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Von Florenz nach Siena: Pilgerreise durch die Toskana

Von Florenz nach Siena: Pilgerreise durch die Toskana

Eine mehrtägige Wanderung von Florenz nach Siena, das Herz der Toskana erkunden. Klingt romantisch oder? Eine Strecke von ca. 90 km durch das Chianti-Weinbaugebiet mit drei Übernachtungen in traditionellen Dörfern brachte schon in der Planung viel Vorfreude mit sich.

Italien ist ein bekanntes Pilgerland. Schon Martin Luther pilgerte 1512 über Florenz und Siena nach Rom. In Abschnitten konnten auch wir die Pilgerroute Via Francigena (Frankenweg) nutzen. Diese führt von Canterbury in England nach Rom, ist aber nicht sonderlich frequentiert. Wir waren auf unserer Wanderung meist allein unterwegs. Städte wie Florenz und Siena ziehen hingegen große Touristenmengen an. Trotzdem sind diese Städte natürlich sehr sehenswert.

Wir sind keine erfahrenen Pilger. Normalerweise machen wir Urlaub mit Fahrrad und Zelt. Eine mehrtägige Rucksacktour in Italien war für zunächst eine ziemlich abenteuerliche Vorstellung: Was wird passieren, wenn der Schuh drückt, der Rücken wehtut, das Wetter plötzlich umschlägt und die Etappe deswegen nicht machbar ist? Alle Zweifel an der Machbarkeit haben wir jedoch als positives Kribbeln im Bauch akzeptiert. Der Großteil der Strecke hat wie geplant geklappt.

Hilfreich waren in der Vorbereitungsphase Internetseiten über das Pilgern allgemein. Hier findet man sehr viel zu den bekannten Jakobswegen, die alle Santiago de Compostela zum Ziel haben (Camino de Santiago). Eine tägliche Wegdistanz von 26 km wird auf dem Jakobsweg als Durchschnitt angegeben.

Um uns auf die Toskana vorzubereiten, haben wir die offizielle Webseite der Region studiert. Hier gibt es neben kulturellen Tipps und aktuellen Events sogar detaillierte Infos zu Strecken sowie Karten zum Download.

Die Route hat sich aus der Lage unserer Airbnbs in Abständen von 25 – 30 km ergeben. Bei der Planung haben wir darauf geachtet, das bekannte Chianti-Gebiet zu durchqueren.

Unsere Etappen:

Florenz — Galluzzo — Tavarnuzze — Spedaletto — San Casciano

San Casciano — Mercatale — Valigondoli — Panzano in Chianti

Panzano in Chianti — Volpaia — Radda in Chianti — San Giusto in Salcio — Vagliagli

Vagliagli — Corsignano — Certosa di Ponignano — Monteliscai — Le Tolfe — Siena

Landschaftlich hat die Toskana einiges zu bieten. Unsere Tour führte zu großen Teilen durch Olivenhaine, Weinberge, Wälder und über Wiesen und Felder. Oft befinden sich Orte in erhöhter Lage. Man findet viele Burgen und eindrucksvolle Kirchen. Typisch für die Toskana sind auch die Zypressen.

Beim nächsten Mal würden wir die Tour in fünf Etappen planen. Wir hatten oft nicht ausreichend Zeit, uns die wunderschönen Orte anzuschauen, da wir jeden Tag eine sportliche Wegdistanz von 25-30 km geplant hatten.

Echte Erlebnisse unserer Wanderung waren die befestigten Ortschaften Volpaia und Radda in Chianti, die wir am dritten Tag besuchten. Beide befinden sich in strategisch erhöhter Lage und sind in einwandfreiem, mittelalterlichem Zustand erhalten.

Volpaia wurde um 1172 erstmals schriftlich erwähnt. Die Festung liegt an einem wichtigen Punkt in der Mitte des Chianti-Gebiets und war über Jahrhunderte den Gefechten zwischen Florenz und Siena ausgesetzt. Es besteht nur aus wenigen Häusern, einem Weingut, Olivenhainen und einer Ölmühle.

Der Besuch von Volpaia wurde uns von Einheimischen empfohlen und hat sich echt gelohnt. Wir sind von Panzano ungefähr 8 km zusätzlich gelaufen, jedoch war dieser Weg bereits ein Abenteuer. An diesem Tag war das Wetter sehr wechselhaft. Vom Gewitterregen bis zu brennendem Sonnenschein war alles dabei. Der Weg nach Radda war körperlich anstrengend bis erschöpfend. Oben angekommen haben wir uns zuerst ein Eis gegönnt. Unser Blick zurück auf die hügelige Landschaft war atemberaubend. An diesem Tag lag unser Ziel in einer kleinen Ortschaft ca. 10 km von Radda entfernt. Die Unterkunft Borgo Carpineto in Vagliagli ist sehr gemütlich und die Gastgeber sind einfach eine Klasse für sich.

Beste Reisezeit

Die beste Zeit für eine Wanderung durch die Toskana ist das Frühjahr. Die Temperaturen sind im April schon recht angenehm und bis Ende Mai erträglich. Reiseführer empfehlen auch die Zeit der Weinlese in den Herbstmonaten September, Oktober und November.

Anreise

Wir haben die 4-tägige Wandertour in unsere 10-tägige Italienreise integriert. Täglich gibt es eine gute Flugverbindung von Berlin Schönefeld (SXF) nach Venedig Treviso (TSF). Um teure Shuttelbusse in die Stadt zu vermeiden, nutzt man am besten den öffentlichen Nahverkehr. Mit dem Bus geht es nach Treviso Centrale und dann mit dem Regionalzug nach Venezia Santa Lucia (zusammen ca. 5 €. Zum Vergleich: Der Shuttlebus liegt bei 25 €). Von Venedig sind wir mit einem kostengünstigen Fernbus (FlixBus Linie 540) nach Florenz gefahren. Dort haben wir unsere Schuhe geschnürt und die Rucksäcke geschultert.

Verpflegung

Die Toskana bei Touristen beliebt und natürlich keine Region, um Geld zu sparen. Für eine Kugel Eis zahlt man schnell 5 Euro. Lebensmittel kann man jedoch zu vergleichbaren Preisen im Supermarkt kaufen. Wir haben uns über den Tag mit Butterbrot, Käse und Tomaten ernährt und am Abend gekocht oder im Restaurant (meistens einer Osteria) gegessen.

Geld

Vor der Reise haben wir Bargeld abgehoben, um die Nutzungsgebühren der an der Strecke vorhandenen Geldautomaten zu umgehen. Kartenzahlung wäre jedoch überall möglich gewesen.

Übernachtung

Übernachtungen haben wir im Voraus über Airbnb gebucht. Hier bieten Privatpersonen ihre Gästezimmer an.

Sprache

Mit ein paar Worten Italienisch und Englisch konnten wir uns gut verständigen. Italienern fällt es häufig schwer, English zu sprechen.

  • Die Strecke ist für den engagierten Wanderer in 4 oder 5 Tagen machbar, jedoch sollte leicht gepackt werden. Wir haben 10 kg Gepäck pro Person verteilt. Das ist mit einem 40- bis 50-Liter-Rucksack gut zu machen. Wichtig war es uns, genug Platz für Einkäufe und vor allem Wasser im Rucksack zu lassen.
  • Blasen an den Füßen sind der Feind des Wanderers, daher gilt es, sobald es zwickt, zu handeln und Pflaster zu kleben!
  • Für den optimalen Grip und ausreichend Stabilität sorgten leichte Wanderschuhe, die über unsere Knöchel reichten. Wir haben die Schuhe mit unseren Wandersocken ausprobiert und auch über längere Zeit im Alltag getragen.
  • Wichtig waren auch der Schutz gegen die Sonne (Sonnenmütze, Sonnenbrille und Sonnencreme) sowie ein Schaltuch, ein kleines Taschenmesser und ein GPS-fähiges Handy mit der kostenlosen Karten-App Maps.me sowie eine 15.000-mAh-PowerBank.

Zur Navigation auf der Tour haben wir eine Faltkarte von Kompass (Maßstab 1:50.000) verwendet. Diese ist als Freizeit- und Tourenkarte sehr gut geeignet. Man findet beruhigte Straßen die rot als Wander-/Pilgerrouten ausgewiesen sind.

Für die genau Navigation in Ortschaften und Städten haben wir die Karten-App maps.me genutzt, welche auch offline funktioniert. Hier kann man Stecknadeln in verschiedenen Farben in die Karte einsetzen und so die Route und interessante Orte markieren.

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