüge und Nachtzüge.

Geldautomaten

In Tadschikistan sowie Kirgisistan gibt es ATM, aber diese funktionieren manchmal nicht, deshalb besser Bargeld mitnehmen. Einen Taxifahrer in Kirgisistan habe ich sogar mit Euro bezahlt. In Badakhshan/Afghanistan gibt es keine ATM, auf jeden Fall Bargeld mitnehmen. In China gibt es reichlich ATM.

Sprache

In Kirgisistan und Tadschikistan überwiegend Russisch. In Tadschikistan und Afghanistan Persisch. In China etwas Englisch bzw. in wie auch in Kirgisistan ein Mix aus Türkisch/ Kirgisisch/ Uigur.

 

Eine sinnvolle Seite mit einigen Tipps ist caravanistan.com

  • Dadurch, dass die Temperaturspanne relativ groß ist, benötigt man sowohl für warme als auch kalte Temperaturen Kleidung. Sehr empfehlenswert ist ein Merinoshirt, das nicht so schnell anfängt zu riechen. Lange Kleidung ist für Afghanistan (auch wegen der Sonneneinstrahlung) empfehlenswert.
  • Schuhwerk: Ich trage sehr gern die Meindl Bozen bzw. Brixen und schwöre quasi auf diesen Schuh. Er hat mich in Bolivien bis 5000 m begleitet und auch bei 40 °C in Pakistan. Alles kein Problem. Und dieser Schuh sieht auch eher dezent aus. Man möchte nicht wie ein Außerirdischer mit Hightech-Schuhen in einer extrem armen Region auffallen. Allgemein ist dezente Bekleidung besser als auffallende Farben und Muster.
  • Ich hatte auch einen warmen Schlafsack dabei. Prinzipiell gibt es aber in jeder Unterkunft ein Bett. Sinnvollerweise hat man jedoch zumindest ein Inlet dabei, so bleiben die Läuse draußen!
  • Da ich ca. 20 kg Gepäck hatte, nahm ich für die Wanderungen auch Trekkingstöcke mit, welche mir gute Dienste geleistet haben.
  • Ich fotografiere gern analog. Bei dieser Reise hatte ich eine Leica M4 dabei mit ungefähr 20 Filmen Ilford Delta 400. Der Vorteil ist, dass ich damit nicht auf Elektrizität angewiesen bin und auch niemand die Fotos vor dem Entwickeln betrachten kann, beispielsweise Polizisten in China.

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