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Familienurlaub in der Hohen Tatra

Familienurlaub in der Hohen Tatra

Die Hohe Tatra ist sehr vielgestaltig und hat Naturfans so ziemlich alles zu bieten. Aufgrund der kompakten Lage ist das Bergmassiv besonders gut geeignet, um Kindern die Begeisterung für den Bergsport zu vermitteln. Doch nicht nur zum Wandern ist dieser riesengroße Naturspielplatz zum Austoben für Groß und Klein geeignet!

Nach den letzten Reiseerlebnissen und ausschließlich positiven Erfahrungen mit der einen oder anderen Überraschung bei unseren osteuropäischen Nachbarn stand diesen Sommer die Erkundung der Hohen Tatra auf dem Plan. Als höchster Teil der Karpaten mit mehr als vierzig 2000er-Gipfeln und im vertikalen Vergleich nur um wenige Hundert Meter „kleiner“ als die Zugspitze.

Besondere persönliche Herausforderungen dabei waren das erste Mal wochenlanges Campen sowie die erste Hochgebirgserfahrung mit unserem 5-jährigen Sohn mit dem besonderem Highlight: das Testen unseres kurz vor dem Urlaub neu ergatterten Ally-Faltkanus. Wir hatten über drei Wochen Zeit und haben uns entschlossen, beide (sehr unterschiedliche) Seiten der Tatra zu erkunden. In diesem Teil des Berichtes geht es um den polnischen Teil.

Die Anreise von Leipzig aus verläuft recht unkompliziert über die A4, und ist, je nachdem, wie gerne man Auto fährt, auch an einem Tag machbar (7-8 Stunden Fahrzeit). Wir haben die Gelegenheit genutzt und einen Tag in der wunderschönen Stadt Kraków pausiert. Zu empfehlen gibt es da nicht wirklich etwas Konkretes – einfach rein in die Stadt, die Zeit vergessen und genießen …

Am nächsten Tag hat uns der Himmel mit einem gefühlt 1000-jährigem Regen begrüßt, der laut der Wetter-App in den nächsten Tagen nicht aufhören sollte. Die Perspektive, im Dauerregen das Zelt aufzubauen und tagelang nass zu bleiben, haben wir schnell gegen eine spontan gebuchte Ferienwohnung direkt in Zakopane eingetauscht.

Zakopane ist so was wie Mekka für polnische Naturfreunde. Das Städtchen ist sehr touristisch, aber auch sehr authentisch. Auffällig sind die Holz-Häuser im Zakopane-Baustil (Witkiewicz-Stil), der in dieser Region entwickelt wurde und weltweit einmalig ist. Von hier aus lassen sich beinahe alle Startpunkte in der Umgebung erreichen. Es empfiehlt sich, das Auto stehen zu lassen und auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen, da die Parkgebühren in unmittelbarer Nähe der Wanderrouten recht hoch sind (5-10 €). Mit den Bussen lassen sich fast alle Ziele gut erreichen. Unser absolutes Favorit ist der Berg Kasprowy Wierch (knapp 2000 m üNN), den man entweder zu Fuß oder mit der Seilbahn erreichen kann. Die Seilbahn-Variante ist für Wanderungen mit Kindern sinnvoll, da man sich so den 4-5 Stunden dauernden Aufstieg spart. Vom Gipfel aus kann man wunderschöne Kammwanderungen in allen möglichen Schwierigkeitsstufen machen, hinter jeder Kurve warten atemberaubende Ausblicke herunter ins Tal mit zahlreichen tiefblauen Bergseen oder hinauf zum nächsten Gipfel. Die Wanderwege sind, beispielsweise im Vergleich zu den Alpen, kaum gesichert (auch bei steileren Abstiegen), aber breit genug und solide ausgebaut. Die meisten Abstiege führen an den Bergseen vorbei, in denen man die nach dem Abstieg geschundenen Füße abkühlen kann. Für eine Tour mit Seilbahnfahrt, Kammwanderung und Abstieg zum Ausgangspunkt sollten „Normalsportliche“ mit Kindern einen ganzen Tag einplanen.

Zwei Dinge sollte man beim Wandern in der Hohen Tatra nicht unterschätzen:

  • Wetter: Gewitter waren unsere beinahe täglichen Besucher, meistens nachmittags und teilweise sehr heftig. Die Wetterprognosen waren recht zuverlässig und es ist unbedingt ratsam, vor der Wanderung einen Blick darauf zu werfen.
  • Verlassen der Wanderwege: Trotz nicht übersehbarer Warnhinweisen haben wir einmal den Fehler gemacht und sind vom „offiziellen“ Wanderweg in einen Waldpfad abgebogen, um eine Abkürzung zu nehmen. Der Weg verwandelte sich Schritt für Schritt in einen abschüssigen Brombeer-Brennnessel-Dschungel mit kreuz und quer liegenden Baumstämmen (vermutlich nach einem Sturm). Als wir umkehren wollten, waren wir bereits ziemlich weit unten und so tief im dichten Wald, dass das Umkehren unmöglich erschien. Stunden später war der „Überlebenskampf“ vorbei und wir haben total blutig zerkratzt und erstaunt über doch so wenig Zecken die Straße erreicht. Der einzige Vorteil: Man findet auf solchen Wegen sehr viele leckere Beeren, aber deswegen ist eine Begegnung mit Bären auch nicht ausgeschlossen.

Der polnische Teil der Hohen Tatra hat aber nicht nur Berge zu bieten. Auch Wassersportfans kommen hier auf ihre Kosten, denn neben den zahlreichen Thermal- und Spaßbädern (als Schlechtwetter-Variante) gibt es einen sehenswerten Stausee Jezioro Czorsztyńskie (ca. 30 Minuten Autofahrt von Zakopane entfernt), den wir gleich als Testobjekt für unser Faltboot ausgesucht haben. Mit fast 13 km Länge und umgeben von wunderschöner Natur bietet er sowohl Wassersport- als auch Bademöglichkeiten für alle Altersgruppen. Doch als wäre es nicht genug: Neben den Naturschauplätzen gibt es noch zwei alte Burgruinen und die Staumauer für Fans der Ingenieurkunst zu besichtigen.

Bekannt sind auch die Floßfahrten auf dem Dunajec, die wir allerdings aufgrund der anderen Aktivitäten nicht ausprobiert haben.

Um Chaos im Zelt zu vermeiden, hatten wir drei  stapelbare Kisten dabei (eine für die Erwachsenen, eine fürs Kind und eine für den Kochkram), die wir im Zwischenzelt immer ordentlich aufeinanderstellen konnten. Das unvermeidbare Chaos konnte somit in der Kiste bleiben und es war trotzdem strukturiert.

Den Kindern sollte gleich am Anfang klargemacht werden, wie wichtig die nächtliche Ruhe ist – deswegen immer das Mückennetz geschlossen halten und schön brav vor dem Schlafen auf die Toilette gehen 😊 Ein großer Vorteil (und manchmal auch Nachteil) von Camping auf einem Zeltplatz ist, dass man nicht alleine ist. Nach unserer Erfahrung sind ca. 30 % Familien mit Kindern, sodass die Kleinen sich ungestört austoben können.

Unser Sohn war sehr begeistert vom Zelten und wollte gar nicht in die Ferienwohnung umziehen.

Beste Reisezeit

Wenn man etwas mehr Ruhe genießen möchte, dann sicherlich außerhalb der Ferienzeit. Uns hat es allerdings nicht wirklich gestört, denn oben auf den Gipfeln findet man auf jeden Fall seine Ruhe.

Anreise

Wenn man viel Zeit und wenig Gepäck hat, ist die Anreise mit dem Zug möglich. Öffentliche Verkehrsmittel sind recht zuverlässig und günstig. Die Anreise mit dem Auto bietet sicherlich deutlich mehr Flexibilität.

Fortbewegung vor Ort

Fahrrad, zu Fuß, ÖPNV, Auto – alles ist möglich

Geld

Die Landeswährung sind polnische Złoty, wobei meistens auch der Euro akzeptiert wird, wenn man den großzügig aufgerundeten Kurs in Kauf nimmt. Kartenzahlung ist quasi an jedem Kaugummiautomaten möglich und auch gern gesehen.

Sprache

Polnisch, Russisch, Englisch

Übernachtung

  • Kraków: Als Übernachtung empfiehlt sich das Chilli Hostel (chilli-hostel.krakowhotels.net), weil a) sehr zentral gelegen, b) unschlagbar günstig und c) die Hostelbesitzerin trägt ein Micky-Maus-Kostüm!
  • Zakopane und polnischer Teil der Hohen Tatra: Ferienwohnungen/Zimmer/Apartments gibt es in der Region wie Sand am Meer und selbst in der Hochsaison haben wir immer spontan etwas Passendes gefunden. Wenn man Wert auf Selbstverpflegung legt, sollte man sich im Vorfeld allerdings stets nach der Kochmöglichkeit erkundigen, denn eine Kochnische ist nicht selbstverständlich.
  • In unmittelbarer Nähe von Zakopane  hatten wir einen sehr gemütlichen Campingplatz (campingharenda.pl) mit Duschmöglichkeiten und Waschmaschine mit Trockner (auch kein selbstverständlicher Luxus), leider ohne  Kochmöglichkeit. Bushaltestelle und Einkaufsmöglichkeiten sind in fußläufiger Nähe vorhanden.

Verpflegung

Unbedingt zu empfehlen ist der leckere, geräucherte Schafskäse (sehr mild, wie Mozarella), der an jeder Ecke in sehr kreativ geformten Stückchen direkt auf die Hand verkauft wird. Wenn man auf Hausmannskost Wert legt, dann sind auch die zahlreichen Verkaufsstände entlang der Straßen zu empfehlen, an denen die Omas ihre selbstgemachten Marmeladen, geschleuderten Honig und gestrickte Socken anbieten. Traditionelles Essen ist im allgemeinen sehr reich- und fleischhaltig und sehr lecker. Unser Favorit waren Piroggen (Teigtaschen) mit Kraut-, Pilz- oder Fleischfüllung.

Wir hatten den Wanderführer „Hohe Tatra: Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen“ vom Rother Bergverlag dabei, den ich gut empfehlen kann. Ganz am Anfang ist eine grobe Übersichtskarte (1:400.000) mit den einzelnen Touren vorhanden, die auch nach Farben (also Schwierigkeitsgraden) unterschieden sind. Nicht abschrecken lassen: Die Routen werden nicht mehr als kinderfreundlich bezeichnet, wenn die durchschnittliche Wanderdauer 2 Stunden übersteigt. Man kann also auch unproblematisch die meisten roten (mittelschweren) Touren mit Kind machen, wenn man auch längere Strecken gewohnt ist. Ansonsten haben wir im Vorfeld die Karten etwas genauer unter die Lupe genommen und haben uns so die Highlights ausgesucht. Dadurch, dass die Tatra recht gut erschlossen ist, kann man sich aber auch direkt vor Ort und spontan orientieren. Übrigens: In den meisten Läden (z. B. Versorgungshütten, Zeitungskioske, Post …) findet man vor Ort sehr gute Wanderkarten (auf Englisch).

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