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Wandern in der Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt in Tschechien

Wandern in der Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt in Tschechien

In einer Kletterzeitschrift ist mir ein Artikel über das Kaminklettern im tschechischen Adršpach (Adersbach) aufgefallen. Das klang nach Wanderabenteuer in einer ruhigen und etwas abgelegenen Gegend. Genau unser Ding! Trotz des mürrischen Wetters, das besonders bei unserem Jungen die Wanderlust jeden Tag auf die Probe gestellt hat, haben wir die Felsenstädte in unser Herz geschlossen, sodass Adersbach im Sommer auf jeden Fall für Kletter- und Wanderausflüge auf dem Plan steht.

Unsere Resturlaubstage mussten Anfang März aufgebraucht werden. Für einen Skiurlaub war der Schnee schon zu sehr weggetaut, für sonstige Sommeraktivitäten war der Frühlingsanfang noch sehr frisch und regnerisch. Und für sonstige Last-Minute-Spontaneitäten waren die fünf Tage nicht lohnenswert. So richtig wussten wir nicht, wohin mit uns. Die Wandergebiete rund um Leipzig hatten wir in den letzten Jahren schon abgeklappert und Lust auf einen – wenn auch kurzen – Tapetenwechsel.

Das Sandsteingebiet Adersbach liegt ca. 4,5 Stunden Fahrt (über Polen) von Leipzig entfernt und ist, ähnlich wie die Sächsische und Böhmische Schweiz, durch Zeit, Wind, Sonne und Wasser über Jahrtausende geformt worden. Die Besonderheit dieser Gegend ist, dass die Felswände sehr eng beieinander stehen, sodass man das Gefühl hat, in einer märchenhaften Felsenstadt unterwegs zu sein. Die meisten Routen befinden sich im Naturschutzgebiet, die wirklichen „Perlen“ der Gegend – die Adersbacher Wände und die Weckelsdorfer Felsenstadt (Adršpašsko-Teplické skály) – sind deswegen auch eintrittspflichtig (2-3 Euro/ Person, die sich unbedingt lohnen). Am Eingang wird eine Wanderkarte ausgehändigt (auch auf Deutsch), die interessante Tipps und historische Infos enthält. Da es ziemlich schwierig ist, ordentliche Wanderführer für diese Gegend zu bekommen, waren die Infoflyer sehr hilfreich.

In den Naturparks sind Wanderwege angelegt, die nur von den Kletterern verlassen werden dürfen, um zu den Kletterfelsen zu gelangen. Der Grund dafür sind die sehr empfindliche Flora und Fauna mit seltenen Pflanzen- und Tierarten, die teilweise auch nur dort vorkommen. Die Wanderrouten sind sehr abwechslungsreich gestaltet: Man schlendert durch Schluchten und Felslabyrinthe und nach jeder Kurve gibt es eine atemberaubende Aussicht zum Staunen über die Launen der Natur. Beide Parks werden von kleinen Bächen mit glasklarem Wasser durchquert, die einem höhergelegenen Moorgebiet entspringen und die Wanderer hin und wieder mit einem herabstürzenden Wasserfall (bis zu 16 Meter hoch) überraschen. Besonders zu empfehlen ist der sogenannte sibirische Kanyon (Weckelsdorfer Felsenstadt): eine enge, ca. 100 Meter tiefe Schlucht, in der bis Juni Schnee liegen bleiben kann (bei uns war es 1 Meter).

Die Routen sind sehr kinderfreundlich, Teile des Parks sind auch mit Kinderwagen problemlos machbar. Unser 5-Jähriger Sohn hat es sich zum Spaß gemacht, in den wirklich einmalig geformten Felsformationen verschiedene Tiere und Fabelwesen zu entdecken – so wird es selbst einem Wandermuffel nicht langweilig. In der Weckelsdorfer Felsenstadt gibt es auch eine Burgruine aus dem 13. Jahrhundert. Diese ist über eine in die Felsen eingebaute Leiter mit 300 Stufen zu erreichen und bietet oben eine wunderschöne Aussicht. Die Besteigung ist allerdings nicht ohne, besonders für Kleinkinder. Wer sich das antun möchte, sollte unbedingt schwindelfrei sein.

Das Einzige, was wir vermisst haben, waren die Toiletten. Eine Wanderung mit Kleinkindern kann schon 4 bis 5 Stunden dauern und in Anbetracht dessen, dass man die Wanderwege nicht verlassen darf, muss man den eigenen Körper schon ganz schön im Griff haben. Also am besten vorher gut in sich gehen.

Wir sind  noch nicht in den Genuss gekommen, die zahlreichen Klettermöglichkeiten auszuprobieren. Zum Teil waren die Felsen noch mit Schnee bedeckt, zum anderen waren die Schwierigkeitsgrade im Naturpark weit außerhalb unserer Kletterfähigkeiten. Das „einfachste“, das wir gesehen haben, war eine VII. Doch gerade in diesem Gebiet sind die Klettergrade mit Vorsicht zu genießen: Die Routen werden in der Regel mit einer „durchschnittlichen“ Schwierigkeit angegeben. Es kann also vorkommen, dass eine VII aus einer V und einer IX zusammengesetzt ist. Die sehr spärliche Anzahl der teilweise angerosteten Ringe hat uns zum Entschluss gebracht, doch lieber die Felsen von unten zu bewundern.

Aber wer sich davon nicht abschrecken lässt und eine Schwäche fürs Kaminklettern hat, wird in der Felsenstadt auf jeden Fall auf seine Kosten kommen!

Einen Tagesausflug wert ist eine Erhebung in der Nähe der Ortschaft Bučovice (30 Minuten Fahrt von Adersbach). Dort sind die Felsen um einiges griffiger und strukturierter und eher im unteren Schwierigkeitsgrad angesiedelt. Viele Abseilringe lassen sich mit ein wenig Kraxeln auch vom Wanderweg erreichen, sodass man auch ohne Vorstieg seinen Kletterspaß haben kann. Das Gebiet ist für Kinder besonders gut geeignet, weil man fast jeden Felsen hochkrabbeln kann. Auf dem Hügel gibt es eine Art Ferienlager mit kleinen, gemütlichen Holzhütten mit Selbstversorgung, Grill und Lagerfeuerplatz. Im Sommer sicherlich eine gute und kostengünstige Alternative für Schulklassen oder größere Gruppen.

Übrigens: Im Centrum Walzel (eine Art Freizeitzentrum in Meziměstí) gibt es die einzige Indoor-Klettermöglichkeit in der Region.

Beste Reisezeit

365 Tage im Jahr 😊 In den Sommerferien können die Campingplätze jedoch ziemlich voll sein.

Anreise

Am besten mit dem Auto (ca. 5 Stunden Fahrt von Leipzig aus).

Fortbewegung vor Ort

Wenn man in Adersbach oder Weckelsdorf nächtigt, kann man das Auto auch stehen lassen, denn die meisten Startpunkte befinden sich im Ort. Ansonsten gibt es an den Straßenrändern genügend Parkplätze. Die Straßen sind top. Im Wald sind viele Wege auch mit dem Fahrrad gut machbar.

Geld

In den Ortschaften Adersbach und Weckelsdorf gibt es Geldautomaten. Es ist ratsam, eine größere Summe abzuheben, um die Bearbeitungsgebühren (ca. 5 Euro) zu sparen. In den Geschäften und meistens auch Lokalen (lieber vorher nachfragen) ist Kartenzahlung absolut unproblematisch. Die Lebenskosten sind etwas geringer als in Deutschland.

Sprache

Tschechisch. Die meisten sprechen aber auch gutes Englisch.

Übernachtung

Sowohl in Adersbach als auch in Weckelsdorf gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in allen Preis- und Komfortklassen. Bedingt durch die Jahreszeit (März) waren viele noch außer Betrieb; im Hochsommer ist es aber sicherlich empfehlenswert, sich vorher zu erkundigen, da besonders die Zeltplätze bei Schulklassen sehr beliebt sind. Unser Favorit war eine gemütliche Ferienwohnung im Haus der ehemaligen Mühle in Weckelsdorf (Apartmány Ve Mlýně/ Ubytování Ve Mlýně). Auch wenn im Landesdurchschnitt eher im oberen Preisbereich einzuordnen (40-60 €/Nacht), ist die Ferienwohnung aufgrund der supergünstigen Lage, der Gemütlichkeit, Gastfreundschaft und des leckeren Frühstücks sehr zu empfehlen.

Verpflegung

Was soll ich sagen? – Bier und Gulasch mit Knödel an jeder Ecke! Besonderer Tipp: Restaurace Švejk im Centrum Walzel in Meziměstí. Preiswert und sehr sehr lecker (besonders die tschechische Pilzsuppe mit Dillöl). Auch Vegetarier werden hier fündig – was bei den Tschechen sonst nicht immer der Fall ist.

Festes Schuhwerk ist bei den Wanderungen ein Muss!

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